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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts UuLsnrh Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Ilkustr. Sonntags- blatt (wöchentlich), : Ai ne tandn-irth- fchaftNche Weikage (monatlich). Abonnement« - Prei«: Bierteljährl.l M.25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bi« Dienstag u. Freitag, Borm, S Uhr aufz ,geben. Preis für die einspaltige Cor- PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. K-fchäftsstelr-n bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haasen, stein L Vogler u. „Jnvalidtn- dank" in Dresden, Rudolph Rosse in Leipiig. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Künfundvierzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Sonnabend. 1. Juli 18SS. Mekanntmacüung. Auf Antrag der Erben des Hausbesitzers und Leinwebers Friedrich Julius Senf in Brettnig sollen die zu dessen Nachlaß gehörigen Grundstücke, als: 1 ., das Hausgrundstück (Dominialhäuslernahrung) 'Nr. 170 des Brandcatasters, Fol. 291 des Grundbuchs für Brettnig, ortsgerichtlich auf 1975 geschätzt, 2 ., das Feldgrundstück Fol. 427 des Grundbuchs für Brettnig, vrtsgerichtlich auf 800 gewürdert, Freitag, de» 7. Juli 1893, Vormittags 10 Uhr an Ort und Stelle freiwillig versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an der Gerichtstafel aushängenden Anschlag nebst Dersteigerungsbedingungen andurch bekannt gemacht wird. Pulsnitz, den 27. Juni 1893. Königliches Amtsgericht, j. V. Comm.-Rath Wolf. Petermann, Nef. Bekannt m achtln die Anzeigepflicht der Krankenlaffen-Borflimde über vorgekommene Unfälle betr. Nach einer Beschwerde des Vorstandes der Section V der Sächsischen Baugewerbsberufsgenossenschaft wird Seiten der Vorstände der Krankenkassen der in § 76 b des Kranken- krsicherungsgesetzeS in der Fassung vom 10. April 1892 vorgeschriebcne Anzeigepflicht vielfach nicht nachgekommen. Unter Hinweis auf die Strafbestimmung in Abs. 2 des vorgedachten, nachstehend abgedruckten Paragraphen werden daher die Kassenvorstände der hiesigen Krankenkassen "ufsichtswegen veranlaßt, bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe bis zu 20 Mark —- in Zukunft gehörig nachzukommen. Pulsnitz, den 27. Juni 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. 8 76b. Die Verwaltungen der Gemeinde-Krankenversicherung, sowie die Vorstände der Krankenkassen und der im Z 75 bezeichneten Hülfskassen sind verpflichtet, jeden Erkrankungsfall, Welcher durch einen nach den Unfallversicherungsgesetzen zu entschädigenden Unfall herbeigeführt ist, sofern mit dem Ablauf der vierten Woche der Krankheit die Erwerbsfähigkeit des "krankten noch nicht wieder hergestellt ist, binnen einer Woche nach diesem Zeitpunkte dem Vorstande der Berufsgenossenschaft, bei welcher der Erkrankte gegen Unfall versichert ist, ^iuzeigen. Ist die Berufsgenossenschaft in Sektionen getheilt, so ist die Anzeige an den Scktionsvorstand zu richten. Zur Erstattung der Anzeige ist, sofern der Vorstand der Ge- v>einde oder der Krankenkasse nicht eine andere Person damit beauftragt, der Rechnungsführer, für örtliche Verwaltungsstellen der eingeschriebenen Hülfskassen dasjenige Mitglied, Elches die Nechnungsgeschäfte derselben führt, verpflichtet. Die Unterlassung der Anzeige kann von der Aufsichtsbehörde mit Ordnungsstrafe bis zu zwanzig Mark geahndet werden. Montag, den 3. Inti 1893, Nachmittags Vr 5 Uhr klangt hie in Friedersdorfer Flur auf >/? Scheffel Land noch anstehende Grasnutzung an Ort und Stelle zur Versteigerung. Sammelplatz Nachmittags 4 Uhr in der Schmidt'schen Restauration in Friedersdorf. > Pulsnitz, den 27. Juni 1893. Sekr. Kunath, Gerichtsvollzieher. Die für heute Sonnabend, den 1. Juli 1893, in Nößler's Schänke in Kleindittmannsdorf anberaumte Versteigerung hat sich erledigt. Pulsnitz, den 30. Juni 1893. Sekr. Kunath, Gerichtsvollzieher. Zu dem am 1. Juli «. e. beginnenden III. Quartal Pulsnitzer Amts- und Wochenblattes erlauben wir '"'s hierdurch ergebenst einzuladen und bitten die aus- wärtigen Abonnenten, welche unser Blatt durch die Post ^Ziehen, Bestellungen rechtzeitig anbringen zu wollen, ""mit in der Zustellung keine Unterbrechung stattfindet. Jede Postanstalt, die Briefträger, unsere Land- und ^ladtboten, sowie die unterzeichnete Expedition nehmen Abonnements entgegen. Hochachtungsvoll Expedition des Amts- und Wochenblattes. K. L. Körster's tzröen. Aus dem socialdemokratischen Lager !""cht eine im Selbstverläge des früheren sozialdemolrati- An Reichstagsabgeordneten Georg Wilhelm Hartmann nter dem Titel „Sensationelle Enthüllungen über die Mrer der socialdemokratischen Partei" erschienene Bro- ""le bemerkenswerthe Angaben, welche — voraus- Mtzt daß sie zutreffend sind — das Treiben gewisser Mlei-Führer grell beleuchten. Der Verfasser, der in der ^'aldemokratischen Bewegung, besonders für Hamburg nd seine Umgebung, Jahrzehnte lang eine hervorragende ^vlie gespielt und sich um die Sache seiner Partei verdient ,, Macht hat, mußte trotzdem als alter Lassalleaner schwer In» m, Mißgunst der Führer leiden, die fast ausnahms- s Marxisten sind. Dazu kam nun noch, daß man in vartmann bei verschiedenen bedenklichen Geldmanipulatio nen einen recht unbequemen Aufpasser und Mahner besaß. Er vertrat die „naive" Auffassung, daß die großen Ueber- schösse der Hamburger Genossenschasts-Druckerei derselben Sacke dienen müßten, für welche die sauer verdienten Arbeitspfennige eingezogen wurden, daß jede unnütze Aus gabe eine Vergeudung von Arbeitergroschen und damit doppeltes Unrecht sei. Die Genosseu waren anderer An sicht. So sind auf Betreiben von Auer, Geib und Leip ziger Genossen 15,000 Mark nach Crimmitschau „geliehen" und natürlich nimmer wiedergesehen worden. Auf dessel ben Geib Betreiben wurde das Elberfelder Sozialistenblatt ganz auf Hamburg übernommen und damit ein Sümmchen von 60,000 Mk. verwirthschaftet. Tausende wurden durch die überflüssige Errichtung einer eigenen L'ylographischen Anstalt geopfert. Für die Redaktion des „Hamb. Volks- blattes" wurde beim Genossen Geib eine Bibliothek im Werthe von 8000 Mk. (!) gekauft, die, unbekannt wohin, verschwunden ist. Nach Erlaß des Sozialistengesetzes wurde beantragt, das Volksblatt und die dazu gehörende Druckerei dem Abg. Dietz, angeblich nur zum Schein, zu verkaufen. Als Hartmann, Mitglied des Aussichtsraths, gegen diesen Scheinverkauf Bedenken geltend machte und sich auf Leip zig berief, wo die dortige Genossenschaft das Geschäft in alter Weise fortführte, legte ihm Geib nach einigen Tagen einen angeblichen Kaufvertrag vor, nach welchem das Leipziger Unternehmen ebenfalls zum Schein an den dor- tigen Geschäftsleiter verkauft sein sollte. Nunmehr gab Hartmann seine Bedenken auf, Dietz wurde pro korma Besitzer der Hamburger Druckerei, die ihm, dem Reichs- tagSabgcordneten für Hamburg noch heute gehört — jener angebliche Leipziger Vertrag aber ist, wie Liebknecht selbst bezeugt hat, eine grobe Fälschung gewesen! So verhilft man einem „gesinnungstüchtigen" Sozialdemokraten auf Kosten der Arbeiter zu einer einträglichen Druckerei! Aber es kommt noch besser: Eines Tages erscheint der Abg. Auer in Hamburg und erbittet von der dortigen Genossen schaft für die Berliner em Darlehen von 4000 Mark. Da bereits sehr bedeutende Suminen nach Berlin geliehen waren, verweigerte Hartmann seine Einwilligung. Da tritt Dietz auf und sagt: „Die Berliner Genossenschaft hat einen Gasmotor zu verkaufen, den wir als Reserve haben müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben." Demge mäß beschloß der Aufsichtsrath trotz der Einwendungen Hartmanns, den erwähnten Motor für 4000 Mark zu kaufen und Auer erhielt diese Summe. Der angebliche Motor ist niemals nach Hamburg gekommen, das ganze war ein gewissenloser Schwindel. Zur Rede gestellt, er klärte später Auer dem „Kollegen" Hartmann cynisch, wenn das Ziel nicht auf geradem Wege zu erreichen sei, müsse man eben den krummen benützen! Eine schöne Moral! Derselbe Abg. Auer wurde bald darauf mit zahlreichen anderen Sozialdemokraten auf Grund des klei nen Belagerungszustandes aus Berlin ausgewiesen und ging nach Hamburg. Dort wurde er von Geib eigenmächtig mit vollem Gehalt bei der Hamburger Genossenschaft an gestellt, obwohl Hartmann dagegen auftrat, weil er eS bei der bitteren Armuth der meisten Berliner Ausgewiesenen als ein schweres Unrecht ansah, den gutsituirten Auer auf Kosten der Armen zu begünstigen. Der Protest half nichts, trotzdem sich herausstellte, daß Auer bei seiner Ausweisung nicht blos die volle Gehaltforderung von der Berliner Genossenschaft, sondern auch einebedeutende Geldunterstützung von dem damaligen Mäntelfabrikanten, jetzigen Reichstags abgeordneten Singer erhalten hatte. „Genosse" Auer hat demnach, wie man sieht, mit seiner Ausweisung ein treff liches Geschäft gemacht. Es ist aber begreiflich, daß Hart- mann mit seinem ewigen Mahnen, man möchte doch die sauer erworbenen Arbeitergroschen nicht in so gewissenloser Weise verschwenden, recht mißliebig und unbequem wurde. Gleichviel wurde Hartmann im Jahre 1880 in den Reichs-