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Pulsnitzer Zayeblatt lutprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Pvsrscheck-Konto Dresden L138. 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Bis h-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleiche» Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. Des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtebezirks: PulSnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstcina, Niederstem-:, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraßc Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. FörsterS Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 276 Donnerstag, den 27. November 1936 82. Jahrgang Amtlicher Teil ViehzLhlung Nach einer Verordnung des Wirtschastsministeriums vom 6. November 1930 hat am 1. Dezember 1S3V eine Viehzählung üattzufinden, die sich aus Pferde, Maultiere, Maulesel, Esel, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Federvieh, Kaninchen und Bienenstöcke zu erstrecken hat und von städtischen Poltzetbeamten oorgenommen wird. Wer vorsätzlich eine Anzeige, zu der er auf Grund dieser V. O aufgefordert wird, nicht erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit den in 8 4 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 30. 1.1917 (RGBl S. 81) angedrohten Strafen veftrast. Vulsnttz, den 27. November 1930. Der Stadtrat. Freitag, den 28 November 183V, nachmittags 3 Uhr, sollen in Lichtenberg, Sam» »"»" d« Bl«--. I Friitzm-sch,»- meistbietend gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. Pulsnitz, am 27 Noo. 1930. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg Schuldig find die mißhandelten Deutschen! Höhnische Erklärung des polnischen Außenminister» Das polnische Außenministerium tut das seinige, um den Konflikt mit Deutschland zu verschärfen: es veröffentlicht zu den blutigen Ausschreitungen gegen die Deutschen eine „Erklärung", die nichts anderes ist als eine neue Herausforderung. Es ist da die Rede von der von den polnischen Behörden getroffenen „Wahlsicherung". „Nur in einigen Orten" sei die Ruhe „infolge allzu eifriger Wahl agitation" gestört worden. Und dann wird gesprochen von dem „kraß provokatorischen Auftreten" etwa des Pastors Harlfiuger, ferner von „deutschen Banden", die „ge mordet" haben. Alle Vorgänge werden ins Gegenteil um gekehrt. Natürlich glaubt Herr Zaleski sich auch über anti- polnische Auslandspropaganda u. dgl. beschweren zu müssen. * Die. Vereinigten Verbände Heimattreuer Oberschlesier, der Deutsche Evangelische Volksbund Oberschlesiens und der Oberschlesische Kulturverband haben einen offenen Brief an den Präsidenten der Gemischten Kommission, Lalonder, gerichtet, in dem es unter schärfstem Protest gegen den bluti gen Terror in Ost-Oberschlesien heißt: „Wir können uns da mit nicht einverstanden erklären, daß Ihr Einfluß sich auf Vorstellungen beim Woiwoden Graczynski beschränkt. Wir machen diesen vor aller Welt für die Greueltaten mit verantwortlich, da er selb st Aufständischer ist und die Aufständischenverbände seines Schutzes versichert." Die deutsche Note an den Völkerbund. Zu den Gewalttaten der Polen gegen die Deutschen wird die Reichsregierung den Tatbestand in einer Note anden Generalsekretär des Völkerbundes bekannt geben. Man darf annehmen, daß die Absendung dieser Note nur ein Anfangss chritt ist und daß die Reichsregie, rung mit der Bekanntgabe des Polen so schwer belastenden Materials auch an die übrigen Ratsmitglieder gleichzeitig den Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Sitzung des Völkerbundes verbinden werde. Diese Forderung ist in zahlreichen De peschen an die Neichsregierung aus allen Teilen des Reiches zum Ausdruck gekommen. ferner d^f man erwarten, daß die Reichsregierung gegen die vom polnischen Außenministe rium durch die polnische Telegraphcnagentur verbreitete tendenziöse Darstellung über die völlige Unschuld der Polen entsprechend antworten wird. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags, der sich mit der gleichen Angelegenheit beschäftigen wird, ist nunmehr auf Antrag der Deutschnationalen Volkspartei für Dienstag, den 2. Dezember, einberufen worden. Die Osihilse vor dem Haushattsausschuß. Baldige Neuregelung gefordert. Der Haushaltsausschuß des Reichstages behandelte die Frage der Osthilfe. In der Aussprache kam der Abgeordnete Hergt (Dnat.) zu Wort und behandelte diese für den gesamten Osten so überaus wichtigen Fragen. Er betonte, daß schon dasalte Ost Hilfegesetz unzu- länglich gewesen sei, daß die Organisation zu verwickelt und der preußische Einfluß unerträglich war. Ebenso unerträglich sei die Begrenzung des in die Notverord nung einzubeziehenden Gebiets. Die Ausdehnung der Not verordnung auf ganz Schlesien sei verlangt worden. Die Notverordnung, wie sie heute vorliege, bringe nur eine Verschlechterung der Verhältnisse. Die Geld- mittel, die als Bürgschaften für gewerbliche Zwecke gegeben werden sollten, seien völlig fortgefallen. Die anderen Bürg schaften seien verringert worden. Preußen habe erreicht, daß nunmehr in der Organisation und Ausführung sein Einver- nehmen notwendig sei, während früher nur das „Benehmen" mit Preußen gefordert' worden war. Von Steuerniederschla gungen sei nicht die Rede. Die oberschlesische Hochwasser- katastrophe hätte einen gerechtfertigten Anlaß für eine weitere Ausdehnung des Notverordnungs-Gebiets gegeben. Die Landesvertretungen seien zur Beratung der Frage nicht recht zeitig zugezogen worden. Der Beirat'beim Reiche kommissar, der nunmehr gebildet worden sei, habe nur unzulängliche Zu- ständigkeiten. Vor allem kranke das Verfahren an den soge nannten Krisentaxen. Die Erbitterung gegen die Not verordnung sei im ganzen Osten allgemein. Die Deutschnatio nalen müßten die Regierung auf die schweren Folgen Hin weisen, die eintreten würden, wenn nicht bald eine völlige Neuregelung der Osthilfe durchgeführt werde. Anschließend setzte sich Abg. Gottheiner für eine weitere Ausdehnung der gewerblichen Kredithilfe ein. Ver treter anderer Fraktionen kritisierten ebenso die unzu reichenden Maßnahmen der Regierung. Aus den Antworten, die der Reichskommissar, der Reichsminister Treviranus, gab, konnte man entnehmen, daß die Hilfe für den Osten zwar nicht abgeschlossen ist, daß sie aber erst dann erweitert werden kann, wenn neue Geldmittel zur Verfügung stehen. Da sich im Etat für 1931 keine Mittel für den Osten befinden, muß man danach wohl damit rechnen, daß die Regierung vor diesem Zeitpunkt nicht daran denkt, für die Osthilfe weitere Summen zur Verfügung zu stellen. Der Ausschuß vertagte sich auf Donnerstag. Das Reichskabinett und die Parteien. Abschluß der Besprechungen beim Reichskanzler. Der Reichskanzler schloß seine informatorischen Be sprechungen mit den Parteien ab. Er empfing noch den Führer der Deutschnakionalen Volkspartei, Geheimrat Hugenberg, anschließend die Vertreter der sozialdemokra tischen Reichstagsfraktion Müller-Franken, Hilferding, Hertz und Breitscheid, sowie hierauf den Volkspartei-- lichen Führer Abg, Dingeldey und den Führer der Bay rischen Volkspartei, den Abg. Leicht. In einer Kabinetts sitzung wird der Reichskanzler über die Ergebnisse seiner Besprechungen berichten. Das Neichskabinett dürfte sich dann über die weiteren Schritte schlüssig werden. Fortsetzung der Besprechungen mit den Sozialdemokraten. Berlin, 27. Nov. Zu den Besprechungen des Reichs kanzlers mit den Vertretern der sozialdemokratischen Reichs- z tagsfraknon über die Abänderung der Notverordnung vom 26. Juli und des Finanzprogrammes der Regierung berichtet der Vorwärts, daß diese Besprechungen am Mittwoch noch nicht abgeschlossen worden seien. Sie werden voraussichtlich am Donnerstag fortgesetzt und zu Ende geführt werden. Im Verlaufe der bisher mit der Sozialdemokratie geführten Be sprechungen habe die Regierung den ernsten Willen zur Durchsetzung ihres Finanzprogrammes auf parlamentarischem Wege erkennen lassen. Der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagssraktion wird sich am Donnerstag mit der politisch parlamentarischen Lage befassen. Das Wichtigste Die Sitzung des Reichskabinetts, in der über kie deutsche Rote an den Völkerbund wegen der Terrorakte gegen die deutsche Minderheit in Obelschlcsien beraten wurde, dauerte bis gegen Mitternacht an. Ein amtlicher Bericht wurde nicht ausaegeben. Der Reichstagsabgeordnete v. Kardorff ist nach einer Meldung Berliner Blätter am Mittwoch sehr schwer erkrankt und noch in der vergan genen Nacht im Westsanatorium Berlin operiert worden. Wie verlautet, soll es sich um eine plötzliche Darmverschlingung handeln. Die Innere Verwaltung des Deutschen Reiches hat 1929 daS 4ö fache der Ausgaben von 1913 gekostet. Für „Maßnahmen zum Schutze der Republik" wurden 1929 705 725 Mark verbraucht, obwohl doch Gerichte und Polizei außerdem be zahlt Wurden. Zum Schutze der Monarchie ist niemals eine Extra« auswendung nötig gewesen. Der ehemalige sowjetrussische Botschaftssekretär in Paris, Beffedewski, beziffert die von Rußland im Ausland verteilten Propagandagelder auf jährlich 30 Millionen Dollar. bO OOO Dollar würden davon allein nach Berlin gezahlt. Ein Zug der elektrischen Ueberlandlinie in der Provinz Ancona (Ita lien) entgleiste in einer Kurve. Er durchbrach eine Mauer und stürzte aus 10 Meter Höhe auf ein Gebäude. 7 Personen wurden gelötet und 11 verwundet. Nach amtlichen Mitteilungen find im Erdbebengebiet in Japan bis jetzt 291 Leichen geborgen worden. In Atami zerstörte das Erdbeben ein Kinderheim. 24 Kinder wurden getötet. — Aus dem südlichen Teil der Insel Sachalin werden gleichfalls starke Erdstöße gemeldet. Was nun? Deutschlands vielleicht größter Staatsmann, Otto von Bismarck, wurde einmal „ein Fuchs mit den Anschauungen Friedrich des Großen" genannt. So ein „Fuchs" fehlt dem deutschen Volke in seiner gegenwärtigen ernsten Lage als führende politische Persönlichkeit; denn die Lage Deutsch lands ist mehr als schlimm angesichts der nunmehr bereits 3 Millionen Arbeitslosen und der immer tiefer sinkenden Lebenshaltung der breiten Massen. Nun bemüht sich zwar die Neichsregierung mittels ihres Finanz- und Sanierungsprogramms, die völlig verfahrenen Finanzen in Ordnung zu bringen. Inwieweit ihr das ge lingen wird, werden wir in Kürze sehen. Vorläufig ver handelt der Reichskanzler noch mit den Parteiführern, um zu sehen, wie die Aussichten dieses Kabinetts im Reichstag sind. Die Aussichten sind nicht rosig, da selbst Regierungsparteien, wie die Wirtschaftspartei und das Landvolk, mit dem Finanz programm des Reichsfinanzministers vr. Dietrich und mit sonstigen Maßnahmen der Reichsregierung nicht einver standen sind und auch die Christlich-Sozialen erhebliche Aende- rungen der neuen Steuergesetze und der Notverordnung wün- scheu. Die Reichsregierung findet also nicht einmal in dem Lager ihrer Anhänger völlige Zustimmung. Eine Besprechung zwischen vr. Brüning und dem deutschnationalen Partei führer vr. Hugenberg hat stattgefunden. Die Haltung der Deutschnationalen ist bekannt. Sie wollen nicht die Poung- Lasten mit der Verelendung des deutschen Volkes bezahlt wissen. Deshalb wird das Kabinett Brüning auf die Unter stützung der Deutschnationalen nicht rechnen können, zumal das Kabinett seine bis zu einem gewissen Grade guten Be ziehungen zu der Sozialdemokratie im Reich wie in Preußen nicht aufzugeben gedenkt. Daß der Reichskanzler nicht mit Vertretern der Nationalsozialisten verhandelt, wird in weiten Kreisen nicht verstanden. Die Nationalsozialisten stellen immerhin die zweitstärkste Partei im Reichstage dar. Um so öfter haben Besprechungen zwischen vr. Brü ning und der Sozialdemokratie stattgefundcn, um eine Unterstützung des Kabinetts durch die Sozialdemo kratie im Reichstage zu erzielen. Es ist möglich, daß die So zialdemokratie bei den kommenden Reichstagsverhandlungen das Kabinett Brüning zum zweitenmal rettet. Allerdings steht auch ein großer Teil der Sozialdemokratie den Maß-