Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Wochenblatt ZMMprscher: Vlr.1L VEZlrKs-KnZSigSr ffMK des l^omgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz und Zeitung blatt Erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. Mi Muftr. Sonntagsblatt", „Landwirischakt- ticher Beilage" und „§ür Saus und Serd". NdonuLWsnt: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 125 bei kreier Zustellung ins Saus, durch Lie Post bezogen Mk. l.41. ———— ?elegr.-^Lr.: WvchSnblott Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. Dis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum t 2 pk., Lokalpreis 1S pk. Nektmns 25 pk. Bei V.'isderhoiunZSN Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Amtsblatt kür den Nmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, Druck und Verlag von E. L. Sörstsr's Erven (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr.265. Verantwortlicher Dsdakteur: Z. W. Mohr in Pulsnitz. Nr. 158 Donnerstag, dm SO. Dezemöer 1909. 61. Jahrgang. Arbeitsnachweis. Gesucht werden: I Magd für Haus und Stall für l. Januar 1910 von H. Schäfer Rittergut Möhrsdorf (Post Bischheim). 1 Bau- und Möbeltischlergeselle sofort in dauernde Beschäftigung von Oswald Müller, Tischlermeister Königsbrück. 2 Ochsenknechte für 8. Januar 1910 von Rittergut Liebenau bei Kamenz. Das Wichtigste. Der Postankunftsstempel für Einschreibe- und Eilbriefe wird zum 1. Januar 1910 wieder eingeführt. In Lößnitz bei Aue im Erzgebirge ist in der vorver gangenen Nacht die Kistenfabrik von Weiß voll ständig niedergebrannt. Von der österreichischen Polizei wurde an der russisch galizischen Grenze ein ganzes russisches Spio nageunternehmen aufgehoben. Der englische HandelSminister Churchill sprach sich in einer Flugschrift außerordentlich lobend über die deutsche Arbeiterversicherung aus. Zwecks Studiums des Militärluftschiffahrtswesens wird China eine Anzahl Offiziere nach Deutschland senden. Aus Madrid wird gemeldet, daß infolge der letzten Regengüsse in dem Städtchen Viana bei Orenzo mehrere Häuser durch einen Felssturz zerstört worden sind, wobei 26 Personen getötet wurden. Der Sloman-Dampfer Capua, mit 23 Mann an Bord, der seit dem 3. Dezember verschollen ist, gilt als verloren. Sie jrie-ensidte in frauMM MleuHlW. Da die politische Welt schon seit Jahren darüber einig ist, daß der europäische Friede in der Hauptsache von den Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich abhängt und zuletzt in der Frage gipfeln kann, ob sich Frankreich noch einmal zu einer kriegerischen Erobe rungspolitik Hinreißen lassen wird, so müssen alle Kund gebungen aus den Kreisen der französischen Staatsmän ner über die Friedenspolitik und die Idee des Friedens von ganz besonderem politischen Interesse sein. Man kann daher nicht an der Publikation des französischen Schriftstellers Adolf Brisson, die dieser über -.ine Unter redung mit dem früheren Präsidenten der französischen Republik, Herrn Loubet, soeben in der „Neuen Freien Presse" veröffentlicht hat, und die sich mit der Idee des ewigen Friedens beschäftigt, vorübergehen, ohne den Wert dieses Friedensgedankens in der französischen Politik aus seine Echtheit zu prüfen. Die Echtheit dieser Unterredung des Schriftstellers Brisson mit dem früheren Präsidenten Loubet wird allerdings bestritten, aber Brisson gilt als ein ernsthafter Politiker und gewissenhafter Berichterstatter, und man kann nicht ohne weiteres annehmen, daß er den Inhalt der angeblichen Unterredung mit Loubet aus der Lust gegriffen hat, es kann daher schließlich nur noch um die Richtigkeit des Wortlautes dieser Unterredung gestritten werden, und es ist sicher etwas wahres an der selben, und wenn der Präsident Loubet in dieser Unter redung die Worte gebraucht hat: „Die Idee des Friedens geht ihren Weg, und er habe Vertrauen in die höhere triumphierende Macht dieser Idee", so hat er damit ohne Zweifel einer allgemeinen Forderung der Kulturmensch heit Ausdruck verliehen und es ist erfreulich, daß die lei tenden Staatsmänner Frankreichs dieser Idee huldigen. Auch die Worte in der Unterredung sind von großer po litischer Bedeutung, mit denen Loubet sagt, daß alle Bündnisse der Neuzeit nicht zu Kriegszwecken, sondern zu FnedenSzwecken abgeschlossen worden seien, und daß die Tripleentente Frankreichs, Rußlands und Engla ds neben dem Dreibunde Deutschlands Oesterreichs und Italiens sehr gut bestehen könne. Freilich hat Loubet auch einen bitteren Wermutstropfen in seine Idee vom allgemeinen Frieden dadurch fallen lasten, daß er geäußert hat, so lange sich Deutschland und Frankreich kraft gemeinsamen Willens nicht über das Schicksal Elsaß-Lothringens ver ständigt hätten, so lange würde auch ein Zwiespalt und Unerloschener Haß zwischen beiden Völkern weitergähren. Wenn man auf diese letzten Worte Loubets ein Schwer gewicht legt, so wäre das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland noch um kein Haar breit gebessert. In dieser schwierigen Frage betreffend der Zukunft Elsaß- Lothringens gibt es aber für Deutschland keine Diskussion mit Frankreich oder mit irgend einer anderen Großmacht, und sollte eine solche jemals versucht und vom AuSlande her eine elsaß-lothringische Frage in Szene gesetzt werden, so würde Deutschland mit einer Kriegserklärung ant- warten, denn eine solche listige und unverfrorene Politik könnte nur die Absicht haben, das Deutsche Reich in seiner Souveränität und Freiheit anzutasten, und es bliebe dem deutschen Volke und seinem Kaiser und Fürsten nichts anderes übrig, als mit vier Millionen Soldaten der Welt den Wert der Friedensidee nach deutschem Re zepte klar zu machen. Sollte daher die Friedensidee als Traum französischer Staatsmänner zur Wahrheit werden, so mögen sie nur die elsaß-lothringische Frage aus ihren politischen Plänen gänzlich ausschließen und versuchen, ge meinsam mit Deutschland die Friedensidee als eine Forde rung der allgemeinen Kultur u Humanität zu verwirklichen. OerMckss unv Säcdsisckes. Pulsnitz. (Wohltätigkeitsakt.) Reiche Gaben der Liebe brachte am heiligen Christfeste in diesem Jahr« zum ersten Male auch die Sächsische Fechtschule in unsrer Stadt zur Verteilung. Fünf bedürftige Familien, die durch Alter, Krankheit oder sonstige Schicksalsschläge in teilweise bittere Not geraten waren, wurde eine ganz un verhoffte Weihnachtsfreude zu teil, indem ihnen in ihren Wohnungen je 40 Mark, zusammen 200 Mark, im Namen des FechtschulverbandeS Pulsnitz überreicht wurden. — Für das kommende Osterfest gedenkt unser Pulsnitzer Verband sein stilles Wirken wieder dadurch zu betätigen, daß er eine Anzahl würdiger armer Konfirmanden ein kleiden wird. Heute kann man ruhig bestätigen, was der Verband bei seiner Gründung im Jahre 1908 versprochen hat, das hat er auch in vollstem Maße gehalten, denn es zeigt sich immer mehr, daß er ein starkes und blühendes Reis am großen Stamm der Sächsischen Fechtschule ge worden ist. Daß aber Liese Schar wackerer und edler Männer, die hier in unserer Stadt der Sächsischen Fecht schule Eingang verschafft lat und damit den Kampf gegen die finstere Nacht des Leidens und Elends unserer Mit menschen aus ihre Fahne geschrieben hat, bei unsrer Ein wohnerschaft immer mehr Sympathien und Unterstützung finden, das soll unser aufrichtigster Neujahrswunsch für unsern Pulsnitzer Fechtschulverband sein. Pulsnitz. (Polizeibericht.) Vor einiger Zeit wur den aus dem hiesigen Neubarth'schen Gartengrundstück von unbekannten Dieben insgesamt 11 Stück Hühner gestohlen und in dem angrenzenden Walde abgeschlachtet. Verschiedene Umstände weisen darauf hin, daß vermutlich zwei Personen in Frage kommen, die in hiesiger Stadt oder auf einem der Nachbardörfer wohnhaft sind. Dem jenigen, der in der Lage ist auf hiesiger Polizeiwache irgend welche Angaben machen zu können, die zur Ent deckung der Täter führen, wird eine angemessene Beloh- nung seitens des Bestohlenen zugesichert. — In letzter Zeit sind wieder mehrere Portemonnaies mit und ohne In halt, sowie auch ein Damenschirm und ein Klemmer als gefunden auf der Polizeiwache abgegeben worden. Diese Gegenstände können von den Verlustträgern gegen genü- genden Ausweis hierselbst in Empfang genommen werden. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Sonntag sein?) Das alte „Tief" liegt heute im höchsten Norden, es weist auch heute noch Ausläufer in südlicher Richtung aus, das südwestliche „Hoch" machte vorübergehend einen Vorstoß bis zur Ostsee. Nun ist aber schon wieder ein neues, ziemlich tiefes Minimum von Schottland her im Vordringen begriffen, sodaß die seit längerer Zeit herr schenden Winde aus 8. bis 8Vi^. in Deutschland fort- dauern. Dieselben veranlaßten auch für die Feiertage mildes Wetter mit vielfachen Regenfällen. Am Mon tag, meldeten die 15 deutschen Stationen der Wetterkarte zusammen 86 Gr. Wärme, im Mittel pro Ort 5,7 Gr.; am Dienstag war die Gesamtwärme der 15 Orte 74 Grad Wärme, pro Ort im Mittel also 4,9 Gr. Vom Winter ist also bei uns nirgend etwas zu sehen, nur über Nordeuropa (Skandinavien) zeigt er sich etwas. Es sind noch Aussichten auf ein Anrücken des alten Griesgrams, wir müssen also für Neujahr und Sonntag noch auf ziemlich mildes, vielfach sehr bewölktes Wetter mit etwas Regen und lebhaftem Winde rechnen. Ein altes Wort sagt: „Wenn die Tage beginnen zu langen, kommt der Winter erst gegangen; die Wahrheit dieses Wortes werden wir wohl auch in diesem Winter kennen lernen. — Der letzte Tag des Jahres ist morgen. Wenn ein Jahr zur Neige geht, dann durchzieben eigen artige, meist wehmütig angehauchte Empfindungen die Menschenherzen. Auch morgen am letzten Tage des schei- denden Jahres dürfte es wiederum so sein, denn morgen ist Sylvestertag. Wiederum hat unser Leben eine Spanne Zeit durchlaufen. Wieder haben wir Erfahrung auf Er fahrung gehäuft. Und nieder hat uns das Glück ge lächelt und das Leid in stiller Wehmut zugenickt. Rück wärts wendet sich unser Blick. Prüfend wägen wir das im scheidenden Jahre erlebte. Nicht die Leidenschaftlich keit des Geschehens durchpulst uns. Die Hast des Tages ist von uns gewichen zur heutigen Stunde, da wir die Bilanz des Jahres ziehen. Nicht alles ist unseren Wün schen gemäß ausgefallen. Unsere Hoffnungen und Er wartungen waren höher gespannt, als wie sich die Er füllung unserer Forderungen gab. Doch das Leben hat uns gelehrt, daß wir früh lernen müssen, uns zu be scheiden und mit dem zufrieden zu sein, was zu erlangen uns vom Schicksal bestimmt ist. Deshalb beugen wir auch am Sylvestertag unser Haupt und lassen aus un seren Herzen den Dank gen Himmel emporsteigen für das, was das scheidende Jahr an Glück, Segen, Gedeihen, Wohlergehen, Lust und Freude uns gebracht hat. So wird uns der Sylvestertag, der letzte Tag des Jahres, zum Dankestag, zum Tage der Ergebenheit und der stillen, reinen Herzensfreude die uns mit wahrem und echten, dauernden Glück erfüllt, das uns niemand zu trüben und zu nehmen vermag. Nicht alle von denen, die treu an unserer Seite den größten Teil des scheiden den Jahres gestanden, ziehen mit uns in das neue Jahr hinüber. Biele von ihnen sind von uns gegangen dort hin, woher es kein Wiederkommen, keine Rückkehr mehr gibt. Am Sylvestertag treten sie noch einmal vor unser geistiges Auge. Und dann umfängt sie noch einmal unsere ganze volle Liebe. Auch das ist des alten Jahres hohe Bedeutung, daß es am letzten Tage derer gedenkt, die in ihm gewirkt und gelebt haben. Und auch wir unterziehen uns hiermit dieser Pflicht. Des Jahres letzte Stunden rinnen — — Schon steht die Zeit, die neue, vor dem Tor! Leb wohl, du altes Jahr! Vom Anbeginnen Bis heute gabst du Gutes! Dank schallt dir ins Ohr, Da du den Fuß zum letzten Scheiden wendest Und müde von dem Throne dich erhebst! Nochmals nimm Dank für das, was du uns spendest! In der Erinnerung du ewig lebst. Denn all dein Tun und Wirken gütig war! Wir denken dein! Leb wohl du scheidend Jahr! — Glückwunsch-Inserate enthält die Neujahrs nummer unserer Zeitung von Jahr zu Jahr in immer größerer Anzahl, weil es für die Geschäftsleute die zweck mäßigste Form ist, den Kunden und Geschäftsfreunden den Glückwunsch zu übermitteln und gleichzeitig das Ge. schäft selbst in empfehlende Erinnerung zu bringen. Die diesjährige Neujahsrnummer erscheint Freitag und bitten wir um recht frühzeitige Aufgabe der Jnferate. Von denjenigen Geschäftsleuten, die im Vorjahre Glück wunsch-Inserate aufgegeben haben, genügt eine kurze Be nachrichtigung inbezug auf die Wiederaufnahme. — Falsche Fünfmarkstücke werden gegenwärtig wieder in der Lausitz in Umlauf gesetzt. Bei den Fal sifikaten ist die Randschrift „Gott mit uns" außerordent lich schwach ausgeprägt bez. manchmal ganz weggelassen worden.