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Pulsnitzer Wochenblatt 1slegr.-5lLr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag «.Sonnabend. 5lmts Les Fömgl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Verantwortlicher Redakteur: I. XV. Moffr in Pulsnitz. Sonnabend, den 16. AKLoöer 190^ Nr. 124. 61. Jahrgang Vekanntmü H. LS Inserats kür denselben lag sind bis vormittags t0 Uhr aukzugeben. vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum t 2 Pf., Lokalpreis t 0 pk. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. bürg die rote Fahne wehen wird. Dieselbe bedauerliche Erscheinung des Stimmenrückganges der bürgerlichen Par teien bei den letzten Reichstagsnachwahlen und der Zu nahme der sozialdemokratischen Stimmen ist schließlich auch bei den kürzlich stattgefundenen Landtagsneuwahlen im Herzogtums Sachsen-Meiningen hervorgetreten, infolge dessen die Zahl der „Genossen" im dortigen Landtage von sieben auf neun stieg. Dieses Minus der bürgerlichen Parteien und dieses Plus der Sozialdemokraten bei allen den erwähnten Par lamentswahlen ist nun kaum zweifelhaft wesentlich mit aus das Konto der Reichsfinanzreform zu setzen, die er wiesenermaßen in zahlreichen Kreisen der bürgerlichen Wählerschaft Verärgerung und Verstimmung hervorge- rusen hat, welcher Stimmung nun mit dem Stimmzettel zugunsten der Kandidaten der Sozialdemokraten Ausdruck gegeben worden ist. Schließlich mag wohl die Schärfe, mit welcher sich die bürgerlichen Parteien bei den statt gefundenen Nachwahlen gegenseitig bekämpften, auch das ihrige mit dazu beigetragen haben, daß viele bürgerliche Wähler aus Groll und Verdruß zu Mitläufern der Um sturzpartei wurden. Auf jeden Fall aber ist dieses Schau spiel beschämend für das Bürgertum, und betrübend für alle Vaterlandsfreunde, die bürgerlichen Parteien zerflei schen sich untereinander und als lachender Dritter steht die Sozialdemokratie da und heimst einen Wahlsieg nach dem anderen ein. Die Verschnupfung über die neuen Steuerlasten mag menschlich begreiflich erscheinen, aber sie rechtfertigt eS doch noch nicht, daß nun Hunderte und Tausende aus dem bürgerlichen Lager abschwenken und den „Genossen" Sukkurs bringen, und daß dergestalt der Triumph, den die Einigkeit der bürgerlichen Parteien bei den Reichstagswahlen vor zwei Jahren über den gemein samen Feind errang, nunmehr plötzlich kläglich in alle Winde zu verfliegen droht. Man kann daher nur auf richtig wünschen und hoffen, daß die bevorstehenden wei teren politischen Wahlen in Deutschland — zunächst die allgemeinen Neuwahlen zum Landtage im Königreiche Sachsen und dann die Nachwahl zum Reichstage in Halle a. S. — die Einigkeit unter den bürgerlichen Par teien wieder mehr zur Geltung bringen werden. Andern falls stünde zu befürchten, daß das Bürgertum bei den nächsten allgemeinen Reichstagswahlen durch die Sozial demokratie eine Niederlage erleidet, welche den sozialde mokratischen Mißerfolg in der Reichstagswahlkampagne von 1907 mindestens wettmachen würde. Osr Stavtrat. Or. Michael, Bürgermeister. nommen worden. Pulsnitz, am 15. Oktober 1909. snn umfassend Lis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzrührsdorf, Bretnig, Bauswalds, Ohorn, Obsrstsina, Dieder- ? NittOOlArt iUl OL!t rtUttVLfVllU^lpvvZlllX UM Ul stewa.Weitzbach,Ober-u.Diederlichtsnau,§riedersdorf-Tchismsndork, Mittelbach,SrotznaunLork, Lichtenberg, Msin-VittmannsLork. OsrMckss unv Säedsisckss. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.) Der heutige Sonntag ist der 19. Sonntag nach Trinitatis, der dritte Sonntag im Oktober. Nun kommt die Zeit, wo die rauhe Jahreszeit an unsere Türen klopft. Gar manchen unserer Mitbürger beschleicht jetzt der wehmütige Gedanke, wie er den harten Winter überstehen wird. Jetzt sind ja auch die letzten neuen Steuern in Kraft getreten, und wenn sie auch für den Reichen in keiner Weise drückend sind, denn was spielt es für ihn eine große Rolle, wenn er die Zündhölzer dreimal so teuer als bisher bezahlt, so fallen sie doch schwer auf die Schultern nicht nur des ganz kleinen Mannes, sondern auch der mittleren und kleinen Geschäftsleute. Ja diese werden die Mehrbelast ung durch die neuen Steuern im kommenden Winter wohl besonders hart empfinden, denn es ist ja naturge mäß, daß die Mehrbelastung durch die neuen Steuern gar viele nötigen wird, an manchen Dingen zu sparen. Unsere heimische Wohltätigkeit ist zur Genüge bekannt. Im Stillen wandert manches Sümmchen in die Taschen der Armen und so muß es auch sein, denn dem Aermsten zu helfen ist ja Christenpflicht und wer Wohltaten übt, dem steht der Himmel offen. Die größte Wohltat aber übt derjenige, der dafür sorgt, daß arbeitslustige Hände Druck und Verlag von C. L. Lörstsr's Srvsn (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Dr. 265. Aas Wichtigste. Eine in Dresden abgehaltene Versammlung, an der auch Vertreter der Regierung und der Dresdner Hochfinanz teilnahmen, beschloß, an die interessier ten Kreise in Sachsen und Thüringen mit einem Aufruf zur Beteiligung an der zu begründenden Aktiengesellschaft für Luftschiffahrt heranzutreten. Während der Dauer der Internationalen Hygiene- Ausstellung Dresden 1911 wird hier ein „Zeppe lin stationiert werden. Gegen den Abgeordneten Bruhn, ist die Vorunter suchung wegen Erpressung eingeleitet worden. Ein nachts über Pfreind (Oberpfalz) fahrender Ballon verursachte mit seinem Schleppseil Kurzschluß, so daß die Stadt mehrere Stunden im Dunkeln blieb. König Alfons soll sich lange geweigert haben, das Todesurteil Ferrers zu unterzeichnen. Der spanische Ministerpräsident Maura soll beabsichti gen, von seinem Posten zurückzutreten. Die spa nischen Cortes treten heute zusammen. In Barclona ereignete sich eine Bombenexplosion; Menschen wurden angeblich nicht verletzt. Bis zur cntgültigen Regelung der Militärfrage hat Zar Nikolaus den Finnländern befohlen, an Stelle der persönlichen Wehrpflicht für 1908 und 1909 je 10 Millionen Mark Heeresbeiträge zu leisten. (S. Ausl.) Beim Sprengen eines Schisfswrackes bei Katwijk ka men sieben Angehörige der holländischen Marine ums Leben. Vic pUlMMAlchmylm der letzlen Zeil. Es ist eine vom nationalen Standpunkt gewiß nur lebhaft zu bedauernde, aber trotzdem feststehende Tatsache, daß bei den Nachwahlen, die seit dem Schluffe der letzten Reichstagssession in verschiedenen Wahlkreisen vorgenom men werden mußten, die bürgerlichen Stimmen mehr oder weniger erheblich zurückgegangen sind, während die sozialdemokratischen Stimmen allenthalben eine bedeutende Zunahme erfuhren. Dies war zunächst bei der Ersatzwahl im pfälzischen Wahlkreise Landau-Neustadt der Fall, wel cher Wahi kreis hierbei von der nationalliberalen Partei an die sozialdemokratische Partei verloren ging. Dann folgte die Ersatzwahl im Wahlkreise Stollberg-Schneeberg nach, dessen Mandat die Sozialdemokratie mit Leichtig keit behauptete, da die Stimmenzahl für ihren Kandida ten, der sowieso schon immer die absolute Mehrheit hatte, diesmal noch um viele Tausende anschwoll. Und nun hat die in den letzten Tagen in Koburg vorgenommene Reichstagsersatzwahl ebenfalls einen wesentlichen Rückgang der Zahl der bürgerlichen Stimmen und ein bemerkens wertes Anschwellen der sozialdemokratischen Stimmen ge zeitigt. Der freisinnige und nationalliberale Kandidat erzielten zusammen 6501 Stimmen, während der sozial demokratische Kandidat 6185 Stimmen auf sich vereinigte, das sind rund 1900 Stimmen mehr als bet der Haupt wahl des Jahres 1907. In der bei der Koburger Nach wahl nötig gewordenen Stichwahl, bei der sich der So zialdemokrat und der Nationalliberale gegenüberstehen, besitzen demnach die bürgerlichen Parteien nur einen Vor sprung von 316 Stimmen gegenüber der Umsturzpartei, und wenn erstere nicht fest zusammen halten, so mag es dann leicht geschehen, daß auch über dem Wahlkreise Ko- Beschäftigung, daß unsere Kaufleute stets genügenden Absatz, daß unsere Gewerbetreibenden reichlich Arbeit ha ben. Der Winter steht vor der Tür. Taufende und abertausende von fleißigen rührigen Geschäftsleuten freuen sich, daß die stille Sommerzeit vorüber, sehen sehnsüchtig einem regen Absätze entgegen, haben die Hoffnung, daß ihre Mitbürger ihnen alles zuwenden werden, was sie können. Nur noch 5 Sonntage sind bis zum Beginne der Adventszeit, der schönen Vorbereitungszeit auf das Fell der Geburt unseres Heilands, der uns lehrte wohl zutun, Hoffnungen zu erfüllen. Ahme ihm jeder nach, erweise sich jeder durch tatkräftige Unterstützung unserer Geschäftswelt als ein Wohltäter unseres Gemeinwesens. Das ist unser dieswöchentlicher Sonntagswunfch! Pulsnitz. Im Schützenhaussaale fand gestern Abend die 2. politische Wählerversammlung statt, die diesmal von konservativer Seite einberufen worden war. Den Vorsitz führte Herr Amtsgerichtsrat Reichert, der die Ver sammlung mit einem Hoch auf Se. Majestät den König eröffnete. Herr Abgeordneter Knobloch behandelte das Thema: „Die Aufgaben des Landtages", und gab 'eine eigene Stellung zu den wesentlichen politischen Fra gen kund. Er streifte zunächst einige ReichSfragen, betonte, daß die sächsischen Konservativen für die Erbschaftssteuer gestimmt hätten und verurteilte das Nichtmitarbeiten der Liberalen im Reichstag nach dem Fall der Erbschafts steuer, sowie deren verwerfliche Haltung in manchen an deren Reichsfragen. Auf Sachsen übergehend, behandelte er zunächst das Wahlrecht und kam dann zu der bedeu tendsten Vorlage für den nächsten Landtag, dem Schul gesetz. Referent war für eine konfessionelle Volksschule, für Ausbauung des Unterrichts, Festhaltung der Schüler zahl 50 per Klasse, Ausübung derOrts-Schulinspektion durch Fachleute, längere seminaristische Ausbildung der Lehrer, aber gegen akademische, für obligatorischen Unterricht der Mädchen von 12 Jahren an re. und betonte, daß er sich gern den Wünschen und den Ansichten der Fachleute in Schul sachen unterordnen werde. Nach Behandlung des näch sten Punktes, die Beseitigung der Schundliteratur, kam er aus die Fürsorgeerziehung zu sprechen. Des weiteren erwähnte Referent einige Steuervorlagen und dann die Reform der 1. Kammer. Zur Mittelstandsfrage kommend will Referent sich der Mittelstandsvereinigung anschließen und eintreten für: Bekämpfung des Submissionswesens, Einschränkung der Sträflingsarbeiten im Handel, Besteue rung der Warenhäuser (Kapitalistische Auswüchse), Ver besserung des Verkehrswesens und Beseitigung des bureau- kratischen Geistes rc. Weiter will er den Bau rentabler Bahnen befürworten, darunter rechnet er die Nordostbahn Auf die Finanzlage des Reiches zukommend, empfahl er strengste Sparsamkeit. Was seine eventuelle Stellung im neuen Landtag betrifft, so soll sie unverändert frei konservativ sein, mit Anschluß an die Mittelstandsver einigung. — Die konservative Fraktion gestattet freie Be wegung, es herrscht kein Fraktionszwang. Sachsen hat keinen Konservativen, der die Ansichten dec preußischen Konservativen teilt. Im Landtage gibt es 2 Gruppen, Vertreter der großen Städte und Vertreter des platten Landes. — Zu den einzelnen Landtagsvorlagen, erklärt der Herr Referent weiter, wird er Erkundigungen einziehen und Belehrung gern annehmen, streng seinen Pflichten nachkommen und das Wohl des Landes über das der Partei stellen. An der Debatte beteiligten sich die Herren Rechtsanwalt Oc. Hippe-Dresden, Tierarzt Rudert, Schul direktor Brück, Amtsgerichtsrat Reichert. Im Schlußwort gab Herr Knobloch noch einige Erklärungen über ange schnittene Fragen und widerlegte die gegenparteiischen Behauptungen schlagfertig. Uhr schloß der Herr Vor sitzende die Versammlung. Pulsnitz. (Esperanto in Pulsnitz.) Am Don nerstag abend hielt Herr Oberpostassistent a. D. Pollack aus Kamenz einen Vortrag über den jetzigen Stand und Zeitung WM" Klatt Sernsprecher: Nr. 18. VezlrKs-Knzeiger Mit „INusir. Sonntagsblatt», , Landwirtschaft- Ucher Beilage" und „§ür Baus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. l.4I. —— Unterm heutigen Tage ist Knu Mm Lm verehel. Wähner geb. Z als Hebamme für den 22. Hebammenbezirk — die Ortschaften Stadt P MWM in Msiütz, MlMArntze 362, mit Rittergut, Pulsnitz-Meißner-Seits und Vollung umfassend — eidlich in Pflicht ge-