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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts zu WulsniH Erscheint i Ptittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: t. Illustr. Sonntags- Statt (wöchentlich), : Kine kandn-irth- scHaftticHe Weikage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserat« sind bis Dienstag u. Freitag Borm, S Uhr aufz.-geben. Preis für die einspaltige Cor- Pu-zeile (oder deren Raum) 1V Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckercibes.P abst in Königsbrück, in den An» noncen-BureauS von Haasen- steinL Bögler ».„Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Moste in Leipzig. ' >^siir Pulsnitz, " Königsbrück, Nabeberg, Nabeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Wnfundviwjigstrr Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 18. Juli 1893. Mittwoch. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Ewald Ferdinand Seifert eingetragene Haus- und Gartengrundstück, Folium 10S7 des Grundbuchs, Nr. 109 L des Brandkatasters und Nr. 273 a des Flurbuchs für Großröhrsdorf, geschätzt auf 15000 M. — Pf.^sollLim^hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 26. Juli 1893, Vormittags 10 Uhr, als Bersteigerungstermin, sowie der 7. August 1893, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Uebrigens wird darauf aufmerksam gemacht, daß das zu versteigernde Grundstück mit 2 Wohnhäusern, einem neuen und einem alten bebaut ist. Pulsnitz, den 31. Mai 1893. Königliches Amtsgericht. Weise. Sekr. Söhnel. Die anhaltende Trockenheit läßt mit ziemlicher Sicherheit erwarten, daß während des kommenden Winters ein großer Theil der Viehbesitzer empfindlichen Mangel an Futtermitteln leiden lvird. Um diesem Mangel einigermaßen vorzubeugen, sind die Verwaltungen der Königl. Staatsforstreviere ermächtigt worden, den Vichbesitzern Futterlaub, Gras, Torfstreu und Waldstreu im Wege des Meistgebotes oder des Einzelverkaufes zu überlassen. Es wird aber nachdrücklich davor gewarnt, auf diese Futter- und Streumittelquelle zu weitgehende Hoffnungen zu setzen, da namentlich Wald- sireu nicht in dem Umfange abgegeben werden kann, daß dadurch der Wald geschädigt wird. Jedenfalls kann aber den Viehbesitzern des Bezirks nur gerathen werden, sich so bald als möglich mit den benachbarten Königl. Revierverwaltungen in Verbindung zu setzen, damit sie lchon jetzt Klarheit darüber erlangen, auf welche Mengen von Futter- und Streumitteln sie von tiefer Seite her rechnen können. Ferner hat das Königl. Ministerium des Innern naq eingehenden Verhandlungen mit Vertretern des Landeskulturrathes und der landwirthschaftlichen Kreisvereine dahin Vorkehrung getroffen °»ß als Ersatzmittel für Hafer Mai«, an Stelle des fehlenden Heu's, sowie des zur Ausnützung des Futterstroh's fehlenden Beifutters Baumwollensaatkuchenmchl, als Streumaterial Dorfsttreu su nachstehenden Preisen an die Viehbesitzer abgegeben werden kann. 100 leg. Baumwollensaatkuchennuhl 15,60—16 M., 100 Mais 12,50-12,70 M-, 100 KZ. Torsstreu ungefähr 3 M. Dazu würden dann noch die Frachtkosten kommen, die aber bei Bezug von großen Massen nicht bedeutend sein werden. Wenn die letzt im Gange befindlichen Erörterungen ergeben werden, daß eine größere Anzahl von Viehbesitzern einem Mangel an Futtermitteln entgegengeht und somit ein Nothstand als dereits vorhanden oder doch mit Gewißheit als bevorstehend anzasehen ist, wird die Bezirksvertretung denjenigen Viehbesitzern dadurch Unterstützung gewähren, daß sie, soweit möglich, von den durch M Königl. Ministerium gesicherten Vorräthen die gewünschten Mengen kommen läßt und durch Bewilligung von Ratenzahlungen, Gestundung des Kauspreises oder auf sonst geeignete Weise den Hehbesitzern den Bezug der erwähnten Futter- und «treumittel erleichtert. Um nun übersehen zu können, wieviel hier im Bezirke an den genannten Stoffen gebraucht werden wird, sind an die Ortsbehörden des Bezirkes einschließlich der beiden Städte Kamenz und Msnitz Zettel ausgegeben worden, auf denen jeder Viehbesitzer Bestellungen machen kann. Selbstverständlich würden dann, wenn die Vorräthe nicht ausreichen, um alle Wünsche zu befriedigen, die ^dürftigeren uuter den Viehbesitzern in erster Linie berücksichtigt werden. Ueber den Werth und die Behandlung dieser Mittel wird in diesen Tagen eine Belehrung in den Blättern erscheinen, die von dem Direktorium des landwirthschaftlichen Kreisvereins verfaßt üü Sie wird hiermit den Betheiligten zur Beachtung dringend empfohlen Hierbei sei noch auf Folgendes hingewiesen: .. Die Ortsbehörden sind angewiesen, die Bestellzettel bis zum 21. d. Mon. wieder hier einzureichen. Die Vtehbesitzer müssen sich also jetzt klar zu werden suchen, ob sie die ihnen gebotene Mfe annehmen wollen oder nicht. Nachbestellungen werden nicht angenommen werden Die Bezirksversammlung wird auf einem am 24. d. M. abzuhaltenden Bezirkstage darüber Beschluß fassen, ob sie das Vorhandensein oder das Bevorstehen eines Nothstandes annimmt; dann "üd es davon abhängen, ob die Bestellungen weiter besördert werden oder nicht. Hierüber und über die weitere Behandlung der Angelegenheit wird noch besondere Bekanntmachung erlassen werden. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 14. Juli 1893. von Er-mmms-orff. Reichstagsschlich. . Mit einer hochbedeutsamen Action hat der neugtwählte putsche Reichstag am Sonnabend seine erste Session be gossen. Er genehmigte am genannten Tage die Militär- Mage in dritter Lesung cndgiltig mit einer kleinen Mehr- M. Tie Parteigruppirung war lieselbe, wie bei der Abstimmung vom Donnerstag. Unverändert wurden Hier as »och ßxx Nachtragsetat und das hiermit zusammen- Mgende Anleihegesetz endgiltig angenommen, worauf der Schluß des Reichstages durch den Reichskanzler Graf v. Caprivi erfolgte. , Mit dieser definitiven Annahme der umgearbeiteten Mitärvorlage hat die überaus ernste Crisis, welche in Deutschland seit langen Monaten in Gestalt der Militär- bestand, endlich ihren Abschluß erfahren. Eine Mode voll der seltsamsten Wendungen, voll der tiefge- Mdsten Beunruhigungen und Aufregungen, wie wir sie deutschen Reiche bislang nur selten erlebe haben, ist Mch das Votum des neuen Reichstages beendigt worden, ^nn man erwägt, in welche abermaligen und ganz un- Mchenbaren Wirren Deutschland bei einer Ablehnung Miiitärvorlage auch seitens des jetzigen Reichsiages Würzt worden wäre, so kann man die von ihm am 15. Mi getroffene Entscheidung gewiß nur mit Genugthuung ^nehmen. Außerdem aber ist nunmehr die von allen Mchtsvollen als nothwendig erkannte Verstärkung unserer ^Ehrkraft gesichert, womit zugleich die Weltmachtstellung putschen Reiches eine fernere Stärkung erfahren wird, ? wiederum der Erhaltung des Völkerfriedens in Europa z gute kommt. Jedenfalls wird allen deutschen Patrioten >,AReichstagsvotum vom 15. Juli zur Befriedigung ge- ^Hen! w - Die am Freitag abgehaltene vorletzte Sitzung des Wjchstages war in der Hauptsache der Erledigung der »efi . Vorlage in zweiter Lesung gewidmet. Die Debatte Hütete sich durch das Eingreifen des Abgeordneten Heinis Herbert Bismarck hochsensationell und zugleich h° "U genug. Nachdem zunächst der bei Artikel 2 (Dauer ls-s, Dienstpflicht) gestellte Antrag Carolath-Rösike in Be ll der Geltung der zweijährigen Dienstpflicht für so lange, als die neue Friedenspräsenzstärke nicht herabgesetzt wird, in namentlicher Abstimmung 274 gegen 105 Stim men abgelehnt worden war und dann Abg. Gröber (Centr.) und Regierungscommffsar Major Wachs zu ß 1 des er wähnten Artikels gesprochen hatten, ergriff Graf Bismarck das Wort. Die parlamentarische Jungfernrede des Sohnes des Altreichskanzlers war dem Bestreben gewidmet, trotz des zustimmenden Votums Herbert Bismarck's zu Artikel 1 der Vorlage die Bedenken des Vertreters für Jerichow gegen die Einzelheiten der Militärvorlage besonders aber gegen die zweijährige Dienstzeit, darzulegen. Graf Bis marck bezeichnete letztere als ein gefährliches Experiment, wobei er speziell hervorhob, daß einerseits die Schießfertig- keit der Leute, anderseits die Qualität der Reservisten durch die zweijährige Dienstzeit geschädigt werden würden; wiederholt unternahm der Redner in diesen seinen Aus- sührungen Vorstöße gegen den jetzigen Reichskanzler. Schließlich bezeichnete Graf Bismarck die zweijährige Dienstzeit als um so gefährlicher, als dieselbe das Ein dringen der Sozialdemokratie in die Armee nur noch mehr begünstigen werde. Aber Graf Bismarck konnte diese Rede durchaus nicht glatt abwickeln, von Anfang an sah er sich durch spöttische, laute Zurufe von der Linken her unter brochen und dieses consequent fortgesetzte Verfahren versetzte den Redner offenbar in eine wachsende gereizte Stimmung. Letztere brach denn auch hervor, als Reichskanzler Graf Caprivi den Darlegungen Bismarck's fachlich, aber ent schieden entgegentrat; Graf Bismarck unterbrach da den Reichskanzler durch zahlreiche Bemerkungen, welche lebhafte Unruhe im Hause erzeugten, so daß Graf Caprivi sogar den Präsidenten ersuchen mußte; ihn vor den vielen Un terbrechungen zu schützen. Im Uebrigen mußte sich Graf Bismarck bezüglich seiner Ausführungen gar manche em pfindliche Richtigstellung seitens des Kanzlers gefallen lassen. Die gesammte aufregende Episode schloß mit einer Reihe persönlicher Bemerkungen. Im weiteren Verlaufe wurden die Artikel 2, 3, 4 und 5 der Militärvorlage unverändert genehmigt. Hieran knüpfte sich die Berathung der Bebel'schen Interpellation in der vielgenannten Affaire des Straßburger Polizeipräsidenten Feichter, doch mußte diese Discussion nach Lage der Sache ohne praktisches Ergebniß bleiben. Debattelos nahm dann das HauS in zweiter Lesung noch den Nachtragsetat und das Anleihe- gesetz an. Die Schlußworte des Reichskanzlers lauteten: Meine Herren! Mit großer Befriedigung begrüßen Seine Maje stät der Kaiser und seine hohen Verbündeten das Ergebniß Ihrer Berathungen. Das feste Vertrauen auf Ihre Be reitwilligkeit für die Sicherheit des Reiches, die als nöihig erkannten Opfer zu bringen, hat nicht getäuscht. Je un erschütterlicher die Ueberzeugung der verbündeten Regie rungen feststeht, daß das Ihnen vorgeschlagene Maß der Verstärkung unserer Wehrkraft nicht über das Bedürfniß hinausgeht, um so dankbarer empfinden sie es, daß das Verständlich für die Nothwcndigkeit der Heeresreform immer weitere Kreise durchdrungen und den Reichstag zu einem der Vorlage zustimmenden Beschluß geführt hat. — Es gereicht mir zur besonderen Freude, daß ich von Sr. Majestät beauftragt bin, Ihnen für Ihre patriotische Mit wirkung Allerhöchstseinen Dank auszusprechen. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und im Namen der verbündeten Regierungen erkläre ich die Sitzung des Reichstags für geschlossen. Darauf Präsident von Levetzow: Meine Herren! Wie zu Anfang — so zu Ende, jetzt und immerdar! Se. Majestät der Kaiser, er lebe hoch! (Die Versammlung stimmt dreimal begeistert in den Ruf ein.) Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wir unterlassen nicht auf die in voriger Nummer dieses Blattes vom Königlichen Amtsgericht er lassene Bekanntmachung über die Gerichtsferien hmzuweisen und dabei hervorzuheben, daß während der Gerichtsferien nur in Feriensachen, das sind Straf-, Arrest-, Wechsel-, Bau-, Meß- und Markt-, Miethräumungs-, Mahn-,Zwangs- vollstreckungs- und Konkurssachen, Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen werden. Es möchten sich daher die Betheiligten während dieser Zeit aller Anbringen in anderen Sachen möglichst enthalten, da sie zu gewärtigen haben, daß nicht dringliche Sachen bis nach Beendigung der Ge richtsferien zurückgelegt werden.