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Inserate Amts Blatt des Aönigt. Amtsgerichts und des Stadtrathes Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben Mufunddievzigfler Jahrgang in Pulsnitz. Mittwoch. 7. Juni 1893 Sonntag, den 18. d. Mts. Vormittags portofrei an mich einzusenden. zwei Strömungen, eine optimistische und eine pessimistische; die eine behauptet, daß Deutschland leistungsfähig und kapitalkräftig genug sei, so daß die Aufbringung der neuen Militärlasten ' ihm keine Schwierigkeiten bereiten könne. Die andere Richtung behauptet das Gegentheil, nämlich, Deutschland sei an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Beide Strömungen sind nicht zutreffend. Gewiß ist Deutschland — als Massenbegriff des National vermögens — leistungsfähig und kapitalkräftig und haben die statistischen Zusammenstellungen über die Vermögens verhältnisse ganz recht, aber diese Auffassung deckt sich nicht mit der Pcaxis, wenn es darauf ankommt, den einzelnen zur Tragung der Lasten heranzuziehen. Das Großkapital die Großindustrie, die Groß-Landwirthschaft, sie sind wohl kapitalkräftig und können noch weitere Lasten tragen, ohne sonderlich bedrückt zu werden. Wie steht es aber mit diM gewerblichen Mittelstände, der Kleinindustrie, dem kleinen Landwirthe, dem subalternen Beamtcnstande und der Arbeiterschaft? Die Kleinindustrie, Handwerk und Handel sind im steten Niedergange begriffen. Eine große Anzahl der kleinen Handwerksmeister p'agen sich und sind froh, wenn sie am Lohntage das Geld für die Löhne zu sammen haben, sie selbst müssen sich und ihrer Familie die größten Entbehrungen auflegen. Viele Tausende Klein-Industrielle, sie kämpfen thatsächlicb uni ihr Dasein, sie würgen und würgen von einem Jahre zum anderen, und die Bilanz wird immer ungünstiger. Der kleine Bauer, der Landwirth, führt kein beneidenswerthes Dasein, seine Anwesen sind überlastet, und von Kapitalfähigkeit ist von ihm nicht zu reden, die Schuldzinsen fressen seine Einnah men auf und lassen ihm kaum genug, um den Unterhalt seiner Familie zu bestreiten. Der niedere Beamtenstand, die großen Arbeitermassen können ebensowenig wie jene für kapitalkräftig und leistungsfähig gelten. Die Ernäh rung ihrer Familien zehrt ihr Einkommen auf nnd läßt ihnen jede neue Steuerlast als eine wirkliche Last erscheinen, die sie nicht oder nur unter größeren Entbehrungen tragen können. Der Mittelstand ist in seiner Allgemeinheit weder kapi talkräftig noch sehr leistungsfähig in Bezug auf Aufbringung neuer Lasten. Diese Leistungsfähigkeit ist nur da vorhan den, wo das Kapital thatsächlich arbeitet. Man sehe doch die Kurszettel an. Die hohen Dividenden der Aktienge sellschaften und Industriellen zeigen, wo die Leistungsfähig keit zu suchen ist, und geben einen nicht mißzuversteheuden Wink, wo die Anzapfung zu geschehen hat, um die etwaigen Kosten für die Militärvorlage zu erhalten. Dort ist das kapitalkräftige und leistungsfähige Deutschland, und dort, bei den Leuten der Börse, sind die Steuern zu holen. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Feste kommen — Feste verrauschen. Mit freudigem Erwarten sieht man ihnen entgegen, oft und gern blickt man nach Verlauf derselben auf die froh ver lebten Stunden zurück und zehrt an der Erinnerung der selben Tage und Wochen. Insbesondere gilt dies dann, wenn das Fest in allen seinen Theilen gelungen und von bestem Erfolg begleitet gewesen ist, wie es von dem am vergangenen Sonntag in unserer Stadt von der Gruppe Radeberg des Elbgau-Sängerbundes abgehaltenen Gesangs- Concert, das sich zu einem kleinen, aber würdigen Gesangs feste gestaltet hatte, gesagt werden kann. Eine am frühen Morgen von der Stadtkapelle ausgeführte Reveille weckte die Schläfer und leitete das Fest ein. Das prachtvolle Wetter, die reichgeschmückten Straßen und beflaggten Häuser trugen zur Hebung der fröhlichen Stimmung bei, die sich Zur Lage. . Die Voraussage, daß im Falle der Reichstagsanflösung Wahlkampf sich entwickeln werde, wie wir ihn noch N verlebt haben, bewahrheitet sich glücklicherweise nicht. Ausnahme der Streitereien, wie sie bei allen Wahlen "^kommen, merkt man von einer „Wahlschlacht" bis jetzt M wenig. Dos bedauerlichste, was die gegenwärtige Wahlkampagne zeitigt, ist die zunehmende Be ehdung Aschen Konservativen und Reformern, um so bedauerlicher, doch beide Parteien auf monarchisch - Paw otischem ^aden stehen und soviel gemeinschaftliche Interessen zu ^treten haben, daß sie sehr wohl Hand in Hand mit Mnder gehen könnten. Wir hoffen, daß die Parole be- wird, getrennt marschieren, aber gemeinsam schlagen! es zweifellos in manchen Wahlkreisen zur Stichwahl ^Men wird, so ist mit Gewißheit zu erwarten, daß bei °Mben Konservative und Reformer gemeinsam dem ge- Alnsarnen Feinde, den Sozialdemokraten, entgegentrete», s.? Partei, die, entgegen dieser Erwartung, ihre Unter- Mung versagt, richtet sich von selbst. Wie die Verhält- liegen, werden aus der Wahlurne am 15. Juni viel im ersten Treffen gewählte Abgeordnete kommen, g'vße Anzahl von Stichwahlen werden vorzunehmen tz!!- Im Jahre 1890 betrug die Zahl der erforderlichen ^Wahlen 148, wir glauben, daß diese Zahl diesmal § H überschritten wird, so daß am 15. Juni noch nicht eine beschlußfähige Anzahl Gewählte, d. h. noch 199, aus der Wahlurne hervorgeht. Die Nothwendigkeit der Militärvorlage kommt in ^'Ner weitere Kreise zur Erkenntniß, es handelt sich jetzt der A Hauptsache nur noch um die Mittel zur Deckung Ausgaben. Bei Besprechung dieser Frage zeigen sich Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Zu "UukSnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Illustr. Sonntags- blatt ^wöchentlich), : Kine landwirth- sch aftNche Wei tage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zusendung. Sekretär Söhuel, - Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. B e k a n n t m a ch u n g. - Die von der land- und forstwirthschaftlicken Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen anher abgegebene Heberolle über die für das Jahr 1892 nach 1,4 Pfennig für jede Einheit einzuhebenden Beiträge für die Stadt mit dem Rittergute Pulsnitz liegt nebst dem Uttterttehmcrverzcichnissc und den übrigen Unterlage» auf die Dauer von Rückständige Wahlprotocolle werden auf Kosten der Säumigen abgeholt werden. Die Ermittelung -es Wahlergebnisses findet Montag, den IL). d. Mts., Nachmittags von 3 Uhr ab bn Sitzungszimmer der Königlichen Amtshauptmannschaft in Bautzen statt. Der Zutritt steht jedem Wähler frei. Bautzen, den 3. Juni 1893. Der Wahlcommissar für den 111. Sächsischen Reichstags Wahlkreis. Amtshauptmarn bon Zezschwitz. Montag, deu 12. dieses Monats, Vormittags '/r 9 Uhr öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses. Die Tagesordnung ist aus dem aushängenden Anschläge ersichtlich. Kamenz, am 1. Juni 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. zur Einsicht dex Betheiligten bei uns aus. Die in nachgenannter Heberolle ausgeworsenen Beiträge (Einsprüche der Unternehmer) werden in den nächsten Tagen durch Herrn Stadtwachtmeistei Weber eingehoben. Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beiträge, sowie gegen Veranlagung der Betriebe im Unternehmerverzeichnisse sind dircct an die Geschäftsstelle der Ge nossenschaft (Dresden A. Wienerstraße 13 zu richten, der ausgeworfene Beitrag jedoch ist trotzdem vom Unternehmer ungeachtet des Einspruchs in voller Summe zu zahlen. Pulsni tz, am 6. Juni 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. B e k a n n tmachung, Reichstagswahl betreffend. Die Herren Wahlvorsteher im III. Königlich Sächsischen Reichstagswahlkreis werden hiermit aufgefordert, die Protocolle über die am 15. d. Mts. — Donnerstag — statt- singende Reichstagswahl nebst den dazu gehörigen Unterlagen bis spätestens Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Karl Max Renmaun in Pulsnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 5. IM 1893, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht hierselbst bestimmt. Pulsnitz, den 6. Juni 1893. Pulsnitz, Königsbrück, Uadeberg, Radeburg, Monhbmg und Umgegend. find bis Dienstag u Freies Vorm. S Uhr aufz'geben.