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ulsnitzerwocdendlatt Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. HarMlstt und Lltrste Kettung in den Ortschaften des PnlSnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstetna Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, Geschäftsstelle: Pulsnitz, BiSmarckplatz Nr. 365. Druck und Verlag von E. L. FörsterS Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. » ««„UM «««—««», !I ! ! —-M««M»«M«»M«««M«M«MW^MMI^M««MM»MMM«MMM»««>M«EMi«M«M»°M»»M,MMI ll Nummer 132. ! Dienstag, den 6. November 1923» 75. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung» Laut Reichsoerordnuna vom 15 Oktober 1923 sind die Mittel für die Erwerbs- losensürsorge neben den Zuschüssen durch die Gemeinden durch Beitrüge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern auszubringen. Die Krankenkassen haben ab 1. November 1923 diese Beitrüge als Zuschlüge zu den Krankenkassendeitrügen und mit diesen einzuheben. Es find erstmalig für die halbe Woche oom 1. bis 3. November von jedem pflichtversicherten Ar beitnehmer und seinem Arbeitgeber je 5 v. H. der Krankenkassenbeitrüge zu entrichten und an die Krankenkasse abzusühren. Für die nüchsten Arbeitswochen betrügt dieser Satz 10 o. H. Die nüheren Bestimmungen können bei dem Arbeitsnachweis und bei der Allge meinen Ortskrankenkasse eingesehen werden. Pulsnitz, den 5. November 1923. Der Rat der Stadt. Das Wichtigste. Das Reichskübinett hat beschlossen, die Papiermark in ein feste» Wertoerhültnis zu einem wertbestündigen Zahlungs mittel, etwa die Goldanleihe zu bringen, gegen das sie zu einem bestimmten Termin eingelöft werden soll. Um dem Bedarf an wertbeständigen Zahlungsmitteln ent gegenzukommen, bat sich das Reichsfinanzministerium entschlossen, für 300 Goldmillionen neue Goldschaban weisungen herauszugeben. Der Reichsausschutz der Betriebsräte ist oom Reichswehr minister für das ganze Reich aufgelöst und verboten worden. Gerüchte über ein Ultimatum Bayerns an das Reich, die oom .Vorwärts" verbreitet wurden, Haden sich als erfun den herausgestellt. Die Spielkartensteuer wird mit Wirkung vom 5. November ab auf 8 Milliarden für jedes Kartenspiel erhöht. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Die neugegründete Land, wirtschaftliche Schule) wurde am vergangenen Donnerktag in einer Heinen Feier eröffnet. E§ spra- chen Vertreter de» Lande-kulturrate», der Landwirt, schaftltchen Schule in Bautzen, der Stadtverwaltung, der Landwirte de» Bezirk» und der Schulleiter, Herr Kraft. Alle betonten, wie wichtig eine besonder« Schu lung der Heranwachsenden Landwirte für dir Volt», ernährung ist- Die Schule ist eine selbständige Ein- richtung mit einer hauptamtlichen und nebenamtlichen Lehrkrüftrn. Sie umfaßt 9 Knaben und 6 Mädchen. Mitgeteilt wurde, daß auch die Anstellung einrr Leh« r?rin in Au?stHt genommen ist. Pulsnitz. (Verein für Volksbildung.) Mittwoch 8 Uhr Schützenhaus: Heiterer Abend: Alfred Meyer, Schauspielhaus Dresden. Karten, auch für Nichtmitglieder des Vereins, an der Abendkasse. Pulsnitz. (Mütttrberatung) Die nächste MürterberLtungSsprechstund« in PulSnitz findet Mit!, woch, den 7. November 1SS3, nachmittags 3 Uhr im Rathaus — 1 Tr«ppr — statt. Arzt ist anwesend. — (Erhöhung der Erwerbslosen»«, terstützungen.) Die Höchstsätze der Erwerbslosen. Unterstützungen betragen in der Woche vom 29. Ol- iober bi» 3. November wochrntäglich je nach der Ortsklasse für männliche Personen über 21 Jahre 21, l9,6, 18.2, 16,8 und 16,8 Milliarden, männliche Per sonen unter 21 Johren 12,6, 11,8, 11, 10,2 und 10,2 Milliarden, für weibliche Prrsonen über 21 Jahre 16,8, 15,6, 14,4, 1S2 und 13,2 Milliarden, für weibliche Personen unter 81 Jahre 9,8, 9,2, 8,6, 8 und 8 Mil Itarden, Familienzuschläge werden wochentäglich ge zahlt für den Ehegatten 7,6, 7,2, 6,6, und 6 6 Milliar den, für Kinder und sonstig« unterstützungSberechtigt« Angehörige bi» zu 6,2, 5,8, 5 4, 5 und 5 Milliarden. — (WirtschaftSzahlen) Die Nachrichten stelle der Oberpostdirektion teilt mit: Di« Schlüssel zahl für den Fernsprechverkehr ist mit Wirkung vom 5. November an auf 75 000 000 000 (fünfundsiebzig Milliarden) festgesetzt worden. Demnach kostet vom 5. November an «in Gespräch im Orttverkehr (Grund. Preis 0,10 M) 7,5 Milliarden, «in Gespräch im Vor- orte- od«r Bezirkroerkehr (Grundpreis 020 M) 15 Milliarden — (Das Ende der Papisrmark) ist nun mehr gekommen. Sie wird, laut Rabmeltsbeschluß, in ein festes Verhältnis zu einem wertbeständigen Zahlungs- mittel gebracht und zu einem bestimmten Termin gegen dieses «ingelöst werden. Bevor da» geschieht, ist natürlich die Einstellung der Tätigkeit der Papiermarkpresss er forderlich. Die rechtzeitige Bekanntgabe des Kurses, zu Aufruf der «Reichs-Negierung an das deutsche «Volk. Berlin, 11. November. Die Reichsregierung erläßt den nachstehenden Aufruf an das deutsche Volk: In schwerster Lage drohm dem Reich innere Erschüt- terungen. Gewisse, wenn auch nicht zahlenmäßig starke Kreise versuchen, gestützt auf die Notlage un seres Bölkes, einen ungesetzlichen Druck auf dis Staats, gewalt auszuüben und vielleicht sogar die Brand fackel eines Kampfes Deutscher gegen Deutsche in das deutsche Haus zu werfen. Die Rsichsregierung tft entschlossen, solchen Bestrebungen mit äußerster Ener gie und mit ganzer Kraft entgegen zu treten und wird alle hierzu notwendigen Maßnahmen ergrsifen. Wenn wir über die Zeit ves Uederganges zu einer neuen wertbeständigen Währung, über die Zeit schwer- fter Arbeite- und Erwerbslosigkeit, schwerster wirt schaftlicher Ereignisse und unerhörten außenpolitischen Druckes hinwegkommen sollen, dann ist Voraussetzung dafür Erhaltung der Reichseinheit und der Sicher heit und Ordnung im Innern. Unsere außenpolitische Lage ist im wissentlichen davon abhängig, daß die. jenigen Völker und Persönlichkeiten, die Deutschlands unerträgliche Notlage anerkannt habrn und Deutsch land helfen werden, nicht am deutschen Volks ver zweifeln, wenn sie sehen, daß es sich in seiner Sorgen zeit gegenseitig zerfleischt. Bedenkt auch, wie eins Zerfleischung im Innern auf unsere Brüder an Rhein und Ruhr wirken müßte, die im stärksten Kampfe gegen bezahlte und bewaffnete separatistische Horden ihr Deutschtum verteidigen! Sie haben das Recht, zu erwarten, daß das ganze deutsche Volk ihren Kampf mitführt und daß nicht im Innern des Rei ches Deutsche gegen Deutsche kämpfen ohne ein Ziel) das irgend eine Aussicht auf Besserung gibt. Sei man sich auch darüber klar, daß jede Möglichkeit, außenpolitisch überhaupt etwas zu erreichen, mit dem Augenblick geschwunden ist, in dem an Stelle der verfassungsmäßigen Regierung irgendeine ungesetzliche Macht Deutschland nach außen hin zu vertreten suchen wird. Das deutsche Volk besitzt die Machtmittel, um jeden Putsch mit Erfolg zu begegnen und die Ver fassung zu schützen. Die Reichswehr und die Schutz polizei werden getreu ihrem Eid ihre Pflicht tun. Dis Rsichsregierung vertraut fest darauf, daß, wenn ihr der Kampf gegen ihren Wunsch und gegen ihren Willen aufgezwungen werden sollte, düs gesamte deutsche Volk geschlossen für die Ordnung und Frei heit des deutschen Reiches eintreten wird. Berlin, 5. November. Der Reichspräsident Die Rsichsregierung gez Ebert. gez. Stresemann. dem der Eintausch der Papiermark erfolgen soll, ist vollends eine Selbstverständlichkeit. Zedrrmann wird natürlich den Tag begrüßen, von dem an er fein minder wertiges Papiergeld gegen neues gutes Held einwechseln kann. Lollis das die Goldanleihs sein, an die als das in Frage kommende wertbeständige Zahlungsmittel, wie es heißt, gedacht wird, so ist solcher Ausweg für den Augenblick der bequemste. Er macht indessen zur Be dingung, daß Goldanleiheschsins in dem erforderlichen Ausmaße zur Verfügung stehen. Hierbei ist eine Frag» für sich, ob die auf 500 Millionen begrenzte Goldmark- Basis ausreichen wird zur Hereinnahme der ungeheuren Mengen von L>apiermark, die sehr bald wie ein ent fesselter Strom heran fluten werden. Zum anderen wäre zu erwägen, ob dann die Goldanleihe nicht in noch kleineren Abschnitten würde ausgrgeben werden müssen, damit dem Volke möglichst geringe Papiermark-Verluste entstehen. Unter diesem Gesichtspunkt und der leichteren Einprägsamkeit wegen würde da vielleicht der Umtausch in Rentenbanknoten mehr zu empfehlen sein. Aus eine Zeitzugabs von einigen Wochen, bis genügend dieser Banknoten zur Verfügung stehen, käme es schließlich nicht an jedenfalls ist die Aussicht schon tröstlich, daß wir bald aus dem Nullentaumel herauskommen. — (DerGoldanleihe.Skandalunbdie Wirtschaft) In führenden WirtschaftSkrtisen der Reichs Hauptstadt macht sich starker Unwille gegen die KurSLreibereien und Spekulationen am Markte der Goldanleihs geltend. In den Sitzungen verschiedener verbände, die zufällig in diesen Tagen in Berlin statt- fanben, wurde diese Angelegenheit al» aktuellste» Problem der Wirtschaft», und Währungspolitik ein- gehend besprochen. Wie der Tilunton-Sachsendienst berichtet, find in den nächsten Tagen energische Vor stellungen bet der Regierung seitens einer ganzen Reths Industrieller und ArSeitgebed Organisationen zu er- warten. Man verweist in diesen Kreisen besonder» daraus, daß die ganze Goldanlethe, die bekanntlich aus 500 Millionen Goldmark begrenzt war, bereit» der Spekulation in den Rachen geworfen worden ist, daß aber die gewerblichen Betriebe nicht in der Lage find, sich die für Geholt», und Lohnzahlungen so drin gend benötigten Stücke zu beschaffen. Da» Verhalten der Großbanken und di« unbegreifliche Sorglosigkeit der Rrtchgbank in dieser Angelegenheit dürfte der Ge genstand einer besonder» scharfen Kritik werden, Man rechnet damit, daß die Proteste der Wirtschaft auch in den Kreisen der Arbeitnehmer einen starken Widerhall finden werden, dir ja tatsächlich durch die Goldanleih»- sprkulanten um die ihnen zugesagten wertbeständigen Zahlungsmittel geprellt worden sind. Sollten in den nächsten Tagen infolge dieser Kurrtreibereien erneute Störungen im Kleinhandel und in d«r Versorgung drr Bevölkerung mit Brot und anderen wichtigen Leben», mitteln einsetzen, so trägt den größten Teil der Ver antwortung hierfür die Reichrbank, die e» nicht v«r- standen hat, da» e nzige vorläufig vorhandene wert beständige Zahlungsmittel dorthin zu dirigieren, wo e» gebraucht wurde. — (DisVerteilung der Reichswehr in Sachsen.) Da» Wehrkreiskommando teilt mit: Die zur Z it in Gegend Chemnitz, Zwickau und Werdau lieg«nd«n Truppen werden in den nächsten Tagen zum Teil von dort weggrzogen. Die Reichswehr wird nunmehr über da» gesamte Gebiet de» Freistaat«» Sachsen zur Durchführung ihrer weiteren Aufgabe, die Ruhe und Ordnung auch in Zukunft aufrecht zu er halten, verteilt werden. Hierzu werden vier Gruppen neugrbildet: Gruppe 1. unter Genera! Felsch (Stabs quartier Dresden) für den Bereich der Stadt Dresden,