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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Knfunddierzigstev Jahrgang 8. IM 18S3 Sonnabend Oberförster. Seit der Vorlage jenes Gesetzentwurfes hat die politische Lage Europas keine Aenderung erfahren. Die Beziehungen des Reiches zu den auswärtigen Staaten sind zu Meiner großen Befriedigung nach wie vor durch aus freundlich und frei von jeder Trübung. Das Ver- hältniß der organisirten militärischen Kraft Deutschlands zu derjenigen unserer Nachbarn hat sich indessen noch ungünstiger gestaltet als im verflossenen Jahr. Wenn schön seine geographische Lage und seine geschichtliche Entwickelung Deutschland die Pflicht auferlegt, auf den Bestand eines verhältnißmäßig großen Heeres Bedacht zu nehmen, so wird die weitere Ausbildung unserer Wehrkraft mit Rücksicht auf die Fortschritte des Aus landes zu einer zwingenden Nothwendigkeit. Um den Mir verfassungsmäßig obliegenden Pflichten genügen zu können, erachte ich es für unumgänglich, daß mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Herstellung einer ausreichenden und wirksamen Vertheidigung der vaterlän dischen Erde hingewirkt wird. Es wird Ihnen deshalb unverzüglich ein neuer Gesetzentwurf über die Fnedenspräsenzstärke des Heeres vorg'legt werden. Darin sind die bei der Beraihung des früheren Entwurfs laut gewordenen Wünsche, so weit dies angänglich erschien, berücksichtigt und demge mäß die Anforderungen an die persönliche Leistungsfähig keit und an die Steuerkraft des Volkes, soweit dies ohne Gefährdung des Zwecks geschehen konnte, herabgemindert. Das Interesse d s Reiches erheischt es, zumal im Hinblick auf den im nächsten Frühjahr bevorstehenden Ablauf des Septennats, daß der Gesetzentwurf mit thunlichster Beschleunigung verabschiedet wird, damit die diesjährige Rekruten-Einstellung schon auf der neuen Grundlage vorgenommen werden kann. Eine Versäum- niß des Termins dieser Einstellung würde sich auf mehr als zwei Jahrzehnte zum Nachtheil unserer Wehrkraft fühlbar machen. Um es Ihnen zu erniögtichcv, Ihre Arbeitskraft ungetheilt der Berathung der Vorlage zu zuwenden, werden die Verbündeten Regierungen davon absehen, die Session mit anderen umfassenden Vorlagen zu beschweren. Wenngleich bei Mir und Meinen Hoh n Verbünde ten die Ueberzeugung fortbesteht, daß die durch die Neu gestaltung unserer Heereseinrichtungen bedingten Mittel Druck und Verlag von E. L. Förster'- Erben in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Inserate find bis Dienstag u. Freitag, Vorm, S Uhr aufzageben Preis für die einspaltige Eor- PuSzeile (oder deren Raun.) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haast n- stein L Vogler ».„Jnvalidcn- dant" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Bekanntmachung, die Bebauung des sog. Kapellgartens betreffend. Der für die Bebauung des sogenannten, zwischen der Schießgasse und den Scheunen an Großmann's Weg gelegenen Kapellgartens von den städtischen Collegien aufgestellte Bebauungsplan liegt von jetzt ab 4 Wochen zu Jedermanns Einsicht auf der Rathsschreiberei aus. Etwaige Einwendungen dagegen sind bei deren Verlust binnen 3 Wochen von dem erstmaligen Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtrath anzubringen. Pulsnitz, am 16. Juni 1893. Die Reichstagseröffnung sand am Dienstag Mittag im weißen Saale des König!. Schlosses statt. Etwas nach 12 Uhr erschien der Bundes- ^ath unter dem Vorantritt des Grafen Caprivi; ihm folgte Oer bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld, dann Herr von Stephan, dann Graf Hohenthal aus Sachsen, dann Herr o°n Maltzahn und der württembergische Gesandte von Moser u. s. w., abwechselnd ein preußisches und ein an- Oeres Mitglied des BundeSrathes. Der Bundesrath nahm t'nks vom Thron Aufstellung; der Reichskanzler von ^aprivi begab sich zum Kaiser, um ihm zu melden, daß Oer Reichstag versammelt sei. - Unter dem Vorantritt der Schloßgardekompagnie, der Aagen, der Obersten- und Oberhofchargen erschien der Unser mit demselben Gefolge wie vorher beim Kirchgänge, ^er Alterspräsident des Reichstages Abg. Dieben brachte M Hoch auf den Kaiser aus, in welches die Anwesenden Oreimal begeistert einstimmten. Der Kaiser verneigte sich gegenüber der Versammlung Und betrat dann die Estrade vor dem Thron. Die Prin- An und sein Gefolge stellten sich rechts vom Thron auf. der Kaiser, der in Uniform der Garde du Corps ^ar, sein Haupt mit dem Helm bedeckt hatte, überreichte Oer Reichskanzler Graf Caprivi die Thronrede, welche der Kaiser mit lauter Stimme verlas. Geehrte Herren! Nachdem Sie zu gemeinsamer Arbeit mit den ver bündeten Regierungen berufen worden sind, ist es Mir Bedürfniß, Sie beim Eintritt in ihre Berathungen zu begrüßen und willkommen zu heißen. Der dem vorigen Reichstag vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke des deut schen Heeres, durch welchen eine stärkere Ausnutzung unserer Wehrkraft ermöglicht werden sollte, hat zu Meinem Bedauern die Zustimmung der Volksvertretung Acht gefunden. Die von Meinen hohen Verbündeten ewmüthig getheilte Ueberzeugung, daß das Reich gegen über der Entwicklung der militärischen Einrichtungen anderer Mächte auf eine seine Sicherheit und seine Zu kunft verbürgende Fortbildung unseres Heerwesens nicht langer verzichten dürfe, mußte zu dem Entschlusse führen, Oen Reichstag aufzulösen und durch die Anordnung von Neuwahlen das für nothwendig erkannte Ziel zu verfolgen. zweckmäßig und ohne Ueberlastung auf dem Wege be schafft werden können, welcher in den im verflossenen Herbst vorgelegten Steuergesetzentwürfen in Vorschlag gebracht war, so bildet doch die Deckungsfrage den Gegenstand fortgesetzter Erwägungen. Ich gebe Mich der Erwartung hin, daß Ihnen beim Beginn der näch sten Winter-Session Vorlagen zugehen werden, in wel chen der Grundsatz, daß die Bereitstellung jener Mittel nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit und unter thunlich ster Schonung der Steuerkraft erfolgen muß, noch voll- ständiger als in jenen Vorlageu zum Ausdruck gelangt. Bis zum Ablauf des gegenwärtigen Etatsjahres werden für die Deckung des Mehrbedarfs die Matrikularbeiträge heranzuziehen sein. Geehrte Herren! Unter schweren Opfern ist es gelungen, die deutschen Stämme durch ein festes Band zu einigen. Die Nation ehrt diejenigen, welche für dieses Werk Gut und Blut eingesetzt und das Datei land einem politischen und wir-hschaftlichen Aufschwung zugeführt haben, welcher, wie er den Zeitgenossen zum Stolz und zur Freude gereicht, den nachkommenden Geschlechtern, wenn sie im Geist der Väter weiter bauen, des Reiches Größe und Glück verbürgt. Die glorreichen Errungenschaften zu wahren, mit denen Gott uns in dem Kampfe um unsere Unabhängigkeit gesegnet hat, ist unsere heiligste Pflicht. Solcher Pflicht gegen das Vaterland werden wir aber nur dann genügen, wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um ein zuverlässiger Bürge des europäi schen Friedens bleiben zu können. Ich vertraue, daß Mir und Meinen hohen Verbündeten Ihre patriotische und opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Zieles nicht fehlen wird. Nach Beendigung der Verlesung fügte der Kaiser noch folgende Worte hinzu: „Gehen Sie nun hin und der alte Gott sehe auf Sie herab und leihe Ihnen seinen Segen zum Zustandebringen eines ehrlichen Werkes zum Wohl unseres Vaterlandes, Amen." Darauf verließ der Kaiser wiederum den Saal, indem der bayerische Bundesbevollmächtiate Graf Lerchenfeld das Hoch auf den Kaiser ausbrachte, m welches die Anwesen den ebenfalls dreimal begeistert einstimmten. zu Wulsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Ilkullr. Sonntags- Statt lwöchentlich), : Kine tandrvirth- scHafMcHe Weirage (monatlich). AbonnementS-PreiS: Vierteljährl.1M.25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. - Bekanntmachung. DaS aussichtslose Umhertreiben der Hunde auf den Straßen und den Marktplätzen, sowie das fast ununterbrochene Gebell derselben hat in neuerer Zeit wiederum in einer Weise überhand genommen, daß es zu einer wahren Belästigung des Publikums geworden ist. Es wird daher hiermit die auf Grund Z 2 des Mandats vom 2. April 1796 und § 366,^ des Neichsstrafgesetzbuchs unterm 18. April 1890 erlassene Bekanntmachung eingeschärft und den Hundcbesitzern verboten, ihre Hunde ohne Begleitung außerhalb ihrer Gehöfte und Behausungen frei umherlaufen zu lassen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden in Gemäßheit obiger gesetzlicher Bestimmungen mit Geldstrafe bis zu 60 oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. P u l s n i tz, den 6. Juli 1893. Der Stadtrath. - Schubert, Brgrmstr. Dienstag, den 11. dieses Monats, Vormittags von 8 bis 12 Uhr findet Amts tag in Königsbrück statt. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 3. Juli 1893. . von Erdmannsdorff. MekanntmaHung. Die Stockparzellen-Anction auf Röhrsdorfer Revier soll Donnerstag, de« 13. Juli stattfinden. Zusammenkunft früh 8 Uhr beim Bahnwärter in Abth. 11 für den Schlag in Abth. 11 und V2H Uhr auf dem Schlage in Abth. 41. Kgl. Forstrevierverwaltung Röhrsdors zu Klein-Röhrsdorf, den 6. Juli 1893.