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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. Hnrptblatt und Älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Bollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obrrsteina, Niedersteina Weißbach, Ober- und Niederlichtsnau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 865. Druck uud Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r in Pulsnitz. Nummer 92. Sonnabeuv- den 5» August 1922» 74. Jahrgang Amtlicher Teil. Auf Blatt 416 des Handelsregisteis ist beute dis Firma Bruno Otto Petzold Bretnig und als Ihr Anhalter der Kaufmann Bruno Otto Petzold daselbst einge tragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Großhandel Mit Lein- und Baumwollwaren Amtsgericht Pulsnitz, am 18. Juli 1922. Der Plan über die Herstellung einer teils ober- teils unterirdischen Telegraphen- Unie in Ober- und Niedersteina liegt beim Po st amte Pulsnitz (Sa) vom 11. ab 4 Wochen aus. Dresden. N., den 2 August 1822. Telegraphenkruarnt 2. Zieheltern für ein Merteljsahr Mes Kind (Müdchen) gegen gute Vergütung gesucht. Stadtrst Pulsnitz — WohIfahrtsKslsgeaml. — Zwangs-Innung für das Sattler- und Tapezierergewerbe im Amtsgerichtsbezirke Pulsnitz mit dem Sitze in Pulsnitz Die Krsishauptmannschaft Bautzen hat auf Grund der 88 109 Abs. 1 und 100 b der Reichsgewerbeordnung und gemäß dem Antrag Beteiligter und mit Rücksicht auf das Ergebnis des nach 8 100 s der Gewerbeordnung abgesetzten Feststellungsoerfahrens ongeord- net, daß vom 1. August 1922 ab sämtliche Gewerbetreibende, die im obigen Bezirke das Sattler- und Tapezierergswerbe selbständig ausüben, gleichviel ob sie Gesellen oder Lehrlinge halten oder nicht, dieser Innung anzugehören haben. Pulsnrtz, den4.August 1922 Mat deFSLadt. Ankündigungen aller Art sind im „Pulsnitzer Wochenblatt" von denkbar bestem Erfolg. Das Wichtigste. Die sächsische Regierung bereitet ein Altersgrenzengesetz für sämtliche Staatsbeamte und Lehrer vor. Die Troßorganisalionen der Eisenbahner haben den Entwurf des Arbeitszeitgesetzes abgelehnt. Die bayrische Antwort auf den Brief des Reichspräsidenten ist am Donnerstag in Berlin überreicht worden; aus Grund dessen beginnen heute, Sonnabend, in Berlin Verhandlungen der Reichsregierung mit dem bayrischen Ministerpräsidenten über die Aushebung der bayrischen Ausnahmeverordnung und Garantien für Wahrung der bundesstaatlichen Hohrits- rechte. Die Drci-Mark-Denkmünze für den Verfassungstag, auf welcher der Versassungstog des 11. August eingcprägt wird, soll im Gesamtbeträge von 60 Millionen Mark geprägt werden. Das Verbot des „Berliner Lokal-Anzeigers" wurde aufgehoben, die erste Ausgabe erscheint wieder am Sonntag. 18,7 Milliarden Mark neue Noten. Die Anforderungen an die Rcichsbank zum Ultimo Juli waren diesmal ganz außer gewöhnlich stark. Die Rcichsbank mußte zu ihrer Befriedigung nicht weniger als 16,7 Milliarden Mark an neuen Noten in den Verkehr geben. Die Reichsinderziffer ist im Durchschnitt des Monats Juli auf 4990 gestiegen gegenüber 3778 im Monat Juni. Die Stei gerung beträgt 32 «/» gegen 8,2 «/» von Mat auf Juni. der 38. deutsche landwirtschaftliche Genosfenschaststag wird am 31. August und am 1. September 1922 in Stuttgart ab- gehalten. Dsn Montag ab beträgt in Oesterreich der Preis für ein Normallaib Brot 2490 Kronen. In Wien haben die Gastwirte den Ausschank von Wein ein gestellt. Der internationale Friedenskongreß wählte eine Anzahl neuer Mitglieder, darunter Helmuth von Gerlach. La Fontaine wurde zum Präsidenten des Bureaus des Kongresses wieder- gewählt. Die englische konservative Partei ist mit Lloyd Georges Politik unzufrieden und wünscht seinen Rücktritt. Der italienische Außenminister Schanzer begibt sich nach London, um an den Besprechungen mit Poincare teilzuuehmen. Auf den Bürgermeister von Rom wurde ein Revolver-Attentat verübt, er blieb unverletzt. In der Adriatischen Bank find große Unterschleisen ausgedeckt worden. Die neue schwere Krisis. M« größt« Krists seit Beendigung de» Welt krieges ist auSgebrocheu! Frankreich hat auf dir Er klärung der deutschen Negierung, daß sie nicht in der Rage sei, die Zahlungen für das AuSgleichKprrfshrm leisten, nicht nur wiederholt und schriest ablehnend, sondern auch noch mit einer Drohung geantwortet, und England hat gegenüber dieser unversöhnlichen Haltung Frankreichs ritten Schachzug unternsmmen, welcher für alle VerbanLZmächte mit einer Finsnj' krisis droht. England fordert nämlich sofort die Br. tahlunK aller Schulden, welche ihm die übrigen Ver- bandLmächte noch immer schulden. England »M offenbar dadurch ganz SesovderS Frankreich zwingen, in der Krage der SeffuRdung der RspirrüttokSLshlungen Deutschland» endlich nachjuseben »nd dadurch auch die ipternationale Anleihe möglich zu mschrn. Dieser Entschluß ist England offenbar sehr schwer Keworder, aber England wird durch eine verzwrifrlt« innere wirt schaftlich« Lage zu diesem Schritte gedrängt. Lurch den ««Züschen Nrdeitt!Minister Mec Namara hat man nämlich erfahren, daß die Zahl der Arbeitslosen in England immer noch fast eine und «ine Halde Million ist, und daß außerdem noch sehr viele Arbeiter in England nur tzslb »efchäftigt werden können. Diesen schon fast zwei lang andauernde« Wirtschaft- Uchen Notstand kann auch England auf die Dauer nicht ertragen. Sehr LuSstthrlich werden nun in einer Note Englaud» an F ankreich, Italien, Belgien, Süd- slawien, Rumänien, Pertugall und Griechenland die Gründe erörtert, weshalb England die Rückzahlung brr ihm »on diesen Staaten schuldenden sehr hohen Beträge verlangen muß. Dies« Note Englands ent hält in ihrem Schluffe aber auch die hochwichtige Er klärung, daß England jede» Anrecht «>uf deutsche Re parationszahlungen und auch all« seine Wörderungen aus Rückzahlungen durch di« NsrbandrwSchte auf geben will unter der BorauSsrtzung, daß dieser Vrr zicht Englands die Bedingung sitr einen allgemeinen Rrformplan bildet, untrr welchem da» große Problem des W-chrrsufbaueS Europas Sefriedigend gelöst wer den kann. Frankreich und England stehen sich also in der Frage der RiparationSzahlungen jetzt außer- ordentlich scharf gegenüber und der Zweck der Note Englands kann nur ein« Warnung an Frankreich sein. Die große doppelt verwickelte Frage ist nun hie, ob Frankreich auf diese Warnung Englands hören und brr französische Ministerpräsident PsircarS mit einem neuen Programm am 7. August i« London zur Kon ferenz mit England und den übrigen V-rbandSmächten erscheinen wird »der «S e» der französische Minister präsident Poireare in dieser Frage durchsetz», eine ganz neue Situation durch die Unterwerfung Deutsch lands auf Grund seiner letzten Drohnote zu schaffen. Die deutsche Reichsregierung kann unmöglich der fran- zöstschen fortgesetzten Rachepotitik in die Hände ar beiten, zumal Deutschland mit seinem Gesuche um Gestundung der Reparationen auch gleichzeitig um die Herabsetzung der NuSgleichSzshlungen von monatlich r Millionen Pfund Sterling auf 50S SOO Pfund Ster ling gedetsn hat. Die nächst« Zahlung ist «ist nm 15. August fällig und haben außer Frankreich alle Länder ein« Prüfung de» deutschen Bittgesuches zuge sagt. Ta Deutschland nicht mehr als da» versprochene Viertel'zahlen kann, so muß Deutschland wohl die Entscheidung in die Hände «ller BerSandZmächi« legen, Frankreich kann rechtlich auch nicht schon am 5. August ZwangSmaßregrln für Forderungen vornehmen, die erst am 15. August fällig sind. Oertttche und sächsisch« Angelegenheiten Pulsnitz. (Ehrenmals weihe) Wie uns der Vorsitzende des Ehrenmalausschusses, Herr Siadtrat Myer, mittelst, soll nach Beschluß des Rate» und des Ausschusses dis Weihe des Ehrenmales am Sonntag, den 20 August 1822 stattfinden Stifter von einem oder mehreren Bausteinen (a 2800 M) werden ge beten, nunmehr ihre Zeichnungen rechtbaldigst in der Siadtkasss oder bei Herrn Siadtrat Myer bewirken zu wollen. — Näheres über die Feier am Wsthetage selbst folgt in einer der nächsten Nummern unseres Blattes. Pulsnitz. (Eine trübe Erinnerung) Die jetzigen Tage sind die 25 jährigen Jahrestage der großen Wasssrk«tastr»phe, von der Sachsen im Jahre 1837 heimgesucht worden ist. Am 23 Juli setzten die Niederschläge ein, am 80. Juli bereits traten die Bäche und Flüsse des Landes weit über ihre Ufer und lichteten ungeheuren Schaden an. Viele Men schenleben sielen den Fluten zum Opfer. Feuerwehr, in den Garnifonftüdten Militär usw. wurde zur Hilfe leistung herangezogen. In der Fslge machte sich zur Linderung der Not eine große Hilfsaktion notwen dig, die bis zum September nahezu 2 Millionen M ergab, damals eins große Summe, mit der sich wirk lich stützen ließ. Dis Ealsperrenbauten, die inzwischen ausgeführt worden sind, geben eine gewisse Gewähr dafür, daß sich sine Wasserkatastrophe von solchem Umfang nicht wiederholt. — Ueber das Unwetter in unserer Gegend lesen wir in Nr. St vom 31. 7. 1897 und Nr. 82 vom 4. 8. 1887 des Pulsnitzer Wschen- blattes folgendes: Pulsnitz. Ein Unwetter von außerordentlicher Aus dehnung hat unser liebe» Pulsnitztal heimgesucht. In unserem Orte, der sonst nie vom Hochwasser zu leiden hatte wurden Freitag sehr viele an der Pulrnitz gelegene Häuser, besonders von Meißnisch - Pulsnitz so von überraschend schnell hercin- brcchenden Wasserfluten bedroht, daß vormittags 11 Uhr die Freiwillige Feuerwehr zur Hilfeleistung im äußersten Notfälle alarmiert wurde. Die Häuser am Flusse vom Schloßteich bis zu Raupachs Fabrik und der Mittelmühle waren meist so von den schmutzigen, durch den anhaltenden, herniederströmen- den Regen immer höher gestiegenen Wassermassen umspült, daß man kaum, an einzelnen Stellen nur aus dem Kahne zu den Gebäuden gelangen konnte, und das Parterre der meisten war ganz unter Wasser gesetzt. Ein Glück, daß der Schloßteichdamm den an einer Stelle das Wasser Überfluß, dem Druck der eingeschlossenen Wassermenge nicht nachgab und zerriß. In »er Raupachschen Fabrik, deren untere Säle vollständig unier Wasser standen, wurde schon früh die Arbeit eingestellt, auch in den am Schloßteich gelegenen Hauffeschen Fabrikräumen mußte dies geschehen. Auf den tiefgelcgenen Wiesen nach Friedersdors zu hatten sich ganze Seen durch den an vier Stellen des Hartbachmühlteiches erfolgten Dammbruch gebildet, hoffentlich kommt aus Friedersdors, Oberlichtenau, Reichenbach und den vielen Ortschaften, welche an den reißen den Flüssen und Strömen unseres Landes liegen, keine Un« Mcksnachricht, und der immer noch bedeutende Regen bringt hoffentlich keine weitere, schlimmere Gefahr. Im Gebiete der Röder hat »as ununterbrochene Ae- genwetter einen nicht unerheblichen Schaden verursacht und bedeutende Ueberschwemmungen im Gefolge gehabt. In Groß röhrsdorf wurden am meisten das Mittel- und Niederdorf betroffen. Die Röder umspülte dort die Hauptstraße gleich unterhalb der Post von Großmanns Brücke bis nahe zum Gasthof zur Krone, weiter stand die Straßenecke vom Bäcker meister Schnauder bi» Guhrs Restauration unter Wasser, ebenso die Strecke von Joh. Gottsr. Schönes Fabrik bi» zum Niedergasthof, sowie ober« und unterhalb der Niederschule. An einzelnen Stellen glichen die überschwemmten Flächen fast einem See und reichte das Wasser auf der Straße bis Knie- Höhe. An verschiedenen Stellen mußte das Vieh der drohen den Gefahr halber entfernt werben, gleichwohl ist bei einem Wirtschastsbrsitzer eine Ziege ertrunken. Bäume sind durch die Fluten entwurzelt wordeu. Auch im weiteren Laufe der Röder, wie in Kleiuröhrsdors und Wallroda haben die Was- srrmengcn in ähnlicher Weise gewirtschaftet. Pulsnitz. Die schon von uns in voriger Nummer dieses Blattes erwähnte Ucberschwemmung von Böhmisch- Vollung, Pulsnitz M. S., Friedersdors und Oberlichtenau hat