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Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von dcr Post 16 Gr. Sacks., bei Beziehung des Blattes durch Botcngclegcnbcit 12 Gr. Sachs. 41 Erscheint jeden Donnerstag. 10. Oktober 1830. Muffen wir uns vor dem nordischen NLesenreiche in der That so fürchten, als es Viele thun? Diese Frage beantwortete vor Kurzem ein Aufsatz der „allgemeinen (Augsburger) Zeitung," und da die selbe für uns Teutsche ernst und wichtig genug ist, um in allen Kreisen des teutschen Vaterlandes besprochen und erwogen zu werden; so stehen wir nicht an, hierzu das Unsrige beizutragen und in die Spalten unseres Blattes einen Auszug aus jenem Artikel aufzunehmen. Dcr Verfasser dieses Letzteren widerlegt erst einen frü heren Aussatz der „allgemeinen Zeitung" von einem Russenfreundc, dcr sich darzuthun bemüht hatte, daß Rußland gleichsam ein Recht habe, uns vollends zu ver schlingen, und fahrt dann also fort: „Noch haben wir von dcr Sorge und der Furcht vor der beginnenden oder begonnenen slavischen Ucbermacht zu sprechen, die den Osten und den Abend in gleicher Weise bedrohen und dem Weltregimente entgcgenreifen soll. Wir sind keineswegs gemeint, die Realität russischer Streitkräfte und die Gewandtheit seiner Diplomatie in Zweifel zu stellen: diese hat am meisten und besten die Bestimmung von Rußland verstanden, sich aus dem Eigenthum aller europäischen Länder zu ergänzen, und zeigt sogar vor herrschend neben den russischen, teutsche, französische, selbst italienische und griechische Namen; doch daran hat man noch nicht genug: wo es sich von einem Angriffs kriege handelt, ist Rußland — Zcugniß die letzten tür kischen und polnischen Feldzüge — keiner Macht vom ersten Range furchtbar, und einem Bündnisse mit einer andern, z. B. mit Frankreich, würde bald ein anderes mit England entgegenstehen. Man eröffnet darum die Aussicht auf eine Vereinigung aller Slaven, und spricht von einer innern Sympathie, durch welche dieselbe vor bereitet und bald erleichtert werden werde. Es ist na türlich, daß, nachdem die Macht einer slavischen Na tion sich so hoch gehoben, wie Rußland, ihr die Mei nung und die Neigung der stammverwandten Völker zufliegt, welche sich durch jene Verwandtschaft geehrt und in sich sofort den Wunsch fühlen, in jene Einheit der Ehre und Macht ausgenommen zu werden, oder al lein dem Antriebe zu folgen, der von ihrem Mittel punkte aus gegeben wird. Dazu kommt die Sympa thie der zwar durch Abstammung verschiedenen, aber durch die Gemeinsamkeit des Cultus mit Rußland ver bundenen christlichen Einwohner des Orients, vorzüglich der Türkei, und während die slavische Bevölkerung der germanischen Reiche auf den russischen Monarchen als aus ihren nationalen Chef hinblickt, und sein Bild niß bis in die letzten Hütten herab verbreitet und hegt, werden von den christlichen durch den Koran bis jetzt unterdrückten Völker die Russen als Glaubensbrüder, und wird der Monarch derselben als das Oberhaupt ihrer Kirche, darum aber als ihr wahrer legitimer Oberherr betrachtet, gegenüber von welchem der Sul tan eine nur usurpirte Macht über sie mit dem Schwert behauptet, dessen Stärke von Stambul gewichen und an Moskau übergegangen ist. Das alles bildet aller dings einen ernsten Zustand der öffentlichen Dinge in dem Augenblicke, wo der statu» stuo in der Türkei, mit diesem aber der europäische durch die fortwaltenden