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Pulsnitzer Wochenblatt lelegr.-^dr.: Wochenblatt Pulsnitz Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.SonnabsnV. Km-s Les Wmgl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags IO Uhr autzugsben. Dis tunk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem tani. OrküUungsort ist Pulsnitz. §-rn!precher: Nr. 18. 8szirks-6nzsigsr und Zeitung blatt Mit „Illustr. Sonntagsblatt«, „Landvvirtschakt. Rcher Deüags" und „§ür köaus und löerd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1,25 bei kreier Zustellung ins Kaus, durch dis Post bezogen Mk. 1.41. «———— 6nit«biatt snn QiVitLmnnnNl 1!QNumfassend dis Ortschakten: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, IZretnig, läauswalde, Ohorn, Obersteina, Nisdsr- NMISVlttil lut 06u NMISgLNHlÄvEZN u PUiSMtz, ftema'weitzbach,Ober-u.DisderlichtenauFrisdersdork-Ihismsndork,Mittelbach,Orotznaundork,Lichtenberg,l^lem-Dütmannsdork. Druck und Verlag von C. L. Försters Erben (lnh.: Z. Mohr). L-cpedition: Pulsnitz, Dismarckplatz Nr. 265. Verankvortlicher Redakteur: I. bV. Mohr in Pulsnitz. M.1 Donnerstag, den 23. September 1909. 61. Jahrgang. Das Wichtigste. Der Kaiser ernannte den König von Sachsen zum Generalobersten und verlieh dem Prinzen Ernst Heinrich den Schwarzen Adlerorden in Verbindung mit dem Großkrenz des Roten Adlerordens. Der deutsche Reichskanzler ist gestern von Wien aus nach München abgereist. Wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, hat das Luftschiff ui" gestern früh von dort aus die Heimfahrt nach Friedrichshafen angetreten. Die „Deutsche Tageszeitung widmet vr. Mehnert warme Worte der Anerkennung für seine parla mentarische Tätigkeit. Staatssekretär Dernburg fährt heute nach den Ver einigten Staaten zum Studium der Baumwollen- kulturen. „Zeppelin III" ist gestern abend 6 Uhr 50 Min. glatt in Friedrichshafen gelandet. Mit dem Bau des „Parseval v" wird unverzüglich begonnen. Der Aviatiker de Rue stürzte in Boulogne für mer mit seinem Flieger und war sofort sot. Kronprinz Alexander von Serbien wird im Winter die Universität Bonn beziehen. In Griechenland hat gestern ein Erdbeben stattge funden. Die bevorstehende Vermählung des Königs Manuel von Portugal mit der Prinzessin von Fife wird nach einer Lissabonner Meldung am Geburtstag des" Königs von England offiziell bekanntgegeben werden. MGliing^ MjsMMiMM. Die großen Kaisermanöoer in Süddeuischland und in Sachsen sind nunmehr glücklich beendigt worden, aber sie spielen nicht nur im mililärffchen, sondern auch im nationalen Leben des deutschen Volkes eine solche her vorragende Rolle, daß es sich lohnt, eine Anzahl Mo mente aus diesen großen militärischen Schauspielen und Uebungen festzuhalten. Hervorzuheben verdient zunächst daß in diesem Jahre dre Kaisermanöver eine besonders große Entfaltung gezeigt haben, mehr als vier Armee korps waren m Suddeutschland zu den Kaisermanövern .aufgeboten, und rn Sachsen manöverierten die beiden sächsischen Armeekorps vor dem Kaiser. Das Zusammen- ziehen und der Aufmarsch der zahlreichen Truppen voll- zog sich eoen so exakt, wie deren Heimkehr vom Manöver- felde. Da,e§ sich zumal bei den Kaisermanövern in Süd- peuychland um den Anmarsch und Abtransport von weit 160 000 Mann mit etwa 10000 Pferden und 500 Fahrzeugen handelte, und auch in Sachsen die Trup- pen zweier Armeekorps manöverierte, so kann man ruhig behaupten, daß der Generalstab und die Etappenkomman dos eine vorzügliche Leistung während der Kaisermanöver vollbracht haben. Es sei auch hier gleich erwähnt, daß großen Manöver dazu dienen, um den Generälen Gelegenheit zu geben, ihre Tüchtigkeit zu zeigen, und daß Natürlicherweise auch der Generalstab und der General- Quartiermeister während dieser großen Truppenübungen Beweise ihrer Tüchtigkeit zu geben haben. Keine Ver wirrung, keine Verzögerung darf in dem Anmarsche der Truppen und deren weiteren Bewegungen und Transpor ten eintreten, und jeder höhere Führer muß seine Auf gabe fehlerlos unter den Augen strenger Richter vollzie hen, sonst winkt ihm der Abschied. Diese Strenge muß im militärischen Dienste gehandhabt werden, damit die Leistungen der Führer und Truppen so sind, daß sie als «ine wertvolle Vorbereitung für den wirklichen Krieg an gesehen werden können. Im Manöverfelde hat sich in den letzten Jahren übrigens so viel geändert, daß die Manöver der Neuzeit mit denen der früheren Jahre kaum noch verglichen werden können. Heutzutage suchen sich die Truppen während des Gefechtes möglichst zu verber gen und aus der Deckung zu schießen. Und der eigent liche Angriff wird nahezu geräuschlos vorbereitet. Trom melwirbel, Trompetenfanfaren und Hurragefchrei hört man fast gar nicht mehr, desto mehr arbeiten die Offiziere mit den Ferngläsern, den Feldtelegraphen, den Radfahrern und den Automobilwagen. Für die kommandierenden Generäle und zumal für den Oberfeldherrn ist das Kriegs-' automobil nahezu unentbehrlich geworden, da es allein dieses Fahrzeug ermöglicht, die ungeheuer langen Fron ten der fechtenden Truppen in verhältnismäßig kurzer Zeit zu übersehen. Leider ist das Automobil im Kriegs fälle jetzt noch verhältnismäßig sehr leicht von feindlichen Geschossen zu erreichen, man wird daher wohl in den nächsten Jahren gepanzerte Automobile in den Heeren einführen, oder ihren Gebrauch mehr rückwärts vorneh men, damit sie nicht so leicht von den feindlichen Gra naten und Schrapnells erreicht werden können. Die schmetternde Trompete hört man jetzt auf dem Manöver felde fast nur noch bei großen Reiterangriffen, sonst wird die Trompete meistens durch die schrille Armeepfeife er setzt. Die Haltung der Truppen während der deutschen Kaisermanöoer war auch in diesem Jahre ganz vorzüglich, und sind sogar Musterleistungen insofern vollbracht wor den, daß oft ganze Regimenter nach langen Märschen noch große Angriffe mit Erfolg unternommen haben. Die fremdländischen Offiziere, die wie immer auf Einla dung des Kaisers oder infolge der Gesuche der fremden Regierungen an den deutschen Manöoern teilnehmen, werden wohl auch in diesem Jahre den Eindruck gewon nen haben, daß es eine sehr bedenkliche Sache sein würde, wenn eine fremde Macht sich mit Deutschland in einen Krieg einlassen würde, denn das deutsche Heer steht auf der Höhe seiner Aufgabe, und so groß auch oie diesjäh rigen Kaisermanöoer waren, so repräsentierten dieselben an ihrer Truppenanzahl doch nur etwa den zwanzigsten Teil des deutschen Heeres, wobei die Landwehr zweiten Aufgebotes und der Landsturm noch gar nicht mitge rechnet ist. Erwähnt sei auch noch, daß in einem wirk lichen Kriege die deutschen Truppen nicht in ihrer jetzigen Uniform, sondern in der neuen graugrünen Felduniform erscheinen werden, auch ist es möglich, daß in den näch sten Jahren einmal große Manöver in diesen neuen Feld- uniformen abgehalten werden. O^rMÄdss unö SäcdflscdSs. Pulsnitz, 23. September. Gestern gab Herr Musik direktor Frenzel im Saale des Schützenhauscs ein Kon zert mit der verstärkten Stadtkapelle und unter Mit wirkung des Fräulein Lily Weiß (Klavier) und der Herren Hermann Gneuß (Violine) und Alfred Patzak (Cello). Das Orchester hat im Zusammenspiel und in der Durcharbei tung des Vortrags wieder anerkennenswerte Arbeit ge boten. Die Besetzung des Klavierteils im Adagio und Allegro von Bocchertni (Solo des Herrn Patzak) durch Herrn Gneuß muß als wenig glücklich bezeichnet werden. Er wußte der an und für sich matten Begleitung wenig zu geben. Auch muß dem jungen Künstler gesagt wer den, daß wir die von ihm in großen Städten gewiß be achteten Rücksichten gegen den Solisten auch für unsere Stadt fordern. — DaS zweite Andante (3. Satz) aus einer Serenade Christian Sindings, das Trio VI für Klavier, Violine und Violincello von Mozart und die beiden Sätze aus dem Mendelssohnschen Violinkonzert führten durch Reinheit der Auffassung und des Spiels den Hörer zu weiten Höhen künstlerischen Genießens und bewiesen, daß die ausübenden Künstler bis zur souverä nen Beherrschung ihrer Instrumente keinen allzu weiten Schritt mehr zu tun haben. Der lebhafte und gerechte Beifall brachte den Konzerthörern eine wertvolle Zugabe: eine Humoreske in der Bearbeitung von Kreisler. Alles in allem bedeutet dieses Konzert ein weiteres Aufsteigen nach oben. — Es hatte sich eines verhältnismäßig guten Besuches zu erfreuen. v?. Sck. Pulsnitz, 23. September. (25 jähriges Jubi läum.) Gestern wurde dem bei der Firma I. G. Hauffe, hier, als Appretteur beschäftigten Herrn Bruno Prescher für 25 jährige Tätigkeit ein Ehrenzeugnis nebst einem Geldbetrag von den Herren Chefs genannter Firma über reicht. Möge der Jubilar bei steter Gesundheit noch recht viele Jahre in dem Arbeitsoerhältnis verbleiben können. Pulsnitz. Der Turnverein „Turnerbund" begeht Sonntag, den 26. d. M. im Saale des Schützenhauses sein 46. Stiftungsfest, bestehend in Konzert, Turnauf führungen und Ball. Früh >/r7 Uhr findet bereits Zög lingswetturnen und nachmittags von >/,3 Uhr an Schau turnen in der Schulturnhalle oder bei günstigem Wetter auf dem Schulplatze statt. Freunde der Turnsache sind bierzu freundlichst eingeladen. Pulsnitz. Wie wird das Wetter am Sonn tag sein?" Bei der augenblicklichen Druckoerteilung rst cs eine kitzliche Sache, das Sonntagswetter schon jetzt anzusagen. Das nordwestliche „Hoch" scheint vorerst eine ernstliche Bedeutung für uns nicht zu erlangen, da viele sehr langsam ziehende „Ties" unsere Witterung länger bedrohen, und überdies weitere Störungen sich zu ent wickeln scheinen bez. nachfolgen. Es muß daher mit dem Einfluß dieser letzteren gerechnet werden, weshalb wir auch für Sonntag — na, wir sind ja in diesem Jahre schon an meist Schlechtes gewöhnt — bei wechselnder Bewölkung und tagsüber milder Temperatur stellenweise leichte Regenfälle erwarten müssen, Pulsnitz. Der Herbst hält heute, am 23. Sep tember bei uns seinen kalendermäßigen Einzug. Nun hat der Sommer der sterbenden Welt den Abschiedsgruß zugenickt. Mild und freundlich scheint der Herbst zu kom men, ganz als wäre er der Bruder des scheidenden Som mers, als wäre keinerlei fröstelnde Rauheit in seinem Gefolge, als liebte auch er die Blumen, die Sonne und den Vogelgesang. Und wie wir jedem, der uns freund lich naht, wieder freundlich begegnen, so wollen wir auch den Herbst, der ja niemals mit leeren Händen kommt, von ganzem Herzen willkommen heißen. Und sie heißen ihn auch alle freudigen Herzens willkommen. Nicht nur, daß er dis Ernte abschließt, seine Kirmesfestlichkeiten tra gen den Frohsinn, die Laune und die Munterkeit rn die trüber und trüber werdende Periode des scheide, den Jah res hinein. In die Arbeit des Alltags tritt nunmehr eine kleine Ruhepause, in die Mühseligkeiten saurer Wo chen ein Lichtblick, ein Ausatmen. Der Ernte in Feld und Garten folgt die Ernte in Stall und Verschlag: das große Schlachten beginnt, für ausreichenden Fleisch vorrat des Winters muß auch gesorgt werden. Die blauen, stillen Tage Zieh'n ein nun m die Welt Da rings in Hain und Hage Das welke Laubblatt fällt — Ein Sterben hat begonnen: Wir nehmens ohne Leid, Und freuen uns der Sonnen In dieser Herbsteszeit! Pulsnitz. Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht." So sangen jetzt schon unsere Reservisten auf den Märschen im Manöver gelände, den Augenblick herbeisehnsnd, wo sie des Königs Rock ablegen können. Doch ist der Augenblick erst ge kommen, wo es heißt Kriegshandwerk mit dem bürgerli chen Beruf vertauschen, dann beschleicht manchen eine wehmutsvolle Stimmung. Zwei Jahre sorgenloser Zeit sind vorüber, aus einem liebgewordenen Kameradenkreise heißt es scheiden, ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ein wechselvolles Schicksal wirft den einen dahin, den ande ren dorthin. Wer sich die zwei Jahre strenger Zucht und Ordnung in unserer mustergiltigen Armee zu nutze ge macht hat, der wird auch in seinem nunmehrigen Beruf wie der volle Befriedigung finden. Unser aller Wunsch ist der, daß alle diesen Herbst zur Reserve übertretenden jungen Leute recht bald ein gesichertes Unterkommen fin den mögen, das ihnen beruflich volle Befriedigung und Ersatz für das gegebene Kriegshandwerk bietet, schon um sie so vor den sittlichen Gefahren einer längeren Arbeits losigkeit bewahrt zu wissen. — Nach dem Zündwarensteuergesetz und dem Leuchtmittelsteuergesetz vom 15. Juli d. I. unterliegen mit dem Inkrafttreten dieser Gesetze am 1. Oktober d. I. der Nachversteuerung nach Maßgabe der darüber vom Bundesrate erlassenen Nachsteuerord nungen: I. Zünd waren (Zündhölzer, Zündspänchen^ Zündstäbchen aus Strohhalmen oder Pappe und Zünd- kerzchen aus Stearin, Wachs oder ähnlichen Stoffen), die sich im Besitze von Herstellern außerhalb der Räume ihres angemeldeten Fabrikbetriebes sowie im Besitze von Händ lern, Wirten, Konsumvereinen, Kasinos, Logen und ähn lichen Vereinigungen oder auch in Automaten oder son stigen zvm Verkaufe dienenden Vorrichtungen befinden. Ausgenommen bleiben Zündwaren im Besitze von Privat personen, soweit sie nicht vor dem Inkrafttreten des Ge setzes größere Vorräte angekauft haben, um sie nach dem 1. Oktober d. I. weiter zu verkaufen, da sie insoweit als