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Pulsnitzer Wochenblatt und Zeitung Ielegr.-5ldr.: Wochenblatt Pulsnitz des l^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem rarit. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate kür denselben rag sind bis vormittags lO Uhr aufzugeben. Vie fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. §ernsprecher: Nr. 18. vezirKs-^NZelgSr Erscheint: Dienstag,vonnerstag ».Sonnabend. Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher veilage" und „§ür 6aus und löerd". Llbonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. t.25 bei kreier Zustellung ins Saus, Lurch die Post bezogen Mk. 1.41. Nnitcrblntt siii- NmtcravriLbtsbv^il'b umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srohröhrsdorf, Bretnig, Bauswalde, Ohorn, Obersteina, vieder- LUIllOUlUtk I Ul OOIl 1 l> j-tUlOIUlZ, steina,Weißbach,Ober-u.viLdsrlichtenau,§risdsrsdork-rhismsndorf,Mittelbach,Srotznaundorf,Lichtenberg,klein-vittmannsdork. vruck und Verlag von E. L. §örstsr's Erden (Inh.: I. W. Mohr). Oxpedition: Pulsnitz, Bismarckpiatz Nr.265. Verantwortlicher Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Ac. 44. Konnabend, den 11. April 1908. 60. Jahrgang. Nun sollt ihr in das Leben schreiten! Nun sollt ihr selbst im Kampfe stehn, Bis hierher woll'n wir euch geleiten, Bis hierher woll'n wir mit euch gehn! Alisrmi RmifuMiiötn. Bis hierher durften euch geleiten Der Eltern und der Freunde Schar, Heut sollt ihr selbst ins Leben schreiten; BAibt froh und gut, bleibt treu und wahr! Sorgt, daß nicht Pein und Kram euch quäle, So haltet rein die junge Seele Auf eures Lebens Erdengang! Denkt dieses Tags und dieser Stunde Noch ost und gern und viel zurück, Da ihr vereint in froher Runde Mit ernstem wehmutsvollem Blick Die Jugendjahre sähet scheiden! Ins Leben schreitet ihr hinaus! Dort locken tausend neue Freuden, — Und hier winkt still das Vaterhaus! aller Zeiten Nun aber scheiden sich die Pfade, Die ihr mit uns gewandelt seid. Der Gott der Liebe und der Gnade Sei mit euch heut' und alle Zeit! So geht mit Gott! Er wird euch führen Den rechten Pfad, deß' seid gewiß! Er wird euch Helle Flammen schüren In aller Leiden Finsternis! Habt Gott im Herzen Dann wird es stets euch wohlergehn! Heut sollt ihr selbst ins Leben schreiten Und fortan eig'ne Wege gehn! WMjk MlvmchM-ÄMß Montag, als den 13. Hril 1M, abends V28 W, im Ratskeller, 1 Treppe, ^agesorvnung. Punkt 1. Vectrauensbürgerwahl. „ 2. Beschaffung eines Umformers im Elektrizitätswerk. „ 3. Haushaltplan des Elektrizitätswerkes. " „ der Wasserwerkskasse. " 5. „ der Armenkasse. „ R Errichtung eines Postgebäudes. „ Einfriedigung des König Albert-Denkmals betr. „ 8. Einfriedigung des Wasser-Reservoirs. " Rittergutsherrschaft zu den Schullasten. „ 10. Beitrags-Bewilligung zur Leipziger Konvikt - Stiftung „ 11. Ltromabgabe nach Oberlichtenau und Gersdorf betreffend. Hierauf: Geheime Sitzung. Pulsnitz, den 11. April 1908. Der Stadtverordnsten-Vorstsbsr. Nugust kZsVriÄ». Aas WiHLigke vom Hage. König Friedrich August, der Kronprinz und Prinz Christian nehmen heute an den Festlichkeiten zum ^5 lahngenMilitärdienst-Jubiläum desKönigs beim Lelb-Grenadler.-Regiment teil. Die Zweite Kammer des sächsischen Landtags hat sich ebenfalls bls zum 23. April vertagt. Das Kaiserpaar ist auf Korfu angekommen und vom König von Griechenland festlich empfangen worden. Fürst Bülow ist gestern abend nach Rom abgereist. Am 28. April soll in Brüssel ein Konferenz stattsin- den, die sich mit dem Waffen- und Munitionshan del in Afrika zu beschäftigen hätte. In Süddeutschland sollen heute 60 000 Arbeiter des Malergewerbes ausgesperrt werden. Aus Marokko werden neue Kämpfe gemeldet. In Teheran ist auf die Gattin des österreichisch-unga rischen Gesandten ein Attentat verübt worden. Vie Crkolgs der vlockpolttik^ Nach manchen vergeblichen Anläufen und langwierigen Bemühungen haben die Blockparteien im Reichstage nun doch in der Gesetzgebung für das Deutsche Reich einige namhafte Erfolge erzielt, und eine einheitliche Gestaltung des Vereinsaeietzes, sowie eine Reform des Börsengesetzes erzielt wie sie auch schon früher in dieser Reichstags session eine Milderung in der Anwendung der Strafbe stimmungen über die Majestätsbeleidigungen durchgesetzt hatten. Es wird sicher von keiner Seite behauptet werden, daß diese gesetzgeberischen Neuschöpfungen den idealen Anforderungen des deutschen Volkes im allgemeinen oder denen einer Partei im besonderen entsprechen, aber die neuen Gesetze find ganz entschiedene Fortschritte in der Milderung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Miß stände, und von diesem Gesichtspunkte aus beurteilt sind sie auch praktische Erfolge der Blockpolitik. Es ist von seiten der Sozialdemokraten im Reichstage den Freisinnigen in erregter Weise der Vorwurf gemacht worden, daß' sie ihre Ueberzeugung auf dem Altäre der Blockpolitik ge opfert hätten, und aus den Kreisen der Zentrumspartei ist ja auch eine scharse vom Standpunkte der Zentrums politik sehr begreifliche Kritik an den Gesetzvorlagen, die nun Gesetz geworden sind, geübt worden, aber wann haben jemals alle Parteien des Reichstages sich einstimmig für ein Gesetz erklärt? Große und kleine Gegnerschaften sind bei jeder Gesetzesvorlage zu überwinden, und es bleibt immer nur der Kompromiß, d. h. die Verständigung zwischen einer Parteimehrheit als das einzige Auskunfts mittel übrig, um überhaupt ein Gesetz zustande zu bringen. Die Vorwürfe der Opposition gegenüber den Blockparteien fallen deshalb in nichts zusammen, wenn man bedenkt, daß im deutschen Reichstage sieben Parteien sitzen, die in ihren Grundprinzipien Gegner sind. Im neuen Vereins gesetz sind ja auch wesentliche Fortschritte im Sinne der allgemeinen Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetze er reicht worden, denn das neue Vereinsgesetz verbürgt die vollkommene Freiheit der Wahlversammlungen und die Gleichstellung der Frauen mit den Männern inbezug auf das Versammlungsrecht. Inbezug auf die Reform des Börsengesetzes ist zu bemerken, daß das bisherige Gesetz der Börse eine Zwangsjacke angelegt hatte, und daß die Reform diese Zwangsjacke im wesentlichen dadurch be seitigt hat, daß das Börsenregister und das Verbot des Börsenterminhandels ebenfalls beseitigt worden ist und auch andere Beschränkungen in den Börsengesellschaften aufgehoben worden sind. So kann man jedenfalls sagen, baß die neuen durch das Zusammenhalten der Block parteien und durch das Entgegenkommen der Regierung er reichten Gesetze einen Erfolg im Sinnedes Fortschrittes und Ler Freiheit bedeuten, und wenn die Blockparteien sich durch gegenseitige Nachgibigkeit und einiges Entgegenkommen für das Programm verständigt haben, welches diese ge setzgeberischen Erfolge herbeiführte, so haben sie recht und . vernünftig und vor allen Dingen auch im nationalen Sinne gehandelt, denn nationale Politik treiben, bedeutet im Deutschen Reiche, daß die Parteien nicht ihr Programm einzeln dem Reiche aufzwingen, sondern sich über ihre Forderungen verständigen. Gerade das Aufzwingen des eigenen und einseitigen Parteiprogrammes, wie es zumal die Sozialdemokraten dem deutschen Volke zumuten, das ist ja die politische Ungerechtigkeit und Unvernunft, und wenn jetzt im Reichstage die Sozialdemokraten in idealer Hinsicht die Unterstützung der Freisinnigen so gut wie verloren haben, so ist es deshalb geschehen, weil in dem sozialdemokratischen Programme auf dem praktischen po litischen Gebiete, d. h. in der Reichsgesetzgebung absolut nichts anzufangen ist. Die Vorwürfe, daß die Block parteien eine Politik der nationalen Uebertreibungen und Leidenschaften trieben, wie sie von den Sozialdemokraten und Polen gegen die Blockparteien erhoben worden sind, müssen daher als im hohen Grade verfehlt und lächerlich bezeichnet werden, denn für nationalen Chauvinismus im Deutschen Reichstage und zumal bei den Blockparteien überhaupt gar kein Boden vorhanden ist. OerMckss und Säcbsiscdss. Pulsnitz. Die feierliche Entlassung unsrer dies jährigen Konfirmanden findet heute Abend V-? in Ler Schule statt. Zu dieser Feierlichkeit sind besonders auch die Eltern der Konfirmanden herzlichst eingeladen. pulsnih. Von der hiesigen Polizei wurde gestern Abend ein Handwerksbursche namens Josef Bleil'aus