Volltext Seite (XML)
A-orker Wochenblatt. Mittheklungen über Srkliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. 0 Erschein, „d-n D°im«stag. 28. Februar 1839. Geschichtliche Rückblicke mit Kreuz- und Quergebanken in Bezug auf die Steuern. Wenn Montesquieu (In seinem bekannten Werke: über den Geist der Gesetze) sagt: „Jur Bestimmung '„keiner Sache wird mehr Weisheit und Klugheit er fordert, als zur Bestimmung des Theils, den man „der Nazion nimmt, und des Theils, den man ihr „laßt;" so hat er darin vollkommen Recht. Steuern aufzulcgen, ist freilich an sich keine Kunst, aber solche Steuern aufzulcgen, die geeignet sind, die Bedürf nisse des Staatshaushaltes vollständig zu decken, und dennoch den. einzelnen Staatsbürger nicht allzuhart belasten, ist zu allen Zeiten für eine schwierige Auf-' gäbe gehalten worden. Gewissenlose Fürsten und Regierungen freilich fragen nach dem Letzteren nie. Ihnen gilt cs als Hauptsache, daß nur recht viel einkommt, damit recht viel verwendet werden kann. Ob dadurch der einzelne Landesbcwohner gedrückt und einer allmahligcn Verarmung Preis gegeben, ob der allgemeine Wohlstand untergraben und dem Volke der Nerv alles sozialen Glückes und aller Behaglich keit entzogen wird, Ist Ncbcnwcrk. Die besten Finanz- Minister waren daher immer diejenigen, welche in Erfindung neuer und beträchtlicher Abgaben am Ge schicktesten waren, und die alte und neue Geschichte giebt unzählige Belege von solchen Plusmachern, die, wie Blutigcl, am Marke der Nazlonen zehrten, Mit Beispielen aus der neuen Geschichte, können wir uns hier nicht befassen, weil wir nicht wissen, gegen wie viele Artikel des neuen Sächsischen Kri- mlnalgesxtzbuchcs wir dadurch sündigen und In wie weit wir dem Zuchthausc verfallen, was wir denn doch gern vermeiden möchten. Aber aus dcr älteren Zeit einige Belege zu geben, kann schwerlich für ein Verbrechen gelten. Ausgezeichnet waren in der Er findung neuer Steuern und in drückenden Finanz- vpcrazionen überhaupt besonders die alten römischen Kaiscr. So legte Einer dieser verschwenderischen Szepterträger eine Steuer auf den Rauch; rin An derer auf den Schatten der Bäume; ein Dritter auf Begräbnißgebräuche; ein Vierter auf jede Säule, die man an einem Hause hatte; ein Fünfter auf jeden Dachziegel eines Hauses. Der Kaiser Vespasian legte sogar eine Tare auf den Urin, weil er gebraucht wurde, eine Pflanze, Namens Orseille, die vor Er findung dcr Kochenille zum Färben benutzt ward, in Fäulniß zu bringen. — Nun raffinirter, sollte man denken, könnte kaum Jemand sein, um eine neue Ab gabe zu ersinnen. ' Fern sei eS von uns, diese Art der Flnanz- opcrazion auch der neueren Icit Schuld zu geben. Aber läugnen wird Niemand, daß cs auch in unserem (sogenannten) aufgeklärten Jahrhundert an Abgaben aller Art nicht fchlt) und haben auch die Namen mitunter gewechselt, die Last Ist, wenn sie nicht gar erhöht wordcn Ist, im Grunde wenigstens dieselbe geblieben. Haben wir auch keine Steuern auf den Rauch, Damr.schatten und Urin, wie unter den rö mischen Kaisern, so giebt cs dagcgcn so vielt andere Gegenstände, die einer Besteuerung unterworfen sind, daß man fürwahr nicht gehen, nicht sitzen, nicht