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— —!<>!—D)»»L —, "5 ' ! ,.-. . -V, 1.7 ' '.' - ..- . - . 7 ^,1 .li ' . Mittheilungen über örtliche und vaterlandi'sche Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bc! Bestellung von der Post IS Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengclegenheit 12 Gr. Sächs. 45. Erscheint jeden Donnerstag. 7. 1839. Verfaffungsgeist. r Es ist eine eigene und eben nicht trostreiche Bemer kung, daß unsere Verfassung so wenig noch ins wirk liche Leben cingedrungen ist, sich mit dem Safte und Blute, des Volks so wenig noch vermischt hat, und dennoch ist es unlaugbare Lhatsache! Ditz junge, an sich schon spärlich ausgestreute Saat hat Wilweise mit einem sehr ungünstigen Boden zu kämpfen. Felsig, steinig, sandschichtig und flach ist ein großer Theil des selben, die böswilligen Gegner, die getäuschten San guiniker und die gleichgültige Unwissenheit bilden die bei weitem größte Mehrzahl, und nur hie und da vereinzelt erblickt man kleine Oasen in aufschossender Fülle, ein erfreulicher Gegensatz der sie umgebenden Wüste! — Al lein sollte die geringe Empfänglichkeit eines großen Theils des Volks für Constitutionalismus ein wirkliches Hin derniß, eine unbesiegbare Schwierigkeit sein? — Schwei gen wir von den Gegnern! Widerstand erzeugt Kraft durch fortgesetzte Uebung, und seiner Zeit wird unsere Verfassung uns wohl auch noch die Mittel bieten „Fel sen zu sprengen." Aber Diejenigen der Verfassung zu zuwenden, welche von ihr zu Viel oder zu Plötzliches verlangten, welche ihr eigenes Interesse zu ungerechten Wünschen Hinriß, denen nicht gewillfahrt werden konnte, und Allen, denen es Noth thut, eine Leuchte anzuzün den, das ist die unerläßlichste Aufgabe der Zeit. Frei lich mag es nicht nach Jedes Geschmacke sein, das po litische ABC zu tractiren, aber nothwendig ist es, da mit die Classen wenigstens einigermaßen mit sortschrei- ten, denen es an einer geregelten Verstandesübung und an der allgemeinsten Bildung gebricht. Wie oft muß man, sogar von sogenannten Gebildeten, Redensarten wie: „Womit sind wir denn gebessert? Schlimmer ist es geworden;" oder „die hochgepriesene Freiheit hat uns Alle nur mehr eingeschränkt!" jetzt noch hören. Hier auf das wesentlich Gewonnene ausmerksam zu machen, ist Jedes Pflicht. Wir haben statt der Willkühr das Gesetz, eine geregelte Gemeindeordnung in Stadt und Land, ziemlich freie Verwaltung der Ge meindeangelegenherten, und eine Volksvertretung. Hätten wir weiter Nichts als dieß, es lägen darin we nigstens die Mittel Mehr zu erlangen, wenn sie ordent lich benutzt werden. Daß man sie aber nicht möglichst ausbeutet, beweist, daß ihre Wichtigkeit noch nicht er kannt ist. Welches hochwichtige Institut ist das der Volksvertretung, von welch unberechenbaren Folgen kann die Wahl eines Volksdeputirten werden! Und dennoch, welche Wahlen sind schon zu Tage gefördert worden! Welche Volksvertreter hatten wir theilwcise noch in der letzten Zeit aus der Urne wachsen sehen! Schon bei der Wahl der Wahlmänner zeigt sich meist eine Gleichgül tigkeit, welche, nachdem 10 Gevattern und Vettern aus der Wahlliste zum Einträgen herausgesucht worden sind, sich erlaubt, die übrige fehlende Anzahl durch Abschrei ben der fortlaufenden Nummer zu ergänzen. Man con- trolire einmal auf diese Weise die Stimmzettel, und man wird finden, daß aus diesem Grunde der unver- hältnißmäßig größere Theil der Gewählten aus der er sten Hälfte des Alphabets entlehnt ist. Schlimmer noch ist es bei der darauf veranstalteten Wahl der Deputir- »ten selbst. Jeder Stimmende hat vor Abgabe seine