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Pulsnitzer Wochenblatt lelegr.-KLr.: Wochenblatt Pulsnitz 5lmts des k^önigl. Amtsgerichts und des 5tadtrates zu Pulsnitz Ac. 68. Sonnaöend, den 6. Juni 1908. 60. Jahrgang Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. Vie künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 pk., Lokalpreis l 0 pk. Reklame 25 pk. Bei Wiederholungen Rabatt. und Zeitung RR" Matt iür den Pulsnitz Ortschaften ^Pulsnitz Pulsnitz m. s., Vollung, Srotzröhrsdork, lZretnig, Zausvvalde, Ohorn, Obersteina, Niedsr- ' IUI VEII ^UlvIlll),stsma,Weltzbach,Ober-u.vieLsrl,chtenau,§r>sdersdork-IhiemsnLork,Mittelbach,Srotznaundork,Lichtenberg,Mein-Vittmannsdork. vruch und Verlag von C. L. körster's Erven (lnh.: F. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, lZismarckplatz vr. 265. Verantwortlicher Redakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. lZszirKs-plNZSIger Erscheint: Vienstag, vonnerstag u.Sonnabend. Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Daus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. Pfingsten, Pfingsten! — Hört ihr es zittern Leif durch die Lüfte wie Nachtigall-Laut? Lächelnd nun grüßt nach des Lenzes Gewittern Leuchtender Himmel die Erde als Braut. Und zu der Schöpfung herrlichster Feier Duftet die Blume, murmelt der Strom, Rühret der Wald seine rauschende Leier, Hallet die Glocke vom ragenden Dom. K MOtli! Pfingsten, Pfingsten! — Zaubergewaltig Geht an die Menschen dein lockender Gruß. Siehe, da regt es sich tausendgestaltig; Wanderlust rieselt durch jeglichen Fuß. Wieder wie einst zieht in seligen Schauern Sehnsucht der Jugend das Alter hinaus; Und wer gebannt in bedrückenden Mauern, l Pflanzt sich im Maien den Frühling ans Haus. Pfingsten, Pfingsten! — Tröstliches Klingen! Löse, mein Volk, dich aus bänglicher Haft! Kämpfest du auch in erbittertem Ringen, Wie zu entfalten die schaffende Kraft: Einmal schon sahst du in glücklichen Tagen, Wie sich in Eintracht erfüllte dein Traum — Einst auch im Pstngstschmuck siehst du ihn ragen, Friedlicher Arbeit blühenden Baum. Nächsten Dienstag, de« 9. I««i, von nachm. 2 Uhr ab, soll in Ohorn, Brand-Kat. Ur. Li9, «eben der niederen Kusch«,Atzte, für Rechnung, ein größerer Posten verschiedener Nachlaßgegenstände gegen Karxahinng meistbietend versteigert werden, Kleider-, 1 Küche»schrank, I Sofa, 1 Kommode, 1 Näh ¬ maschine, 1 Wanduhr, Matratze», SettsteUen, Stühle, Tische, Spiegel, allerhand Küchcn^räte, Messer, Gabel«, Glaser, Töpfe, Eimer pp., verschiedene Frauenkleidnng, Jackels, Klausen, Rocke, Schurzen, Strümpfe, Hemden, Haube», Kagstchüllen, Hand- n«d Wischtücher, Bettwäsche, Körbe und viele andere Gegenstände, sowie ein Herren-Wiuterüberzieher, 1 graner Anzug und 1 Zacket. Pulsnitz, den 4. Juni 1908 ver SericbtsvoUzieber dss^KSnigUcden Nmtsgsricdts. ZekMlMMh, NshkMlPMW bevOO. Die diesjährige Kirschennntzung der Stadtgemeinde Pulsnitz an ^^n1snitz-Ohor«-Kr-tntger Straße soll Mtwoch, den W8, mÄiilkgs v-5 Ur im Rkstanrant Mrrgergarten^öffentttch^ meistbietend verpachtet Pachtbedingungen werden vorher bekannt gegeben. Das Pachtgeld ist sofort zu bezahlen. Stavtrat. Or. Michael, Bürgermeister. vis Sparkassenvskwallung. ——- - Vie Semeinds und das Mttsrgut Odorn verpachten ih^ diesMigtn Rirschtn-Ullhungtil tOsttxvock, den 10. Juni, abends 7 Uhr in der Sübnerschen tttastwirtschaft Ohorn. Vie Sparkasse Horn MschkA-Epachtung. Sonnabend, den 13. Juni, abends 7 Uhr soll im Restaurator Post die Nirfckennutzung gegen Barzahlung versteigert werden. Lichtenberg ver Ssmeindsrat. Das Wichtigste vom Hage. Beide Kammern des sächsischen Landtages haben sich gestern bis zum 28. Oktober d. I. vertagt. König Friedrich August hat sich mit seinen drei Söhnen gestern abend nach Tarvis begeben. Grete Beier wurde gestern zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Ehrengericht soll gegen den Grafen Hohenau den schärfsten/ehrengerichtlichen Spruch gefällt haben. In die Eulenburg-Affäre erscheint jetzt auch der Kgl. Kammerherr Graf Edgar v. Wedel verwickelt. Graf v. Wedel soll vom Kaiser aller seiner Aemter enthoben worden sein; die Flucht des Grafen wird vorder „Nat.-Ztg." dementiert. Prof. Schnitzer dementiert alle Nachrichten über seinen Widerruf. An der deutschen Universität und Technischen Hoch schule in Prag werden keine Vorlesungen gehalten. Im englischen Unterhause kam es gestern bezüglich der Reise König Eduards nach Rußland zu einer sehr erregten Debatte.^ Ter Schah von Persien hält^sich mit seinem Hofe in einem Garten vor der Stadt Teheran auf; er versprach auf Drängen des Parlaments, in weni gen Tagen nach der Stadt zurückzukehren. vls grunvlsgsndsn Sorvsrungsn kür Vis Reform Vor 6rbeitsrvsrsicbsrung Wenn auch noch keine Gesetzesvorlage seitens des Bundesrates für die Reform der Arbeiterversicherungen vorliegt, ;o muß doch Wert darauf gelegt werden, daß schon jetzt m aller Oeffentlichkeit klargelegt wird, wo die Resormen einzusetzen haben. Das Wichtigste und Drin gendste bei der bevorstehenden Abänderung der Arbeiter versicherungsgesetze ist die Reform der Krankenversicherung. Erst der letzte Krankenkassenkonkreß hat die Notwendig keit, in eine umfassende organische Reform dieses Ver sicherungszweiges einzutreten, deutlich erwiesen. Es wird sich vor allen Dingen darum handeln, daß die jetzige, den Forderungen von Recht und Billigkeit nicht ent sprechende Zusammensetzung der Kassenverwaltung revi diert wird. Wie schon unter der Amtsführung des Grafen Posadowsky bekannt und bestätigt worden ist, be steht die Absicht, die Krankenkassenverwaltungen für Ar beiter und Arbeitgeber paritätisch zu gestalten. Die Ar beitgeber — die sich in ihrem Organe dazu auch bereit erklärt haben — sollen fortan ebenso wie die Arbeiter je die Hälfte der Kosten tragen. Demgemäß sollen die Kassenvorstände fortan zu gleichen Teilen aus Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeiter, anstatt wie bisher zu einem Drittel aus Arbeitgeber- und zu zwei Drittel aus Arbeitnehmer-Vertretern bestehen. Wie aber das Zentral blatt für das deutsche Baugewerbe mitteilt, s ll bei der Beschlußfassung der Kassenvorstände über Krankenunter stützungen und Beiträge auch in Zukunft den Arbeiter Vertretern die Zweidrittelmehrheit gewährleistet werden. Den Vorsitz soll jedoch in jedem Falle ein unparteiischer Beamter führen. Das Zentralblatt für das Baugewerbe äußert über diese Vorschläge große Unzufriedenheit, es erblickt darin eine Verminderung der Rechte der Arbeit geber und eine Vermehrung der Rechte der Arbeiter. Auch scheint man in vielen Kreisen eine Aushebung der Selbstverwaltung der Arbeiterversicherung zu befürchten. Es ist aber an eine Beseitigung der Selbstverwaltung als solche keinesfalls zu denken, sondern es handelt sich nur um Vorkehrungen gegen den Mißbrauch der Selbst verwaltung. Was zudem das „Blühen der Krankenkassen" anbelangt, so wird man darüber geteilter Meinung sein können. Wenn, wie wir dies kürzlich bei der Schlesischen Landesversicherungsanstalt festgestellt haben, ein solches Blühen darin besteht, daß über die Berechtigung hinaus das Doppelte von Renten bewilligt wird, so ist dies eben kein günstiges Zeichen der Selbstverwaltung. Die Kranken kassen sind keine Geschäftsbetriebe, aus deren Blüte man nach dem Umfange der Geschäftstätigkeit schließen kann. Die Krankenkasse soll dem Schutze der Versicherten gegen Krankheit und deren Folgen dienen, sie soll aber nicht den Versicherten auf Umwegen weitere materielle Vorteile zuwenden, oder gar der Sozialdemokratie als Hebel für die Verwirklichung ihrer weitablicgenden Bestrebungen zur Verfügung stehen. OertNckss unv Säcksiscdss. putsni. Pfingsten ist gekommen. Wenn das Pfingstfest in de Lande zieht, dann lacht die Welt heiter und schimmernd, wie niemals sonst im Jahre. Vom blauen Aether herab schimmert warm und goldig das ewige Licht in blinkendem Gefunkel. Käfer surren, Schmetterlinge gaukeln und die Quellen rauschen ihren ewigen Sang. Das Lied der Liebe singt rings die Natur, die vor Wochen noch, zum Auserstehungsfeste, das Lied der Sehnsucht gesungen. Alle Leöenswesen stimmen in dieses Lied ein, das zum Pfingstlied wird und in vollen Harmonien rauschend und brausend über die Lande ju belt. Das Lied ist das ewige Lied, das auch unsere Seelen mitjauchzen. Da fühlen wir uns so recht als Glied der Natur, als Wesen allen anderen Lebewesen