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Pulsnitzer Wochenblatt erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts Dienslag, den 13. HkLoßer 1908 60. Jahrgang Yc„ 123 Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. die Neuesten Konflikte auf der Balkanhalbinsel beigelegt werden, und die ganze diplomatische in einer Revision des Berliner Vertrages aus- möchte, drohen doch noch große Gefahren im und zwar dadurch, daß die politischen Leiden- m der Türkei und in Bulgarien in Len Grenz- zu einen blutigen Zusammenstöße zwischen den werden, friedlich Aktion klingen Orient, schasten ländern auf Finderlohn, denn dieser wird nach dem Gesetz dem gewährt, der den Fund unverzüglich angezeigt und setzen sich überdies der Gefahr strafrechtlicher folgung wegen Fundunterschlagung aus. Es kann her nur dringend angeraten werden, jeden Fund Polizei anzuzeigen. Les Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz nur hat Ver- da- der vis Sskadrsn Lsr Orlsntkrlsis. Während in den europäischen Hauptstädten und in Konstantinopel und Sofia im besonderen die Hoff nung gehegt wird, daß durch eine Konferenz der Groß mächte, zu der auch die Türkei und Bulgarien zugelasfen Machtentfaltung im Orient tun, und ganz ähnlich lagen die Dinge für Bulgarien, welches als Volk keine voll ständigen Rechte wegen seiner Abhängigkeit vom Sultan besaß, also wie eine Art Vasallenstaat der Türkei weiter vegetieren sollte. Aehnliche Situationen sind in der Entwickelung der Staaten ja auch schon oft dagewesen, und gerade England, das den meisten Lärm über die Uebergriffe Oesterreichs und Bulgariens anschlägt, sollte doch dabei sich erst an seiner Nase zupfen. Wer hat eigentlich England das Recht eingeräumt, von Aegypten Besitz zu ergreifen? Dem Namen nach steht ja Aegypten noch heute unter der Oberherrschaft der Türkei, und Aegypten hat ja auch einen vom Sultan eingesandten Vizekönig, aber in Wirklichkeit herrschen die Engländer in ganz Aegypten als di« wahren Herren, und sie haben sogar einmal den Franzosen aus die Finger geklopft, als diefe im Süden von Aegypten, nämlich in Faschoda, sich sestsetzen wollten. Man sieht also, daß in allen Fragen, wo England Lebensinteressen für feine Weltmachtstellung zu haben glaubt, es auch einfach so handelt und zu greift, wie es eben diefe Lebensinteressen erfordern, und von diesem Gesichtspunkte aus werden wohl auch schließ lich alle Großmächte die Haltung Oesterreichs und Bul gariens in den Orientwirren beurteilen und die Konflikte friedlich beizulegen suchen. Die Gefahr besteht nur in den gefährlichen Leidenschaften der orientalischen Völker und in einem Ränkespiele, daß von Rußland oder Eng land aus in Serbien in Szene gesetzt werden könnte. aus, den mit Auszeichnungen bedachten Kameraden ein dreifaches Hoch auszubringen. Dem feierlichen Akte folgte noch ein gemütliches Beisammensein. — Wir werden gebeten, zu berichtigen, daß der Trom peter Schäfer, welcher in dem Konzert der Kapelle des K. S. Infanterie-Regiments Nr. 178 als Solist auftrat, nicht aus Niedersteina, sondern aus Weißbach stammt. — Funde müssen sofort angezeigt werden! Bekanntlich besteht für denjenigen, der eine verlorene Sache im Werte von mehr als 3 Mark findet, die Ver pflichtung, den Fund unverzüglich bei der Polizei anzu zeigen. Nun unterlassen es die Finder verlorener Gegen stände häufig, diese Anzeige unverzüglich bei der Polizei zu erstatten und verzögern sie oft viele Tage oder Wochen. Dadurch erschweren sie einmal dem Verlustträger die Wiedererlangung seines Eigentums, denn der Verlierer pflegt nach dem verlorenen Gegenstand meist schon in den nächsten Tagen bei der Polizei nachzufragen, ander seits verlieren die Finder selbst solchenfalls den Anspruch OerMÄrss unO Säcdsisrkss. pulsnih. Am Sonnabend nachmittag r/, 6 Uhr ertönten Alarmsignale. Dieselben riefen zu der alljährlich stattftndenden gemeinschaftlichen Uebung der freiwilligen und Pflichtfeuerwehr, welche unter der Oberleitung des Feuerwehrhauptmanns und Branddirektors Herrn Rein hold Gude abgehalten wurde. Der Uebung lag folgende Idee zugrunde: Es wurde angenommen, daß bei Nord ostwind im Dachstuhl der neuen Schule Feuer entstanden war. Die Aufgabe der Feuerwehren war, diesen Brand so schnell als möglich zu löschen, und die Nachbargebäude zu decken, sowie das Elektrizitätswerk vor Glut und Flug- seuer zu schützen. Spritze 1 nahm Stellung an der Vor derfront der Schule und erhielt das Wasser vom Hydrant am Schützenwall, hierzu diente die Balanceleiter. Spritze 5 stand vor den der Schule gegenüberliegenden Häusern und wurde ebenfalls vom Hydrant am Schützenwall gespeist. Spritze 2, im Schulhof mit dem Stand an der Hinter front der Schule war die Stützenleiter beigegeben und er hielt das Wasser vom Hydrant am Schulgarten, Spritze 3 (Stand vor der Turnhalle) mit Oederaner Leiter vom Hydrant oberhalb des Kurbades. Spritze 6, im Hofe des Elektrizitätswerkes, deckte dasselbe und entnahm das Wasser ebenfalls vom Hydrant oberhalb des Bades und endlich Spritze 4 im Schulhof an der Hinterseite der Turnhalle mit Wasser vom Hydrant Ende der Schillerstraße am Schulgarten. Die Sanitäter hatten durch Rauch rc. Ver unglückte aus der Schule zu entfernen und das weitere zu veranlassen. — Die Wehren waren schnellstens zur Stelle. Von Spritze Nr. 2 wurde 20 Minuten nach Alarmierung das erste Wasser gegeben. Das Resultat der Uebung war ein günstiges. Pulsnitz. Für langjährige treue Dienste wurden am Sonnabend abend mehreren Mitgliedern der freiwil ligen Feuerwehr Ehrungen zuteil. Die Auszeichnungen erfolgten im Saale des Hotels „Grauer Wolf" vor auf gestelltem Korps seitens des Herrn Bürgermeister l)r. Mi chael unter ehienden Ansprachen. Es erhielten der Stei gersektionsführer Herr Oskar Mütze für 30 Lienstjahre das Stadtgeschenk (eine Uhr), der Pionier Herr Ferdinand Opitz für 2ö Dienstjahre das Königliche Ehrenzeichen nebst Urkunde. Ferner wurde für 20 jährige Dienstzeit das Diplom vom Landesausschuß überreicht dem Feld webel Herrn Julius Schieblich, dem Absperrmann Herrn Clemens Bauer, dem Pionier Herrn Adolf Franz und dem Spritzenmann Herrn Robert Schreier. Herrn Opitz schenkte der Pionierzug ein silbernes Schreibzeug. Der Hauptmann, Herr Reinhold Gude, forderte das Korps lelegr.-ALr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Vie künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 Pf., Lokalpreis 10 pk. Neklame 25 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. Semsprecher: Nr. 18. vszirks-6nzsigsr Das MichlM-vom Tilge. Der Großherzog von Baden -ist zum Chef des Infan terie-Regiments Nr. 103 in Bautzen ernannt worden. Die Zeppclin-Spende ergab bei den sächsischen Sam melstellen A80772 Mark. Die Bundesratsausschüsse haben die Nachlaßstruer mit Wehrsteuer genehmigt. Der 8. Internationale ArbeiterversicherungS--Kongreß wurde gestern in Rom eröffnet. Der dänische Dampfer „Omsk" ist mit 370 Passa gieren an Bord unweit Greifswald auf Grund geraten. In Konstantinopel wurde gestern Nachmittag eine lürkisch-serbrsch-montenegrinische Demonstration ge gen Oesterreich veranstaltet. Die Skupschtrna - Sitzung am Sonntag hat sich mit 93 gegen 66 Stimmen gegen den Krieg ausge sprochen. aufgeregten Völkerschaften führen könnten. Auch muß beront werden, daß tn Serbien die Feindschaft gegen Oesterreich wie auch gegen Bulgarien eine wahre Siede hitze erreicht hat, die sich in Belgrad in wakren Tumulten äußert und schon zur Einberufung der Reservisten der serbischen Armee geführt hat. Oesterreich zeigt nun diesen Kriegstreibereien gegenüber allerdings eine große Geduld, aber wenn der Kriegsbrand an der serbischen oder bul garischen Grenze ausbricht, dann wird auch Oesterreich zur Verteidigung seiner Interessen einige Armeekorps mobil machen müssen. Außerdem besteht auch die Gefahr, daß hinter der serbischen Kriegshetze Rußland und Eng land stehen könnten, um einen neuen Konfliktfall in ihrem Sinne zu schaffen und Oesterreich Schwierigkeiten zu bereiten. Es muß ja auch zugegeben werden, daß sowohl Lie Besitzergreifung Bosniens und der Herzegowina ^ch Oesterreich als auch die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens eine Verletzung des Berliner Vertrages ent- halten, und daß England darin einen schrecklichen Bruch der heiligsten Verträge erblickt. Man muß aber dieser Situation gegenüber doch ruhiges Blut und ein nüchter nes tatest bewahren, da Oesterreich und Bulgarien unter dem drucke unhaltbar gewordener Zustände gehandelt ha en. Der Berliner Vertrag hat Bosnien, die Herzego- das Sandschak Novibazar Oesterreich zur Ver- überwiesen, aber dem Sultan der Türkei die Obery rruchkeit über diese Länder gelassen. Das ist ein Zustano, oen Oesterreich, das Bosnien und die Herzego- wiüä nn as Sandschak Novibazar dreißig Jahre lang kultiviert, dort Ordnung geschaffen, Eisenbahnen und Landstraßen gebaut nnd Landwirtschaft und Industrie eingesührt hat, doch auf die Dauer nicht ertragen konnte! Oder sollte es in Europa einen vernünftigen Politiker geben, der etwa verlangt, daß angesichts der Reform bestrebungen iN der Türkei Oestereich nun die von ihm in Verwaltung genommenen Länder wieder an die Türkei öbrückgeben solle! Außerdem bestand doch die Gefahr, daß die türkischen Untertanen in Bosnien und der Her- ^gowina eine große Agitation für ihre Teilnahme am ^fischen Reichstage in Konstantenopel entfaltet und damit einen Aufruhr erzeugt hätten. Angesichts solcher Gefahren mußte Oesterreich einen Schritt seiner politischen — Nicht allgemein dürfte bekannt sein, daß Spiel schulden nicht klagbar sind. Das bürgerliche Gesetzbuch bestimmt darüber, daß durch Spiel oder durch Wette eine Verbindlichkeit nicht begründet wird, auch kann das auf Grund von Spiel oder Wette Geleistete nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht be standen hat. Es mag dies für jeden billig Denkenden etwas eigentümlich klingen, doch will das Gesetz dadurch betonen, daß es keinerlei Spielvorschub leisten mag. Ausgenommen von dieser Gesetzesbestimmung sind Ver träge mit staatlich genehmigten Lotterien oder Aus spielungen. — Die wenigsten Geburten in ganz Sachsen kommen in der Oberlausttz vor, denn nach dem Jahresbericht des Landes-Medizinalkollegiums entfallen auf 1000 Einwoh ner dort nur 2« Geburten, gegen 39 im Chemnitzer Bezirk. — Der Ueberfall bei Hochkirch morgen vor 150 Jahren. Um seinem von dem österreichischen Feld herrn Daun bedrängten Bruder Prinz Heinrich Hilse zu bringen, war Friedrich der Große von Zorndorf nach Sachsen geeilt. Daun hatte in den ersten Tagen des Oktober des Jahres 1758 eine unangreifbare Stellung bei Kittlitz genommen. Das Waldgebirge von Hochkirch unweit Bautzen deckte seinen linken, der Stromberg bei bei Weißenberg seinen rechten Flügel. Mit gewohnter Kühnheit nahm Friedrich am 10. Oktober sein Lager zwischen Rodewitz und Hochkirch im Bereiche der feind lichen Geschütze. „Wenn die Oesterreicher", sagte Feld murschall Keith zum Könige, uns hier ruhig stehen lassen, so verdienen sie gehängt zu werden." Ihm wurde die Antwort: „Wir müssen hoffen, daß sie sich mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten." Friedrichs Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Daun beschloß den Angriff, aber nicht im Lichte des Tages, sondern im Dunkel der Nacht. Als die Turmuhr von Hochkirch am 14. Oktober 1758 vier Uhr schlug, begannen die Oesterreicher aus dem Gehölze zwischen Sornsig und Wuischke hervorzubrechen. Schnell waren von ihnen die unbewachten Höhen von Hochkirch und die ganze hier aufgestellte Artillerie ge nommen. Nun begann es sich im preußischen Lager zu regen, aber schon sind die ersten Oesterreicher im Lager. Ein fürchterlicher Kampf Mann gegen Mann bricht los. „Hochkirch bis auf den letzten Mann verteidigen!" ruft Friedrich dem Feldmarschall Keith zu. Keith folgt dem Befehle. Zweimal wird er zurückgeworfen, beim dritten Anstürme dringt er bis zum Kirchhofe vor. Hier ereilt diesen Helden aber die Todeskugel. Hochkirch kann nicht behauptet werden. Um 10 Uhr ordnet Friedrich den Rückzug an nach Klein Bautzen, wohin er sich den Paß bei Drehsa offen gehalten hatte. Am Spitzberg zwischen Klein Bautzen und Kreckwitz sammelte er die Trümme und Zeitung siiv umkasssnd dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, vretnig, köausvvalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- slUllDOIOll IUI O—kl IrUllpLfVl «41^ lI WH I t IZ s-/UI2itlt), steina, Weißbach, Ober- u. viederlichtsnau, §risdersdorf-Thiemsndorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. Förster s Erden (Inh.: I. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Vismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Nedakteur: Z. W. Mohr in Pulsnitz. Mit „Illuftr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Zaus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. rstnig betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Inhaber Herr Ernst Una verw. Sauptmann geb. Mattick daselbst Inhaberin der Firma ist. Auf Blatt 172 des hiesigen Handelsregisters, die Firma K. IZauptmann in Reinhard Hauptmann in Bretnig infolge Ablebens ausgeschieden und Frau LuLnülla Pulsnitz, am 10. Oktober 1908. IkönkgNckss Vm tsgsricd 1.