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Pulsnitzer Wochenblatt Erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. flmts des l^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabetlarischsr Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. I'elegr.-ftdr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats Mr denselben Dag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Dis Mnk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokaiprsis 10 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. §ernsprecher: Nr. 18. vszirKs-KnZSlger Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- licher veilags" und „§ür Saus und Serd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins löaus, durch dis Post bezogen Mk. 1.41. — und Zeitung W^ölatt siir> Ntll^ni^r umkasssnd dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. Vollung, Srotzröhrsdork, Sretnig, löauswalds, Ohorn, Obsrstsina, Diedsr- PDIIttOUlUtt I Ut steina, Weißbach, Ober- u. Disderlichtenau, ssrisdsrsdork-Ihiemsndork, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Mein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. §örstsr's Crvsn (Inh.: Z. VV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Vismarckplatz Dr.265. Verantwortlicher Dedaktsur: D. VV. Mohr in Pulsnitz. Ar. 32. Dienstag, den 16. März 1909. 6i. Jahrgang. Das im Grundbuche für Bretnig, Blatt 59^srüher auf den Namen IZsrmann §sröinanö König eingetragene, jetzt herrenlose, an der Hauptstraße gelegene Hausgrundstück saü am 5. Mai 1909, vormittags 9 Uhr, an der Gerichtsstelle im XVsge dsr ZwanMvollslrscKung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Mrbuche 2,6 Ar groß und auf 9564 M 50 Pf. geschätzt; es trägt die Flurbuchsnummer 121c, ist mit 32,91 Steuereinheiten belegt und zur Bcandkasse unter Nr. 136V mit-M70 M eingeschätzt. Die Einsicht der MitteilungemMs Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung auLMm Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 1. Februar 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren^fpätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übria^n Rechten nachgesetzt werden würden Wer ein der VersteiaKung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbei führen, widrigenfalls für Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Pulsnitz,^lrn 12. März 1909. / FönlgNckssNmtsgerickt A^WichNchte Der austro-serbische Konflikt hat durch die unbefrie digende serbische Antwort am Sonntag abermals schwere Verschärfungen erfahren. In Wien wird es viel bemerkt, daß Kaiser Franz Josef gestern am frühen Morgen schon — um 7V« Uhr von Schönbrunn nach der Hofburg fuhr. Auch aus allen weiteren Meldungen geht hervor, daß Oester reich im Begriffe zu sein scheint, eine definitive Entscheidung zur Lösung der Krisis zu treffen. In Prag beging der tschechische Pöbel neue wüste Ausschreitungen gegen die deutschen Studenten und setzte der Polizei Widerstand entgegen. An den Stadtverordnetenwahlen in Kopenhagen betei ligten sich zum erstenmal die Frauen. Mehrere Frauen wurden gewählt. Der Streik der Pariser Post- und Telegraphenbeam ten scheint ernstere Folgen zu zeitigen. Er dürfte sich unter Umständen auch auf die Provinz aus dehnen. Bezüglich der Kämpfe der Mahalla Mulay Hafids mit dem Stamme der Aitiussi bei Sefru wird aus Fez gemeldet, daß die Mahalla zwei ernste Schlappen erlitten habe, die Aitiussi hätten trotz des Artillerie feuers der Hafidisten ihre Stellungen behauptet und befestigt. Erika Wedekind ist zum Ehrenmitglied des Magde burger Stadttheaters ernannt worden. Der Kaiser hat die möglichst baldige Zurückziehung des ostasiatischen Detachements, ausschließlich der Gesandtschafts-Schutzwache, befohlen. Das deutsche Vollschiff Margarita ist in der Nordsee infolge eines Zusammenstoßes mit einem norwe gischen Dampfer gesunken, ein großer Teil der Mannschaft ist umgekommen. In Brasilien sollen Diamantfelder entdeckt worden sein. Ols Notwendigkeit des Zurückgrsikens auk das Nacbiatzstsusrprojekt. Da an ein Zustandekommen der Besitzsteuer wegen des Widerspruches der meisten Bundesstaaten nicht zu denken ist und kem Mensch weiß, was für eine neue Steuer an die Stelle der gescheiterten Besitzsteuer treten soll, so muß für alle einsichtigen Politiker es allmälig einleuchtend werden, daß aus das Nachlaßsteuerprojekt zurückgegriffen werden muß. Bekanntlich ist das erste Nachlaßsteuerprojekt an dem Widerspruche der Konserva tiven und des Bundes der Landwirte gescheitert, weil diesen Kreisen in der Nachlaßsteuer einen tiefen Eingriff in die landwirtschaftlichen Erbgebräuche erblickt, auch hat man an der Nachlaßsteuer getadelt, daß bei häu figen Todesfällen eine Familie und deren Nachkommen zu ost diese Nachlaßsteuer bezahlen müßten. Aber diese Vorwürfe gegen die Nachlaßsteuer können doch dadurch beschwichtigt werde», daß man der Nachlaßsteuer eine für die landwirtsckaftlichen Verhältnisse besser passende Form gibt. Auch kann ja ein Paragraph der Nachlaßsteuer die Bestimmung enthalten, daß sich die Nachlaßsteuer in den Fällen um die Hälfte ermäßigt, wenn von der be treffenden landwirtschaftlichen Erbschaft erst vor fünf Jahren oder vor noch kürzerer Zeit eine Nachlaßsteuer bezahlt worden ist. Um den Mittelstand durch die Nach laßsteuer nicht zu sehr zu belasten, können ja auch alle Erbschaften unter 50 000 M von der Nachlaßsteuer be freit werden. Bei der Beurteilung der Nachlaßsteuer muß doch auch mit der Tatsache gerechnet werden, daß nur etwa 20 Prozent der Einwohner des deutschen Reiche- wirklich ansehnliches Vermögen besitzen, und daß 80 Pro zent der Bevölkerung so gut wie kein Vermögen besitzen, also nur von ihrem Gehalte oder Lohne leben. Diese Tatsache hat die Nachlaßsteuer in weiten Volkskreisen sehr populär gemacht, denn in dieser Steuer erblickt man tat sächlich eine Steuerreform, welche nur die besitzenden Klassen trifft, würde also die Nachlaßsteuer eingeführt, so wäre damit auch die Erreichung der ganzen Finanz reform durch Einführung neuer indirekter Steuern wesent lich erleichtert, denn sicher wird die starke Opposition ge gen neue indirekte Steuern nachlassen, wenn die Nachlaß, steuer erst Gesetz geworden wäre. Die Blockparteien im Reichstage würden sich daher ein großes Verdienst um das Zustandekommen der Reichsfinanzreform erwerben, wenn sie das Zustandekommen einer wesentlich veränder ten Nachlaßsteuer durchsetzten. Das Haupthindernis bei einem Plane der Einführung der veränderten Nachlaß steuer sind immer noch die konservativen Parteien des Reichstages, aber man muß jetzt beobachten, daß sich auch in konservativen Kreisen Stimmen für die Möglichkeit der Einführung einer Nachlaßsteuer erheben, besonders ist der konservative „Reichsbote" wiederholt in großen Arti keln für die Einführung einer Nachlaßsteuer in veränder- ter Form eingetreten. Auch in den Kreisen der Wirt schaftsreformer ist man der Einführung einer Nachlaß steuer nicht abgeneigt, wenn der betreffende Steuerplan eine wünschenswerte Abänderung erfährt. Bei der Beur teilung dieser ganzen Frage darf man doch aber nicht vergesfen, daß ursprünglich das Nachlaßsteuerprojekt eine Hauptoorlage der Regierung für die gesamte Reichsfinanz reform gewesen ist. Um nun in der Reichsfinanzreform überhaupt vorwärts zu kommen, bleibt da wohl nichts anderes übrig, als daß die Blockparteien die Regierungen auffordern, eine neue annehmbare Vorlage für die Nach laßsteuer zu schaffen. Das Zustandekommen dieser Steuer wäre wirklich eine nationale und eine populäre Tat ge genüber dem Fiasko, welches leider bis jetzt mit der gan zen Reichsfinanzreform gemacht worden ist. Man darf auch annehmen, daß auch in einer veränderten Form die Nachlaßsteuer un ganzen deutschen Reiche etwa 100 Mil lionen Marl jährlich einbringen kann, und mit der Er reichung ein, " solchen Zieles märe nicht nur ein Grund stein für dir Reichsfinanzreform geschaffen, sondern auch eine Erhöh > dsr Matrikularbeiträge vermieden, die in allen Bundesstaaten sehr übel empfunden werden würde. O vtilckss und Säcksiscdss. Pulsnitz. Der am Freitag inhaftierte Dresdner ist ein nervenkranker Lokomotivenführer, welcher sich noch hier verirr haben muß. Allem Anscheine nach stahl er den Spazi ätock und vergriff er sich an Herrn Wacht- meister I l r la unzurechnungsfähigem Zustande. pul-»in Der am Sonntag Abend im Schützen- hauSsaale Privat-Theatergesellschaft „Lohengrin" für die K, : eiwilligen Sanitätskolonne veranstaltete öffentlich« T v «abend war gut besucht und erzielte den ansehnlichen Reingewinn von 62 M 05 Pf. Zur Auf führung gelangte Rudolf Kneisels „Papageno", ein hüb sches Lustspiel, das an drastischer Situationskomik beson ders reich ist. Mit anhaltender Heiterkeit verfolgte man denn auch die Vorgänge auf der Bühne und spendete den Darstellern, die im Spiel alles Mögliche boten, nach jedem Aktschluß lebhaften Beifall. Pulsnitz. Der in hiesiger Stadt nicht mehr unbe kannte erblindete Pianist und Komponist Arno Heydrich wird im Verein mit Dresdner Künstlern Sonntag, den 28. März, im Saale des HerrnhauseS einen musikalischen Abend veranstalten. Ueber das Auftreten in Sebnitz schreibt das dortige „Grenzblatt": Das am gestrigen Dienstag Abend im Saale des Schützenhauses abgehal tene Künstlerkonzert hatte sich eines sehr zahlreichen Be suches und einer sehr beifälligen Aufnahme seitens des Publi kums zu erfreuen. Der blinde Pianist Herr Heydrich, der über eine sehr beachtenswerte Fertigkeit und Sicherheit des Vortrages verfügt, und dessen Darbietungen von auf richtiger Hingabe an seine edle Kunst zeugen, brachte auch einige seiner eigenen Kompositionen zu Gehör. Die selben bekunden eine schöne Befähigung und ein empfind sames Gemüt. Seine „Nachtgedanken" und „Fröhliche Kinder" ließen diese Eigenschaften besonders hervortreten. Durch ihre sympathische Erscheinung, wohlklingende und gut durchgebildete Stimme erwarb sich Fräulein Bran denburg sofort die Zuneigung der Hörer. Ihrem Naturell liegen die heiteren neckischen Sachen besonders gut, und sie verlieh denselben einen frischen natürlichen Reiz. . . . Wir empfehlen fchon heute die Veranstaltung zu zahl reichem Besuch. Pulsnitz. Am 25. April d. I. feiert der Bienen züchterverein für Pulsnitz und Umgegend sein 50 jährt- ges Bestehen und wird demnächst Einladung zu dieser Feier an mehrere Brudervereine ergehen lassen. Das Fest wird nach folgender Ordnung abgehalten. Von nachmit tag 3»/z—6 Uhr: Zusammenkunft der Festteilnehmer in Menzels Gasthof-PulSnitz M. S. Von 6 Uhr an: Fest versammlung im Saale des genannten Gasthofs mit an schließender Festtafel und Ball. Dem Verein, der sich bisher nur der interessanten und nutzbringenden Bienen zucht mit besonderer Hingabe widmete, zu seinem golde nen Jubiläum einen recht guten Verlauf! — Das Ministerium des Innern ermächtigt die ihm unterstellten Behörden und Verwaltungsstellen, an dem Giroverkehr des Giro-Verbandes Sächsischer Gemeinden teilzunehmen und sich am Orte ihres Sitzes Gemeinde- verbandS-Girokonto eröffnen zu lassen. — Am 11. dieses Monats hat eine abermalige Aus losung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 3 »/» StaatSschulden-Kasssnscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der ge nannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffent licht, auch bei sämtlichen Bezirkssteuereinnahmen, sowie bet allen Stadträten, Bürgermeistern und Gemeindevor ständen des Landes zu jedermanns Einsicht usgelegt werde. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten bez. gekündigten, abe^ noch nicht abgehobenen Num r ern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrriume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haoen und diese