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Pulsnitzer.Wochenblatt Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.3onnabenS. flmts des l^ömgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz 6 z. Jahrgang. Konnabend, den 3, April' 1909. Nr. 40 Ministerium des Innern Und Des Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. LrküUungsori ist Pulsnitz. Ihr jungen, lieben Menschenkinder Bleibt jung, irrt nicht vom Wege ab! Ihr seid Befreier und Ergründer Des eignen Heils! Mag karg und knapp Das Leben euch auch Gaben streuen, — Nehmt's hin, mie's kommt, wie es sich beut! Und bleibt die guten, bleibt die treuen Mitglieder frommer Christenheit! Versuch es jeder nur und jede: Ein solches Tun macht froh und reich! Das Gute tun, das Böse meiden, — Das ist des Lebens Sinn und Wert! Drum, wer da lebt still und bescheiden, Der ist des ew'gen Heiles wert! Das Doch Den ersten Schritt ins ernste Leben Habt heut ihr am Altar getan! Sei Glück und Freude euch gegeben! Fortan auf eurer Daseinsbahn! Bleibt treu euch selbst, treu dem Versprechen, Das feierlich ihr gäbet heut! Dann siegt ihr über alle Schwächen, Dann seid fürsorglich ihr betreut! Nachdruck verboten. ?elegr.-fldr.: Wochenblatt Pulsnitz iMserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugeben. Die künk mol gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 Pf., Lokolpreisl 0 pk. Neklams 25 pk. Bei Wiederholungen Nadatt. Heut scheidet aus den Kindertagen Ihr jungen Herzen! Seid gegrüßt Und laßt das alte Wort euch sagen, Daß dem nur Heil und Segen sprießt, Der treu bleibt auf dem Pfad der Tugend, In Glück und Leid sich immer gleich! Bleibt treu in eurer holden Jugend: Und eurer wird das Himmelreich! Nur nach dem Guten sollt ihr streben Und alle Erdensünde flieh'n! Für solch ein tugendhaftes Leben, Wird euch die ew'ge Gnade blüh'n! Des harten Lebens Qual und Tücke, Dem Guten bleiben sie erspart! Er sieht den Lohn schon in dem Glücke Des Augenblicks der Gegenwart! eure Stirnen wird einst krönen Himmels hohe Seligkeit! Leben ist gar hart und spröde, guter Willen zwingt es weich, — Oipbtberie-5srum mit den Kontrollnummern: 179 (geschrieben: einhundertneunundsiebzig), 180 (geschrieben: einhundertundachtzig), 183 (geschrieben: einhundert dreiundachtzig), 18S bis 189 (geschrieben: einhundertfünfundachtzig bis einhundertneunundachtzig) und 191 (geschrieben: einhunderteinundneunzig) aus der Merkschen Fabrik in Darmstadt ist wegen Abschwächung zur Einziehung bestimmt worden. Dresden, den 30. März 1909. Fernsprecher: Nr. 18. GSZirKs-^NZSiger und Zeitung blatt MU »lilustr. Sonnlagsblatt", „Landwirtschaft- Ucher Beilage" und „§ür Kaus und Zerd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. l.25 bei kreier Zustellung ins Zaus, durch die Post bezogen Mk. i.41. - — Stil MnfimMe» Kurz ist das Leben, das beschieden Dem Sterblichen! O, nützt es aus Und bannt den holden Seelenfrieden Fest, unentrinnbar euch ins Haus! Als Beispiel lebt des Guten, Schönen! So wirkt ihr für die Ewigkeit! c- X"" umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, SrohrShrsdork, vrstnig, Zauswalde, Ohorn, Obersteina, Disder- IUV !> pttlöUlH, Mna, Weißbach,Ober-u.NiLderlichtenau,§risLersdork-Ihiemendorf,Mittelbach,Qrohnaundork,Lichtenberg,Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von E. L. körster's Erden (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Redakteur: XV. Mohr in Pulsnitz. Das Wichtigste. Das Vaterland erklärt, daß die sächsischen Konserva tiven unter gewissen Voraussetzungen für einen Ausbau der Reichserbschaftssteuer zu haben sein werden. Der Reichstag verabschiedete am Freitag in dritter Lesung den gesamten Reichshaushaltsetat und ging bis zum 20. April in die Ferien. (S. Rchstg.) Die Reichsduma hat sich gestern unter allgemeiner Beteiligung in den stärksten Verdächtigungen der deutschen Politik ergangen. Das Reichsluftschiff ist um 3,36 Uhr von München in südwestlicher Richtung abgefahren und um 7,35 Uhr wohlbehalten zum Heimatshafen zurück gekehrt. Prinz-Regent Luitpold hat aus Anlaß der glücklich verlaufenen Fernfahrt des Reichsluftschiffes ver schiedene Ordensauszeichnungen verliehen, n. a. dem Grafen Zeppelin die Prinz-Regent Luitpold- Medaille in Gold. Aus Belgrad kommen wieder Meldungen über eine Gärung in der serbischen Armee. Wie aus Rom gemeldet wird, wird König Eduard mit dem König von Italien in Monte Carlo Zu sammentreffen. Eine Intervention Italiens in Montenegro kündet die „N. Fr. Pr." mit aller Bestimmtheit an. Danach hat sich die italienische Regierung bereit erklärt, in Montenegro zu intervenieren, um es zu einer ähnlichen Erklärung an Oesterreich zu veranlassen, wie Serbien diese abgegeben hat. Vit MMW mö dir LeWmMsom. Auf die große Debatte im Reichstage über den Stand der auswärtigen Politik mit ihrem Mittelpunkte, den be kannten hierzu abgegebenen Erklärungen des Reichskanz lers Fürsten Bülow ist am 30. März die erwartete Dis kussion über die innere Politik nachgefolgt. Es wurden fast ausschließlich die ja so eng miteinander zusammen hängenden Themata der Reichsfinanzresorm und der ent standenen Blockkrisis besprochen, und zwar sind vor allem die hierzu abgegebenen Erklärungen des Reichskanzlers I zu verzeichnen. Sie lassen sich kurz etwa in folgenden § Hauptpunkten zusammenfassen: Die verbündeten Regie rungen verlangen unbedingt vom Reichstage noch in der jetzigen Session ein Votum in der hochwichtigen Frage der Reichsfinanzresorm. Sie halten an der Besitzsteuer fest und zwar in der Form einer weiter ausgebauten Erbschaftssteuer. Der Blockgedanke ist zu gesund, als daß er durch die momentanen Schwierigkeiten erstickt werden könnte. Die Reichstagsparteien sollen endlich ihre Son derinteressen in der Reichsfinanzreform zurücktreten lassen und dafür die Reform nach großen Gesichtspunkten lösen. Zweifellos die wichtigste unter den Erklärungen des Reichskanzlers ist jene, wonach die verbündeten Regierun- gen an der Besitzsteuer sesthalten, wenngleich nicht in der ursprünglichen Form einer eigentlichen Nachlaßsteuer, so doch in jener einer erweiterten Erbschaftssteuer. Die Kon servativen wissen nun, woran sie sind, und können es sich jetzt überlegen, ob sie es wirklich selbst auf einen Bruch mit der Regierung ankommen lassen wollen, indem sie an der Ablehnung jeglicher Nachlaß- und Erbschafts- steuer festhalten. Die äußerste Rechte scheint in der Tat hierzu entschlossen zu sein, denn in der Dienstagsdebatte des Reichstages trat der agrarische Abgeordnete v. Olden- bürg wiederum als Gegner der Besitzsteuer aus. Sein vor ihm zum Worte gelangter Fraktionsgenosse v. Richt hofen drückte sich dagegen um eine definitive Stellung nahme in der Frage der Besitzsteuer noch herum, sodaß immerhin mit der Möglichkeit eines Abschwenkens wenig stens eines Teiles der Konservativen zum Regierungs standpunkte in der Besitzsteuerfrage gerechnet werden kann. Aber betreffs der Blockpolitik scheinen die Konservativen doch entschlossen zu sein, unter Umständen die Gemein schaft mit den Blockparteien fallen zu lassen und mit dem Zentrum zusammenzugehen, wie aus anderen Redewen dungen Herrn v. Rtchthofens hervorgeht, und so ist denn das Schicksal des Blockes mindestens noch immer ein un gewisses. Die Nationalliberalen, die Freisinnigen und die Reichspartei bekundeten durch ihre vorgeschickten Red ner allerdings ihre Bereitwilligkeit, im Block am Zu standekommen der Reichsfinanzresorm weiterzuarbeiten, selbst die wirtschaftliche Vereinigung ist geneigt, noch die Nachlaßsteuer zu akzeptieren und in der Blockgemeinschaft zu verbleiben, aber es fragt sich eben, ob auch der ge mäßigtere Teil dsr Konservativen noch zum Festhalten am Block wird zu bestimmen sein. Da unterdessen die Osterferien des Reichstages eingetreten sind, so wird sich daS Schicksal des Blocks und hiermit auch der Reichs finanzresorm erst in dem nachösterlichen Sessionsabschnitte entscheiden. Ueber seine schließliche Gestaltung kann jetzt zwar noch kein bestimmtes Urteil gefällt werden, doch muß immerhin das eine gesagt werden, daß die Aussichten auf einen günstigen Ausgang der bestehenden schwierigen in neren politischen Krisis keineswegs so besonders rosige sind. Einige Hoffnung mag noch der vom Fürsten Bü low an die Reichstagsparteien gerichtete eindringliche Appell erwecken, ihre Sonderinteressen fallen zu lassen und im Einvernehmen mit den verbündeten Regierungen die endliche Lösung der Reichsstanzreform vom Stand punkte der Interessen des Reiches, des Vaterlandes in die Hand zu nehmen. Möglich, daß dieser Appell noch seine Wirkung ausübt, es ist aber auch ebensogut möglich, daß er im Parteistreit verpufft, und daß nachher die Reichsfinanzreform und mit ihr der Block endgiltig ver kracht. Wird Fürst Bülow dann nochmals versuchen, die nationalen Parteien in einem neuen Reichstagswahlkampf um sich zu scharen? OerMckss und Säcksiscbss. Pulsnitz. Der Tag der Konfirmation ist wieder da. Die Weiheglocken singen der Kindheit das Abschiedslied. Wieder baut sich vor vielen das Leben aus. Darum singen die Glocken. Sie läuten ins Leben hinein. Einer An zahl junger Herzen geben sie die letzte Weihe der Kind heit. Ein eigenes Gefühl beschleiaU an dem Tage, an welchem eine Anzahl Kinder neu für die Gemeinschaft der Erwachsenen geweiht wird, auch die Erwachsenen selbst. Nicht nur die Eltern, Verwandten und Freunde, sondern auch die Fernstehenden. Vor ihnen allen steigt die Stunde auf, die sie selbst am Altar des Herrn gestanden, die Weihe für das Leben empfingen und die Glückwünsche der Angehörigen entgegennahmen. Wie viel des Guten möchten wir am Konfirmationstage den Kindern mit aus den Weg geben. Was gäben wir nicht gern und freudig hin, könnten wir dadurch ihren ganzen Lebensweg feien gegen alles Ungemach! Zart ist eine Menschenblume, zart wie die Blume des Feldes, und auch sie kann ein rauher Windhauch erstarren und sterben machen. Und das Leben ist reich an zerstörenden Stürmen und morden den Frösten. Erbarmungslos sind seine harten Hände, und das Mitleid ist ihm eine fremde, unbekannte Tugend. Doch nicht verzagt! Der alte Gott levt noch und hält über jeden Guten seine schützende Hand. Unseren Kon firmanden aber rufen wir zu: Möge Euch das Leben nur Gutes und Holdes bringen! Möget Ihr stark bleiben im Jugendhaften und möge auch das Heil Eurer ewigen Seele vorschweben heute und immerdar! Dann werdet Ihr gute Menschen, wackere Männer und starke Frauen werden, die ihren Angehörigen und ihrem Vaterlande zur Zierde gereichen!