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Ar. 96 6V. Jahrgang. Dienstag, den !1. August 1908. Das Wichtigste vom Tage. Die Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Eduard findet heute im Schloß Friedrichshof statt. Reichskanzler Fürst Bülow hat das Präsidium des Deutschen Reichskomitees zur Aufbringung einer Ehrengabe für den Grafen übernommen. Dem Regierungspräsidenten von Valentini ist unter Verleihung des Charakters als Geh. Kabinettsrat die Leitung des Zimlkabinets übertragen worden. Auf der Strecke Flensburg - Rundhof wurden durch einen Eisenbahnzusammenstoß 9 Personen getötet, 9 schwer verletzt. In allen Zeitungsdruckereien Dänemarks ist die Ar beit eingestellt worden. Die Königlich Spanische Munitionsfabrik von Cheles ist in die Luft geflogen In der Umgebung von Algeciras stehen die Wälder in Hellen Flammen. Zur Zusammenkunft des Kaisers WNdelm mit Sem König von SnglanV. Am heutigen Tage findet wiederum auf Schloß Friedrichshof eine Begegnung des deutschen Kaisers mit dem Könige von England statt, und bei den ost nicht ganz befriedigenden Beziehungen zwischen Deutschland und England und in Hinblick auf die ernste Weltlage im Orient und in der Nordwestecke Afrikas wird man diese Monarchenzusammenkunst immerhin hoch einschätzen müssen, denn beide Monarchen gehören zu den einfluß reichsten Herrschern ihres Zeitalters, und wenn König Eduard unbestritten der Herr der größten und stärksten Flotte der Welt ist, so braucht der Welt nicht erst noch gesagt zu werden, daß der deutsche Kaiser in einem Kriege der Gebieter des größten und stärksten Landheeres sein wird. Die höchsten Vertreter solcher Machtfaktoren haben sich zu allen Zeiten ichon immerhin etwas Wichtiges zu sagen. Aber wir wollen die Ergebnisse der Monarchen zusammenkunft auf Schloß Friedrichshof nicht im voraus beurteilen, denn das wäre voreilig und verfehlt. Der Wahrheit zur Ehre wollen wir aber betonen, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und England seit Jah ren sehr viel zu wünschen übrig ließen, und daß in Eng land wie auch in Deutschland sehr häufig von dem gro ßen wirtschaftlichen und politischen Gegensätze zwischen ,der deutschen und englischen Nation gesprochen wird. Was soll das heißen, wenn man diese Frage und selt same Sache ehrlich beantworten und behandeln will? Worin besteht denn eigentlich der große wirtschaftliche und politische Gegensatz zwischen Deutschland und Eng land! DM Deutschland auf irgend einem Gebiete den Engländern ein Stück Land oder ein Recht streitig ma chen? Kein Mensch hat noch darüber etwas gehört. Oder streitet Deutschland mit England um irgend ein aus wärtiges Interesse? Man hat höchstens gehört, daß Eng- land in den orientalischen und afrikanischen Fragen auf Seiten Frankreichs stehe. Nun, das ist für Deutschland noch lange kein Kriegsfall. Die Wahrnehmung der po litischen und wirtschaftlichen Interessen muß jeder Staat nach seinen Interessen und Freundschaften befolgen. Und hie marokkanische Frage wäre die letzte, um wegen ihr einen Weltkrieg zu entzünden. Das will auch Frankreich nicht, und daher können wir auch deshalb keine schweren Konflikte mit England haben. Und in der Türkei kommt das deutsche Interesse gar nicht in Frage, wie bei den anderen Großmächten. Man kann also, wenn der Ge danke eines Gegensatzes zwischen Deutschland und Eng land trotzdem sestgehalten wird, nur sagen, daß die gro ßen Fortschritte Deutschlands auf dem Gebiete der In dustrie, des Handels, des Verkehrs und der Schiffahrt in England eine gewiße Beängstigung hervorgerufen haben, als wenn Deutschland in absehbarer Zeit der gefährlichste , Nebenbuhler Englands werden könnte. Aber gibt es die- seai Zukunstsbilde gegenüber nicht noch das Gebiet der realen und wirtschaftlichen und politischen Interessen, welche auch England und Deutschland in vielen Punkten auf eine vollständige Interessengemeinschaft Hinweisen. So ist der Handelsaustausch zwischen England und Deutsch land so groß, wie sonst zwischen keinen Großmächten der Erde. Deutschland kauft jährlich von England für eine Milliarde Mark Ware und England bezieht von Deutsch land für nahezu denselben Betrag Jndustrieartikel. Fer ner haben Deutschland und England in den weiten Ge bieten Afrikas gegenüber der Burenfrage und der Neger frage gemeinsame Interessen in ihren großen Kolonien zu verfolgen, und diese Gemeinsamkeit der Interessen in Afrika ist nicht gering zu erachten, wenn man bedenkt, daß die Kriege in Afrika schon große englische Heere und namhafte deutsche Truppenkörper in Anspruch genommen haben. Eine Klärung und Befriedigung in den Bezieh ungen zwischen England und Deutschland läßt sich da her nur dadurch erzielen, daß die Interessengemeinschaft zwischen den beiden Großmächten besser erkannt und mehr gepflegt wird. Osrtlickss und SScbsiscbes. Pulsnitz. kür Zeppelin! Die Sammlung für den Zeppelin-Fonds in unsrer Stadt hat schon einen schönen Erfolg zu verzeichnen. Es ist bisher in der Expedition des Pulsnitzer Wochenblattes eine recht ansehn liche Summe ein gegangen. Die erste Quittung über die abgegebenen Beträge wird in unsrer Donnerstag nummer erfolgen. Gaben zur nationalen Spende für den Grafen Zeppelin, auch die geringsten, werden in der Sammelstelle gern entgegengenommen. Die Opferwillig keit ist überall eine große und die Begeisterung für die nationale Sache geht sogar auf die Jugend über, wie folgendes erwähnenswerte Vorkommnis bezeugt: Als in Barsinghausen die Kegeljungen auf der Kegelbahn von der Sammlung hörten, die unter den Kegelbrüdern ver anstaltet wurde, kamen sie auf die Bahn gelaufen und baten, das ihnen zustehende Kegelgeld ebenfalls in die Sammlung mit aufzunehmen. — Möchten doch recht viele dem schönen Beispiel folgen! Pulsnitz. Wie wir erfahren, veranstaltet der Ge- birgs- und Verschönerungsverein Sonntag, den 23. August am Scbwedensteinturm ein Konzert der Stadtkapelle, auf das wir schon jetzt Hinweisen. Pulsnitz, 11. August. Zu dem heute hier abge haltenen Viehmarkte waren 68 Ochsen, 49 Kühe und 87 Schweine ausgetrieben. In den Ställen waren zum Vorverkauf 34 Rinder untergebracht. Der Geschäftsgang war bei den Ochsen und Schweinen gut, hingegen bei den Kühen mittelmäßig. — St. Laurentiustag war gestern. Der 10. Au gust gilt als einer der heißesten Tage des Jahres, aber zugleich auch als der Tag, an dem sich schon die ersten Zeichen des Herbstes bemerkbar machen. So sagt eine alte Bauernregel: „St. Laurenz — erster Herbsttag." Der Landwirt gibt viel daraus, wie das Wetter sich an dem Tage gestaltet, denn eine Wetterregel lautet: „Wie Laurenz und Bartholomei, so dich im Herbst gesreu." — Klar und heiß muß es am 10. August sein, dann ist dies besonders auch für den Weinbauer von guter Vorbedeu tung, denn „St. Lorenz mit heißem Hauch füllt dem Winzer Faß und Schlauch." — Der Vorstand des Landes-Obstbauvereins teilt uns über den Obstertrag des Jahres 1908 mit, daß von 70 Bezirks-Obstbauvereinen im Königreiche Sachsen 196 Berichte aus allen Landesteilen eingesandt wurden. Aus der Zusammenstellung dieser Berichte ergibt sich, daß für die Hauptfrucht, die Aepfel, eine gute Ernte in Aussicht steht, für Birnen wird die Ernte mittel bis gering. Von weiteren Früchten wird die Ernte bezeichnet bei Pflaumen als gut bis mittelgut, Mirabellen als mittelgut. Reine clauden mittel, Zwetschen als gut bis mittelgut. Die Kirschenernte ist nun beendet und war dieselbe bei Süß- und Sauerkirschen gut bis mittelgut. Pfirsiche und Apri kosen ergeben eine gute Ernte. Die Weinreben ergeben eine Mittelernte. Die Berichte über die Beerensrüchte, und zwar über Erdbeeren, Johannisbeeren und Stachel beeren, sind als sehr gut bis gut bezeichnet, ebenso wird der Brombeerstrauch eine sehr gute Ernte liefern. Die Erträge der Wallnüsse werden als gut bis mittel, die der Haselnüsse als mittel bezeichnet. Die Gesamtobsternte im Königreich Sachsen ist somit als gute Mittelernte zu be zeichnen. Nach dem Obstnachrichtendienst des deutschen Pomologenvereins ist nach Berichten aus ganz Deutsch land für alle Obstsorten im Durchschnitte eine gute Mit telernte zu erwarten. — Die Rekruten der Regimenter des 19. Armeekorps werden in diesem Jahre wie folgt eingestellt: Am 2. Ok tober für Kavallerie, Train, Fahrer der Maschinengewehr abteilung Nr. 19 und der Bespannungsabteilung des Fuß- artillerie-RegimentS Nr. 12. Am 8. Oktober für die Re gimenter Nr. 105, 107, 133, 179 und 181, Feldartillerie regimenter Nr. 32 und 77, sowie das Eisenbahnregiment Nr. 2 und Telegraphenbataillon Nr. 1. Am 9. Oktober für die Infanterie-Regimenter Nr. 104,106, 134 und 139, Feldartillerie-Regimenter Nr. 68 und 78, Pionierbataillon Nr. 22, sowie Fußartillerie-Regiment Nr. 12. — Im Schulinspektionsbezirke Kamenz wurden im zweiten Vierteljahre 1908 angestellt die Herren: Marschner. O. A., bisher Hilfslehrer in Krakau, als ständ. Lehrer in Cosel; Steglich, P. G., bisher Hilfslehrer in Schwepnitz, als ständ. Lehrer daselbst; Bickel, G. K, bisher Hilfslehrer in Neukirch, als ständ. Lehrer in Groß röhrsdorf; Ulke, H. I., zuletzt Einj. Freiw. im 177. Jns.- Reg., als ständ. Lehrer in Wiesa; Hennig, W. F., bisher Hilfslehrer in Kreischa, als ständ. Lehrer in Pulsnitz. Aarnen;. Von sammelnden Kindern wurden bis jetzt bei der hiesigen Polizeioerwaltung 75000 Nonnen abgegeben. Die Stadt zahlte bekanntlich für je 5 Stück 1 Pfennig. Llstra, 8. August. Dieser Tage wurden auf dem Kälberberge ziemlich ein Liter weißer Heidelbeeren ge funden. Sie waren mitten unter den blauen Beeren gewachsen und hatten gleiche Größe und gleichen Saft wie diese. Ihre Schale ist weiß-grünlich und ihr Ge schmack wässriger als der der blauen Heidelbeeren. Deriritz-Thunritz. Der 63 jährige Julius Rodig begab sich frühzeitig am 8. d. M. in den Wald am Jung fernstein, um Pilze zu suchen. Bei der Rückkehr über schritt er unbefugter Weise die Transportbahn und wurde von einer Lowry erfaßt und derart verletzt, daß er noch kurzer Zeit seinen Geist ausgab. Meisten. In einer hiesigen Schlosserei hatte der Lehrling Willy Walther einen glühenden Meißel mit der Zange gefaßt und schmiedete am Amboß seine Schneide scharf. Durch den Hammerschlag sprang ihm der Meißel aus der Zange und mit der Schneide direkt ins linke Auge, das auslief. Sebnitz. Hier ist die Einführung der Wertzu wachssteuer geplant. Bis jetzt sind nur Stimmen laut geworden, die die Einführung dieser Steuer befürworten. Frankenberg i. Sa., 9. August. Seit 8 Tagen wird von hier der Schüler der technischen Staatslehr anstalt in Chemnitz, der 20jährige Sohn des Schorn steinfegermeisters Krinitz vermißt. Derselbe hat sich auf eine Tour in die sächsisch-böhmische Schweiz begeben und ist die letzte Spur bisher in Rosendorf sestgestellt, wo er am 1. August übernachtete. Die besorgten Eltern ver muten, daß dem als gewissenhaft bekannten Sohn ein Unfall zugestoßen ist und bitten, zweckdienliche Mittei lungen telegraphisch nach Frankenberg gelangen zu lassen. Gotthard K. ist bekleidet mit einem olivgrünen Anzug, Lodencape und trug ein braunes Ränzel, sowie schwarzen Filzhut. In seinem Ränzel befindet sich u. a. ein Skizzenblock und dürfte in seinem Besitze auch ein drei teiliger Feldstuhl sein. Der Vermißte ist geboren am 13. Oktober 1888, er ist von mittelgroßer Figur bei mäßiger Stärke, kräftig und hat braunes Haar und braune Augen. Pulsnitzer Mckendlatt 7elegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Bonnabend. stmls des kömgi. Amtsgerichts und des Atadtrates zu Pulsnitz Qrntcrblatt inn Xon umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Sroßröhrsdork, Bretnig, Bauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- rilllminucc I Ul occii IlIIttIgel la^lIoe^N steina,Weihbach,Ober-u.Diederlichtenau,§riedersdorf-rhiemendork,Mittelbach,Oroßnaundorf,Lichtenberg,Klein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. Sörster's Erden (I»h : I- W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die stink mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12pk-, Lokalprsis 10 Pf. Neklame 25 pk. Bei Wiederholungen Nabatt. Fernsprecher: Nr. 18. vtzzirKs Anzeiger und Zeitung blatt Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschatt lich er Beilage" und „§ür Baus und Berd". Ndonnemertt: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. l.25 bei freier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. 1V UM Wohnung b """ -'N E.ch-r d-n Kleindittmannsdorf. der die Obstbäums an der Lick1envsrg->Vacdausrstratzs schält, so anzeigt, daß er gerichtlich bestraft werden kann. ver Ssmeindsrat.