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Fernsprecher: Nr. 18. Bezirks-Anzeiger und Zeitung Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Mit „Jllustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- icher Beilage" und „Für Haus und Herd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. Amts Blatt des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu PuLsuitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 Z.. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz. Amtsblatt für den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz, Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben (Inh.: H. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Z. w. Mohr in Pulsnitz. Donnerstag, den 6. Ieöruar 1908. 60. Jahrgang. Dienstag, den n. kebnunp l-sSr viekmapUl in pnIsnilL. UrsprunaKff^kgnisse sind mitzubringen. Das Wichtigste vom Hage- Es verlautet, daß der Kaiser am 6. März mit der Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise von Wil helmshafen aus seineReise nach Korfu antreten werde Der Reichsfinanzsekretär Frhr. v. Stengel hat, wie als absolut zuverlässig mitgeteilt wird, am Diens tag seine Entlassung eingereicht und gleichzeitig um Urlaub von heute ab bis zur Genehmigung des Gesuches gebeten. Die Nachricht von der Absicht der Reichsregierung, die Erledigung der Beamtenbesoldungsvorlage bis zum Herbst zu verschieben, wird von angeblich gut unterrichteter Seite dementiert. Auch die ent sprechende preußische Vorlage soll noch in dieser Session erledigt werden. Der Krästezustand des Herzogs von Altenburg beginnt sich zu heben. Der bayrische Landesverband des Deutschen Flotten- vereins erläßt eine Erklärung, daß die Bayern nicht an den Austritt aus dem Flottenverein denken. Eine Intervention in Portugal soll nach Pariser Nach richten wirklich beabsichtigt gewesen, aber aufge geben sein Das Kriegsgericht hat die Generale Stössel, Fock und Reitz zum Tode verurteilt. Portugal unv dis Mäckts nacb dem königsmord. Die jähe Ermordung des Königs Carlos und des Kronprinzen Luiz haben das Königreich Portugal, welches sich ohnedies schon durch die Diktatur des bisherigen Ministerpräsidenten Franco in einer schweren politischen Krisis befand, in einen harten Kampf um seine monar chische Staatsform gedrängt, denn wenn man auch noch nicht sagen kann, ob die Königsmörder internationale Anarchisten oder portugiesische Revolutionäre waren, so weiß man doch ganz genau, daß es gedungene Mörder waren, welche das ganze portugiesische Königshaus mit einem Schlage vernichten sollten. Die blutigen Mordtaten gelten also dem Sturze der portugiesischen Monarchie, und große unheimliche Mächte müssen die Gewalttat in Szene gesetzt haben. Vom Standpunkte des neuen Königs Manuel II. und seiner Ratgeber ist es daher natürlich, daß man in Portugal die noch vorhandenen monarchischen Kräfte und Einrichtungen verstärken will, und die Ent lassung des unbeliebten Ministerpräsidenten Franco und > die Bildung eines neuen Ministeriums unter dem Admiral Ferreira zeigt auch, daß man wahrscheinlich mit Hilfe der Gegner des früheren Ministerpräsidenten Franco die politischen Geschäfte in Portugal weiter leiten will. Dennoch entsteht die Frage, ob es sich in Portugal um eine Reaktion oder um eine Reform mit der neuen Re gierung handeln wird. Wic immer bei blutigen Atten taten gegen das herrschende Fürstenhaus sind die zur Regierung berufenen Männer zu reaktionären Maßregeln bereit, und es wäre für das portugiesische Königshaus ' und Portugal vielleicht das Schlimmste, wenn die Reaktion nach dem Königsmorde versuchen würde, vollständig zu triumphieren, denn daraus würden wahrscheinlich nur neue Revolutionäre und Attentate entstehen. Die übrigen Mächte sind einmütig in der Verdammung der Mordtat an dem König Carlos und dem Kronprinzen Luiz, und sie haben alle der verwitweten Königin Amalie und dem neuen Könige Manuel II. ihre Teilnahme an dem großen Unglücke ausgedrückt. Helsen werden aber die übrigen Mächte der portugiesischen Regierung irr der schweren Krisis wohl nicht, denn Einmischungen in die Verhält- . nisse eines revolutionären Landes haben sich immer als sehr undankbar und gefährlich erwiesen. Nur auf mora- lische Unterstützung seitens der übrigen Mächte kann die portugiesische Regierung in der schweren Krisis rechnen, außerdem märe es ja möglich, das Spanien und England, um die Revolution in Portugal niederzuhalten, dem wankenden portugiesischen Throne noch einen besonderen Beistand leisten werden, wie dies England bereits durch das Erscheinen seiner Atlantischen Flotte vor Lissabon und Spanien durch die Absperrung der portugiesischen Grenze getan haben. Es ist übrigens auch nicht wahr, daß der ermordete König Carlos als ein Feind des Par lamentarismus anzusehen war und in seinem Lande als ein Tyran galt. Der König Carlos wußte nur in den ver fahrenen politischen Zuständen Portugals keinen besseren Weg, als es eine Zeit lang mit einer Art Diktatur zu versuchen. Sonst war der König wegen seiner persönlich liebenswürdigen Eigenschaften vielfach in Portugal sehr beliebt. Allerdings konnte König Carlos gegenüber den Fällen der Meuterei und offenen Revolution auch sehr streng sein, und im Jahre 1905 hat er 500 Meuterer der Kriegsschiffe sehr streng bestrafen lassen. Es war aber vom politischen Standpunkte aus dem Könige da rüber wohl kein Vorwurf zu machen, denn wenn die jenigen Männer, die als königliche Matrosen in erster Linie berufen sind, den Thron und die Regierung zu stüßen, die Waffe gegen die Regierung selbst erheben, so wird in jedem Lande eine strenge Bestrafung stattfinden. OsrMckss und Söcdsiscdss. Pulsnitz. Rasch tritt der Tod den Menschen an! Aus Dresden kam die traurige Kunde, daß gestern Abend Fräulein Maria Hempel auf Ohorn einem Herzschlag erlegen ist. Sie war das letzte Glied der Familie Georg Hempel; nach 3'/z Jahren ist sie ihren Eltern und Bru der im Tode gefolgt. Die Armen Ohorns verlieren in der Verstorbenen eine warmherzige Wohltäterin. Pulsnitz. Königliches Schöffengericht. Der Tischlermeister Friedrich Max Frenzel hier hatte gegen den Tischlermeister Ernst Theodor Weitzmann in Lichten berg Privatklage deshalb erhoben, weil letzterer Arbeiten des e steren getadelt hatte. Das Schöffengericht gelangte indes zur Freisprechung des Angeklagten, dem der Schutz des Z 193 des St. G. B. zur Seite stehe und eine Be leidigungsabsicht nicht nachgewiesen werden konnte. — Die Fabrikarbeiterin Auguste Ida verehel. Großmann klagte gegen die Fabrikarbeiterin Emilie Auguste verehel. Schurig, beide in Großröhrsdorf. Die Parteien batten sich in der Großmann'schen Fabrik, woselbst sie beschäftigt sind, in wenig schmeichelhafter Form beleidigt, weshalb die Angeklagte Schurig zu 30 Mk. Geldstrafe ev. 3 Tagen Gefängnis und auf deren Widerklage die verehel. Groß mann zu 15 Mk. Geldstrafe eo. 2 Tagen Gefängnis ver urteilt wurden. — Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Wenn auch in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen schreiben, die Temperatur erheblich gelinder ist als am Morgen (besonders in Magdeburg, wo früh — 9« O waren, jetzt aber nur —L'/z« L sind) und wenn auch an der Nordseeküste und im westlichen Deutschland mit nördlichen Winden ziemlich kräftiges Tauwetter eingetreten ist, so deutet doch die Gesamt-Druckverteilung noch aus eine längere Andauer winterlicher Witterung hin. Der Winter will uns klar und deutlich beweisen, daß wir uns noch keine Hoffnung auf baldigen Frühling machen sollen. Die Flüsse treiben noch fast sämtlich Ei§, die Flüßchen und stehenden Gewässer sind noch meist fest zugefroren und das Lied: „Frühling, Frühling wird es nun bald" will uns noch nicht so recht zuversichtlich aus der Kehle. Nur daß die Tage länger und länger werden und das Tagesgestirn immer höher steigt, es also bergan geht, er füllt uns mit froher Hoffnung. Wenn, wie es scheint, auch wirklich bei Island baldigst eine neue Störung folgt, so wird doch diese keine erhebliche Bedeutung für unsere Witterung erlangen, da das „Hoch" im Westen an Kraft bedeutend gewonnen hat (über Westerland zeigt das Barometer heute einen Stand von 781 mm) und sich nach Zentraleuropa ausbreitet bezw. dahin verlagert. Wir erwarten deshalb, um so mehr als wohl ganz Deutsch land eine Schneedecke aufweist, für Sonntag mäßigen bis schwachen Frost und vorwiegend trockenes, teils heiteres, teils wolkiges Wetter. Also noch einmal die Schlittschuhe blank gemacht und auf zur Eisbahn; wer weiß, wie lange die Herrlichkeit noch dauert. Ohorn. Die Anmeldung der Ostern 1908 aufzu nehmenden Kinder hat Sonntag, den 9. Februar, nach mittags 2—4 Uhr im Zimmer l) (Erdgeschoß) der hiesigen Schule stattzufinden. Vorzulegen ist für alle anzumelden den Kinder der Impfschein, für die nicht in Ohorn ge borenen Kinder auch die Geburtsurkunde und die Taust bescheinigung. Ausgenommen werden alle Kinder, die bis zum 30. Juni 1908 das 6. Lebensjahr vollenden. — Am Donnerstag, den 6. Februar fanden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonauf stiege statt. Es stiegen Drachen, bemannte oder unbe mannte Ballons, in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines solchen unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beige gebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instru mente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse so fort telegraphisch Nachricht sendet. — Bei den Wahlen gelegentlich des 31. Turntages des Nördlichen Oberlausitzgaues in Bautzen wurde der Gauvertreter Herr Reißmann-Kamenz einstimmig wieder gewählt, zum Geldwart mit großer Stimmenmehrheit Herr Hans-Großröhrsdorf und die ausscheidenden Gau turnratsmitglieder Herren Gräfe-Königsbrück, Scheibe- Elstra und Kind-Lichtenberg wieder- und Teich-Burkau neugewählt. Zu Kreisturnratsabgeordneten ernannte man Gauturnwart Fichte-Großröhrsdorf und Gauschriftwart Winkler-Schwepnitz. Für die Teilneymer an der Gau- riege zum Deutschen Turnfest wurden 60 Mark bewilligt und eine einheitliche Turnkleidung beschlossen. Königsbrück, 5. Februar. In dem dem Reichs, tage zur Genehmigung vorliegenden sächsischen Militär Etat befinden sich eingestellt: H Millionen Mark für Fortsetzung der Installierungsarbeiten auf dem Truppenübungsplatz bei Königsbrück (2. Rate) und Errichtung einer Kommandantur für denselben. Die Verwendung dieser Summe ist im Laufe dieses und des nächsten Sahres zu erwarten KaINenst Die gegenwärtig stattfindenden Winterfeld. dienst-Uebungen des (3. Infanterie-Regiments Nr. (78 mit Großenhainer Husaren bringen in die Umgegend kriegerisches Leben. Gesten war die Abteilung mit Helmkappen bei Herr- liehen Winterwetter schon morgens 5^ Uhr von den Ka sernen abgerückt, die feindliche Partei stellte 7°° Das Treffen fand in der Nähe des Ortes Weißbach bei Pulsnitz statt, worauf die Helmkappenpartei in der dritten Nachmit tagsstunde wieder in die Garnison einrückte, während die Gegenpartei beim Gasthofe Gelenau abkochte und erst 5 Uhr nachmittag unter klingendem Spiele der Mrlitärmusik auf dem Rückmärsche die Stadt passierte, Die Uebungen finden an: 8. d. M. ihr Ende. Bischofswerda, 4. Februar. Vaterländische Fest spiele. War der Besuch unsrer Veranstaltung in der ver gangenen Woche schon ein zahlreicher, sich immer steigern der, mußten am Sonntag Abend Hunderte umkehren, da der Saal buchstäblich bis auf das letzte Plätzchen gefüllt war. Die Nachmittagsvorstellung war allein von gegen 1000 Kindern selbst aus weiter Umgegend besucht und alle, groß und klein, jun^, und alt, gingen hochbefriedigt davon. Ernst und Humor sind in richtigem Verhältnis gemischt und zeigten besonders für letzteren die Kinder das richtige Verständnis. Höchst lobenswert war die große Ruhe, die die Kinderschar während der ganzen Auf führung bewahrte, gewiß ein beredtes Zeichen dafür, daß sie volles Verständnis aller Situationen hatten. — Der Extrazug von Kamenz her führte dem Unternehmen wieder em volles Haus zu. Ein gleicher wird für nächsten Freitag erwartet, der von Wilthen aus verkehren wird. Sonntag findet die letzte Nachmittagsvorstellung statt und Montag Abend die Benefizvorsteüung sür sämtliche Darsteller, denen wir für ihr unermüdliches und unver drossenes Wirken ein recht volles Haus wünschen. Für Mittwoch, den 5. Februar, hat sich wieder Se. Durchlaucht Prinz Sizzo von Schwarzburg-Rudolstadt mit hoher Fa milie angemeldet, um auch die andere Abteilung der Spieler zu hören, bezw. zu sehen. Dresden, wie mehrfach erwähnt, hat die Königin Witwe Carola noch vor ihrem Tode bestimmt, daß die in