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Pulsnitzer MckenblaN Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5imts Les l^ömgl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larit. LrküIIungsort ist Pulsnitz. 1elegr.-plLru Wochenblatt Pulsnitz Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugeben. Dis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 Pf., Lokalpreis 10 pk. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Fernsprecher: Nr. 18. VszIrKS-i^NZSlger und Zeitung vlatt Mit „Musst. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- licher Beilage" und „§ür Baus und Berd". Ndonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. er:- X — umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srotzröhrsdork, Bretnig, Bauswalds, Ohorn, Obersteina, Diedsr- sllUlöOlüII lur 061t rtMI5g6riU)I506Zlri> steina,Weitzbach, Ober-u.DiedsrIichtenau,§riedersdorf-rhiemendorf, Mittelbach,Srotznaundork, Lichtenberg, Nlein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. §örstsr's Erben (Inh.: Z. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz. Bismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nedaktsur: XV. Mohr in Pulsnitz. 61. Jahrgang. Sonnabend, den 3V. Januar 1909. Das Wichtigste. Stadtrat Haupt-Dresden wurde zum Oberbürgermeister von Freiberg gewählt. Die Signaturmächte sollen sich untereinander in Ver bindung gesetzt haben, um Bulgarien an kriegeri schen Operationen zu verhindern. In den Kasernen von Toulon ist eine Typhus- und Genickstarre-Epidemie ausgebrochen. In der Humber-Bai ist ein Schiff mit allen Personen gesunken. In Messina erfolgten wiederum zwei heftige Erdstöße. In mehreren Stadtteilen Kairos ist eine schwere Pockenepidemie ausgebrochen. Im Reichstage begann am Freitag die Besprechung der Zentrumsinterpellation über die schwarzen Listen. (S. Reichstag.) Das Professorenkollegium der philosophischen Fakultät ander deutschen Universität Prag hat sich in einer Resolution mit der dringenden Bitte um Schutz vor dem tschechischen Mob an den österreichischen Ministerpräsidenten gewandt, da für den kommen den Sonntag die schwersten Ausschreitungen in Prag zu befürchten sind. vis Nsickskinanzrekorm und Lis innere Lags. Es kann kaum einem Zweifel mehr unrerliegen, daß die schwebende Frage der Reform des Reichsfinanzwesens in ihrem schließlichen Ausgange von entscheidender Ein wirkung auf die weitere Entwickelung der inneren politi schen Verhältnisse im Reiche und im führenden Bundes staate Preußen sein wird. Schon jetzt, da die Vorlage über die Reorganisation und Gesundung der RetchSstnan- zen noch im Schoße der zuständigen Reichskommission ruht, und sich also noch keineswegs bereits etwas be stimmtes über den Ausfall dieser so hochwichtigen gesetz geberischen Aktion der verbündeten Regierungen prophe zeien läßt, treten die politischen Schwierigkeiten dieses Problems immer mehr hervor, sie überwuchern sogar die reinfinanzielle und steuertechnische Seite der Reformfrage. Die Gegensätze zwischen den Parteien der Rechten und denen der Linken hinsichtlich der künftigen Finanz- und Steuerpolitik des Reiches zeigen sich eben allmählich un verhüllter, und hiermit kommt die Staatskunst des Reichs kanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten Bülow auf dem Gebiete der inneren Politik augenscheinlich ins Gedränge. Dies tritt namentlich in der kaum noch verborgenen schroffen Opposition hervor, welche auf Seiten der Hoch- konservotiven dem Kanzler wegen der projektierten Nach laßsteuer gemacht wird, seine Auslassungen „ur Befürwor tung dieser Steuer in seiner bekannten Abgeordnetenhaus rede haben ja im Lager der äußersten Rechten einen förm lichen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, der sich be sonders in der Danziger Versammlung der konservativen Provinzialvereine Westpreußens so schroff äußerte. Und doch bildet gerade die Nachlaßsteuer für die freisinnigen Parteigruppen des Reichstages eine Hauptbedingung für ihre Zustimmung zur Reichsfinanzresorm, von der sie schwerlich abgehen werden. Sie haben ja ohnehin schon so manche Punkte ihres liberalen Programmes zurücktre ten lassen, seit sie sich bestimmen ließen, zur Unterstützung der Bülowschen Regierung in die Blockgemeinschaft mit den Konservativen einzutreten. Selbst die Brüskierungen des Freisinns im Falle Schücking, in der preußischen Wahl reformfrage usw. seitens der Regierung vermochten die freisinnigen Gruppen in ihrer Blocktreue nicht ernstlich zu »schüttern, sollten nun aber selbst bei der Reform der Reichsfinanzen ihre Wünsche und Forderungen keine ge nügende Rücksicht finden, so mag es wohl kommen, daß die Freisinnigen schließlich zur Opposition übergehen, und dies wurde natürlich das Ende des Reichstagsblocks be deuten und hiermit weiterhin kaum zweifelhaft eine Kanz lerkrisis zeitigen. Ob nun das Ende des Blockes und der Bülowschen Kanzlerherrlichkeit wirklich als eine fol genschwere politische Katastrophe zu betrachten sein wür den, dies steht allerdings auf einem anderen Blatte, spe ziell, was einen etwaigen Sturz des Fürsten Bülow an belangt, so dürfte ein solches Ereignis wohl schwerlich das Deutsche Reich sonderlich erschüttern. Etwas ande res ist es jedoch mit der Reichsfinanzreform, handelt es sich in dieser Frage doch nicht nur um die so notwendige finanzielle Stärkung des Reiches, sondern auch um die Wahrung seines Ansehens dem Auslande gegenüber, ein Scheitern des Reformwerkes müßte darum unter verschie denen Gesichtspunkten als tiesbedenklich erachtet werden. Man kann darum der Thronrede beim Schluffe des säch sischen Landtages nur beipflichten, wenn sie in ihrem Passus über die Reichsfinanzresorm einen etwaigen nega tiven AuSgang derselben gerade als ein nationales Un glück charakterisiert; man darf daher wohl von den betei ligten Faktoren erwarten, daß sie ein Scheitern der Reichs finanzreform noch zu vermeiden wissen werden. Osrtttcbss und Säcbsiscbss. Pulsnitz. Den letzten Sonntag im Januar be gehen wir morgen. Am Ende des ersten Jahrcsmondes, dem Karl der Große den bezeichnenden Namen „Eis- manoth" gab, soll sich bereits in der Pflanzenwelt das junge Leben zu regen beginnen, ja, ein alter Bauern spruch lautet: „Fabian Sebastian (20. Januar) läßt den Saft in die Bäume gähn." Also mitten im eisstarren Winter, wenn oft dichter Schnee die Fluren fußhoch be- bedeckt und lustiges Schlittengeläut über die weißen Gefilde dahrnklingt, bereits die ersten Anzeichen des nahenden Lenzes! Es wird niemand geben, der nicht in diesem Bewußtsein, selbst wenn er nicht die geringste Spur von dem erwachenden Leben wahrnähme, sich innerlich beseligt fühlte. Das Wort unseres Geibels: „Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Gebärden Und streut er Eis und Schnee umher — Es muß doch Frühling werden" — es ist uns allen zu tief in die Seele geschrieben und aus der Seele herausgesungen, als daß wir es ja wieder ver gessen könnten. Selbst im Vollgenusse aller Freuden und Vergnügungen, die ein richtiger Winter zu spenden vermag, kann der leise erwachende Gedanke an den künf tigen Frühling wie auf einen Zauberschlag Wunder wirken, und ein Dichter (F. Sallet) meint geradezu: „Es träumt bei solchem Klange Sich gar zu schön vom Frühlingshauche, Von der Nachtigall Gesänge Und vom jungen Grün am Strauche . . ." Dem sei, wie ihm wolle: das eine scheint festzustehen, daß wir alle mehr oder weniger Frühlingskinder, Sonnen kinder sind. Wenn wir klug sind, und die Mittel dazu haben, machen wir es uns im Winter so bequem und angenehm, wie wir es vermögen — und ein Tor, wer es nicht täte, der's vermag — wir nehmen den Winter hin wie eine unabänderliche Tatsache und machen gute Miene zum bösen Spiele — aber Hand aus's Herz, unsere Liebe, unser Sehnen, unser Herz — es gehört nimmermehr dem starren, toten, eisigen Winter, es ge hört dem lebensfrohen und liebewarmen Lenze, kurz, der schöneren Jahreszeit. Ja Lenz- und Sonnenktnder sind wir, sollen es wenigstens sein. Unsere ganze Natur, wie die aller Geschöpfe ist darauf angelegt und dazu einge richtet. Keimen, Wachsen, Blühen und Früchteiragen, kurz, alles, wa? den Fastbestand des Erschaffenen bedingt, in der Pflanzen- und Tierwelt so gut wie in der Menschenwelt, es vollzieht sich naturgemäß während der besseren Jahreszeit, während der Winter ertötet .... Sonnen- und Lenzkinder sind wir! Auch im geistigen und sittlichen Leben. Darum sollte eines jeden Losungs wort die Grabschrift Herders sein: „Licht, Liebe, Leben!" Pulsnitz. (Wintermanöoer.) In unserer nahen und weiten Umgebung fand gestern und heute eine Winter felddienstübung der 1. Division Nr. 23 statt. Gestern kam es an der Ortsgrenze von Lichtenberg zum Treffen der Grenadiere mst Maschinen-Gewehr-Abtetlung und der 48. Artillerie einerseits und dem 177. und 178. Regiment mit der 12. Artillerie und der Reitenden Abteilung an derseits. In der 3. Stunde rückten die Regimenter in ihre Quartiere, die in den Dörfern der Umgebung bezo gen wurden. Die Grenadiere wurden in Großröhrsdorf verpflegt. Bei der heutigen Uebung kam es bei Gersdorf zum Haupttreffen. Die Regimenter kehrten heute Mittag in ihre Garnisonen zuiück. Die Kamenzer und Königs brücker zu Fuß; die Regimenter der Dresdner Garnison benutzten von Station Pulsnitz aus die Eisenbahn. In der 2. Stunde wurden auf hiesigem Bahnhofe 1078 Mann, 63jOffiziere befördert und öO Pferde und 9 Geschütze verladen. Aufdem Güterbahnhof wurden die Mannschaften mit Kaffee und Brötchen gespeist. Die Speisen hatte der Bahnhofs wirt Herr Siegert zu liefern. ^3 Uhr verließ der Mili tärzug unsere Station. — Trotz der ziemlichen Kälte soll es viele Schlachtenbummler gegeben haben. Pulsnitz. Die Schulleitung bittet uns, darauf auf merksam zu machen, daß etwa noch ntit angemeldete schulpflichtige Kinder spätestens in der Sprechstunde des Direktors, Dienstag, den 2. Februar, abends 6 bis 7 Uhr zur Anmeldung zu bringen sind. Ebenso ist es dringend nötig, etwa noch nicht eingereichte Geburts- und Taufscheine schnellstens, spätestens aber bis 15. Fe bruar einzureichen. Pulsnitz. Auf der diesjährigen Deutschen Natio nalen Geflügel-Ausstellung in Hamburg erhielt auch Herr Bernhard Schöne, Pulsnitz, die Goldene Me daille des Klubs deutscher und österr.-ung. Geflügel züchter (die höchste Auszeichnung dieses Verbandes) auf Uokohama-Hühner, ebenso die Silberne Medaille desselben Verbandes auf Hamburger Hühner, sowie sechs I. Klassen preise. Herr Herrlich, Elstra, erhielt zwei I. Preise. Die Deutsche Nationale Geflügel-Ausstellung ist die größte Schau Deutschlands. Es waren zirka 7000 Nummern ausgestellt. Lichtenberg. Der hiesige Königl. Sächs. Militär verein beging zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers sein 30. Stiftungsfest. Der Mili tärgesangverein hatte die Ausführung des Konzertes übernommen. Nach dem ersten Chorlied, dem Kaiser gewidmet, ergriff der Vorsteher des Vereins, Herr Kame rad Mägel, das Wort, um in wohldurchdachter Rede die Bedeutung des Tages heroorzuheben; der geschätzte Red ner gedachte ferner der Zwecke und Ziele der Militär vereine wies hin auf die Kameradschaft und gipfelte seine Ausführungen in einem begeistert aufgenommenen drei fachen Hoch auf den obersten Kriegsherrn Se. Majestät den Deutschen Kaiser. Nach dem Gesänge des Vater landsliedes „Deutschland, Deutschland über alles" galt einHoch dem HohenProtektorüberSachsenSMilitärvereinen Sr. Majestät König Friedrich August, dem die Sachsen hymne folgte. Nachdem die Vorträge des Militärgesang vereins teils ernsten, teils heiteren Inhalts, allen An wesenden mehrere genußreiche Stunden verschafft, trat der Tanz in seine Rechte, der die Teilnehmer in heiter ster kameradschaftlicher Stimmung noch lange — lange beisammenhielt. Oberlichtenau. Nächsten Sonntag, als den 31. d. M. hält im landwirtschaftlichen Vereine von Oberlichtenau und Umgegend der Gartenbaulehrer Herr Ocklitz aus Bautzen einen Vortrag über „Anpflanzung und erste Pflege von Obstbäumen." Auch Nichtmitglieder haben zu diesem Vortrage freien Zutritt. Das Veremslokal obigen Vereins befindet sich im Gasthofe zum weißen Hirsch. Beginn der Versammlung nachm. >/,3 Uhr. Dresden. König Friedrich August beabsichtigt, nach Schluß der Hoffestltchkeiten (24. Februar) eine längere Reise nach Italien anzutreten Wie weiter verlautet, ge denkt der Monarch das Erdbebengebiet in Kalabrien und Sizilien aufzusuchen. Auch soll die Absicht bestehen, der 83 Jahre alten Tante des Königs, der Herzogin-Mutter von Genua, einen Besuch abzustatten. Die Herzogin ist die Schwester der Könige Albert und Georg. Die Rück kehr des Königs soll noch vor Ostern erfolgen. — Ein merkwürdiger Zufall ist es, daß der älteste sächsische Veteran, Herr Ferdinand Straaß in Mülsen St Niclas seinen Geburtstag gleichzeitig mit dem deut schen Kaiser hat. Der ehrwürdige Alte, der noch ziemlich rüstig ist und jahrelang früher das Bierlokal „Zur Wein traube" in St. Niclas bewirtschaftete ist am 27. Januar 1813 in seiner gegenwärtigen Heimat geboren Von 1833 bis 1839 diente er bei der 2. Kompagnie des 2 Schützenbalaillons in Leipzig; er ist also das älteste Mitglied dec Schwarzen Brigade, die namentlich im kom menden Sommer schöne Jubeltage feiern kann. Der Veteran hat das Verdienst, in Mülsen St Niklas einen der ältesten sächsischen Militärvereine gegründet zu haben, dessen Ehrenmitglied er nun ist. In Mülsen St NcklaS ist es eine schöne Sitte geworden, daß der Militäwerein s-inen alten Veteranen Straaß am 27. Januar besucht und mit ihm Kaiser- und Geburtstagsfeier hält.