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Mittheil nu gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botcngclcgenheit 12 Gr. Sachs. Erscheint jeden Donnerstag. 24. 18^9 Kirchen- und Schulwesen betr.') Wie viel wird nicht immer über Verbesserung des Kirchengcsanges geschrieben und gesprochen! Und es ist wahr, Ursache, über die Schlechtigkeit desselben zu kla gen, ach, sie findet sich nur allzugewiß noch hie und da. Darum erneuern sich auch in unsern Zeitschriften und literarischen Blättern von Zeit zu Zeit Vorschläge, die aus diese Verbesserung abzwecken. Die Einen er warten das Heil von der gänzlichen Abschaffung der Zwischenspiele beim Choral, die Ändern von der Ver minderung der Änzahl der Melodieen, noch Andere von der Abkürzung der Verse und Strophen. Und so Piel auch alle diese Vorschläge Gutes an sich haben können, so blcibt's doch ihnen und dem fortwährenden Erscheinen von neuen Choralbüchcrn, Vorspielen und Gesanglehrcn zum Trotz mit dem Gesänge der Gemeinde und, was noch mehr sagen will, selbst der meisten Singchöre, zu mal in kleineren Orten, größtentheils — beim Alten. Da hört man hier einen Diskantistcn seine Kraft im Schreien üben, dort einmal einen Misten durchschreien, daß Einem Hören und Sehen vergehen möchte. Das Alles nun würde gewiß nicht so häufig, nicht in diesem Grade vorhanden sein, wenn bei der Besetzung der mit der Leitung der Chöre oder sonstigem Chordienst verbun denen Schulstellen mit mehr Zweckmäßigkeit zu Werke *) Obigen Aufsatz, der unter der »Überschrift „Ansichten und Vorschläge zuerst in 6« des „Schul - und Eforalboten von diesem Jahre abgedruckt erschien, wünscht der Herr Ver fasser auch in unser Blatt ausgenommen zu sehen, um, was er durch den „Schul - und Eforalboten" nicht erreicht zu haben glaubt, demselben auch im Voigtlande, und zumal auch unter Nicht-Kirchen - und Schulmännern, eine größere Verbreitung zu verschaffen. Da der Gegenstand, welcher darin besprochen wird, dem Gemeinwesen nicht fremd, überhaupt nicht ohne allgemeines Interesse ist, so tragen wir kein Be denken, der Bitte um Aufnahme zu willfahren, ohne dadurch aber ein Urtheil über die Sache selbst auszusprechen. D. Redakzion. gegangen würde. Aber man höre nur, wie gewöhnlich von den besetzenden Behörden und selbst mitunter von manchen Geistlichen hier geurtheilt wird! „Wir müssen auf einen guten Schulmann sehen! , Dieser thut uns Noth!" Heißt es da gewöhnlich. Und so erscheint der Kirchendienst beinahe als ein Gegen stand, dein man nur darum noch einige Rücksicht gönnt, weil er sich nicht wegbringen läßt. Aus der An- j zahl der Bewerber sucht man nach abgehaltenen Pro ben nicht etwa den zu wählen, den man sür die Kirche, sondern den man für die Schule am Brauchbarsten ge sunden zu haben meint. Unter diesen Umständen sollte man sich nun freilich nicht wundern, wenn es mit Kir chenmusik ui^ Kirchengesang in manchen Orten nicht vorwärts gehen will. Man glaubt einmal von der Schule Alles, von der Kirche wenig mehr erwar ten zu dürfen. Daher können wir denn auch schon, wenn wir Lust haben, zu sehen, noch Cantoren finden, die nicht fingen, und Organisten, die nichts Zweckmäßi ges und Erbauliches spielen können. Diese Leute kön nen achtungwerthe Menschen und die tüchtigsten und verdienstvollsten Schulmänner sein. Aber so lange in Bezug auf Chor und Kirche ihre Zahl sich nicht ver mindert, rede man doch ja nicht länger von Empor- bringunß des Kirchengesanges im Allgemeinen! So lange die Frage: ob ver neue Chordirigcnt auch vor al len Dingen innern Berus (weit gefehlt, wo er fehlt!) zu seinem Fache, hinlängliche musikalische Vorbildung, Geschmack, Direktiongabe und kirchlichen Sinn besitze, der nicht durch rasches Tempo, Schmettern und Toben bei Kirchenmusiken, sowie durch Aufführung von Ou vertüren und Sinfonien in den Nachmitta^gottesdiensten hoher Feste das Theater in die Kirche tragt; so lange die wichtige Frage nach diesem Allen den Herren Colla toren wenig Sorge macht; höre man doch ja auf, im mer und immer zu wollen, was auf diese Weise gar j nicht zu erreichen möglich ist. Man fühlt die Wichtig-