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Blatt Amts und des Stadtrathe des Königs. Amtsgerichts Wulsnrtz Inserate sind bis Dienstag u. Freitag Vorm, 9 Uhr aufz.igeben. Preis für die einspaltige Cor puszeile (oder deren Raum' 10 Pfennige. Heschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P adst in Königsbrück, in den Rn- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Jnvalidrn- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. schenk ^siir Pulsnitz, Königsbrück, Undcberg, Nadcbmg, Moritzburg und Umgegend Erscheint : Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Istrtslr. Sonnlags blatt (wöchentlich), - Eine tandrvirth- scHastticHe Weitage smonatlich), Abonnements - PreiS: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zusendung. Jahrgang. 2S. Juli 18S3. Sonnabend. KonkursverfaHven. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Kl^l Max Neumaun in Pulsnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Pulsnitz, am 25. Juli 1893. Königliches Amtsgericht. Weise. Veröffentlicht: Sekretär Söhnel, Gerichtsschreiber. „WI MI WUMM»!»« I1 7^11,»INIlllWUWIII IIMIIÜII»! Börsenschwindel. Das Aeltestcn-Kollegium der Berliner Kaufmannschaft sagt in seinem jüngst erschienenen Jahresbericht von 1892: „Die Erfahrung lehrt, daß, wenn durch gute Kon junkturen im Handel und in der Industrie größere Er sparnisse gemacht und Gelder angehäuft sind, das Publi kum, ungeachtet aller Warnungen, jede Vorsicht bei An lage derselben hintenansetzt und keinen Mahnungen zur Vorsicht Gehör schenkt." In diesen Worten bekundet sich wieder einmal die ganze Frivolität des Börsen - Speculantenthums. Zum Äeltestencollegium der Berliner Kaufmannschast gehören natürlich auch solche Banlfirmen, denen wir die „feinen" exotischen Anleihen zu verdanken haben, durch welche das arbeitende deutsche Volk um Hunderte von Millionen be trogen worden ist. Man denke nur an Portugiesen, Ar gentinier und Griechen! An portugiesischen Werihen hat beispielsweise der deutsche Markt in den Jahren 1886 bis 1890 etwa 300 Millionen Mark übernommen, an welchem 50, ja sogar 70 und 80 Prozent verloren worden sind. Die üblen Erfahrungen, welche das deutsche Publikum in allerjüngster Zeit mit den griechischen Papieren gemacht hat, stehen ja noch in frischer Erinnerung. Und diese selben Bankfirmen, welche die produktiven Massen Deutsch lands durch die falschesten Vorspiegelungen verlockt haben, ihre sauer erworbenen Groschen in jenen faulen ausländi schen Papieren anzulegen, besitzen jetzt, milde ausgedrückt, die Naivität, sich zu stellen, als hätten sie das sparende Publikum vor der Aufnahme der betreffenden Anleihe ge warnt! Merkwürdig, daß sich kein Mensch an jene ver meintlichen Warnungen erinnern kann, Jedermann aber Weiß, wie ein jüdisches Berliner Bankinstitut, als vor wehrenn Jahren Argentinien den Staatsbankerott anneh- wen mußte, sich offen rühmte, daß seine Aktionäre nichts Zu besorgen hätten, weil die übernommenen Posten in Er wartung eines Zusammenbruchs längst schon wegbegebcn worden seien. Mit anderen Worten heißt das: die emit- lirende Firma wußte ganz genau, wie faul es mit der Zahlungsfähigkeit Argentiniens stand, trug aber gleichwohl gar keine Bedenken, argentinische Anleihen auf den deut schen Markt zu werfen, dem Publikum Wunder und Berge Kl versprechen. Nachdem dieses in seiner grenzenlosen Vertrauensseligkeit sich die Schwindelpapiere hatte aushalsen wssen, zogen sich die Bankfirmen mit einem riesigen Profit zurück. Der Krach erfolgte, die Firmen, die ihr Schäfchen wagst im Trocknen hatten, lachten sich ins Fäustchen und bas genasführte Publikum hatte das Nachsehen. Hat doch !°gar das „Berliner Tageblatt" sich kürzlich zu dem Ein- geständniß bequemen müssen, daß gerade die jüngsten drei Ähre die Reaktion auf eine Aera der Gründungen und ^Missionen bildeten, die darauf hinausgelaufen ist, Ban- uers und Börsenspekulanten auf Kosten der übrigen Be- Merung zu bereichern. Nach solchen Vorgängen dann M den Jahresberichten von „Vorsicht" und „Warnung" zu prechen und das betrogene Volk noch zu verhöhnen, das Wunen eben nur Leute fertigbringen, die in ihrem Heiß hunger nach schnellem und mühelosen Gelderwerb bereits ledes Anstandsgefüh! verloren haben. Dertliche und sächsische Angelegenheiten. , Pulsnitz. Nach einer uns zugegangenen Mitthei- uug wird in der Zeit vom 13. bis mit 17. August a.o. oas 2. Grenadier-Regiment No. 101 ablheilungsweise in unsrer Stadt verquartiert werden. Genanntes Regiment Mt m dieser Zeit bei Großnaundorf Gefechtsschießen ab. Pulsnitz. Wie wir erfahren ist der seit dem Jahre 187b bei dem Kgl. Gerichte hier angestellte Diener Herr Louis Rennert vom 1. August d. I. ab als Haus mann zum Kgl. Amtsgerichte Großschönau versetzt worden. An Stelle des H?rrn Rennert, der sich im Gerichtsbezirke allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreute, tritt der Diener beim Kgl. Amtsgerichte Eibenstock, Herr Ernst Dörffel. — Anläßlich der Entlassung der zur Uebung einge zogenen Reservisten und Landwehrleute sei wiederholt da rauf aufmerksam gemacht, daß den Familien der aus der Reserve oder Landwehr zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften auf Grund des Reichsgesetzes vom 10. Mai 1892 auf Verlangen aus öffentlichen Mitteln Unterstützung gewährt wird. Diese tägliche Unterstützung beträgt für die Ehefrau dreißig Procent und für jedes Kind zehn Procent des ortsüblichen Tagelohns für erwachsene männ liche Arbeiter; jedoch darf die Gesammtunterstützung für eine Familie sechzig Proceni des Betrages des ortsüblichen Tagelohnes nicht übersteigen. Der Anspruch auf Unter stützung ist bei der Gemeindebehörde des Wohnortes des Einberufenen binnen 4 Wochen nach Beendigung der Uebung anzumelden, andernfalls erlischt derselbe. Die Anmeldung hat durch Heu Einberufenen oder dessen Ehefrau zu erfolgen und es empfiehlt sich, den Militärpaß, in welchem die Dauer der Uebung bescheinigt ist, dabei vorzulegen. Nach erfolgter Anmeldung werden die Unterstützungsbeträge von der Königlichen Amtshauptmannschaft festgesetzt und der Gemeindebehörde zur Zahlung angewiesen, worauf die letztere die Auszahlung gegen Quittungsleistung bewirkt. — Die Mannschaften der jetzt eingezogenen Landwehr- Uebungs-Bataillone sind durchgehends mit der seit einiger Zeit eingeführten Litewka (Umformblouse) bekleidet. Die Litewka ist zwar bei Weitem nicht so kleidsam wie der Waffenrock der Linie, sie wird jedoch ihrer großen Bequem lichkeit halber von den Mannschaften gern getragen und dürfte sich im Feldzuge als praktisches Kleidungsstück be währen. — Die Einstellung der Rekruten heurigen Jahrgangs soll bei der Infanterie am 3. November, bei der Caval- lerie am 3. October statifinden. Am 1. und 2. October erfolgt die Einstellung der Oeconomiehandwerker. --- Am nächtlichen Sternenhimmel strahlt in voller Pracht der Sirius. Er, der hellste unter allen Sternen, sendet uns seine Strahlen aus dem Sternbilde des großen Hundes. Vor nahezu 17 Jahren verließen sie ihre Hei- math und treffen heute das Auge des sie bewundernden Erdenbewohners, nachdem sie einen Weg von 1,069,000 Sonnenweiten zurückgelegt haben. Der glänzende Sirius, dessen Größe das vierzehnfache unserer Sonne beträgt, hat von jeher wegen seiner Lichtfülle die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Die alten Egypter begrüßten sein Er scheinen mit Freuden, da um diese Zeit der Nil seine segenspendenden Fluchen über die Ufer treten ließ, um das Land für die nächste Ernte zu befruchten. In Grie chenland erwartete man sehnsuchtsvoll diese Zeit, da in ihr Obst und Wein reisten. Nach dem Sternbilde des großen Hundes wurde sie die Zeit der Hundstage genannt. Diese Bezeichnung hat sich bis heute erhalten und wird jetzt allgemeiner auf die heißeste Zeit des Jahres ange wendet. Im Mittelalter setzte man während der Hunds tage, die am 22. Juli ihren Anfang nahmen, an manchen Orten den Gottesdienst aus und schloß die Schulen. — 4722 Turnvereine gehören nach der neuesten Statistik zur „deutschen Turnerschaft." Dieselben haben sich gegen das Vorjahr um 203 Vereine vermehrt und vertheilen sich auf 3992 Vereinsorte. Dementsprechend ist auch die Zahl der Vereinsangehörigen über 18 Jahre von 447 046 auf 469 658 gestiegen. Von den genannten Vereinen besitzen 666 vereinseigene Turnplätze und 340 Vereine eigene Turnhallen, wählend Schulturnhallen, die dem Staat oder den Gemeinden gehören, von 1011 Turnvereinen benutzt werden. 666 Turnvereine in Deutsch land gehören nicht der „deutschen Turnerschast" an. — Die außerordentlich starke Benutzung der am 1. und 15. dieses Monats abgegangenen Alpen-Sonderzüge nach München, Salzburg, Kufstein und Lindau beweist, welchen Ankwug dieselben beim reiselustigen Publikum gefunden haben. Wir nehmen daher hierdurch Anlaß da rauf hinzuweisen, daß die letzten diesjährigen Alpen-Son- derzüge am Dienstag, den 15. August Nächm. 1 Uhr 25 Minuten von Dresden-A. und 3 Uhr 40 Minuten von Chemnitz beztl. 2 Uhr 55 Minuten von Leipzig, Bayer. Bhf., abgehen werden, um am nächsten Tage um 5 beztl. 6 Uhr früh in München anzukommen. Alles Nähere über die Weiterführung dieser Züge nach Salzburg, Lin dau u. s. w., sowie die speciellen Angaben über die be deutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Bestimmungen sind aus der Uebersicht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstativnen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammenstellbure Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresd. Bhf., und Dresden-A., Wienerstraße 13 unentgeltlich abgegeben werden. Brieflich eingehenden Be stellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marken beizulegeu. — Am 1. Juli betrug die Zahl der seit Inkrafttreten des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes erhobenen Ansprüche auf die Altersrente bei den 31 Versicherungsan stalten und den 9 Kasseneinrichtungen 245,013; 193,114 Rentcnansprüche wurden anerkannt, 42,9c4 zurückgewiesen; die übrigen sind unerledigt geblieben oder auf andere Weise erledigt worden. Von den erhobenen Ansprüchen kommen 10,254 auf das Königreich Sachsen. Die Zahl der An sprüche auf die Jnvaliditätsrente betrug 59,247, wovon 34,749 anerkannt und 15,938 zurückgewiesen wurden. Auf Sachsen entfallen 2138 Ansprüche. — Die Herbstübungen des sächsischen (12.) Armee korps werden in diesem Jahre in der Weise abgehalten, daß die 1. und zweite Division in der Gegend von Roß wein und Colditz Korpsmanöver, die 3. Division aber in der Gegend von Annaberg Divisionsmanöver abhalten. Die Truppen verlassen in diesem Jahre fast alle ihre Gar nisonen früher als sonst, da diesmal auch das Regiments- Exerciren im Manövergelände abgehalten wird. Dem Exerciren im Regiment schließen sich das Brigade - Exer- ciren bezw. die Brigade-Manöver an, denen die Hebungen in der Division, bezw. im Armeekorps folgen. Kamenz. Die „K. W." schreibt: Die jetzt in unserem Umkreise im Gange befindliche und großentheils schon beendete Roggenernte ergiebt bekanntlich ein sehr zu friedenstellendes Resultat mit wenigen Ausnahmen. Häu figer als sonst werden diesmal doppelte und mehrfache Aehren an einem Halm gefunden; das merkwürdigste in dieser Hinsicht sind 8 Aehren an einem Halme, welche uns am Sonntag Herr Grundstücksbesitzer Wobser aus der Kornernte auf seinem Felde am Spittelforste über- brachte. Königsbrück, 25. Juli. Heute Vormittag traf Se. Königliche Hoheit Geueralfeldmarschall Prinz Georg, von Hosterwitz kommend, auf dem hiesigen Schießplätze ein, um den Prüfungsschießen des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" No. 107 beizuwohnen. In Höchst feiner Begleitung befand sich der Adjutant im General- Kommando, Major von Wardenburg ä I«. suite des 1.