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76. Jahrgang Dienstag, de» IS Augvst 1924 Nummer 99 Amtlicher Teil Bekanntmachung. Wegen Ausbringung von Massenschutt ist die Pulsnitz- Königsbrücker Strotze in Friedersdors vom 21. August ab sür die Dauer der Schüttung gesperrt. Der Verkehr wird über Pulsnitz bez. Oberlichtenau verwiesen. Fciedersdors. den 1S. August 1924 Der Gemeinderat MWiliiüW «litt Alt im „Pulsnitzer Wochenblatt" sind von denkbar bestem Erfolg. rtSmouth ior Anker stnnemng von der >en Groß- rnerischen >0 - ! 12 «slr. 72 vic sick ^ort ltNb mte ber- die ltet: n er echte leine xruS- chicrt itter- icho-.-. -reis t den O. MögttchkUten mit dem Rrchensttft sehr einfach klar machen konnte, kann man daraus also wohl schließen, daß fie auch di« Konftquenz einer RetchStagkauflösung bereits eingestellt hat. In einigen Tagen wir nun d«r zweite Akt des Schauspieles beginnen, und wie die Dinge liegen, kann man wohl annehwen, daß er noch etwas dramatischer aulsällt al« da« Londoner Vorspiel. lieren, die fie für das letzte Jahr der Besetzung in der Hand haben. Sanz abgesehen davon, daß Herr Marx in den letzten Tagen ja noch selbst auf die an dere Gefahr hingewiesen hat, daß nämlich Herr Herriot etwa in absehbarer Zeit von der Bühne abtreten und dann ein anderer nach ihm kommen könnte, der sich den Teufel um die Räumung«frist kehrt. Wir wissen ja aus Erfahrung, daß Herr Poircaree die Phalanx der ganzen Welt höchst gleichgültig war. Man steht also, ganz hakensret ist das Ergebnis von London auch bei der optimistischsten Beurteilung k«i- neSweg«. Vielleicht läßt sich sogar sagen, daß e» wahrschein lich doch richtiger gewesen wäre, den Dingen lieber ihren Lauf zu lassen bis zum Hart auf Hart. Dann wäre, wie Macdonald «S angekündigt hatte, die ganze Konferenz um 14 Tage vertagt worden, und während dstser Zeit hätten schon die nötigen Vermittluntzzfäken gesponnen werden können,mit deren Hilf« eS vielleichtboch möglich g«. wesen wäre, der Räumung,frist noch ein anderes Gesicht zu geben, oder zum mindesten stärkere Garan. tien zu erlangen. In solchen diplomatischen Dingen ist es nun einmal wie beim Tepptchkauf in einem orientalischen Bazar: man muß erst vier Wochen handeln, bi, man den richtigen Preis herauSgeschlagen hat. Ein endgültiges Urteil wird sich natürlich erst fällen lassen, wenn di« deutsche Delegation au« Lon don zurückgekehrt ist und ausführlich Bericht erstattet hat. Vorläufig läßt sich beim besten Willen nur zweierlei seststellen, daß miteinander im Zusammen hang steht. Einmal «in« ,i«mlich «rh blich« Enttäu schung, von der man schon sagen muß, daß st« so gut wie allgemein ist. Allerdings ist diese Enttäu schung nur zum Teil brrechtigt, weil sie nur die Reaktion auf die bisherige deutsche Einstellung ist. Bisher lebte man doch sozusagen von einem Optimi«. mus, der ungefähr dem beruhigenden Trost einer Manner glich, der au, dem obersten Stockwerk eine» Wolkenkratzers gefallen ist und sich, beim vierzehnten Stockwerk angekommen. sagt, daß die Gache bi, hierher recht gut gegangen sei. Jetzt aber sind wir witder auf der Erde angekommr», und da steht fie sich ganz natürlich etwa» ander» an. Die andere Feststellung wäre di«, daß sich di« parlamentarischen Konsequenzen der Londoner Ent scheidung bereit» jetzt abzuhtben beginnen. Di« Reich»- regterung braucht zur Erledigung der DaweSgesetz« unbrdingt ein« Zwetdrittelmrhrheit und st« hat ja auch selbst erklärt, daß sie von sich au» dies« Auf fassung beisttwme. Ein« Zweidrittelmehrheit ohne einen Teil der Deutschnationalen ist aber nicht denkbar. Diese aber sind bereit» mit ihrer Kriegserklärung her- vorgetreten. Darin wird klipp und klar erklärt, daß fie von ihr«n brkannten sieben Mindestforderungen nicht abginge, und daß deshalb die in London ge fundene Lösung auf ihr« Billigung nicht zu rechnen habe. An sich braucht nun gewiß der Flintenschuß einer Oppositionspartei nicht gleich tragisch genommen zu werden, aber die Sache sieht sich doch etwas ernster an, wenn man erfährt, daß dies« Stellungnahme gerade von der Richtung Hoetzsch ausgeht, die dem DawlS« Plan innerhalb der Fraktion noch am sympathischsten gegenübersteht. Die RetchSregierung wird also zwei fellos mit «tn«m schweren parlamentarisch«» Kamps zu rechnen haben, uno da ihr die deutschnattonale Entschließung bereit» vor ihrer Entscheidung übrr- mittelt worden war, wird sie damit ja auch wohl gerechnet haben. Da fie sich die parlamentarischen Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — (DieTagederFeriensindzuEnde), die goldene Freiheit der Jugend ist wieder durch die Pflicht des Lernens fürs Leben ersetzt worden Alle« Gute hat ein Ende, auch die Ferien. Aber wenn nun auch diese schönen Tags vorüber lind, so wird doch ihre Wirkung nicht dahin sein. Was sie gaben, davon soll man lange zehren, Tausenden Müden und Abgearbeiteten hat die Ferienzeit Erholung und Erquickung gebracht, hat sie mit neuer Kraft aus gerüstet und ihnen für ihren Beruf erhöhte Energie mit auf den Weg gegeben Der Zweck, den sie er reichen sollten, ist also erfüllt: „Die Ferien sind die Zeit der Stärke — und Kräftigung zum Lebenswerke.? Wohl dem, auf den dieser Reim Anwendung finden kann, er hat dann seine Ferienzeit gut ausgenutzt. Nun wird es langsam wieder still in Wald und Flur. Das Lachen der Erwachsenen verstummt, und das Jauchzen der Kinder schweigt Sie, die das Leben hinausgetragen in die grüne Natur, müssen nun von ihr Abschied nehmen. Der Alltag ruft wieder zur Arbeit und Pflicht Es ist ein altes Sprichwort, daß man vom Liebsten, was man hat, muß scheiden. Auch für die Ferienzeit trifft dies zu. Aber alles Liebe lebt sonnig in unserer Erinnerung weiter. Sollten das die Freuden der Ferientaze nicht auch tun? Schlecht wäre es um uns bestellt, wenn dies nicht der Fall wäre. - (Notstandsaktlon für dis durch Unwetter geschädigten erzgebirgischen Landwirts.- Der Landeskulturrat richtet an di« sächsischen Landwirte einen Aufruf, daß alle sächsischen Landwirte, die ihre Ernte in diesem Jahre wohl behalten haben einbringen können, durch reichliche und sofortige Spenden von Brotgetreide, Kartoffeln, Futtermitteln, Stroh oder auch von Bargeld die große Not ihrer Berufsgsnojsen im oberen Erzgebirge lindern zu helfen und außerdem die Lieferung an Saatgut für die Frühjahrsbestellung schon jetzt anzumelden. — (Der Sächsische MilitärVersins' Bund), der nunmehr ins 52. Jahr seines Bestehen« eingetreten ist, darf als die stärkste Vereinigung ehe maliger Kriegsteilnehmer in Sachsen gelten. Nach den letzten Erhebungen, Sie am 31. Dezember 1923 angestsllt wurden, waren nicht weniger wie 106105 Mitglieder Teilnehmer des Weltkrieges, während noch 7375 Mitkämpfer aus dem deutsch französischen Kriege von 1870/71 innerhalb der Reihen des Bundes am Leben sind. Ueber 65 000 Kriegsteilnehmer sächsischer Krieger- und Miliiäroereine sind mit der Kyffhäuser- Denkmünze ausgezeichnet worden und mit Stolz tragen sie dies staatlich anerkannte Erinnerungszeichen an die Zeit ihres Waffendienstes aus der Brust. Reges Leven herrscht in den 1600^ Vereinen des Bundes, das noch weitere Anregung und Vertiefung erfahren wird, wenn, was für die nächsten Monate zu erwarten ist, für sämtliche 210000 Bundesmitglieder der Pflichtbezug des Sächsischen Militacoereinsbluttes Die Entscheidung. Di« Entsch-idang über die Räumuntzssrag« und damit über di« Londoner Kons»«»- übrrhaupt ist ge fallen. Vorläufig kann man noch darüber streit«», ob fit von der deutschen Delegation oder von dem Ber liner Rumpskabinett au»gegang«n ist, aber e« hat doch stark den Anschein, al« ob der Vater dieser Lö sung in Herrn Marx zu suchen s«i. Jedenfalls muß ,» einigermaßen bedenklich stimmen, wenn in der eng ltschen Presse erzählt wird, e» sei berrit» vor dir Berliner Antwort in ganz London «in öffentliche» Geheimnis ge- gewesen, daß dir Rückfrag« d«» Hrrrn Marx eine Form gehabt habe, auf di« ein« and«re Antwort schltchter- ding» auSgeschloffen grwesen wäre. Aber dies« Frage wird vielleicht erst in den nächsten Tag«n akut werden, wenn die innerpolitischen Konsequenzen dieser Ent scheidung praktisch zur Debatte steh«». Ganz leicht ist sie sicherlich weder unserer Delegation noch dem Kabinett geworden. Man hat sich schließlich dazu «ntschloffen, weil man glaubte, irgendwie zu einem Abschluß kommen zu müssen, und weil man froh war, auf diese Weise wenigsten» um die wirtschaftlichen Zugeständnisse herumzukommen, die, wenn die fran zösisch.« Forderungen erfüllt worden wären, Deutsch land und damit auch da» besetzte Gebiet auf Jahr« htnau» unerträglich belastet haben würden. Dabei bleibt freilich auch b«t der jetzigen Regelung zweifel los die Gefahr offen, daß die Franzosen diese Zuge ständnisse doch noch von hinten herum durchzudrücken versuchen, indem sie mit drn Erl«ichterungen jon^- Das Wichtigste. Die Londoner Konferenz endete mit der Annahme der französi schen Räumungsbedingungen. Die erste Tagung der Nationalsozialistischen Freihcitspartei in Weimar verlies mit einer völligen Einigung der beiden Gruppen. Es wurde beschlossen, eine Lustpostlinie Stockholm—Berlin zu unterhalten, die am 18. August eröffnet wurde. Mitglieder des wiirttembergischen Ministeriums verunglückten aus einer Bootsfahrt aus dem Bodensee. Dabei ertrank der Ministerialrat Lindner. Der große dänische Dampfer „Lex-Märks" ist im Sund in der Nähe von Kopenhagen im Nebel aus den Grund gelaufen. Der Dampfer war mit Holz beladen. Die Arbeiten, ihn wieder sreizumachen, waren bisher erfolglos. Zwischen Serofano und Castelnuovo di Porto, etwa 22 Kilo Meter von Rom entsernt, nahe bei dem Ort wo der Rock Mateottis ausgesunden wurde, haben mit Hilse von Polizei hunden angestellte Nachforschungen zur Auffindung einer be- arobenen Leiche geführt, die sich im Anfangszustand der Verwesung befindet. Das Ergebnis der sofort angestellten Untersuchung ist noch nicht bekannt. 20 bis 26. August werden alle italienischen Flottenein beiten als im Kriegszustand befindlich angesehen. Es finden zu dieser Zeit die italienischen Flottenmanöver im Mittel meer statt. Neisende aus Moskau und Petersburg geben aussehenerregende Berichte über die Lage in den russischen Städten des Hunger - gebiete». Die Bevölkerung veranstaltet fast täglich Hunger- demonstrationcn. Als Folge des großen Schleichhandels mit Kokain will die Sowjetregierung sämtliche Apotheken verstaatlichen und strengste Kontrollmaßnahmen gegen den Schleichhandel ein- führen. Nach einer Reutermeldung wurden Sonnabend in Tokio fünf- verspürt, die am schwersten in den nördlichen Distrikten waren. Es soll jedoch nur wenig Sachschaden angerichtet worden sein. be 140-141. erlin W 50 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. Hauptblatt und tlteste Zeitung in drn Ortscheften der Pulsnitzer NmtsgerichtsbezirkS: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwaldr, -.Horn, Oberstem«, Niederstem« Weißbach, Ober- uud Niederlichtenau, FriederSdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Slein-Dittmannsdors, - Geschäftsstelle: PulSnitz, Bitm«rckpletz Nr. 265. Druck und Verlag von E. L. FörsterS Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mnhr in Pulsnitz. pulsmtzerMchenblatt Fcrniprecher 18. Tel.-Adr.: Wochenbett Pulsnitz Lcstsch-ck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Erfchtt««i «»d Sonnabend Im Falle höherer Nrwait — Krieg, Streik od. sonstig irgend welcher Störung d. Betriebes der Zeitung oder der BesSrde-ungSeimichtungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Liefi: ,ng oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Wöchtl. -.55 Gold -Mark bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentl. —,b0 Gold-Mark; durch die Post monatlich M 2 50 freibleibend. Bank - Konten : Pulsnitzer Bank, PulSnitz und UUv Commerz-und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz