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ALorLer WsehenUM. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. SSchs., bei Beziehung des Blattes durch Botcnqclegcnhcit 12 Gr. SLchs. 40. Erscheint jeden Donnerstag. 3. 1839. Zum Geburtstage. Gerade fünf Jahre sind es nunmehr, daß unser Blättchen an das Licht der Welt trat. Gute und böse Schicksale hat es seitdem erfahren, heitere und trübe Lage sah eS über sich aufgehen. Ziemt es jedem sorg samen Hausvater, von Zeit zu Zeit in seinem Haus wesen nachzusehen, ob es vorwärts gekommen oder Rückschritte gcthan; ruht jeder Wanderer nach einer längeren oder kürzeren Frist von seinen Wanderungen einmal aus, um zurückzublicken in die durchwanderten Fluren und das Gesehene sich wieder zu vergegenwär tigen: so kann es, wie wir meinen, nach einem halben Jahrzehent, nicht unpassend sein, wenn auch wir ein mal unsere Rechnung abschließen, oder einen Augenblick wusruhen. um das Vergangene uns wieder in das Gedächtniß zurückzurufcn. Gute und böse Schicksale hat es erfahren, das „Adorser Wochenblatt." Lassen wir die bösen vorerst an unseren Blicken vorüberziehen, damit wir dann die guten desto ungestörter noch einmal genießen können. Wo wäre der Mensch, der allen Leuten recht zu thun vermöchte? Keiner kann es, am wenigsten der Redak- tör einer Zeitschrift. Das haben auch wir hinlänglich zu erfahren Gelegenheit gehabt. Won politischen Par teien ist dermalen noch nicht die Rede, wir meinen die Leute so durch einander. Da haben sich denn nun im mer verschiedenartige Bemerkungen vernehmen lassen; in andern öffentlichen Blättern, in Zuschriften, münd lich; gut gemeinte und gehässige; richtige und schiefe. Den Einen war es nicht recht, wenn wir scherzten; die Andern verdrießt es wieder, daß wir zu ernste Worte reden. Die Politiker tadeln es, wenn wir mitunter auf dem großen Felde des „Gemeinnützlichen^ine Frucht brechen; die Nicht - Politiker, wir möchten sagen: die Gleichgültigen, politisch-Unmündigen, möchten vielleicht lieber gar Kalenderanekdoten und Liebesgeschichten. Der Eine will mehr, als wir geben können; der Andere wirft uns vor, daß wir den Kreis unserer Bettach tungen zu weit ziehen, er will, wir sollen nicht ver gessen, daß wir nür ein Lokalblatt schreiben (siehe 35 der „Ameise" v. Jahre 1836). Der Einhei mische möchte mehr Einheimisches, der Auswärtige mehr Allgemeines. Vernimmt man diese Stimmen alle auf einmal, weiß man für wahr nicht, ob und welcher man zuerst Gehör schenken soll. Dann wird es wahr, was Ludwig Robert singt: „DaS Publikum, bas ist ein Mann, Der Alles weiß und gar nichts kann. Das Publikum, das ist ein Weib, DaS nichts verlangt als Zeitvertreib. DaS Publikum, das ist ein Kind, Heul' so und morgen so gesinnt. Das Publikum ist eine Magd, Die stets ob ihrer Herrschaft klagt. DaS Publikum, das ist ein Knecht, Der, was sein Herr thut, findet recht. Das Publikum find alle Leut', Drum ist eS dumm und auch gescheidt. Ich hoff-, dies nimmt keiner krumm. Denn Einer ist kein Publikum."