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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend Blatt -es Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnitz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Muttr. Sonntags- blatt (wöchentlich), r. Kins tandrvirth- (fcHafMcHe Wei tage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl.1M.2b Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bis Dienstag u. Freitae, Vorm. S Uhr aufz^gcben. Preis für die einspaltige Cor« puszcile (oder deren Raum 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haast n- stein L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. VünfundviMsigftkv Jahrgang. ^".wo-mch-, suf,°° H-b-r-.i» Mittwoch. 28. März 1883. Freiwillige Grundstücks-Versteigerung in Großröhrsdorf. Die untenbezeichneten Grundstücke des verstorbenen Fabrikanten Karl August Ferdinand Prescher sollen auf Antrag seiner Erben einzeln oder zusammen freiwillig ver steigert werden, und zwar im Nachlaßhause, Brand-Cat.-Nr. 320 für Großröhrsdorf am Mittwoch, »eu S. April 1883, 3 Uhr Nachmittags. 1 ., Wohngebäude mit Stall und Schcuue, Hof und Garten (Nr. 529 des Flurbuchs) und das Feld Nr. 899 des Flurbuchs (zus. 52,^ Sleuereinh.), 2 ., die Feld- und Wiesengrnndstücke Nr. 870, 871, 881 des Flurbuchs (zus. 11,02 Stell reinh.). Königliches Amtsgericht Pulsnitz, am 17. März 1893. Weise. v. Bl. Anschließend an die Bekanntmachung des Königlichen Amtsgerichts Pulsnitz, die Versteigerung der Prescher'schttt Grundstücke betreffend, wird noch besonders zur Bemerkung gebracht, daß das Wohnhaus 6 heizbare Stuben n it vorzüglich guten Oefen enthält, mit harter Dachung und gut construirter Blitzableitung versehen und durchaus in bester Weise ausgebaut ist. Die Scheune sowohl als auch die anstoßenden Lagerräume sind neue Gebäude. Die Erben. Bekanntmachung. Zu Vermeidung von Zuwiderhandlungen wird andurch darauf aufmerksam gemacht, daß nach den bestehenden Bestimmungen über die Sonntagsruhe an den Bußtagen, dem Todtenfestsonntage, sowie am Charfreitage lediglich der Verkauf von Arzneimitteln, Brod und weißer Bäckcrwaare, von Fleisch und Fleischwaaren, sowie von sonstigen Eß- und Materialwaaren, rngleichen der Kleinhandel mit Herzungs- und Beieuchtungsmaterial während der gewöhnlichen für Sonn- und Festtage festgesetzten Geschäftsstunden zulässig, aller Übrige Handel dagegen nicht gestattet ist und daher insoweit die Verkaufsläden und Schaufenster den ganzen Tag über geschloffen zu halten sind. Pulsnitz, am 27. März 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Abonnements-Einladung. Mit dem 1. April u. c. beginnt das II. Quartal des Pulsnitzer „Amts- und Wochenblattes" und ladet die unterzeichnete Expedition zu zahlreichem Abonnement auf dasselbe ergebenst ein. Diejenigen Abonnenten, welche unser Blatt durch die Post beziehen, werden ersucht, die Bestellungen rechtzeitig aufgeben zu wollen, damit in der Zustellung keine Unter brechung stattfindet. Bestellungen auf das II. Quartal werden in unserer Expedition, sowie von allen Postanstalten, Briefträgern und von unseren Zeitungsboten entgegengenommen. Hochachtungsvoll Die Expedition des Pulsnitzer Amts- nnd Wochenblattes. E. L. Förster's Erbe». Die Ahlwardt-Affaire. Die letzte Sitzung der Reichstags vor den Osterferien hatte den Charakter einer Gerichtsverhandlung gegen den Abgeordneten Ahlwardt. Von allen Parteien des Hauses, vom Freiherrn von Manteuffel wie von den Herren Lieber und Richter wurde der in seinen Anschuldigungen und Behauptungen kritiklos dreinstürmknde Vertreter von Arnswalde-Friedeberg so entschieden „abgeführt," wie es im deutschen Parlamente bisher noch nicht erhört gewesen. Kaum die engsten politischen Freunde machten einen Ver such, dem hart bedrängten Genossen beizuspringen; so erklärte der Abgeordnete Zimmermann, er habe Ahlwardt gewarnt, etwas auszusprechen, bevor er Beweise in der Hand habe, und Herr Liebermann von Sonnenberg gab zu, daß Herr Ahlwardt in der Falle sitze. Für uns, die wir gern den Reiz dramatisch eregter Parlaments - Sen sationen entbehren, da sie dem Vaterlande doch wenig frommen, bleiben alle solche Vorgänge nur tief zu bedau ern. Während schwere Sorge um die innere Entwickelung in Aller Herzen schwebt, hat der Reichstag wieder zwei Tage lang höchst widerliche Auftritte erlebt, erbitterte und haßerfüllte Angriffe von Mitgliedern gegen einander, leidenschaftliche Wortkämpfe, Schmähungen und Drohungen, wie man sie wohl in den Parlamenten heißblütiger ro manischer Nationen, nicht aber im deutschen Reichstag gewohnt war. Es fehlen nur noch Thättichkeiten. Wie der gab es reichlich Anlaß zu der Beobachtung, daß die Sitten und Formen des Reichstags sich in bedenklicher Weise zu verschlechtern und zu vergröbern begonnen haben, ebenso wie der geistige Gehalt der dort gepflogenen Ver handlungen im Allgemeinen in bedauerlichem Rückgang b egrisien ist. Der Schlamm der wüsten und rohen Wahl agitation, durch die sich heutzutage mancher Reichstagsabgeord- nete hindurcharbeiten muß, klebt eben vielen Gewählten immer etwas an. Die Verrohung des parlamentarischen Tons und zugleich der geistige Rückgang der Reichstags debatten ist besonders seit der Verstärkung der sozialdemo kratischen Vertretung zu beobachten, sehr wirksam sind dann Andere hinzu gekommen, und in Zukunft werden wohl auch die Fusangel und Sigl nichts beitragen, den Reichstag zur Stätte feiner Bildung und angenehmer Umgangsformen zu machen. Der politisch erziehende Einfluß auf das Volk, den man sich von den parlamen tarischen Körperschaften verspricht, wird wenigstens beim Reichstag in der wachsenden Verschlechterung seiner Zu- sammnisttzung immer fragwürdiger. Das in den Annalen des deutschen Parlamentarismus beispiellose Beginnen Ahlwardt's hat seitens der deutschen Volksvertretung die kräftigste Zurückweisung er fahren, was im Interesse der Würde und des Ansehen des Reichstages, aber auch im Interesse der Ehre des deutschen Namens nur mit tiefster Genugthuung begrüßt werden kann. Der frivole Versuch, deutsche Staatsmänner und Politiker auf das Niveau der „Panama-Männer" in Frankreich herbzudrücken, und solche Sitten, wie sie jen seits der Vogesen durch die Panama-Affaire gezeitigt wor den sind, auch in der deutschen Volksvertretung, in das Parlament des deutschen Reiches, einzuführen, ist völlig gescheitert — hoffentlich erfährt er keine Wiederholung! Der antisemischen Bewegung in Deutschland aber, welcher ein berechtigter Kern doch schwerlich abzusprechen ist, wird durch dieses fortgesetzte scandalöse Auftreten eines ihrer einflußreichsten Vorkämpfer wahrlich kein Dienst geleistet, vielmehr läuft die ganze Bewegung Gefahr, durch die von Ahlwardt fortwährend aufgestellten widersinnigen und lächerlichen Behauptungen bei allen anständigen und ver nünftig urtheilenden Elementen der Nation unheilbar compromittirt zu werden. Jedenfalls kann das demago gische Treiben eines Mannes, welcher ein Verfechter des wahren Christenthums und ein Vertreter des reinen Deutschthums sein will, nach der von ihm soeben abge legten jüngsten Probe nur zur Entartung jener unläugbar mächtigen Volksströmung führen, von der er selbst bis jetzt noch getragen wurde. Fragen aber muß man sich: Wie war es möglich, daß ein Mann wie Ahlwardt binnen Jahresfrist eine solche Unmasse Anhänger und Verehrer finden konnte, die ihn in großen Versammlungen feierten wie einen Helden und Märtyrer, die ihm in der Juden flintenangelegenheit auch in militärischen Dingen mehr Glauben schenkten, als unseren höchsten Offizieren, den Kriegsministerien und dem ganzen Gerichtshöfe? Wie war es möglich, daß selbst größere Zeitungen, die sich oft an maßen als Menschenkenner und in politischen Dingen mehr zu verstehen als alle Regierungen mit ihren Mini stern und dem Reichskanzler, mit Begeisterung eintraten für den falschen Propheten? Wie konnte das blinde Ver trauen so weit gehen, daß man denen, die wie wir, mahnten, ruhig abzuwarten, ob Ahlwardt auch alle seine riesigen Anschuldigungen werde beweisen können, dies von manchen Seiten zum Vorwurf machte? Die Antwort giebt das bürgerliche und politische Leben aller Zeiten: Man findet eher 10 Ankläger und Hetzer als einen Ver- theidiger, besonders bei Angriffen gegen höher Gestellte und zumal gegen obrigkeitliche Personen. Ein besonnenes, planmäßiges Vorgehen gegen jüdisches Wesen (auch unter Christen) wird jeder gute, einsichtsvolle Patriot unterstützen, artet es aber aus zu Angriffen gegen staatliche Autoritä ten wie bei Ahlwardt, so verbietet die deutsche Treue und das Christenthum auf dieser Bahn zu folgen. Diese Wege überlasse man doch den Socialdemokraten und Frei sinnigen, die nun einmal vom Kampf und vom Nörgeln gegen die Regierung nicht lassen! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Das Osterfest fällt auch in diesem Jahre auf einen sehr frühen Termin, ähnlich wie im ver flossenen, wo wir es bereits Ende März feierten. Die Bestimmung des Fest-Datums beruht noch immer auf einer Festsetzung des Konziliums zu Nicäa im Jahre 325 n. Chr. Nach derselben soll Ostern stets an dem Sonntage gestiert werden, welcher zunächst auf den ersten nach der Frühlingsnachtgleiche, welche auf den 21. März fixirt ist, kommenden Vollmond folgt. Fällt dieser Vollmond selbst aber auf einen Sonntag, so ist der diesem folgende Sonn tag als Festestermin anzusetzen. Nach diesen Bestimm ungen kann das Osterfest nur in die Zeit vom 22. März bis 25. April fallen. In unserem Jahrhundert feiern wir nur in einem Jahre noch das Fest früher als dies mal, und zwar im nächsten, wo es auf den 25. März fällt. Im Jahre 1897 erreicht der Termin den spätesten Grad noch für dieses Jahrhundert, er fällt auf den 18. April. Den äußersten Termin überhaupt, den 25. April, gewinnt das Fest erst wieder im Jahre 1943. In diesem, wie im verflossenen und kommenden hat es die ungünstigste Lage, weil es in unmittelbarste c Nähe des Umzugstermines liegt. — Die Ziehung der 4. Klasse der 123. Kgl. Sächs. Landeslotterie findet am 10. und 11. April statt. — Wie der „Reichsanzeiger" mittheilt, werden die an Posthäusern angebrachten Uhren in der Nacht zum 1. April zu demjenigen Zeitpunkt, zu welchem nach mittel europäischer Zeit Mitternacht eintritt, auf letztere Zeit