Volltext Seite (XML)
^444^4444)) Königsluück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg Uttd Rmgtgeud Blatt Amts und des StadLrathes des Aönigl. Amtsgerichts WuLSnrtz Abc nnementS - Preis: Ni irteljährl. 1M.25 Pf. as Wunsch unentgeltliche Zusendung. Erscheint: Mi woch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntcrgs- blatt lwöchentlich), 2. Kine karrdtvirth- srtzastNche Weikage (monatlich). Inserate find bis Dienstag u. Freita g Vorm. 9 Uhr aufz.«geben. Preis für die einspaltige C or puSzeil« (oder deren Raum 10 Pfennige. Heschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. P abst in Königsbrück, in den An. noncen-Bureaus von Haasin- steinL Vogler u. „Jnvaliden- danl" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Ar. 101 20. Decemver 1893 Mittwoch Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. D,unsMusundvikvfigster Jahrgang Die Haudelsverträge und die Krisis im Reichstage. Die Berathung der Handelsverträge und ganz be sonders diejenige der Handelsconvention mit Rumänien hat am Mittwoch im Reichstage die schärfsten Debatten zwischen den Anhängern und Gegnern der Handelsvertrags- politt! der Regierung herbeigeführt und so schroffe Gegen sätze an den Tag gebracht, daß offenbar im Reichstage eine bedenkliche Krisis vorhanden, und die Frage seiner Auflösung sehr nahe gerückt war, wie der Reichskanzler Graf Caprivi mit seiner Frage: „Was wird, wenn diese Verträge abgelehnt werden und eine zweifellose Schädigung des Ansehens des deutschen Reiches im Auslände die Folge davon sein wird?" deutlich durchblicken ließ. Der Streitpunkt ist der bekannte, die Vertreter des Bundes der Landwirlhe und an deren Spitze zumal der Abg. v. Plötz verfochten mit großer Schärfe und Energie die Anschauung, daß die in dem Handelsverträge mit Rumänien vorgesehene Ermäßigung der landwirthschastlichen Zölle von 5 Mark auf 3.50 Mark für den Doppelzentner Roggen und Weizen den weiteren Ruin der deutschen Landwirchschast bedeute. Dieser Anschauung traten aber die Vertreter der meisten anderen Parteien und auch die Minister mit einem großen Beweismaterial, theils gründlich, theils scharf entgegen. So führte der Abg. Dr. Lieber im Namen des größten Theiles der Centrumspartei aus, daß gewiß alle Abge ordnete geneigt seien, der bedrängten Landwirthjchaft zu helfen, daß er aber nicht glaube, daß dies durch Ablehnung des Handelsvertrages mit Rumänien geschehen könne. Außerdem müßten auch die Interessen der Industrie wahr genommen werden, und diese würden durch die Verträge wahrgenommen, denn in Folge der Ablehnung des Handels vertrages mit Rumänien lönnten Tausende von industriellen Arbeitern brotlos werden. Auch würde die Ablehnung des Vertrages die Einfuhr rumänischen Getreides keines falls hindern, dasselbe würde einfach über Holland oder England auf den Weltmarkt gelangen. Diese unvermeid liche Sachlage führte auch näher der Staatssekretär von Marschall im Namen der Regierung aus, denn wenn Deutschland den Vertrag ablehne und den Zoll gegen Rumänien erhöhe, so würde das überschüssige rumänische Getreide doch Absatz auf dem Weltmärkte finden und schließlich auch zu dem Zolle von 3 50 Mark, der jetzt Rumänien gewährt werden soll, Eingang nach Deutschland finden, nachdem Deutschland anderen Staaten durch Ver träge diesen Zoll bereits zugcstanden hat. Der Staats sekretär v. Marschall bestritt daher auch, daß der Vertrag mit Rumänien der Landwirthschaft Opfer auflege. Die bedeutendste und staatsmännijchste Rede in der schwierigen Frage hielt aber wohl der Führer der Nationalliberalen, der Abg. v. Bennigsen. Er führte sehr klar aus, daß das landwirthschaftliche Interesse wohl das bedeutendste sei, welches im Reiche geschützt und wahrgenommen wer den könne und daß es deshalb auch durchaus berechtigt sei, wenn die Landwirlhe durch eine große Organisation dieses Interesse zu schirmen suchen. Es müsse deshalb jeder Angriff auf den Bund der Landwirlhe als solcher zurück- gewiesen werden, denn dieser Bund sei so legitim wie irgend eine andere Organisation zum Schatze der Industrie oder des Handels. Aber freilich in der Frage des rumä nischen Handelsvertrages hätten die Vertreter des Bundes in keiner Weise den Beweis erbracht, daß der Vertrag die Landwirthschaft schädigen würde. Stoch vor einem Jahre hätten auch namhafte Eonservative und Landwirlhe der Vertragspolttik zugestimml. Außerdem sei es doch geradezu unmöglich, für die deutsche Industrie irgend welche Con- cessionen von Rumänien zu erlangen, ohne daß der deutsche Getreidezoll ermäßigt würde. Endlich solle doch auch durch die Haudelsverträge ein dauernder zollpolitischer Zustand geschaffen werden, von dem allmählich die In dustrie wie die Landwirthschaft pcofitiren würden. Nach der heftig von dem Sozialdemokraten Schönlank, dem Abg. Sigl und Anderen weiter geführten Debatte gelangte mit 189 gegen 165 Stimmen der Handelsvertrag zur Annahme, aber die Thatsache, daß fast sämmtliche Eonservative, so wie die Hälfte der Reichspartel und die größere Hälfte der Centrumspartei gegen den Antrag stimmten, zeigt d e liefe Krisis in der Frage der Handelsverträge an. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. So sehr auch inmitten des Hastens undJagens der Neuzeit der materialistische Zug und die Verkennung der trauten Regung n des Herzens sich Geltung schufen, fo konnte doch der unsagbare Zauber der Weihnachlsstim- mung bisher immer noch siegreich bleiben. Es ist, als ob die Engel des Himmels herniederstiegen und uns be freiten von einer lähmenden irdischen Last, an deren Stelle dann beseligende Zufriedenheit unser Inneres erfüllt. Frei lich lassen sich, wie die Dinge liegen, einige Anwandlungen realer Natur bei den gegenwärtigen Festvorbereitungen auch nicht ganz unterdrücken. Was Montecuculi einst von dem Kriegsühren behauptete, daß man nämlich Geld, Geld und abermals Geld von Nöthen habe, das gilt voll auf auch von den Weihnachtseinläufen, denn längst sind ja die holden Zeiten dahingeschwunden, in denen die Kobolde und die Feen und Heinzelmännchen sammt all den anderen Geistern der poetischen Zauberwelt sich in Wahrheit daran machten, die Menschenkinder ganz unsichtbar mit ihren Gaben zu beschenken und ihnen die goldenen Hesperiden- Aepsel in den Schooß zu werfen. Aus diesem Grunde ist es deshalb auch doppelt erfreulich, baß die christliche Nächstenliebe sich rührt und nicht eher rastet, als bis der lichterfunkelnde Christbaum, dieses letzte Ueberbleibsel aus dem wonnigen Garten Eden, auch den Armen leuchtet und aus seinen Zweigen alsdann den Bedrängten die schöne erquickende Kunde von der Verbrüderung aller Menschenkinder entgegenraujcht. Schwer ist der Kampf uin's Dasem, und gar Viele scheinen thatsächlich zu unter liegen unter den Folgen desselben; wenn die Noth am höchsten erscheint, ist nach einem allen beruhigenden Wort die Hilfe aber auch wieder am nächsten. Die Herzen und die Hände öffnen sich und die gemeinsamen Scherflein schaffen dann so manch' freudebrmgendes Liebeswerk im Dienste Derjenigen, die eine fanatische Agitation als die „Enterbten des Volkes" kennzeichnen will. Auch in unserer Stadt entfaltete man während der letzten Wochen in dieser Beziehung wieder eine hingebende Thätigkeit, so daß es aus's Neue möglich war, am Montag Abend viele ärmere Kinder an reichbedeckte Gabentische sühren zu können. Vor der Gabenverthe'lung sangen die 1. Knaben- und Mädchenklasse unserer Schule unter Leitung des Herrn Organist Kessel eine Reihe prächtiger Weihnachtslieder mit reinen, lieblichen Kinder stimmen und Herr Schuldirektor Dreher schloß daran eine herzliche Ansprache. Alle die Anwesenden, nicht bloß die Kinder, sondern auch die ziem lich zahlreich erschienenen Erwachsenen wurden in echte, rechte Weihnachtsstlmmung versetz! und dem hiesigen Fraucn- verem, der diese reiche, würdige Christbescheerung veran staltete, gebührt aufrichtiger Dank nicht dlos seitens der Beschenkten und deren Eltern, sondern aller sich am guten Werke Mltfreuenden. Pulsnitz. Der am vergangenen Sonntag hier jtattgefunöene Christmarkt war in Folge der angenehmen Witleruvg äußerst belebt. Auf der Langegasse drängten sich die Christmarktbesucher zeitweise so zusammen, daß ein Weiterkommen schwer zu bewerkstelligen war. Theil- weise erzielten die Verkäufer ein hübsches Geschäft, andern falls blieben aber die gehofften Umsätze trotz der zahl reichen Besucher aus. Pulsnitz. Das schönste aller Feste, das Weihnachts fest steht vor der Thür. Wieviel Wünsche und Hoffnun gen sollen da erfüllt werden; auch unsere Ges.äftswelt sieht dem Feste hoffend entgegen und wendet sich bittend und vertrauensvoll an unsere Einwohnerschaft, „ihren Weihnachtsbedarf möglichst nn Orte zu decken." Unsere Geschäftsleute haben weder Mühe noch Kosten gescheut, um erfolgreich mit der Großstadt konkurrireu zu können. Ueberzeuge man sich doch erst, daß man hier ebenfalls so gut und billig kauft als in Dresden. Wir müssen es um so mehr als ernste Pflicht betrachten, unsere einheimischen Geschäftsleute zu unterstützen, als durch die Nähe der Großstadt und jüdische Manipulation ihnen eine sie schädigende Concurrenz entsteht. Wir meinen aber nicht die Haiisirer, die ihre geringen selbst gefertigten Waaren verkaufen und hierbei mehr auf ein Almo;en sehen, son dern sprechen von der schädigenden systematischen Kolpor tage, die von Geschäften ausgeht, die noch dazu über ein größeres Absatzgebiet verfügen. Also thun wir Alle unsere Pflichten als Christen, auf daß wir aus vollem Herzen singen können: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit." Pulsnitz. Mit denl Beginn des Christmarktes verband sich in gewohnter Weise die Zufuhr der Weih nachtsbäume, wodurch wieder der schöne grüne Wald m die Stadt hereingekommen ist. Prächtige Exemplare von Edeltannen liefern namentlich die bayrischen Forsten, von denen in den letzten Tagen ganze Wagenladungen nach Sachsen befördert wurden; eine große Auswahl an Christ bäumen bieten aber auch unsere sächsischen Waldungen und insbesondere diejenigen unseres Bezirks, so daß für die Beschaffung der trauten und mit dem deutschen Volks charakter fo innig verwobenen grünen Zier des holden Festes der Liebe überall reiche Gelegenheit gegeben ist. Oberlichtenau. Eine gewiß sehr zu lobende Er scheinung unserer Gegenwart ist, daß man mehr als in früheren Jahren für würdige Ausschmückung der Gottes häuser besorgt ist, und es darum an Stiftungen, Schen kungen u. dergl. nicht fehlen läßt. So ist es denn auch wohl mit Freude und Dank zu begrüßen, daß der Männer- Äesangvereln zu Ober- und Niederlichtenau das schöne Müller'sch- Volksstück „Ein' fepe Burg ist unser Gott" am 1. und 3. Weihnachtsfeiertage im Gasthofe „zum Linden" in Oberlichtenau zur Aufführung zu bringen Willens -st, und zwar zu dem löblichen Zwecke, daß der nach Abzug nicht unbedeutender Kosten gewonnene Ertrag in den schon seit Jahn n angesammelten und bei der Kirche verwalteten Fond zur inneren Ausschmückung hiesiger Kirche fließen soll. Es ist daher um der guten Sache Willen ein zahlreicher Besuch dieser Aufführungen auch aus auswärtigen Orten aufrichtigst zu wünschen. — Die in vorletzter Stummer dieses Blattes erwähnte (zur Ergänzung des Wuchergesetzes vom ^ahre 1880 ge troffene) Bestimmung, nach welcher bis zum 1. April jeden Jahres dem Schuldner ein Rechnungsauszug zuzu stellen ist, widrigenfalls man sich Rechtsnachtheile und sogar Strafe zuziehen könnte, bezieht sich nicht auf alle Kaufleute, vielmehr nur auf solche, welche aus dem Betriebe von Geld- oder Kreditgeschäften ein Gewerbe machen. — Die Annoncen-Expedition Haasenstein L Vogler A.-G. hat soeben dem anzeigenden Publikum ihren Zei tungskatalog für 1894 übergeben. Dieses unentbehrliche Handbuch und sehr bewährter Rathgeber für alle, welche mit ihren Ankündigungen die Oeffentlichkeit suchen, schließt sich im Ganzen an die erprobte Eintheilung früherer Jahre an. Das in zahlreiche Rubriken zerfallende Ver- zeichniß der Zeitungen ist einer eingehenden Revision unterzogen worden und entspricht genau dem augenblick lichen Stande des gesammten Zeitungswesens. In der Vorrede ist das Anzeigen als Kunst und Wissenschaft be handelt und dargethan, aus welchen Gründen der führen den Hand eines Rathgebers beim Anzeigen nicht entrathen werden kann. Außerdem enthält der Katalog umfangreiche Mittheilungen über Vieles im Geschäftsbetrieb Wissens- werlhe, beispielsweise Bestimmungen über Post- und Telegraphenwesen, den Reichsbanlverkehr und einen Tages- Kalender mit stattlichem Raum für Notizen. Wir machen auf den Katalog besonders aufmerksam. In Pulsnitz ist die Firma Haasenstein u. Vogler A.-G. durch Herrn B. v. Lindenau vertreten. — Im Interesse des Publikums ergeht seitens der k aiserl. Oberpost - Direktion an sämmtliche Betheiligie das Ersuchen, mit der Einlieferung der Weihnachts - Packele nicht nur thunlichst zeitig zu beginnen, sondern dazu auch möglichst die Vor- oder Nachmittagsstunden zu verwenden. Obgleich die Postverwaltung stets bemüht ist, durch Ein stellung zahlreicher Hilfskräste, sowie durch andere um- sängliche Vorkehrungen die schnelle Abwickelung des Weih- nacbtspäckereiverkehrs zu sichern, entstehen doch an den Annahmestellen häufig Stockungen ui der Abfertigung, weil der größte Theil der Weihnachts - Sendungen erfah rungsgemäß erst in den Tagen unmittelbar vor dem Feste und zwar in den Abendstunden zur Auflieferung gelangt. — Für diejenigen, welche an Falb glauben, wird die Liste seiner kritischen Tage für nächstes Jahr von Interesse sein: Nach Falb wird das Jahr 1894 eine große Anzahl kritischer Tage bringen, darunter sehr viele