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MsiWsWcheillM Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. t M he, kreler Austeilung ins IZaus, ^urch üie Post bezogen Mk. l.4l. - —> des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz unö Teilung Ielegr.-5ldr.: Wochenblatt Pulsnitz Ä -1 Inserate für denselben lag sind bis vormittags Ä K > lO Uhr aufzugsben. Oie fünf mal gsspaltent. M I I I I I Zeile oder deren Naum l S pk., Lokalpreis 12 Pf. v V v Neklams 30 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Fernsprecher: Nr. 18. vezirKs-l^NZSiger Lrlcheint: Oienetag, Donnerstag u.S<mnadenQ. M:t .Illustriertem Sonnlagsblatt", .Landwirt- V schaktlicher Sei läge' und .Mode kür Nlle'. I II A Xan Nitlcrnil? umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdorf, iretnig, löauswalde, Ohorn, Obersteina, ^.eder- fftlllLBDLULL IUL OEIt ktllttBlsEI lLi^tOOL-o It Id steina, Weitzbach,Ober-u. Niederlichtenau, §riedersdork-Ihiemendork, Mittelbch Zrotznaundork, Lichtenberg, klein-vittmannsdork. Druck und Verlag von E. L. Sörsler's Erben (Inh.: 1. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Or. 265. Verantwort! ?r Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Str. 30. Dienstag, 11. März >913. 65. Jahrgang. Aas Wichtigst-. Der Reichstag ging am Sonnabend in die bis zum 2. April dauernden Osterferien. In Preußen fand gestern die Hundertjahrfeier zur Erinnerung an die Erhebung gegen die Napole onische Herrschaft statt. Der Kaiser gab bei der Jahrhundertfeier am Denk mal König Friedrich Wilhelms m. im Lustgarten einen Tagesbefehl an das Heer bekannt. Die Jahrhundertfeier wurde in Wilhelmshaven und Kiel auch von der Flotte festlich begangen. Das bayrische Prinz-Regenten-Paar unternahm gestern in Begleitung des Königs einen Ausflug nach Meißen; die Abreise nach München erfolgte abends kurz nach 10 Uhr.. Auf Anregung des Prinz-Regenten Ludwig wird am 25. August in der Befreiungshalle bei Kel heim in Gegenwart des Kaisers und sämtlicher Bundesfürsten eine Nationalfeier stattsinden. Zur Lage. Noch immer will keine Entscheidung kommen, die Diplomatie beeilt sich in keiner Weise mit ihrer Arbeit, und ebenso wenig fühlen sich die Balkanstaaten be müßigt, ihre Antwort an die Großmächte wegen der Vermittlung zu beschleunigen. Inzwischen aber scheint in Konstantinopel die Stimmung wieder umzuschlagen, indem man dort jetzt eine Fortsetzung des Krieges um jeden Preis will, da man sieht, daß die Sache doch verzweifelt steht, und lieber ein Ende mit Schrecken, alSeinSchreckenohneEndewünscht. In weiten Kreisen am Goldenen Horn herrscht lebhafteste Verstimmung gegen -a- jungtürkische Regime, in der Armee gährt es un heimlich und vielleicht kann eines TageS Enver Bei dasselbe Schicksal wie Nasim Pascha ereilen Unter diesen Umständen dürfte eine Vermittlung der Mächte nur problematischen Wert haben, und der Mangel an Eile erklärt sich wohl auch daraus, daß man die wet tere Entwicklung der Dinge in Konstantinopel erst ab- warten möchte, bevor er zu einem entscheidenden Schritte kommt. Bei alledem laufen noch weitere Komblikatio- nen nebenher, wenngleich in dieser Hinsicht eine gewisse Besserung doch zu verzeichnen ist. Die Differenzen zwischen Rumänien und Bulgarien sind zwar noch nicht behoben, und wenn auch mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten ist, daß sie durch eine Botschafterkonserenz in Petersburg ihre Erledigung finden würden, so ist man damit noch keineswegs über den Berg, immerhin aber ist man doch ein Stückchen vorwärt» gekommen, und zwar im günstigen Sinne, da» gleich« gilt von den Beziehungen zwischen Wien und Petersburg. Tat- sächlich scheint eine Entspannung in die Wege geleitet zu sein, die Demobilisierung hat begonnen und eine ruhigere Auffassung der Lage beginnt sich bemerkbar zu machen. OerMckes und Sücbfrscbes. PulSuitz. (Zu den Schulprüfungen.) In diesen Tagen finden an der hiesigen Stadtschule die Prüfungen statt. Mit denselben ist alljährlich die Ausstellung der Kinderarbeiten: Zeichnun gen, Erzeugnisse au» dem Handfertigkeit-Unterricht und Nadelarbeiten verbunden, auf welche immer viel Sorg- falt und Mühe verwendet wird. Die ausgestellten Zeichnungen nach Vorlagen und nach der Natur zeu- gen von Fleiß der Kinder, besonders aber von sorg samer Hingabe der Lehrer. Zumeist bunt gemalte Fruchtstücke, Stilleben, LandschaftSbilder enthält ins besondere die Ausstellung, in der auch da» geometrische und perspektivisch« Zeichnen zur Veranschaulichung kommt. Wetter sehen wir leichtere Holz- und Papparbriten. Bet der Betrachtung aller dieser gefertigten Gegen stände muß man erkennen, daß die Kleinen viel Ge schicklichkeit und Ausdauer zum Vollbringen ihrer Ar- bett aufgewandt haben, wie überhaupt die Ausstellung den Erwachsenen so recht den Unterschied der Methode von einst und jetzt zergt. Die Ausstellung der Nadel- arbeiten läßt die Augen jeder Mutter erglänzen, wenn sie einen Blick wirft aus alle die vielen hier auSge- stellten Arbeiten der Mädchen. Sauberkeit und Viel- seitigkeit bei peinlicher Genauigkeit sind hierbei zu be- obachten. Die Absicht der Schule, durch die Prüfungen und Ausstellungen mit dem Elternhause in Verbindung zu treten, kann nur erreicht werden, wenn recht viele Eltern von ihrer Zeit etwa» opfern und sich zu dieser öffentlichen Schularbeit einfinden, denn gerade für sie sind diese in erster Linie da. Aber auch alle anderen, d^e Kinder nicht in die Schule schicken, sind herzlich willkommen, denn die Erziehung ist eine Sache, die alle angeht. — Die gleichzeitig in der Turnhalle un- tergebrachte Ausstellung der gewerblichen Zeichnungen derFortbildungSschüler muß bei jedem Besucher Freude erwecken. Die wirklich recht guten Leistungen, die man hier schauen kann, lassen erkennen, von welch hohem Wert dieser Unterricht, wenn er in den richtigen Händen liegt — und da» ist hier der Fall — für die jungen Leute ist. — Die Ausstellung ist nur noch heute abend von 6 bi» 8 Uhr geöffnet. Pulsnitz. (Vortrag.) wir verfehlen nicht, noch mals auf den heute Dienstag abend im Saale des Schützen hauses stattfindenden, vom verband Sächsischer Bandfa brikanten und vom Kaufmännischen Verein zu Pulsnitz ver anstalteten Vortrag mit dem Thema: ax anals Vor bild und wärnung" aufmerksam zu machen. Pulsnitz. (Auftrieb zum Viehmarkt.) Zu dem heute in unserem Orte stattgefundenen Viehmarkt waren 100 Rinder und 80 Schweine zum Verkauf ge stellt. Der Geschäftsgang erwies sich al» flott und sehr gut. PulSuitz. (Kranken- undSterbekasse für Handwerker.) Mit Rücksicht daraus, daß den Ge werbetreibenden und Handwerkern bet Krankheit und Unfall keine Wohlfahrtseinrichtungen in so ausgedehn tem Maße zur Verfügung stehen, wie sie die soziale Gesetzgebung für die Arbeitnehmer geschaffen, auch die neue ReichSverstcherungSordnung keine au-gedehntere Fürsorge für die Meister getroffen hat, hat die Ge werbekammer Zittau in ihrer letzten Sitzung beschlossen, der Frage der Gründung einer Kranken- und Sterbe kaffe näher zu treten. Die Kasten sollen getrennt ge halten werden, sodaß beliebig einer der beiden Kaffen beigetreten werden kann. In der Generalversamm lung de» GewerbevereinS, nächsten Donners tag, soll diese Frage zur Erörterung gelangen und sind Interessenten hierzu geladen. — (Vor 100 Jahren.) Ein denkwürdiger Tag ist der gestrige gewesen, denn vor 100 Jahren am 10. März 1813 wurde von König Wilhelm III. von Preu ßen da» eiserne Kreuz gestiftet dar bekanntlich aus einem mit Silber eingefaßten gußeisernen Kreuz und aus zwei Klaffen und einem Großkreuze besteht. Die Stiftung dieses Orden» war, wie Beyer au» jener Zeit berichtet, ein in jeder Hinsicht glücklicher Gedanke. Die Eigentümlichkeit de» gewählten Zeichen», welche» von allen bisherigen Dekorationen abwich, da» Metall, au» dem e» bestand und daß zugleich al» Symbol der Zeit dienen konnte, die Form, die an die deutschen Ritter in Preußen erinnerte, vor allem aber da- gleiche Anrecht de» Soldaten wie de» Generals gaben diesem Schmucke einen großen Wert und erzeugten Sei dem allgemeinen Wunsche, ihn zu erwerben, mehr als eine kühne Tat. Gerade gestern vor 100 Jahren, am 10. März 1813 schrieb auch der Heldenjüngling und Frei heitsfänger Theodor Körner an seinen in Dresden wohnhaften Vater einen Brief, in dem er hieß: „Deutsch- land steht auf, der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeut schen Freiheit. Soll ich in seiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachletern? Soll ich Komödien schreiben auf dem Spottheater, wenn ich den Mut und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernste» mitzusprechen? In BreSlau, als dem Sammel plätze, treffe ich zu den freien Söhnen Preußens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen de» Kö nig» gesammelt haben". Und vor hundert Jahren war es auch, daß zur Hebung deS vaterländischen Sin ner nicht nur den Soldaten, sondern allen unbeschol tenen Männern gestattet wurde, an der Kopfbedeckung zu tragen die schwarz-weiße Kokarde al» ein allge- meiner Ehrenzeichen. — (Opfersreudigkeit vor 100 Jahren.) ES klingt oft wie ein Märchen, wenn man in Zeitun- gen vom Jahre 1813 liest, war für Menschen Opfer- freudigkeit bewiesen, wa» für Gaben auf dem Altäre de» Vaterlandes niedergelegt wurden. Ja, gerade in unseren Tagen, da man im Reichstage allerlei herum- mäkelt an der neuen Mtlitärvorlage, klingen die Nach richten über die Opfersreudigkeit im Jahre 1813 wirk lich märchenhaft. In Bergel nahe der schlesischen Stadt Ohlau brachte die 16 jährige Tochter Ferdinande de» in kümmerlichen Verhältnissen lebenden alten Oberst v. Schnettau, da sie infolge der Armut ihre» Vater» weder über Gold noch wertvolle Schmucksachen ver- fügte, ihr reiche» Haupthaar dar, au» dem dann ein Komitee durch Herstellung von Ringen, Armbändern usw. nicht weniger denn 1200 Thaler löste. Die Schwester des Königs Friedrich Wilhelm IN. übergab ihren sämtlichen Schmuck dem Staat»schatze zur Ver- Wendung für den Krieg. Die katholische Gemeinde zu Marienburg in Westpreußen gab all ihr entbehrliche» silberne» Ktrchengerät her. Ein Hauptmann o. Katze- ler in Pom. Stargard li-ferte die Hälfte seine» Gehal- Le» und zwei goldene Trauringe aus. Ein Westsale spendete SO Säbelklingen mit den Worten: „Laßt Euch von ihnen freie Bahn nach dem Rheine machen." Gin Berliner Juwelier lieferte eiserne Ringe mit der In- schrist: „Gold gab ich für Eisen 1813" gegen Ein sendung goldener Trauringe und führte deren Wert an den Staatrschatz ab. Nicht weniger denn 160 000 Ringe und Ketten wuroen dargebracht. Ein Adjuvant de» General» v. Scharnhorst berichtete ferner: „Ganze Waschkörbe voll der schwersten silbernen Suppenterri, nen, Armleuchter, Schüsseln, Schalen usw., die pracht- vollsten Schmuckgegenstände habe ich in die Münze ein liefern können." Ein alte» Mütterlein sandte zwei Paar Socken mit der Beischrift: „DaS letzte birchen Armut einer armen Soldatenwitwe." Ja, vor 100 Jahren war eine Opfersreudigkeit, wie sie gleich groß- artig nicht verzeichnet ist in der Geschichte irgend eine» anderen Volke», und an die zu denken gerade in un seren Tagen wir leider nur zu sehr Ursache haben. S. L. K. (Konfirmation.) Diese Woche bringt in den evangelischen Gemeinden unseres Landes widerum die Feier der Konfirmation. Es schadet wohl nicht, wenn man immer einmal wieder darauf hinweist, daß mit dieser Feier keine fal schen Gedanken verbunden werden dürfen. Sie ist nicht eine Feier des Austritts aus der Schule, wenn sie auch dem Zeit punkt nach mit ihm meistens zusammenfällt. Sie ist vielmehr eine evangelische Gemeindefeier, die das Verhältnis der Heran wachsenden Jugend zu ihrer kirchlichen Gemeinschaft betrifft. Sie ist darum auch nicht nur ein Markstein am Wege des Le bens, der den Uebertritt in die Freiheit bezeichnet; sie will viel mehr die Jugend hineinstellen in eine dauernde lebendige Ge meinschaft mit ihrer Kirche. Möchten doch unsere evangelischen Eltern gerade in diesen Wochen der trefinnerlichen Bedeutung der Konfirmationsleier recht bewußt werden! Dann werden sie mit helfen, auch bei ihren Söhnen und Töchtern dieses Verständ nis zu pflegen und zu stärken. Die Verhältnisse in unserem Lande sind ja darin besonders schwierig. Tausend Mächte sind am Werk, um die jungm Leute so rasch wie möglich ihrer kirch lichen Gemeinschaft und damit immer auch dem Christentum zu entreißen, ihnen den religiösen Halt zu nehmen. Insbesondere macht die Sozialdemokratie auch in Sachsen gewaltige Anstreng ungen, die Jugend schon am Tage der Konfirmation für ihre Bestrebungen einzufangen. Flugblätter aufrerzenster Art werden heimlich unter die Schulkinder verteilt, in denen die Tätigkeit der Schule und der Kirche lächerlich gemacht oder als eine Knech tung der Geister gebrandmarkt wird. Schon Wochen vorher sind allenthalben Veranstaltungen getroffen worden, die konfir mierte Jugend noch am Konfirmationstage in die Versamm lungen der sozialdemokratischen Jugendvereine zu ziehen. So ist esdenn kein Wunder, wenn für viele junge Leute der Tag der Konfirmation der Tag ist, wo sie ihrer Kirche für immer verloren gehen. Diesen verderblichen Mächten gilt es entgegen zuarbeiten mit aller Kraft. Erfreulicherweise bricht sich die Sitte immer mehr Bahn, die konfirmierte Jugend am Konfirmations tage in kirchlichen Familiennbcnden zu sammeln. Bor allem ist es aber von Wichtigkeit, daß die Eltern selbst mit idren Kon firmanden die wichtige Feier in rechter Weise begehen. Oft genug wird durch eine falsche Vielgeschästigkeit im Hause, durch große anstrengende und zerstreuende Familienfeiern der innere Segen der Konfirmationszeit vernichtet. Gebt dem Konfirman den stille Stunden innerer Sammlung vor und nach dem Tage der eigentlichen Feier. Wir wolleu froh sein, daß wir die Kon firmation für unsere Jugend als allgemeine Feier haben. Wa