Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Wochenblatt Bezirks-Anzeiger Md Zeitung Fernsprecher: Nr. 18. Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag u Sonnabend. Mit „Jllustr. Sonnlagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „Für Haus und Herd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. Amts- MU Blatt des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 4. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz. NlnrtäNlattfnu Znn umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- sab Uetl liljlvUcHtpt steina, Weißbach, Ober-u. Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Berlag von L. L. Förster'- Erben (Inh.: I. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Z. w. Nohr in Pulsnitz. Ar. 10. Donnerstag, den 23. Januar 1908. 60. Jahrgang. ''E'EW1«W-«MWMWM«»«—-,--.M>,»»>W««««WW^«M»«««»W«MMW«W««M««««W—— Das Wichtigste vom Mge. Im Petersprozeß wurde gestern das Urteil gefällt, v. Bennigsen wurde zu 100 Mark Geldstrafe ver urteilt. Der Mitangeklagte Redakteur der „Köln. Ztg." wurde freigesprochen. Der Reichstag verhandelte gestern über die Interpel lation wegen der preußischen Wahlrechtsreform. Es kam in Berlin nicht zu Ausschreitungen. Ministerpräsident Clemenceau verkündigte die Neutra lität Frankreichs im Streite der beiden Sultane. Der Gouverneur von New-Pork, Mr. Hughes, hat seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt. Aus Tanger wird gemeldet, daß die Franzosen bei Scttat eine Niederlage erlitten und den strategisch wichtigen Ort wieder geräumt haben. Die japanische Regierung will die Auswanderung nach Amerika und den amerikanischen Kolonien verbieten. Der erste Offizier des ausgelaufenen Kreuzers „Scharn horst", Korvettenkapitän v. Levetzow, wurde seiner Stellung enthoben. Die Boykott Agitation der Nationalpolen gegen die deutschen Kaufleute hat eine völlig entgegengesetzte Wirkung gezeitigt. In Petersburg ging gestern das Gerücht, auf das Zarcnpaar sei ein Attentat verübt worden. General Kuropatkin soll im Stösselprozeß wissentlich falsche Aussagen gemacht haben und deshalb eben falls dem Kriegsgericht übergeben werden. vis l^rlsis im Slottsnvsrein. Mit einer grellen Dissonanz sind die Verhandlungen der außerordentlichen Hauptversammlung des Deutschen Flottenvereins zu Ende gegangen, welche letzten Sonntag in Kassel tagte, um eine Entscheidung über die im Schoße des Vereins entstandenen Streitigkeiten und Differenzen herbeizußühren. Das Präsidium hat seine Aemter nieder gelegt, die Bayern und die meisten übrigen süddeutschen Delegierten haben grollend die Kasseler Versammlung noch vor ihrem Schluffe verlassen — das ist das vor läufige Fazit der Kasseler Tagung! Die stundenlange Aussprache zwischen der aus Seiten des Generals Keim und des Präsidiums stehenden Mehrheit des Flotten vereins und der süddeutschen Opposition hat also nicht vermocht, einen Ausgleich in den abweichenden Anschau ungen beider Teile, vor allem bezüglich der Tätigkeit des Generals Keim, zu bewirken, im Gegenteil, die Situation ist nur noch verschärft, der Riß im Flottenverein erweitert worden. Wie man sich nun aber auch zu den bestehen den Streitfragen stellen mag, ob man dem Präsidium und der Mehrheit oder der am Sonntag unterlegenen Oppo sition Recht geben mag, zweifellos ist es vom nationalen Gesichtspunkte nur tief bedauerlich, daß die Krisis im Flottenverein einen derartigen Charakter angenommen hat. Denn das eine ist doch unbestreitbar, das der Verein einen edlen patriotischen Zweck verfolgt, den, für eine der Weltstellung des Deutschen Reiches entsprechende deutsche Flotte Propaganda zu machen und das Verständnis für die Notwendigkeit einer maritimen Stärkung Deutschlands in immer weiteren Volkskreisen zu wecken, und es tonnte darum nur mit Genugtuung begrüßt werden, daß sich im Flottenvereine Männer der verschiedensten Partei richtungen aus Deutschlands Nord wie Süd zusammen fanden, um gemeinsam an der Erreichung des erstrebten Zieles zu arbeiten. Auf diese Bestrebungen ist nun durch den Ausgang der Kasseler Versammlung ein schwerer Mehltau gefallen, im Zorn sind die Flottenfreunde von einander geschieden, und wie sich nun die Zukunft des Flottenvereins gestalten wird, das muß zunächst noch ganz dahingestellt bleiben. Wenn man sich jedoch den Endzweck des Floaten- Vereins vor Augen hält und wenn man ferner erwägt, wie gerade er sich zu einem vortrefflichen Bindemittel zwischen dem Norden und dem Süden des Reiches dem deutschen Parteihander zum Trotz eignete, so kann eben die Verschärfung des Zwistes in feinen Reihen nicht leb haft genug bedauert werden. Dies um fo mehr, als der ganze Streit im Grunde ja nichts anderes ist als die Zuspitzung von allerlei Empfindlichkeiten, die nicht bis an die Wurzel der Flottenvereinssachen heranreichen, und als auch vielfach der Hader nicht auf sachlichem, sondern auf persönlichem Gebiete spielt. Vielleicht braucht daher die Hoffnung nicht aufgegeben zu werden, daß der klaffende Spalt von Kassel schließlich doch wieder überbrückt wird, daß sich auf beiden Seiten wieder Neigung zu einer ehr lichen Verständigung zeigt, wenn nur erst die Hitze des Kampftages vom 19. Januar etwas verraucht sein wird. Versichert doch auch der Freiherr v. Würtzburg, der zu den lautesten Oppositionsrusern in der Kasseler Versamm lung gehörte, in einer Depesche aus Kassel, daß die Auf fassung, als ob die Bayern nunmehr aus dem Flotten vereine ausgeschieden seien, eine irrtümliche sei, die Bayern gehörten vielmehr ganz wie bisher dem Deutschen Flotten vereine an. Das ist eine sehr erfreuliche Kundgebung, die den Bayern ein ehrendes Zeugnis ausftellt, und es steht deshalb wohl zu erwarten, daß die angekündigte außerordentliche Hauptversammlung des bayerischen Lan desverbandes des Flottenvereines sich im Sinne eines Ausharrens im Deutschen Flottenvereine entscheiden wird, nicht aber, wie dies einige Heißsporne erstreben, für die Gründung eines besonderen Flottenvereines. Allerdings wird die Vorbedingung für die zu erhoffende Verständi gung zwischen Nord und Süd das unwiderrufliche Aus scheiden des Generals Keim aus dem Vorstande des Deut schen Flottenvereins sein müssen; wie die Dinge nun ein mal stehen, würde sonst zweifellos eine definitive Sprengung des Vereins eintreten. OerMcdss unv Säcksisckss. Pulsnitz. Der am 21. dieses Monats hier ent wichene Untersuchungsgesangene Paul Erwin Kunath aus Großröhrsdorf konnte sich der goldenen Freiheit nicht lange erfreuen, denn bereits am nächsten Tage wurde er in Dresden von der Polizei ermittelt und wieder festge nommen. Pulsnitz. Am 27. Januar, dem Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers sind die hiesigen Postschalter von 8—9 Uhr vormittags, 12—1 Uhr mittags und 5 bis 6 Uhr nachmittags geöffnet. An diesem Tage findet nur eine einmalige Brief,- Geld- und Paketbestel lung statt. Pulsnitz. Auch beim Königlichen Amtsgerichte wird am Geburtstage des Kaisers, den 27. d. MtS., nur vormittags expediert. Unaufschiebbare Sachen werden dagegen aber auch nachmittags erledigt. — Die Körperwärme bei großer Kälte wieder herzustellen, ist von großer Wichtigkeit bei Arbeit im Freien oder bei einem langen Marsche im Schnee, ohne die Möglichkeit zu haben, umzukehren. Branntwein lei stet nur vorübergehende und oft gefährliche Dienste wegen der dem Genuß folgenden Müdigkeit, die zum Ruhen und Schlafen nötigt. Man trage zu diesem Zwecke ein Stückchen Kampfer bei sich. Ein Stückchen davon ge gessen, erzeugt eine solche Wärme im Körper, daß die Kräfte wiederkehren und von Frost und Mattigkeit nichts mehr zu merken ist. — Jünglingsvereine gibt es in Sachsen 217 mit 12 950 Mitgliedern. Bedeuten diese Zahlen auch gegen das Vorjahr ein Mehr von 6 Vereinen und 165 Mitgliedern, so muß doch gesagt werden, daß der Erfolg so jahrelanger und treuer Arbeit nicht allzugroß ist. Um so anerkennenswerter ist der Eifer und die Ausdauer derer, die die Jünglingsvereinssache pflegen. — Ernste Lage im Baugewerbe. Am 1. April d. I. läuft der mit den Arbeitgebern abgeschlossene Tarif der Maurer und Bauarbeiter ab. Wegen Abschluß eines neuen Tarises find nun schon seit einiger Zeit Verhand lungen im Gange. Allenthalben im Lande sind aber die Verhandlungen gescheitert, so daß im Frühjahre ernste Lohnkämpfe in Aussicht stehen. In Dresden wurde be reits in Bauarbeiter - Versammlungen gegen den neuen Tarif des Arbeitgeberbundes protestiert.' Alle Redner sprachen sich dahin aus, diesem Tarife niemals zustimmen zu können und wenn es einen Kampf kosten sollte. Die Arbeiter wurden aufgefordert, sich auf einen Kampf vor zubereiten, zu dem es zweifellos kommen werde. — Hemmvorrichtung der Wagen. Der Z 11 der neuen Verkehrsordnung lautet: „Alle Fuhrwerke mit Ausnahme der zweirädrigen und der Schlitten, müssen mit einer wirksamen, jederzeit gebrauchsfähigen Hemm vorrichtung versehen fein, die fo anzubringen ist, daß bei deren Anwendung der Geschirrführer nicht genötigt ist, die Zügel loszulaffen. Der Geschirrführer hat auf abschüssigem Straßen und beim plötzlichen Halten zum Zwecke der Abwendung einer Gefahr die Hemmvorrichtung in Wirksamkeit zu setzen." Nach häufigen Klagen, die der Polizei zugehen, sogar aus Kutscherkreisen selbst, sind viele Geschirrführer in der Handhabung der Bremsen lässig; sie bremsen nicht, wenn sie bergab fahren. Die Pferde selbst sind dann ganz unnötigerweise gezwungen, mit ihrem Halse zu hemmen und sind unter Umständen in Gefahr, von der schlagenden Deichsel getroffen zu wer den oder auch zu stürzen. Aber auch die Verkehrssicher heit wird gefährdet. Es sei daher eindringlich vor Außer achtlassung obiger Vorschriften gewarnt. Rainen?. Von kompetenter Seite wird mitgeteilt, daß es in der Anzeige vom Dienstag zu heißen hat: Herr Oberkontrollafsistent Hörold hier wird unter Be förderung zum Zollsekretär an das Königl. Sächs. Neben zollamt I in Weipert versetzt. An seine Stelle tritt als Assistent bei der hiesigen Königl. Obersteuerkontrolle Herr Irmer, jetzt Zollassistent bei dem Königl. Sächs. Haupt zollamte in Zittau. Ramens. Zum Morde an der Buchdruckereibe sitzerswitwe Krütze ist zu melden, daß der in Pernambuco verhaftete, als Täter in Betracht kommende Henry Lud wig Haas gestanden hat, den Mord begangen zu haben. Das Auslieferungsverfahren it eingeleitet. Ramens. Ueber ein auch die hiesige Gegend je denfalls interessierendes Eisenbahn-Projekt wird dem „Hoyersw. Kreisbl." aus Wittichenau geschrieben: Seitens des Sächsischen Staatsministeriums ist das Projekt einer Eisenbahn Wittichenau—Kamenz auch als Privatbahn abgelehnt und die Genehmigung versagt. Es käme nur von Radibor aus eine Verbindung der Strecke Bautzen— Hoyerswerda mit Kamenz in Betracht. Bei dieser Sach lage ist es doppelt bedauerlich, daß das vorjährige Projekt Wittichenau—Zeißholz—Bernsdorf—Straßgräbchen nicht zur Ausführung gekommen ist. Bischofswerda, 20. Januar. Vaterländische Fe st spiele von P-fort und Werning. Im Januar 1900 veranstaltete der Königlich Sächsische Militärverein die „Kriegsfestspiele" von Howart, die von den Besuchern mit stürmischer Begeisterung ausgenommen wurden und allabendlich ein volles Haus erzielten. Vom 26. Januar bis mit 10. Februar sollen mit Ausnahme der Dienstage und Sonnabende abends 8 Uhr die vaterländischen Fest spiele von Pfort und Werning zur Aufführung kommen. Während die „Kriegsfestspiele" nur aus lebenden Bildern mit gesprochenem verbindenden Text bestanden, treten in den Festspielen 35 Personen in Sprechrollen auf der Vorderhühne auf, während ca. 120 Personen auf der Hinterbühne die lebenden Bilder in glänzenden Uniformen und Gewändern bei prachtvollster Beleuchtung darstellen. Beide Aufführungen von 1900 und jetzt haben also nur im Namen Aehnlichkeit, sonst sind sie aber ganz verschie den. Der Besuch ist umso mehr zu empfehlen, als zur Rückfahrt günstige Bahnverbindung nach allen Stationen vorhanden ist, außerdem Sonderzüge Montags, den 3. Februar nachmittags 1l'°Uhr bis Kamenz und Frei tags, den 7. Februar nachmittags 11" Uhr bis Wilthen verkehren. Dresden. Prinzessin Mathilde hat vor einigen Tagen die Leitung und Oberaufsicht des Königlichen Josephinenstiftes und des damit in Verbindung stehenden Freiherrlich von BurkerSrodaischen Fräuleinstiftes über nommen. Das Stift, dessen weitläufige und umfangreiche Gebäude an der Großen Plauenschen Straße, an der Josephinenstraße und an der kleinen Plauenschen Gasse liegen, wurde seit über 30 Jahren von der verewigten Königin-Witwe Carola geleitet. Dresden, 22. Januar. Bei der heutigen Land tagsersatzwahl im 5. Wahlkreise der Stadt Dresden wur den 109 giltige Stimmen abgegeben. Es erhielten Kauf mann Behrens (kons.) 68 Stimmen und der Cigarren- fabrikanr Kaden (Soz.) 41 Stimmen. Behrens ist somit gewählt. Dresden. Die sechste ordentliche Hauvtversamm- lung des Verbandes sächsischer Industrieller hat Sonntag