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Erscheint - Mi woch und Sonnabend. «lS Beiblätter: 1 . Illustr. Sonntetgs- blatt (wöchentlich), 2 Kine kandrvirtH- sch erst Netze Wei tage (monatlich). «bi nnementS » PreiS: Vi wteljährl. 1M.25 Pf. uf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate Blatt Amts und des Stadtmthes des Königs. "Amtsgerichts Zu Wutsnih. lochens ^fjjr Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Preis für die einspaltige Cor PuSzeile (oder deren Raum 10 Pfennige. KescHäflsstellen bei Herrn Buchvruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn« noncen-BureauS von Haastn- steinL Vogler u.„Jnvalidkn- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. M«, .n» s»,E-d-° Jahrgang. H"""'» Sonnabend. Nr. 100. 16. Teeemver 18S3. Bekannt in achnng. Es wird hiermit zur Kenntniß gebracht, daß auch im laufenden Jahre die Sparkasse ZU Pulsnitz wegen der Zinsenberechnung nicht geschlossen wird, dieselbe vielmehr während der bekannten Geschäftsstunden dem Publikum ununterbrochen offen steht. Pulsnitz, am 3. December 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. welche sich bisher als anarchistische Attentäter bemerkbar Zum neuesten Bombenattentat. Die letzten Ereignisse in Paris haben die Franzosen belehrt, daß die Gefahren, welche ihnen von der anarchi stischen Mordgesellschaft drohen, größer sind, als sie ge glaubt haben. Seit den Tagen, in welchen der Dynami- tard Ravachol an der Seine den Dynamitschrecken hervor rief, haben die Anarchisten an Energie erheblich gewonnen. Damals legte man Explosionskörper auf der Straße oder auf den Treppenaufgängen der Häuser nieder und die Zahl der Verletzten war entsprechend gering. Von diesem Anfangsstadium der anarchistischen Thaten ist man heute abgekommen, der Bombenwurf in das Liceo-Theater in Barcelona hat für die Terroristen neue Wege eröffnet. Die Verbindung zwischen spanischen und französischen Anar chisten ist nicht blos materiell, sondern auch geistig eine sehr bedeutende und so hat sich der Anarchist Vaillant, der Urheber des letzten Pariser Attentats, entschlossen, seinem spanischen Genossen halb zu folgen, halb ihn zu übertrumpfen. Ter verhaftete Verbrecher bleibt dabei, keine Mitschuldigen zu haben und wenn das auch nicht gerade wahischeinlich klingt, so ist es doch auch nicht un möglich, da die Anarchisten schon seit Langem gewöhnt sind, auf eigene Faust vorzugehen. Nur der Umstand, daß die von ihm in die Mitte des Saales der Deputirten- kammer geworfene Sprengstoffbüchse auf der Tribünen kante aufschlug und dort schon, statt unten im Saale ex- Plodirte, rettete Dutzenden von Menschen das Leben. Andernfalls würde sich das Attentat noch viel grauenvoller in seinen Wirkungen gestaltet haben, wie dasjenige im Liceo-Theater in Barcelona. Der Verbrecher ist wegen Diebstahls und anderer Verbrechen übrigens schon fünf mal bestraft worden; daß der Anarchismus bei ihm also nicht aus „reiner Herzensüberzeugung" entstanden ist, ist mithin klar zu sehen. Er ist einer von den Thunichtguten, die, nachdem sie sich gegen alle möglichen Paragraphen des Strafgesetzbuches vergangen haben, am Schluß auf oen Gedanken kommen, sie könnten als Massenmörder ihren Namen in das Buch der Geschichte eintragen. Das ist purer Wahnsinn, aber leider ist die Zahl Derer, welche an solchem Wahnwitz heute leiden, nicht allzu gering. Was wird man gegen diese Banditen in Paris thun? Ein großer Theil der französischen Journale verlangt jetzt Ausnahmemaßregeln. Daß Erweilerungen der heute gel tenden Strafbestimmungen beschlossen werden, ist wohl selbstverständlich; wie weit diese Erweiterungen gehen wer den» läßt sich bei der Beweglichkeit, bei dem wetterwendischen Charakter der Franzosen schwer sagen. Oft ist es schon dagewesen, daß sie Großes thun wollten, sie sind aber harmloser Kleinigkeiten wegen mitten auf dem Wege des Vollbringens stecken geblieben. Es ist auch schon angeregt Worden, auf Grund von internationalen Vereinbarungen internationale Schritte gegen die Anarchisten zu thun. Da die Franzosen am meisten hierbei mteressirt sind, denn in Frankreich ist der Anarchismus am kräftigsten aufge treten, werden sie auch die Initiative dabei ergreifen müssen. Ob auf solchem Wege viel dabei zu erreichen ist, ist in dessen so lange schwer zu sagen, als in England, in dessen Hauptstadt wohl die meisten Anarchisten versammelt sind, das heutige Asylrecht besteht. Wenn in London die An archisten ungehindert Dynamitbomben fabriziren können, können sie auch erst recht ungehindert nach dem Kontinent reisen, um dort Attentate auszuführen. In Paris, in London, endlich auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika erscheinen Zeitungen der Anarchisten, in wel chen nicht blos in wahnsinniger Weise zur Verwirklichung der anarchistischen Ziele aufgefordert wird, sondern in Welchen auch die „Rezepte" angegeben werden, vermittels deren nach allen Regeln der Kunst Bomben und andere Mordwerkzeuge angefertigt werden können. Die Leute, gemacht haben, hatten von Chemiialien, Sprengstoffen und Bombenfabrikation verzweifelt wenig Ahnung. Sie haben die Dinge zu ihren Verbrechen erst aus ihien Mord- Journalen kennen gelernt. Man soll einmal einem Wahn- sinnigen, der gemeingefährlich erscheint, ein Messer in die Hand geben, und er wird ein grausiges Blutbad anrichten. Genau so liegen die Dinge eben hier. Menschen, deren Charakter die Mordsucht in sich schließt, nun noch schwarz auf weiß zu zeigen, wie sie ihrem Blutgelüst am besten fröhnen können, heißt, sie zum Morde direkt veranlassen. Wenn in dieser Sache überhaupt etwas geschehen soll, so muß die ungeschminkte Aufforderung zum Morde, das Rezept zum Mord, wie es m den Anarchistenblättern sich darbietet, verhindert weroen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am 31. Dezember verjähren in Sachsen folgende Forderungen aus dem Jahre 1890: 1. der Apo theker, Fabrikanten, Buchhändler, Kaufleute und Händler jeder Alt, Spediteuren, Künstler, Handwerker für gelieferte Waaren und geleistete Arbeiten ihres Geschäfts, mit Aus nahme der Forderungen für solche Waaren und geleistete Arbeiten, welche dem Schuldner zum Behufe eines eigenen Gewerbe- oder Handelsbetriebes geliefert oder geleistet worden sind; 2. der Personen, welche aus der Leistung gewisser Dienste ein Gewerbe machen, sofern die Forder ungen aus ihrem Gewerbebetrieb herrühren, insbesondere der Makler, Agenten, Feldmesser, Hebammen, Barbiere, Wäscherinnen, LohnbeSienten; 3. der Post- und Telegra phenanstalten, der Verwaliung von Eisenbahnen, der Schiffer, Frachtfuhrleute, Lohnlutscher, Boten und Pferde- Verleiher, an Porto, Briefträgerlohn, Telegraphengebühren, Frachtgelt, Frachtlohn, Botenlohn und für Pferdemiethe, )owie hinsichtlich der bei dem Waaren- und Personen- Transporle gehabten Auslagen; 4. der Gastwirthe und Derjenigen, welche Speisen und Getränke irgend einer Art gewerbsmäßig verabreichen oder verschänken, für Wohnung, Beköstigung und sonstige für ihre Gäste gewährte Bedürf nisse und bestrittene Auslagen; 5. Derjenigen, welche be- wegliche Sachen gewerbsmäßig verleihen, wegen des Leih geldes für den Gebrauch derselben; 6. der öffentlichen und Privat-Lehr- und Erziehungs-, sowie Pensions- und Ver- pflegungs-Anstalten jeder Alt für Unterhalt, Unterricht, Erziehung, Pflege und jeden sonstigen mit dem Zweck der Anstalt in Verbindung stehenden Aufwand; 7. cer öffent lichen und Privatlehrer hinsichtlich ihrer Honorare, jedoch, soviel diese und die unter Nr. 6 gedachten Forderungen anlangt, mit Ausnahme derjenigen, welche bei den Univer- siiäten und anderen öffentlichen Lehr-, Pensions- und Verpflegungs-Anstalten vorschriftsmäßig gestundet werden; 8. der Lehrherren und Lehrmeister hinsichtlich des Lehr geldes und anderer im Lehrvertrage bedungenen Leistungen; 9. von Auszugsleistungen; 10. der Haus- und Wirth- schaftsbeanven, Hauslehrer, Erzieherinnen, Privatsekretäre, Handlungsgehilfen und anderer Geschäftsgehilfen, Privat copisten und des Gesindes hinsichtlich des Gehaltes, Lohnes und anderer Dienstbezüge; 11. der Fabrikarbeiter, Hand werksgesellen, Tagelöhner und anderer Handarbeiter wegen Arbeitslohnes; 12. von Gebühren und Verlägen, welche öffentlichen Behörden jeder Art, Advokaten und Notaren, Aerzten, Chirurgen und Thieräizten aus ihren Geschäfts verhältnissen gegen Privatpersonen zustehen; 13. der Kirchen und Schulen, sowie der Kirchen- und Schuldiener wegen der Gebühren für kirchliche und andere Amtshand lungen. — Die Kgl. Generaldirektion der sächsischen Staats- Eisenbahnen läßt, wie das Inserat in vorliegender Nummer näher besagt, auf der Strecke Arnsdorf-Kamenz in der Nacht vom 19. zum 20. d. Mts. einen Theaterextrazug verkehren, welcher an allen Zwischenstationen hält. — Im verflossenen Monat November sind bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden (Landhausstr. 16) 84377 Mark in 358 Einlagen und zwar 40023 Mark mit Kapital-Verzicht und 44354 Mark mit Kapital-Vor behalt, eingezahlt worden. Im Vergleich mit dem ent sprechenden Monat des Vorjahres ist wieder ein Zuwachs zu verzeichnen; sowohl die Stückzahl wie der Betrag der Einlagen hat zugenommen, letzterer um 25 Prozent. Großnaundorf. Am vergangenen Sonntage fand eine Sitzung des hiesigen land- und forstwirthschaft- lichen Vereins statt. Trotz des kurzen Bestehens des Vereins hat die Mitgliederzahl, Dank des sich stets auf opfernden Vorsitzenden, Herrn Gutsbesitzer August Gärtner, schon auf über 50 gestiegen. Auch in dieser Sitzung war der Besuch wie immer sehr lobenswerth und stand außer dem Geschäftlichen noch ein Vortrag von Herrn Inspektor Schroen auf der Tagesordnung. Herr Inspektor Schroen sprach, nachdem er Allgemeines über Thier- und Pflanzen zucht referirt, Uber die Kali- und Phosphorsäuredüngung in wirklich lehrreicher, wohldurchdachter und packender Weise, sodaß ihm der größte Dank gezollt wurde. Nach langem Beisammensein gingen die Mitglieder wohlbefriedigt auseinander. Königsbrück. Für unsere Stadt wird die elek trische Beleuchtung eingerichtet und mit nächster Woche in's Leben treten. Zur Erzeugung der Kraft wird die überschüssige Wasser- uno Dampskrast der Schloßmühle und des Sturm'schen Mühlen-Etablissements benutzt, von welchem letzteren die U bertragung des elektrischen Stromes nach dem Rathhause statlfindet, und von wo aus zunächst die Rathskeller-Lokalitäten ihre Beleuchtung erhalten wer den. (K. W.) — Bei den jetzt in Löbau stattgefundenen Stadtver ordnetenwahlen wurden von den 6 ausscheidenden frei sinnigen Stadtverordneten nicht ein einziger wiedergewühlt. Die Reformer erhielten 3 Sitze. — Die Unvorsichtigkeit, festverschlossene Bierflaschen in heißes Wasser zu setzen, konnte dieser Tage für eine in Meißen wohnende Frau recht gefährlich werden. Als die Frau im Begriff war, eine Flasche herauszunehmen, zerplatzte dieselbe. Durch die herumspringenden Glas- splitter wurde die Frau an der rechten Hand und auch an der Stirn mehrfach verletzt. * Trotz der Gewährung erheblicher Fangprämien für Tödtung und Einlieferung von Kreuzottern vermindern sich diese gefährlichen Reptilien im Vogtlande nicht, neh men vielmehr von Jahr zu Jahr zu. Im gegenwärtigen Jahre 1893 wurden im Bezirke der König!. Amtshaupt mannschaft Oelsnitz 2941 Kreuzottern gefangen und getödtet, in den letztverflossenen fünf Jahren insgesammt 13,452 Stück. Dafür sind im Ganzen 3670 Mk. 20 Pfg. als Fangprämien zur Vertheilung gekommen. Von der Häufigkeit der Kreuzottern im oberen Vogtlande erhält man am besten eine Vorstellung, wenn mau hört, daß im Stadtbezirke Adorf in dem Jahre 1893 131, in Schöneck 171, in Landegüst 207 und in Tiefenbrunn gar 263 Kreuz ottern gefangen wurden. — Am Sonntag Mittag wurde von Seiner Maj. dem König eine Deputation der Großindustriellen Sachsens in Audienz empfangen. Dieselbe bestand aus den Herren Commerzienrath Curt Starke-Frankenau, Adler-Buchholz Commerzienrath Breitfeld-Erla, Röuisch - Dresden, Com merzienrath Eschebach-Dresden, Generaldirektor Springer- Cainsdorf, Hermsdorf - Chemnitz, Uebel - Planen i. V-, Großmann-Großröhrsdorf, Zaeuner-Zwickau, Berger-Leip zig, Lange-Aucrhammer und Pflug-Leipzig; sie überreichte dem Monarchen in zwei Bänden >in Prachtwerk, das aus dem Kunstverlage von Eckert und Pflug, Leipzig, in