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und Zeitung des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz §ernsprecher: Nr. 18. iZSZlrKs-^NZeigSr Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabsnd. Mit „Mustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft. Ucher IZsitags" und „§ür Saus und Serd". Nbonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. Islegr.-NLr.: V^ochenblatt Pulsnitz Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. Vie künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. siii» umkassend dis Or-tschaktsn: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, lZretnig, Sauswalde, Ohorn, Obsrstsina, Nieder- ktlUlpUtUll leit ^Ulplrlg, steina, Weitzbach, Ober- u. Niederlichtsnau, §risdsrsdorf-Ihiemendork, Mittelbach, Srotznaundork, Lichtenberg, l^lein-Oittmannsdork. vruck und Verlag von S. L. Sörstsr's Erden (Inh.: I. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sisn'.arckplatz vr. 265. Verantwortlicher Redakteur: Z. VO. Mohr in Pulsnitz. 6?. Jahrgang. Sonnabend, den 29. Wai 1909. LEMr H'.mmel flammt ein Weihestrahl, I Der Welt das Heil zu bringen. Die Berge schimmern, es glüht das Tal, Und fromme Glocken klingen. Im Schmucke der Birke wundersam Die Häuser allerorten, — Das Fest des Heiligen Geistes kam, Mach weit des Herzens Pforten! Pfingsten. Was in der Heilgen Osternacht Dem Tod sich abgerungen, Zu Pfingsten hat» in voller Pracht, Zum Licht sich aufgeschwun:en. Der Stern, der einst zu Bethlehem Der Welt das Heil verkündet. Als Flamme zu Jerusalem Hat er die Zwölf entzündet tz Und so durchstrahlt er heut' die Welt! Als glänzten Altarkerzen, So blüht's und prangt's in Wald und Feld Und glänzt in Haus und Herzen. Bei dieser holderklärten Pracht Muß Gram und Leid verfliegen, Und wär so finster noch die Nacht, Der Geist, der Geist muß siegen. Ueber das Vermögen des Schuhmachers und Schuhwarenhändlers Martin Robert Ziegenbalg in U^Hr^öhrsdorf wird heute am 29. Mai 1909, vormittags ^10 Uhr, das l^onkursverkabrsn eröffnet Der Ortsrichter Wagner in Großröhrsdorf wird zum Konkursverwalter ernannt. * Konkursforderungen sind bis zum 19. Juni 1909 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eiluK^rderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintreienden Falles über die in § 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zMßMfung der angemeldcten Forderungen auf den 30. Juni 190Y, vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haber^E zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem BAjA^der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum Zy. Juni 1909 An^KjHkllzu machen. MWches MtMlchl Pulsnitz. ' , MiilMGiU Pfingstschiesten betreffend. Nach Z 139c der Reichsgewerbeordnung wird hiermit während des Pfingstschießens, das ist vomMöntag, den 31. Mai bis mit Donnerstag, den 3. Juni d. I., das Offenhalten der Verkaufsstellen auf dem SchützenplaZ bis 12 Uhr nachts gestattet. Schaubuden, Karusfe^und dergl. sind an diesen Tagen spätestens 1 Uhr nachts zu schließen. Pulsnitz, am 29. Mai 1909. Der StavtrF»-t7 Or. Michael, BürßeMreister. Das Wichtigste. Die Konservativen haben bei der Finanzkommission neue Vorschläge zur Besteuerung der Beleuchtungs mittel und Zündwaren eingebracht. Die Finanzkommission des Reichstages nahm gestern die Glühkörperstcuer an und stimmte der Fest setzung des Kaffeezollcs auf 60 bczw. 80 Mk. und der Erhöhung des Teezolles auf 50 Mk. zu. Rach einer Wiener Meldung wird sich Oesterreich- Ungarn nunmehr doch an der italienischen Aus stellung des Jahres 1911 beteiligen. Zahlreiche Mitglieder der Arbeitspartei des englischen Unterhauses haben gestern von London aus eine Reise nach Deutschland angetreten. In Lulca (Italien) ist eine große Baumwollspinnerei nie dergebrannt; der Schaden beträgt über 1 Million Lire. Wie aus Konstantinopel berichtet wird, sollen die nach Aegypten geflüchteten türkischen Reaktionäre dort eine rege Propaganda für das alte Regime entfalten. Der Khedive soll mit den Verschwörern im Bunde sein. Zum PstuMesle. Wiederum feiern wir Pfingsten, „das liebliche Fest." Wald und Fluren und Auen leuchten diesmal, da nach einem besonders harten und langen Winter der Lenz auch nur zögernd seinen Einzug gehalten hatte, noch unberührt und verheißungsvoll in jungem Grün, rings um in der weiten Gottesnatur knospets und blühts und duftets allerwegen, wahrlich, Pfingsten ist in diesem Jahre so recht das Fest des sieghaften Lenzes. Es ist unmöglich, angesichts dieses Knospens und Schwellens, Blühens und Duftens ringsumher grämlich drein zu schauen und pes simistischen Gedanken nachzuhängen. Selbst der, den schwere Sorgen und herbes Leid bedrücken, wird jetzt Augenblicke finden, da auch in ihm das hoffnungsfreu dige Dichterwort wiederklingt: „Nun, armes Herz, vergiß der Qual, nun muß sich alles, alles wenden!" Frische Zuversicht faßt im Anblicke der überall in der Natur leuchtenden herrlichen Frühlingspracht auch der Verzag teste, er schüttelt die letzten Wintersorgen, die vielleicht noch auf seiner Seele lasteten, nun ab, und schickt sich an, im Vereine mit anderen frohgesinnten Menschenkin dern heiter und zufrieden das fegen- und monnespendende Fest.der Pfingsten zu feiern. Und wenn Pfingsten nicht nur ein Fest der Freude und der Lenzwonne, sondern auch des Friedens sein soll, so kann das diesmalige Pfingstlest nur mit besonderer Genugtuung begangen werden, denn die schweren Wetterwolken, die monatelang auf Europa lagerten, haben sich inzwischen wieder ver zogen, und sieghaft strahlt die Friedenssonne nieder, mag auch hier und dort im Orient noch dunkles Gewölk la gern. Aber im deusichen Vaterlande selbst steht eine ge wichtige Entscheidung noch aus, noch immer läßt sich die bedeutungsvolle Frage der Reichsfinanzreform, in deren Zeichen die innere deutsche Politik schon seit langen Mo naten steht, in ihrem Ausgange nicht beurteilen, und dieses politische Rätsel erscheint einigermaßen geeignet, die deutsche Pfingstfreude zu beeinträchtigen. Aber noch darf die Hoffnung auf ein schließliches Zustandekommen dieses so bedeutsamen Projekts nicht aufgegeben werden, und so wollen wir Deutsche denn auch herzhaft unser Pfingstfest feiern, und fröhlich erklinge der Ruf weit hinaus in die im herrlichsten Lenzschmucke erprangende Gaue: Gesegnete Pfingsten! Oertlicdss und SäckslsiDes. Pulsnitz. Das Pfingstfest ist gekommen. Jubelnd haben die Glocken seinen Einzug in die Welt verkündet. Die Freude schreitet durch die Gassen, und der Frohsinn pocht an jede Tür. Das Licht hat gesiegt. Immer lan ger dehnen sich die Tage. Immer kürzer werden die Nächte. Das Leben singt seinen Triumphgesang. Im blühenden Gezweig spielen linde Winde. Die Vögel ju beln, Käser summen und buntfarbige Falter flattern durch die Lüste. Das ist die Stimmung, in der das Pfingst fest auf die Er^e herniedersteigt. Wie ein Frohlocken singt es nicht nur draußen in der Welt, sondern auch in unseren Herzen. Eine Helle Freude lebt in unseren Seelen und erleuchtet unser ganzes Wesen, daß wir in diesem Glanze förmlich erstrahlen. Niemand kann sich der Weihe entziehen, die von dem Feste der Ausgießung des heiligen Geistes ausgeht. In seinem Banne steht die ganze Welt. Jedem, selbst dem Verstocktesten, teilt sich die Frühlingsfreude mit. In jeder Seele schwingt der Daseinsfrohstnn. Und in jede Brust alle die unzähligen Gnaden einziehen, die ihr beschieden. Und wie das Weih nachtsfest das Fest der christlichen Häuslichkeit bedeutet, so das Pfingstfest die Feier der auf ihrem sommerlichen Höhepunkte stehenden Natur. Genießet denn das Pfingst fest mit all der Freude, die diesen lieblichen Tagen an- hastet. Oeffnet euer Innerstes dem Wehen des heiligen Geistes, der auf euch herniederbraust. Seid fröhlichen Herzens und gläubiger Seele! Denn nur so wird euch das Fest der Pfingsten zur innerlichen Festigung und Läuterung dienen. Wer so die Pfingsttage begeht, dem werden sie reichlichen und köstlichen Gewinn bringen. Pulsnitz. Auf dem Schützenplatz herrscht wieder re ges Leben. Man trifft Vorbereitungen zu dem vom 31. Mai bis 3. Juni stattstndenden Pfingstschießen der privilegierten Schützengesellschaft, das sich einer besonders starken Frequenz von jeher erfreuen konnte. Bude reiht sich an Bude. Der feenhafte Palast desVörnoschen Elektro- Biographs steht in seiner PrachtGdä Z»r Darstellung ge langen die neuesten Tonbilder, und vom neuen das neueste: „Das große Eisenbahnunglück bei Herlisheim." Außer dem finden jeden Abend von V,io Uhr ab Kabarettvor- stellungen nur für Erwachsene statt. Neu für hier ist Wellandos Katzen- und Hnnde-Theater. Es wird für Jung und Alt einen angenehmen Zeitvertreib und Unterhaltung bieten. Die Dressuren werden, wie uns mitgeteilt wird, von einer jungen Dame oorgeführt. Neben Kakadus, Tauben und Hunden treten besonders Katzen auf, deren ganze Naturanlage durch Gewalt auf keinen Fall sich zu solchen Arbeiten zwingen läßt. Eltern, die ihren Kleinen ein einwandfreies und unterhaltendes Vergnügen bieten wollen, seien besonders auf dieses Vergnügen hingewie sen. Das große Karussel und die sonstigen Schaustellungen werden das ihrige Lazu beitragen, in das bunte Treiben Abwechslung zu bringen. In den stattlichen Schankzel ten kredenzen tüchtige Wirte Speisen und Trank und außerdem bietet das Schützenhaus mit seiner gut venti lierten Veranda und dem prächtigen Lindengarten Hun derten von lebenslustigen Menschen bei bester Bewirtung angenehmsten Aufenthalt. Hoffentlich spendet der Wetter gott an den Festtagen Sonnenschein, damit den Fieranten ein reger Besuch und gute Einnahme, den Besuchern aus Stadt und Land aber fröhliche Stunden werden. Pulsnitz. Wie wird das Wetter zu Pfingsten sein? Die Aussichten für die Feiertage sind etwa die gleichen geblieben, eher aber etwas verschlechtert, als gebessert. Die ziemlich tiefe Depression im Westen hat ihre Lage nur wenig geändert, sie hatte aber eine flache Teilstörung nach Deutschland hin entwickelt, die daselbst die so sehn süchtig erwarteten Regenfälle von ziemlicher Ergibigkeit veranlaßten. Die Temperatur ist -allgemeiner, und sogar bis weit nach Süden hin, gesunken, sodaß wir nur auf mäßige Wärme selbst'am Tage an den Feiertagen rech nen können, umson^hr als das „Hoch" im Südwesten ge ringere Bedeutung aufzuweisen hat Die Isobaren des westlichen „Tief" scheinen nach dem Ocean zu offen zn sein, wodurch die Annäherung weiterer Störungen von dort her angezeigt wird. Die Wahrscheinlichkeit für Pfing sten ist also, daß wir an beiden Feiertagen zeitweise Re gen erwarten müssen und daß nur eine mäßige Wärme herrscht, ja in den frühen Stunden dürfte es sogar ziem lich kühl sein. Zeitweilig wird aber auch die Sonne sieg reich die Wolken durchbrechen, diese schönen Stunden müssen dann ausgenutzt werden. Der Wctieronkel be dauert lebhaft, nichts besseres verkünden zu können; des-