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A-orker Wochenblatt. Mittheil un gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Prci« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 gr. SLchs., bei Beziehung de« Blatte« durch Botenacleaenbelt 12 Gr. SLchs. 39. Erscheint jeden Donnerstag. 26. Sept. 1839. Ein Wort nebenbei. (Die Landtagswahlen betreffend.) (Eingesendet.) Die Blicke der Voigtländischen Politiker sind jetzt auf Plauen gerichtet, in dessen Wahlbezirk wieder, zum dritten Male, ein städtischer Abgeordneter ge wählt wird. Es kann nicht die Absicht dieser Zeilen sein, die Wähler der Kreisstadt auf ihre Pflichten aufmerksam machen, ihnen guten Rath ertheilen oder unbefugt drein reden zu wollen. Jede Wahl ist aber an sich ein zu öffentlich - interessantes Ercigniß, Plauen selbst liegt unS zu nahe, ist uns mit seinen freundlichen, beständigen und gebildeten Einwohnern zu lieb, und endlich, geradezu gestanden, dünkt sich unser Wochenblatt zu viel, als daß es diese köstliche Gelegenheit vorbeilassen sollte, in etzlichen begeisterten Rcdrnsarten loszubrechen. Das Doigtland hat das Verdienst, gleich der ersten Standcversammlung die beiden einzigen Männer der Opposition in den Personen Haußners und Rich ters zugcsandt zu haben. Plauen und Zwickau zeig ten sich damals zuerst als Landschaften, welche wuß ten, was sie wollten. Kann man von Jemand, so kann man von den Städten eine gute Wahl er warten. In ihnen ist die meiste Bildung, und sie sind von Standes - oder Seändevorurthcilcn am frei sten, wenigstens freier, als die Ritterschaften und Bauern. Nichts kestowcniger hatten nur die genann ten beiden Städte begriffen, daß und wie man Opposi tion machen müsse, *) denn die meisten ardern städti schen Deputieren, obschon ihnen sonstige Ehrrnwrrth- hcit nicht abgesprochen werden soll, schienen mehr Im Geiste der Regierung, als in dem des Volks ernannt zu sein. Haußner mindestens, der gerade, offne, furchtlose Mann des Bürgers, dessen Kern wie Schale den frcigeborncn Sohn des VoigtlandeS ausspricht, der sich freilich nicht mit zarten Hindeutungen, feinen Anspielungen begnügt, sondern schlecht und unrecht nennt, was schlecht und unrecht ist, hielt redlichen Widerpart und zu Richtern, so lange er wußte und konnte. Nur leider waren und blieben sie die zwei verlassenen Aufsteher der hohen Kammer! — Man kennt die Geschichte unserer Opposition. Haußner schied aus, weil ihn das Loos traf, und Richter, der, was ihm sonst Immer gebrechen mochte, als Redactör der „Biene" um Sachsen geschichtliche Ver dienste hat, blieb, ein guter Soldat, auf dem Platze und zahlte seinen Muth in Vertretung der Volks- rechte mit seinem häuslichen Glücke. Noch seh' ich ihn, den frühsten Opponenten Sachsens, den Hebel der öffentlichen Meinung von 1831, den Verfechter der Bauern gegen Rittergüter und Patrlmonialjustiz, ') Unsere Theorie von der Nothwendigkcit des Widerstandet zu entwickeln, würde hier zu weit abführen; genug, wir hallen die Opposition in der Kammer für unumgänglich; nicht Opposition aus Abneigung gegen die Regierung: Gott bewahre! Wir haben gegenwärtig in Sachsen eine geachtete und achtbare Regierung, aber Opposition au« Frcisinnigkeit, Männlichkeit und Klugheit. Anmerkung de- Einsenders.