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yulMtzerMchendlati Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Druck uud Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Geschäftsstelle: Pulsnitz. Bismarckplatz Nr. 265. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. H«uptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgcrichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obcrstcina, Niederstein« Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Nummer 46. Dienstag, den 18. April 1922. 74. Jahrgang Amtlicher Auf Blatt er des diesigen Handelsregisters, die Firma Gotthold Seifert in Bretnig betreffend, ist beute eingetragen worden: In das Handelsgeschäft sind als Gesellschafter eingetreten: ») der Kaufmann Gustav Willibald Seifert in Bretnig, d) der Kaufmann Wilhelm Robert Max Seifert in Großröhrsdorf. Amtsgericht Pulsnitz, «« 12 April 1-22 Teil. Inserate für alle Zeitungen vermittelt vollständig kostenlos L' Verlag de» „Pulsnitzer Wochenblatte» . Das Wichtigste. In Oberschlesien werden Demonstrationen am 1. Mai nicht gestattet. Die Kommunisten planen im Frühjahr eine größere Aktion in Süddeutschland. Der Berliner Haushalt sür 1922 schließ! mit einem Fehlbetrag von über einer Milliarde. Die direkte Eisenbahnverbindung mit Sowjet - Rußland über Königsberg-Dünaburg ist wieder hergestellt worden. Auch der direkte Postverkehr auf dieser Linie ist wieder ausgenommen. Der letzte amerikanische Truppentransport soll Europa am 23. Juni verlassen. Die Lage für Deutschland und Vutzland auf der Konferenz von Genua. Ta die Konferenz von Gc-ma die gcstcütcu großen Wirtschaft- lichen und finanziellen Ausgaben nicht lösen würde, wenn mit Deutschland und Nußland von Seiten der Vcrbandsmächte keine Verständigung zu erreichen ist, so liegen eigentlich die Angelpunkte der ganzen Konferenz in der Lage Rußlands und Deutschlands auf dieser großen Versammlung der Vertreter der Völker. Deutschland kann die Reparationszahlungen nicht weiter leisten, wenn es keine Stundung sür die ferneren riesigen Zahlungen und keine Unter stützung für den Aufbau seines Wirtschaftslebens und seiner Finanzen erhält. Rußland kann aber auch nicht wieder auf die Beiue kam- men, wenn sein ganzes staatliches und wirtschaftliches Leben nicht wieder in einen regelrechten Verkehr mit allen anderen Staaten kommen kann und wenn zur Erreichung dieses Zieles von den Ber- bandsmächten und den mit ihnen an einem Strange ziehenden Staaten der sogenannten kleinen Entente nicht die größten Rück- fichten genommen werden. Der größte Widerstand gegenüber allen wirklichen Ncformbestrebuugen wird nun immer »och von Frank reich geleistet, da Frankreich noch immer fürchtet, in der Nep«raiions- frage zu kürz zu kommen und weil Frankreich vor lauter finanziellen und wirtschaftlichen Sorgen kaum noch atmen kann. Bei aller Rücksicht auf Frankreich hat nun aber England doch offenbar er kannt, daß Deutschland und Rußland wichtige Konzessionen gemacht Werden müssen, wenn überhaupt auf der Konferenz etwas erreicht werden soll. Es ist da auch kurz vor Ostern ein Ereignis einge treten, welches für die Lage Deutschlands und Rußlands auf der Konferenz als günstig bezeichnet werden konn. England hat nämlich «uf der Konferenz neue Leitsätze überreicht, die von der alt unan tastbar betrachteten Denkschrift der Londoner Sachverständigen nicht unerheblich abweichen. Es ist natürlich jetzt noch nicht zu sagen, welchen Erfolg diese neuen B»rschläge Englands für die Lösung der großen wirtschaftlichen und finanziellen Fragen haben werden, jeden falls ist ab-r durch dar Einlenken Englands für Deutschland und auch für Rußland die Aussicht für eine Verständigung erleichtert. Deutschland wie Rußland fordern auch von der Konferenz eine wirkliche Abrüstung aller Völker, um die großen finanziellen Fragen leichter lösen zu können. Sehr charakteristisch für die Lage auf der Konferenz ist es auch, d«ß der schwedische Ministerpräsident Branting erklärt hat, daß die Abrüpungsfrage mit zu den wichtigsten Auf gaben der Könferenz gehöre, und d«ß Branting den Standpunkt Deutschlands und Rußlands billigt, da die Konferenz sich ausschließ lich mit wirtschaftlichen und finanziellen Fragen zu beschäftigen habe, so bestehe kein Anlaß, das Reparationsproblem und das Schuldpröblem nicht zu erörtern. Diese Konferenz müsse znr all mählichen Revision aller Fricdensvertr«ge einschließlich des Ver sailler Vertrages führen, und als eine Krönung des Werkes der Konferenz müsse die Revision der Reparationsbedingungen erfolgen Die Zulassung in die europäische Völkerfamilie sei der Wunsch der neutralen Völker. Die Anerkennung Rußlands müsse erfolgen, sie sei sür Eur»pa uud Rußl«nd notwendig. Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Oeffentlicher Bortrag.) Der Jnnungsausschuß Pulsnitz ladet olle Geschäftsleute, Handwerksmeister, sowie alle diejenigen, die sich zum Mittelstand bekennen, in seiner heutigen Anzeige zu einem im Ratskeller hier stattfindenden öffentlichen Vortrage ein. Das zur Besprechung stehende Thema, Steuerfragen, ist wohl für den Handwerker und Mittelstand wichtig genug, daß jeder Handwerker und Gewerbetreibende ihn besuchen wird, zumal es ja nur in seinem eigenen Interesse liegt. Auch nicht den Innungen angeschlossen« Geschäftsleute sind hier durch «ingeladen. Pulsnitz. (Die Commerz- und Privat- Ban! Aktiengesellschaft, Hamburg-Berlin) überläßt, wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich, ihre bisherigen Zweigstellen Pulsnitz und Kamenz mit Wirkung vom LS. April d. I. ab der Löbauer Bank, die die Geschäfte unter der Firma Filiale der Löbauer Bank, Kamenz, und Löbauer Bank Zweigstelle Pulsnitz, Pulsnitz, ganz in der seitherigen Weise fortführen wird. Dank der engen Beziehungen, die seit Jahren zwischen der Commerz, und Privat-Bank Aktien gesellschaft und der Löbauer Bank bestehen, war es letzterer möglich, durch die Uebernahme der Lommerz- und Privat Bank-Filialen in Pulsnitz und Kamenz ihr Arbeitsgebiet nach Westen auszudehnen und ab. zurunden, sodaß sich nunmehr d-r Wirkungskreis der Löbauer Bank auf die ganze sächsische und preußische Oberlausitz erstreckt, in welcher sie in allen größeren Plätzen mit insgesamt 19 Niederlassungen vertreten ist. Pulsnitz. jVerein für Volksbildung.) Die nächsten fünf Freitagabende spricht Dr. Baghahn, der Vorsitzende der Dresdner Volkshochschule, über das Thema: „Vom Absolutismus zur Räterepublik, eine Geschichte der Verfassungen im 16. Jahrhundert bis zur Jetztzeit" in der Schule, Zimmer 17, 2. Stock, von 8—10 Uhr. Eintritt 11 M, Einzelabend 2.S0 M. Mitglieder von Vereinen re bei Abnahme von min destens 10 Karten, nur 9 M (in der Lommerzbank). l Pulsnitz. Mütterberatung.) Die nächste Mütterberatungssprechstunde Pulsnitz findet Mittwoch, den 1S April 1922, nachmittags >/,4 Uhr im Rats- keller. 1 Treppe, statt. — (Pflanzt Ob st bäume!) Wo ein leerer Platz dein eigen, — Pflanze einen Obstbaum hin! — Er schützet dich mit seinen Zweigen, — Ist für die Kinder noch Gewinn; — Und schaffst schmückend überdies, — um dich herum ein Paradies! — (ZeitkartenfürEissnbahnfahrten.) Es verlautet, daß die Reichseisenbahnverwaltung Zeit- karten einzuführen beabsichtigt, die für das ganze Gebiet der Reichscisendahn aus die Dauer von SO, 45, und 60 Tagen gelten und für die erste, zweite, unS dritte Klasse aufgelegt werden sollen. Der Preis berechnung wird der regelrechte Tarifsatz für eine tägliche Fahrt »on 600 Kilometer zugrunde gelegt. Der Preis wird auf volle 100 Mark abgerundet. Die Karten gelten für alle Züge, mit Ausnahme der Er« preß und Luruszüge. — (Ein Pfund Kaffee 165—170 Mark.) Der Verein deutscher Kaffeegrotzhändler teilt mit, daß nach Inkrafttreten des Gesetzes über die Erhöhung von Höllen der Trundzoll auf Rohkaffee von 130 auf 160 Mk. der Doppelzentner steigt. Da das Gold- ausgeld aus 5600 Mk. erhöht ist, wird das Pfund Rohkaffee mit insgesamt 48 Mk. Zoll und gerösteter Kaffee mit 2d o. H. Rückverlust mit 60 Mk. Zoll belastet lein. Ein Pfund Kaffee wird dann im Klein« handel mit 165 bis 170 Mark kosten (Da wird die große Mehrheit von uns wie auf vieles andere künftig eben auch auf den Genuß von Bohnenkaffee verzichten müssen). — jAbkochen und Rauchen in Wäldern betreffend.) Aus landwirtschaftlichen Kreisen ist voriges Jahr wiederholt über die großen Schädigungen geklagt worden, di« das Abkochen im Walde entstehen. Mit Rücksicht auf diesen Uebelstand hat bereits das Finanzministerium für die Staatsforsten ein Verbot de» Abkochens durch Verordnung vom 2S. August 1S21 erlassen. Er wird darauf hingewiessn, daß nach §>386 Ziffer 6 deSlStrafgesetzbuchs und§ 31 Ziffer 3 des Forst- und Feldftrafgesetzes mit Geldstrafe bi» zu 600 Mark »der mit Haft bis zu zwei Woche» bestraft wird, «er an gefährlichen Stellen in Wälder» oder in Heiden oder in gefährlicher Nähe von Ge bäuden oder seuerfimgenden Sachen Feuer anzündet und wer im Walde oder in gefährlicher Nähe «ine« Waldes Heuer anzündet oder unbefugter Meise an gezündetes Feuer gehörig zu beaufsichtigen oder aus zulöschen unterläßt. — (Warum ist Ostern ein bewegliches Fest?) Alle Jahre am 25. Dezember feiern wir Weihnacht, und »wncher hat sich schon die Krage vorgclegt, warum nicht auch Ostern für das Osterfest und das »on ihm abhängige Pfingstfest ein festes Datu« besteht. Bekanntlich bestimmt man den Ostersonntag noch de» Lauf des Mondes und setzt Ostern für den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond an. Dieser wieder ist der erste Vollmond nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, er trifft frühestens «« 21. März und spätestens am 1». April ein. Warum aber das Osterfest auf diese Weise berechnet wird, ist genau nicht bekannt. Es geschieht schon seit 16 Jahrhunderten, sei) dem Konzil »»» Xicüa. Sehr viel Wahrscheinlichkeit hat die Erklärung für sich, »atz man anfangs das christliche Osterfest nicht mit dem jüdischen Passahfcst auf »enselbcn Tag fallen lasse» wollte. Diesen Zweck hat man freilich nicht ganz erreicht, denn z. B. 1>0t, 182» «nd zuletzt 1803 feierten Christen und Juden gemeinsam Ostern, jeder nach seiner Art. Das christliche Osterfest fällt nie vor de« 22. März und nie nach dem 25. Avril. Ein Osterfest am 22. März findet sehr selten statt. Es geschah dies zuletzt 1861 und 1»1«, seitdem nicht wieder, auch wird dieser früheste Ofiertcrmin im zan« zen 20. Jahrhundert nicht Vorkommen. Auf den spätesten Termin, den 25. April, fiel Ostern zuletzt 1885: dieser Termin wird sich erst 1945 wiederholen. Die Protestanten nahmen die jetzige Oster- berechnnng erst 1775 von den Katholiken an. Jedenfalls feier» »ir Ostern nicht lange mehr als bewegliches Fest, da schon seit lange« allerorten für eine Festlegung des Ostcrdatums gewirkt wird. Der Krieg hat leider die Verständigungs-Verhandlungen unterbrochen. — (Milchpreisregelung für die Zeit »»« 1S bis 3 0. April.) Die Prciskommisswn des Milchwirtschaft lichen Landesverbandes Sachsen e. B hat sich in ihrer am 11. April in Dresden adgehatteneu Sitzung mit Rücksicht auf die in letzter Zeit in Sachsen eingetretene außerordentliche Steigerung der Butteo- preise gezwungen gesehen, zwecks Sicherstellung der infolge der zunehmenden Verarbeitung der Milch zu Butter immer schlechter werdenden Frischmilchversorgung unserer Städte eine Erhöhung der zu den heute in Sachsen erzielten Butterpreisen nicht mehr i« richtigen Verhältnis stehenden, auf die weit niedrigeren Februar- und Märzfutterpreisc aufgebauten, jetzt geltenden Vollmilcherzeuger- preise rwrzunchmen. Diese sind für die Zeit vom 16.—30. April wie folgt festgesetzt uud dürfen nicht überschritten werden: Bei Lieferung sauber gewonnener, gut gereinigter und gekühlter Vollmilch 1. ab Stall M 4 80 f. d. Liter; 2. frei Verlade- bezw. Abgangs station, Molkerei oder Sammelstelle M 5.— f. d. Liter. Bei Lieferung von Vollmilch, die erst in der Sammelstelle gekühlt wird, frei Sammelstclle M 4.90 f. d. Liter. Bei von einer Landmolkerei erfolgter Lieferung molkereimäßig behandelter, in einwandfreier Be schaffenheit und mit iwrgeschriebcnem Fettgehalt cintreffender Voll milch frei Abgangsstation M 6.— f. d. Liter. Die Regelung der Kleinhandelspreise für Städte und ländliche Gemeinden erfolgt in gleicher Weise wie bisher. Anders lautende Preise oder Preis berechnungen haben nur Gültigkeit, wenn sic vom M. L. -t ge nehmigt und in dessen Namen bekanntgegeben werden. — (Sachsen für die Sommerzeit). Die sächsische Regierung wird sich, wie die preußische, sür die Wiedereinführung der Sommerzeit bet den Reichs instanzen einsetzen. In diesem Falle würde allerdings in Sachsen der Schulbeginn von 7 Uhr auf 8 Uhr früh verlegt werden. — (Mas die beiden neuen Feiertag« kosten), ergibt folgende einfache Rechnung: Sachsen hat 1'/, Millionen Lohn und Gehaltsempfänger. Legt man einmal als Durchschnitt ein tägliches Ein kommen von 100 M zugrunde, so ergibt das einen Ginkommensoerlujt von 360 Millionen Mark an den beiden sozialistischen Feierragen. Eine einfache Arbeiter wohnung zu bauen kostet heure 100060 M. Der