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Nummer 96. Montag, den 28. Juni 1S20 72. Jahrgang Amtlicher Teil. Frähkartoffelpreife. Wie im vergangenen Jahre werden auch diesmal die ersten Frühkartoffeln, d. h. die in Mistbeeten, Treibhäusern und gartenmäßigen Kulturen gezogenen Kartoffeln, von der Festsetzung eines einheitlichen Höchstpreises sowie von der öffentlichen BewirtsSastung bis zum »0 Juni 1920 ausgenommen bleiben. Dagegen werden vom 1. Juli ab die Frühkar toffeln wir bisher öffentlich bewirtschastet werden. Der Höchstpreis sür Frühkartoffeln aus der Ernte 1920 wird mit Genehmigung der Reichskartoffelstelle Mr den Freistaat Sachsen mit Gültigkeit sür den 1. Juli 1920 ab zunüchst aus SS M für den Zentner beim Berkaus durch den Erzeuger festgesetzt. Dresden, am 24. Juni 1920. Wirtschaftsministerin«, Landeslebensmittelamt. periode von sieben Wochen Dauer gefolgt ist. Hier und da wird sich sicherlich einmal ein regenloser Tag zwischen die anderen geschoben haben. Und doch halten Wetterreim und Bauernregel mit einer ge radezu beispiellosen Zähigkeit fest an dem Altherge» brachten, das sie um keinen Deut abändern und um« modeln möchten. Eine der Bauernregeln lautet: „Wenn die sieben Brüder erwachen, wird der Him mel «einen oder lachen Lacht er, kannst du sicher sein: Sieben Wochen Sonnenschein. Weint er, kannst du ruhig wetten: Nichts wird dich vor Stegen retten." — Wetterbericht vom 27. Juni.) Die Depression über den südlichen Teil Nordeuropas verändert ihre Lage nur sehr langsam, sie veranlaßt in ihrer Nähe ganz gewaltige Niederschläge (in Hel- singfors 60 «m). Durch Teiltief hat sie auch in Deutsch land RegenfSIIe hervorgerufen, die sich allerdings in mäßigeren Grenzen hielten. Das „Hoch" ist nach dem SV. Europas zurückgsdrängt. Von k4V. nach folgende weitere Störungen werden nach kurzer Pause Fortsetzung unbeständigen Wetters veranlassen. — Von der Handelskammer Zittau geht uns folgender Bericht zu: In der Sitzung des Reichsrats vom 17. Juni 1920 wurden die 11 vom Reichsrat zu ernennenden Mitglieder des vorbereitenden Reichs wirtschaftsrats gewählt, die bereits in der Presse be kannt gegeben worden sind. Dabei kam zur Sprache) daß die Befürchtungen, welche der Reichsrat bei der Vorbereitung des Gesetzes über den vorbereitenden Reichswirtschaftsrat geäußert hatte, daß «ämlich eine zu starke Zentralisation in Berlin eintreten werde) sich leider in vollstem Maße bewahrheitet hätte. Von den durch die verschiedenen Fachverbände und ande« ren Korporationen benannten 293 Mitgliedern ent fallen auf Preußen 212 uud von diesen wiederum 118 auf Berlin allein, während das ganze übrige Deutschland nur mit 81 Sitzen beteiligt ist. Es zeigt sich, wie recht der Neichsrat darin hatte, eine Ver stärkung der territorialen Sitze zu fordern, eine For derung, die leider an dem Widerstand der Neichsre- gierung und des VI. Ausschusses der Nationalversamm lung gescheitert ist. Es muß mit Bedauern festgrstellt werden, daß auf der einen Seite die gesamte Bevöl kerung stets darüber klagt, daß eine zu starke Zen tralisation in Berlin stattfindet und daß trotzdem) wenn es sich darum handelt, die nötigen organisato rischen Maßnahmen zur Verhinderung dieses Prozesses zu treffen, die Volksvertretung stets ihre Mitwirkung versagt. Es muß unbedingt gefordert werden, daß für den endgültigen Neichswirtschaftsrat eine ausrei chende territoriale Vertretung vorgesehen wird, damit nicht wieder ein solches Mißverhältnis i« der Vertre tung der einzelnen Teile des Reiches eintritt und auch den einzelnen Ländern, besonders Süddeutschland eine ausreichende Vertretung gesichert wird. (Sachsen» Vertretung im Reich»- Wirtschaft»»«».) Wie un» au» Dre»den gemeldet wir-, ist der Vorfitzend« de» Verbände» Sächsischer Industrieller, Fabrikbesitzer Otto Mora» (Zittau), al» Vertreter der sächsischen Industrie in den vorläufigen R«ichrwtr1schast»rat berufe» worden. — (Eine Streikhetze unverantwort licher radikaler Elemente) ist augenblicklich unter der Arbeiterschaft, teils offen und teils geheim, «egen des zehnprozentigen Steuerabzuges vom Lohn im Gang«. Von den Zentralinstanzen der deutschen Das Wichtigste. Die Diäten der Reichsta»sabgeordneten sollen von monat lich 1000 auf 1S0* Mark erhöht werden. Das jgeraubte Deutsch - Ostasrika soll in Zukunft Kenia- Kolonien hritzen. Deutsche für die Fremdenlegion. Fast alltäglich kommen durch Metz Transporte junger Deutschen an, die sich für die Fremdenlegion anwcrben ließen. Sie reisen unter militärischer Begleitung und werden nach Algier zu den Stommregimentern befördert. Ein Drrband deutsch - brasilianischer Firmen ist in Rio de Janeiro gegründet worden. Sein Zweck ist die Förde rung der deutschen Handelsintercssen in Brasilien. Das Heeresbudget heravzusetzen, wurde mit großer Mehr heit vom englischen Unterhaus abgetehnt I Sehr bezeichnend! Erneute Verschlimmerung im Befinden der Kaiserin. Ent gegen anderslautenden Nachrichten hat sich der Zustand der deutschen Kaiserin erheblich verschlechtert, sodaß der deutsche Kronprinz von Wterungen eingelroffen ist. Die polnische Regierungskrise ist vorläufig gelöst, es wurde ein fachmännisch parteiloses Kabinett unter dem Präsi denten Grabskis gebildet. Der Lohnabzug. Don unserem Berliner Vertreter wird uns geschrieben: Das deutsche Volk soll mit schweren Steuern belastet werden. Beschlossen sind sie Doch weiß heute eigentlich noch niemand, was der Staat von ihm fordert. Wenige werden sich Mühe gemacht haben, zu errechnen, wa» sie zu leisten haben, und tatsäch lich sind die Berechnungen auch so umständlich, daß sich nur Sachverständige an des Rätsels Lösung machen können. Heißt es doch, selbst die Steuerbehörden hätten noch nicht einmal die genügenden Vorschrif ten, um arbeiten zu können. Niemand hat bisher eine Steuereinschätzung erhalten, obwohl das Steuer jahr bereits begonnen. Nur die Angestellten sollen es sich grfallen lassen, zehn Prozent ihres Lohnes herzugeben, damit für ihrs späteren Steuerleistungen Deckung vorhanden ist. Beschlossen wurde dieses von dem Reichstag und der Regierung, wo die angeb lichen Arbeitecfreunde, die Mehrheitssozialisten den Ausschlag gaben, die Bestimmung hatten. Es ist be greiflich, wenn sich in den Kreisen der Angestellten heute nur eine Stimme erhebt, die Stimme der Empörung gegen diese Maßnahme, dis vom Ange- stellten Vorschüsse fordert. Jeder, der sein Geld mühe voll verdient, soll dem Erzbergerschen Steuerfiskus ein Darlehen gewähren, soll teilweise sich mehr vom Lohn kürzen lassen, als er tatsächlich einmal an das Reich zahlen muß Diese Bestimmung scheinen dis Regierungsparteien seinerzeit ebensowenig überlegt und in ihrer Tragweite gewürdigt zu haben, wie andere Maßnahmen, die stillschweigend wieder ver- schwanden, unausgeführt blieben. Heute, da dieser Steuerabzug die Empörung der Masse hervorrult, da die ehemaligen Regierungsparteien einsehen, daß sie mit dieser Bestimmung wenig Gutes angerichtet haben, wissen sie nicht, wie sie, nicht mehr an der Macht, ihr Verschulden gutmachen können. Ohne weiteres, ohne lange zu fragen, können si« heute nicht mehr Erlasse auf Erlasse herausschicken. Andere Männer, eine andere Mehrheit gebietet. Deshalb hört sich ihre Entschuldigung recht wehleidig an. Ihre Versuche, ihr Verhalten zu rechtfertigen, mißlingt ihnen ge- wöhnlich. Und die Unabhängigen verstehen es, auch aus dieser weisen Maßnahme der Regierung und Mehrheit von früher, ihren Vorteil zu ziehen verittche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Auszeichnung.) Herrn verlorst- rat Schreie», »ohr-haft kei Herrn RechtSanwalt Keßlsr, hier, wurde vom Vorstände -cs LandssobstSauverrin» für Sachsen in Anerkennung seiner Verdienst« um den vbstvau - Verein Gchwar-enörrg, dessen LorstondSmit- glild er viele Fahre war, da» Ehrendtplom verliehen. P»l»aitz. (Siebenschläfertag war ges tern.) Wohl kaum ein zweiter Tag des Jahres wird mit gemischteren Gefühlen erwartet, als der 27. Juni, der Siebenschläfertag. Ler alte Aberglaube an seine Wirkungen wurzelt eben noch recht tief im deutschen Volke Landmann und Städter schauen fragend nach dem Himmel, den er bringt, denn schon von dem leisesten Tropfen Regen erwartet man die denkbar übelsten Folgen. Und gestern, am Sieben- schläfertag regnete es unaufhaltsam. Es wird aber wohl kaum jemals vorgekommen sein, daß auf einen verrsgnsto virbenschläfertag ein» unaufhörliche Regin Freilich sehen es auch die übrigen Parteien ein, daß hier Abhilfe geschaffen werden muß. Es liegen heute bareitS Anträge der Deutschnatiovalen, der Deutschen Volkspartei und des Zentrums vor. Und wohl der Not gehorchend, erstaunt, daß ihre Beschlüsse so wenig Verständnis finden, appellieren jetzt auch die beschließenden Parteien von früher, die Demokraten und Mehrheitssozialisten an den Reichstag, er möge andere Beschlüsse hinsichtlich des beschlossenen Steuer abzuges treffen. Der Reichstag wird also diese Steuer- frag« noch einmal durchberaten müssen. Und er wird sicherlich das ganze Steuerprogramm, daß die Mehr heit von gestern, unter Kettung des Herrn Mathias Erzberger beschloß, einer genauen Prüfung unter- ziehen Dis Steuerwirtschaft, wie sie von Laien ge schaffen wurde, bedarf gründlicher Durchsicht, gründ sicher Umarbeit Wir werden gewiß eine ganz andere Steuerbasis erhalten Wenn auch feststeht, daß mir viel Steuern zahlen müssen, um die ungeheure Unter bilanz, die der Krieg und sodann hauptsächlich dis Revolutionswirtschaft heroorgerufen, auszugleichsn, so ist doch anzunehmen, daß man andere Steuer, grundsätzs finden wird, bestrebt ist, die Steuern nicht so drückend zu gestalten, wie es bisher geschah. Es ist ein Nonses, wie man bisher den Bürger zu schröpfen suchte, ihm einfach aufgab, dem Reich Där- lehne zu geben, ohne Sicherheit und Gegenleistung. Denken wir z. B. an das Telephondarlehn, das Herr Giesberts erhalten soll. Man sprach immer von Ge rechtigkeit. dis man bei der Neubesteuerung als Grund satz aufstellte, und wurde ungerecht, wie es der Deutsch» bisher nicht kannte, man wurda rigoros, erdrosite oder suchte zu erdrosseln, was sich mühsam aus dem Kriegs- oder Revolutionswucher ehrsam gerettet hatte. Da jetzt ein« anders Mehrheitsbtldung im Reichstage möglich ist, so läßt sich erhoffen, daß viel« Fehler, dis in steuerlicher Hinsicht gemacht wurden, wieder bewogen werden können. Wie wir hören, beabsich. tigt man sogar, die Hand an die Einheitssteuer, die Herr Erzberger geschaffen hat, zu legen, und hier zum Wohle des Volkes, die Laienarbeit des Wage, mütigen, den keine Skrupel drückten, zu verbessern. Aus der Empörung gegen den Steuerabzug bei den Angestellten, wird sich eine Reform der ganzen Steuergesetzgebung notwendig erweisen. Und sis wird und mutz durchgeführt werden. ke?nsp?ecliel' v?. iS Velegr.-üdi'.: wöctienblall Pulsnik WkWMMM M zeilm pulMitzerMchendlatt IML) M Zeilenmeffer 14) I KL 8 N AmtshauptmM FAlMSv bezirk 60 Pf. Au / LMLL 1-80. Rekl. M1.! Zeitraubender und t mtl. Zeile M 2.40, 2.10 und .80 Bei Wiederhlg. Rabatt. Uniknitz umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obcrsteina, Niedersteina e-UtVMy Weißbach, Ober- uud Niederlichtenau, Friedensdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein - Dittmannsdorf 265. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. kursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall v- Preisnachl. in Anrechnung. de« Amtsgericht», des Stadtrate» z« Pulsnitz «ad der Gemeindeämter des Bezirks. Postscheck - Konto Leipzig 24127. — Gemeinde - Gir» - Konto 146. 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