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pulsnitzerMchendM Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz, des Kommunalverbandes und Finanzamts Kamenz, der Ministerien und der Gemeindeämter des Bezirks. Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswaldc, Ohorn, Obcrsteina, Niederste!»« Weißbach, Ober« und Niederlichtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein - Dittmannsdorf. Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr WS. Nummer 8. Druck und Verlag von E. L. Förster? Erben (Inh. I. W. Mohr). Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Dienstag, den 18. Januar 1Ä2l. 73. Jahrgang Amtlicher Teil. Hengstkörung betreffend. Die diesjährige Hengstkörung im hiesigen Bezirke findet am Donnerstag, den 27. Januar 1921 und zwar: in Kamenz 8 Uhr vormittags in der Beschälstation »Gasthaus zum goldenen Berg", in Königsbrück 1v Uhr vormittags auf dem Marktplatze, statt. Kamenz, am 14. Januar 1921. Die Amtsha«ptman«schast. Auf Blatt 11 des hiesigen Vereinsregistcrs ist heute der Siedlungsverein Pulsnitz, eingetragener Verein, mit dem Kitz in Pulsnitz eingetragen worden. Die Satzung ist am 13. Dezember 1920 errichtet. Der Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden, den Heilkundigen Eduard Otto Schuster in Pulsnitz und dessen Stellvertreter, dem Postschaffner Eduard Robert Schäfer daselbst. Die Vertretung de» Verein» ersolgt durch den Vorsitzenden, im Dehinderungsfalle durch dessen Eiellvertreter. Amtsgericht Palsnitz, am 1S. Januar 1921. Veksnnlmachuug. Der l. Nachtrag zum „Ortsgesetz der Stadt Pulsnitz übe» die Wahlen von Stadtverordneten vom »3. 12. 18" vom 21. 12. 182V, ist vom Ministerium des Innern unterm 12. 1. 1921 genehmigt worden. Der Nachtrag liegt von heute ab während der Geschäftszeit von vormittags 8 Uhr bis mittags '/,1 Uhr in der hiesigen Ratskanzlei zu jedermanns Einsicht aus. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, daß der unterzeichnete Bürgermeister für die kom menden Stadtverordnetenwahlen gemäß 8 4 der vorgenannten Ortsgesetzes zum Wahlkommissar ernannt worden ist. Als Beisitzer des Wahlausschusses sind von ihm bestimmt worden: Herr Stadtrat Emil Varten, „ Stadtverordnetenvorsteher Walter Götze, „ Stadtverordneter Hugo Keller und „ Vertrauenrbürger Alwin Röschke, sämtlich in Pulsnitz. Die Genannten haben das Amt als Beisitzer angenommen. Der Rat der Stadt. Kannegießer, Bürgermeister. Die Ausgabe der neuen Brotmarken findet Freitag, den »1. Januar 1881 im Ratskeller, 1 Treppe, in nachstehender Reihen« folge statt: Brotkartennummer 1—180 8-9 Uhr vorm. 151- 300 9-10 „ , S01 - 450 10—11 , , , 481- SOO 11-12 , , SOI- 750 12— 1 „ Mittags , 751— 920 3— 4 , nachm. . 921-1090 4- 5 . , 1091—1295 5- 6 , Die Abholungszeiten find pünktlich einzuhalten. Die erhaltenen Marken find sofort nach Empfang auf ihre Richtigkeit hin zu prüsen, da später« Einwendungen nicht berücksichtigt werden können. Pulsnitz, am 18 Januar 1921. Der Rat der Stadt. RilWttWe des Pulsnitzer Vachenblalles. (WTB) Dresden, 18. Han-, nachm., V-2 Uhr. Berlin, 18. Januar. lG roher Schneefall? Während der Nacht find über Berlin und Umgegend un geheure Schneemoffen nicdergegangen. In den Vororten ist es streckenweise kniehoch verweht. Der Slraßenbahnoerkehr ruht vollständig. Elektrisch betriebene Schneepflüge machen allmählich die Gleise wieder frei. Der Vorortverkehr ist unregelmäßig und hat Verspätungen. Die Temperatur hält sich über Null. Berlin, 18 Januar. Heute vormittag sand aus dem Landgericht die Verhandlung gegen einen Eisenbahner st tt, der wegen Diebstghls an Bahngütern überführt worden war. Nach Deikündung des Urteils, welches aus 1?/- Jahr Ge fängnis lautete, übersprang der Angeklagte plötzlich die Schranke und streck:« in finnloser Wut den Anklage vertreter mit einem Faustschlag nieder. Tin Offizier der Schutzpolizei warf sich dem Wütenden entgegen und es ge lang ihm erst nach langen Ringen, dem Wütenden wieder Handfesseln anzulegcn. Helstngfors, 18. Januar- (Tin großes Eisen bahnunglück) sand aus der Bahn zwischen Luga und Nowgcrod statt. Eine Benzinladung, welche für die Bauern bestimmt war, um gegen Getreide ausgetaujcht zu werden, explodierte im Auge. Bon den 82 im Zug befindlichen Personen find 68 ums Leben gekommen. Das Wichtigste. Im besetzten Gebiet wurde die Reichsgründungsfeier verboten. Die deutschen Parteien Oberschlesiens wurden wegen der Un sicherheit im Abstimmungsgebiet erneut bei Le Rand vor stellig. Als Schenkung der amerikanischen Landwirte werden 65000 Bushels Getreide zur Verfügung der sterbenden Bevölkerung Zentraleuropar gestellt, falls die Regierung der Vereinigten Staaten die Transportkosten tragen will. Die Berliner Buchdrucker nahmen in einer starkbesuchten Ver sammlung am Sonntag entschieden Stellung gegen Moskau. Zu den kommunistischen Demonstrationen am Sonnabend meint der „Vorwärts", man habe die Wahl, von Spitzeleien oder Kindereien zu sprechen, freilich einer sehr verhängnisvollen und verwerflichen Kinderei. In den Erörterungen zwischen der Regierung und den Be amtenvertretern wegen der Besoldungsänderung ist eine end gültige Einigung zustande gekommen. Dr. Walther Rathenau und Dr. Oppenheimer sind in London eingetroffen. Heber den Zweck ihrer Reise verweigern sie jede Auskunft. Der Poststreik in Oesterreich ist durch ein Kompromiß beendet worden. Zum 18. Januar. Mit der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 in der Spiegelgalerie des Versailler Schlosses kam eine hundertjährigen deutschen Sehnens, Suchens und Rin- gens um nationale Einigkeit und Einheit zum Abschluß. Cs war nicht deutsche Schuld, daß, um dieses Ziel zu erreichen, erst Alldeutschland nach Frankreich Hincingehen und auf den Schlacht feldern fein Recht auf eigenes staatliches und nationale» Da sein und die ihm gebührende Machtstellung erkämpfen mußte. Napoleon III, der schon in die italienische Einigungsbestrebung sich eingemischt und als Schiedsrichter in den Auseinandersetzun gen mit Oesterreich sich aufgedrängt hatte, wollte auch gegen über Deutschland eine Art Oberhoheit aufrichten. Der Prozeß, den er nach den alten französischen Rezepten Richelius, Lud wig XIV. und des ersten Bonaparte gegen das neue Deutschland einleitete, endete damals in der Hochstimmung nationalen, deut schen Einheitsbewußtseins und gegenüber überlegener Bismarck« schcr Staatskunst mit einer Niederlage Aber einer der großen Paladine Kaiser Wilhelms, Moltke, prophezeite, daß wir in einigen fünfzig Jahren erneut um das Deutsche Reich zu Käm pfen haben würden. Diese Prophezeiung ist nur zu sehr zur Wirklichkeit geworden. Deutschlands schwerster, furchtbarster Existenzkampf war ein Kesseltreiben aller gegen das eine Volk, das dauk seiner Einigung einen beispiellosen Ausstieg in weni gen Jahrzehnten erreicht hatte und das, koste es, was es wollte, von seinen Feinden erniedricht werden sollte. Wenn wir in solcher Notzeit, nocy mitten im entscheiden den Ringen um unser Sein, den 18. Januar zu einem deutschen Gedenktag wie nie zuvor zu machen, so tun wirs im Zeichen der alten Lutherworte: „Und wenn die Welt voll Teufel wär! — Das Reich muß uns doch bleiben." Der greise König, der auf Antrag der deutschen Volksvertretungen mit Zustimmung sämtlicher deutschen Fürsten und Stämme die Kaiserkrone an nahm, gehörte zu denen, die sich der Vorsehung und ihrem Walten fromm und demütig beugten. Der damalige Hofpre diger Rogge, der dis Predigt bei der Feier der im Versailler Schloß hielt, hat in seinen Erinnerungen immer wieder auf diese schlichte Charaktergröße des ersten deutschen Kaisers hin- gewicsen. Es gibt auch für die heutige Generation keinen an deren Weg zum Verstehen, Ertrag n und Ueberwinden des deutschen Schicksals als der, den die Besten unter den Deutschen in langer, unermüdlicher Arbeit von Jena bis Sedan und Ver sailles gegangen sind. Auch bei den schwersten Katastrophen und in den schwierigsten inneren Lagen müssen wir die inneren, geschichtlichen Kräfte, die seit mehr den tausend Jahren die deutschen Stämme in Not und Tod, in guten und schlechten Zeiten zusammengeschmiedet haben, wieder lebendig machen. Ein 70 Millionenvolk wie das deutsche, kann nicht untergehen ; kein Feind kann ihm das Recht, das mit ihm geboren ist, nehmen, ein Volk, eine Nation, ein Reich zu sein; nur an uns selbst kann der Segen scheitern, den die im geschichtlichen Wer den der Völker waltende Macht auch für Deutschland so oft bereit gehalten hat und fernerhin bereit hält Prophetisch hat einst Geibel gesungen: Wenn verbündet Ost und West wider dich zum Schwerte fassen, wisse, daß dich Gott nicht läßt, so du nicht dich selbst verlassen. Und auch in Freiligraths Deutschlandlied klingt das ver« hängnisvolle „Wenn" ernst und entscheidungsschwer: Deutschland, Deutschland über alles über alles in der Welt, wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält. Der Versailler Vertrag hat erst die Vernichtungsaktion gegen Deutschland eingeleitet. Es liegt auf uns, zu beweise», daß wir nach all dem Bösen, das wir erlebt, wenigstens zum letzten großen Volksoerrat, zum Selbstmord an uns selbst, unter keinen Umständen fähig sind. Wer jetzt noch nicht weiß, was die Erhaltung des Deutschen Reichs für uns bedeutet, wer die Hand bietet, um es von innen heraus zu zerstören, wer so den äußeren Feinden in die Hände arbeitet, den muß die allgemeine Verachtung treffen. Möge die Erinnerung an den 18. Januar dazu beitragen, daß wieder der alte, gute Geist nationaler Ein tracht, nationaler Würde und Selbsterhaltung über uns alle kommen, daß jung und alt den Treuschwur leisten, fest zu halten am Deutschen Reich, das einst mit dem Blut der Väter er kämpft und das unsere Helden im Weltkrieg unter beispiellosen Opfern verteidigt haben. Oertlichs und söchfische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Dienstbezeichnungen.) Laut Ratsbeschlutz vom 11. Januar 1921 haben nachstehende Herren vom 1. Januar d I. ab folgende Dienst bezeichnungen verliehen erhalten: Wachtmeister Reiche: Polizeioberwachtmeister,- Schutzleute Röllig, Tischer, Hofmann und Neuhaus: Polizeiwachtmeister. — (D-er Winter), der sich anscheinend in alle Winkel verkrochen hatte, macht sich wieder geltend. 5 Grad Käte zeigte gestern früh das Thermometer. Die Wege sind hart gefroren und das milde Früh- lingswettsr ist kalter Temperatur gewichen. In den Gebirgslagen hat es wieder tüchtig geschneit 3n« zwischen hat auch bei uns Schneeweißer eingesetzt. Die im Laufe des Sonnabend vormittag auf dem Dresd ner Hauptbahnhofe aus dem Erzgebirge und dem Vogtlands eingelaufenen Züge waren stark mit Schnee bedeckt. Dis Monate Januar und Februar gehören eben dem Regiment des Winters. Nur wollen wir wegen der herrschenden Kohlennot hoffen und wün schen, daß der Winter nicht ein gar so scharfes Re giment führt. — (Aufhebung der Benzinbewirt- schaftung.) Nachdem durch Bekanntmachung des Reichswirtschaftsministers die Höchstpreise für Benzin