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Mohr in Pulsnitz Nummer L2S Freitag, den 26. September 1S3V 82. Jahrgang Amtlicher Teil Das Konkur-verfahre« über des Vermögen des Guts- und Fuhrwerksbesitzers I Der Plan über die Ausstellung eines Linienoerzweigers aus dem Neumarkt in Pulsnitz Arthur Eisold in Friedersdors wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch I (an Stelle des vorhandenen Kabeloeizweigers) liegt beim Postamt« in Pulsnitz oom 27. Sep» Amtsgericht Pulsnitz» den 25 Sept. 1SM. I 1S3O ab 4 Wochen aus. Telegraphenbauamt Bautze« Hitler über die Ziele feiner Bewegung Bedeutungsvolle Ausführungen vor dem Reichsgericht Die Neubildung des Wiener Kabinetts Der Vorsitzende im Prozeß gegen die Ulmer ReichS- wehroffiziere. Bor dem Reichsgericht in Leip zig steht augenblicklich ein Prozeß gegen drei Ulmer Reichswehroffiziere zur Ver handlung, die beschuldigt sind, in der Reichswehr Zer setzungspolitik zugunsten der National'o^alisten betrieben zu haben. Den Höhepunkt des Prozesses stellte die Zeugen vernehmung Adolf Hitlers am Donnerstag dar. — Reichs gerichtsdirektor Baumgar- ten, der Prozeß-Vorsitzende, hört gespannt den Ausführun gen des Führers der National- sozialisten zu. Leipzig. Der Rcichsgerichtsplatz war am Donnerstag von der Polizei in weitem Umkreis abgesperrt, da anläßlich der Vernehmung Hitlers im Ulmer Reichswehrprozeß Kund gebungen erwartet wurden. Als Hitler das Reichsgerichts gebäude betrat, ertönten stürmische Heilrufe, die sich etwa 20 Minuten fortsetzten und den Anfang der Verhandlung begleiteten. Die Aussage Hitlers. Der Vorsitzende gab zunächst das Beweisthema bekannt: „Sie sollen als Zeuge darüber vernommen werden, daß die NSDAP, ihre Ziele ausschließlich auf legalem Wege ver folgt, einen gewaltsamen Umsturz der Verfassung nicht herbei führen will, und daß die Partei ihre Mitglieder und An- Hänger auch nicht dazu anhält, einen gewaltsamen Umsturz herbeizuführen. Acußern Sie sich zunächst über die Ent stehung und den Werdegang der Partei." Hitler griff in seiner Rede weit zurück und begann: „Ich war vom Herbst 1914 bis 1918 als deutscher Frontsoldat an der Westfront. Durch diese viereinhalbjährige Tätigkeit habe ich meine frühere Staatsbürgerschaft verloren. Beim Zusammenbruch im Jahre 1918 lag ich in einem Lazarett als schwer gasvergiftet. Der Zusammenbruch mußte nach meinem politischen Wissen kommen.^ Ich war mir bewußt, daß mit den damaligen poli tischen Organisationen die durch den Zusammenbruch be dingten Niedergangserscheinungen nicht überwunden werden konnten. Drei Punkte haben die Grundlage für meine lleber- zeugung abgegeben: 1. Die Ablehnung der eigenen völkischen Kraft, das Huldigen fremder Einflüsse im allgemeinen, die internatio nale Gesinnung und Einstellung. 2. Die Beseitigung der Autorität der Persönlichkeit und die Einführung der Demo kratie und des demokratisch-parlamentarischen Systems. L. Endlich die Vergiftung des deutschen Volkes mit pazi fistischem Denken und pazifistischem Geist. Nur eine ganz junge, neue Bewegung konnte diesen Zusammenbruch über winden. Ich bin zu lange Soldat gewesen, um zu wissen, daß man mit illegalen Organisationen nicht gegen eine Heeres- macht und eine Polizeimacht kämpfen kann. Der Gedanke der Gründung der später Sturmabtei- lungen getauften Organisation war, der Bewegung Schutz gegenüber links zu geben. Zu keiner Stunde aber war ihr Zweck der Kampf gegen den Staat, denn wir sind der Ueberzeugung, daß eine gesunde Idee sich den Staat ganz allein erobert, und daß heute 30 Millionen Deutsche eben nur noch nicht wissen, was wir wollen. Zunächst war", so betonte Hitler weiter, „die Entwicklung der Sturmabteilungen zu einer Kampftruppe nicht durch mich eingeleitet worden, sondern auf Wunsch amtlicher Dienststellen. Diese haben sich damals an uns mit dem Ersuchen gewendet, die Sturmabteilungen in eine militärische Organisation umzuwandeln." Hitler äußerte sich dann auf Ersuchen über die von ihm erwähnte „Wiederherstellung der Bewegung im alten Geiste". Er erklärte: „1925 habe ich festgestellt, daß diese Zwischen periode von 1923 endgültig ausgelöscht und die Bewegung wieder zu den alten Grundtendenzen zurückgeführt werden müsse. Ich habe damals schärfste Erlasse herausgegeben, die absolute Waffenlostgkeit der Sturmabteilungen ungeordnet haben, und habe dafür gesorgt, daß sie in keiner Weise einen militärischen Charakter annahmen, sondern nur dem Schutz der Bewegung vor den Kräften der Linken dienten. Keine Organisation durfte militärische Uebungen abhalten. Waffen besitz und militärische Uebungen wurden mit Auflösung sind Ausschluß bedroht." — Mit erhobener Stimme erklärte Hit ler, er habe stets den Standpunkt vertreten, daß jeder Versuch einer Zersetzung der Reichswehr Wahnwitz sei. „Wir haben kein Interesse daran, die Reichswehr zu zer setzen. Ich würde das für das größte Verbrechen halten, das es gibt. Niemals habe ich Verbindungen mit der Reichswehr angcknüpft. Ich hätte das nicht gebilligt und denjenigen, der das getan hätte, augenblicklich aus der Partei heraus geworfen." Hitler erklärte dann, natürlich werde die politische Bewegung, die die Macht im Staate mit legalen Mitteln er obern . wolle, an die Spitze ihres Programms den Wehr gedanken stellen. Der Sieg der nationalsozialistischen Bewegung bedeute « absolute Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes. Man werde dafür sorgen, daß die Reichswehr wieder ein großes deutsches Volksheer werde. Es sei anzunehmen, daß im Reichsheer tausende von jungen Menschen feien, die die gleichen Gedanken hätten. Das Heer dürfe nichtzer setztwerden. Das seidieVoraussetzungfür die deutsche Zukunft. Wer das tue, seieinFeindder Nation und des Volkes. Der Vorsitzende las dann aus einem Artikel in den „Nationalsozialistischen Briefen" die Stelle vor: „Ueber die Schwere des Kampfes läßt «ns Hitler nicht im unklaren, wenn er sagt: Köpfe werden in diesem Kampfe in den Sand rollen, entweder die anderen oder die unsrigen. Also sorgen wir, daß es die anderen sind." Das könne man, so erklärt der Vorsitzende, als Hinweis auf eine gewünschte Revolution deuten. Hitler erwiderte, der Verfasser habe offenbar die große geistige Revolution im Auge gehabt, in der wir uns heute befänden. Wenn die Bewegung in ihrem legalen Kampfe siege, werde ein deutscher Staatsgerichtshof kommen, und der , November 1918 werde seine Sühne finden, und es werde» auch die Köpfe rollen. Das Wichtigste Die erste Sitzung der neuen sozialdemokratischen ReichStagsfraktion wird am 3. Oktober abgehalten werden. Das Urteil im Prozeß gegen Ali Höhler und Genossen wird heute Freitag nachmittag 14 Uhr von dem Schwurgericht beim Landge richt 1 verkündet werden. Wie die Telegrophcnunion erfährt, werden die Beratungen der Reichs» ratsausschüffe über die Novelle zum Wahlgesetz am Montag, den 6. Oktober beginnen. Am 8. Oktober wird von den Ausschüssen auch die Beratung des Pensionskürzungsgesetzes in Angriff genom men werden. Für die Nationalsozialistische Partei fei der Begriff „nationale Revolution" — auf den der Vorsitzende dann an Hand eines anderen Artikels zu sprechen kam — eine allgemeine geistige und völkische Erhebung des Volkes, eine Erhebung des ge knechteten Deutschtums. Eine solche Bewegung werde nicht mit illegalen Mitteln vorbereitet. Wenn in Deutschland noch zwei bis drei Wahlen stattfinden, werde die NSDAP, in der Mehrheit sein. Diese Bewegung werde kommen, es sei denn, man gebe dem deutschen Volke seine Lebensmöglichkeiten. Deutschland fei durch die Friedensverträge geknechtet. Die gesamte deutsche Gesetzgebung sei nichts anderes als eine Verankerung der Friedensverträge, die die Partei nur als etwas Aufgezwungenes betrachte. Die Partei erkenne auch Deutschlands Schuld am Kriege nicht an und vor allem nicht für die kommenden Geschlechter. Sie werde gegen diese Ver träge sowohl auf diplomatischem Wege, als auch durch ihre restlose Umgehung vorgehen. Hitler erklärte dann weiter, die Propaganda, die die Partei treibe, sei eine geistige Revolutionierung des deutschen Volkes, und diese Umstellung auf eine neue Weltanschauung sei mindestens so gigantisch wie die Umstellung zum marxisti schen Gedanken oder die Umstellung vom Feudalstaat zum demokratisch-parlamentarischen Staat. Es werde aber die Zeit kommen, wo 35 von 40 Millionen wahlberechtigten Deut schen hinter der Partei stehen. Aus den 107 Mandaten würden 250 gemacht werden, und die Partei werde die absolute Mehrheit haben. Die Gegner hätten natürlich ein Interesse daran, die Bewegung als staatsfeindlich hinzustellen, weil ste sähen, daß sie sich aus völlig legalem Wege den Staat erobere. Der Vorsitzende faßte die weiteren Antworten Hitlers auf Fragen dahin zusammen, daß die Erringung des drit- ten Reiches auf verfassungsmäßigem Wege angestrebt werde. Hitler wurde hierauf die Reichswehr-Sondernummer des „Völkischen Beobachter" vom 26. März 1929 vorgehalten, die eine wehrpolitische Rede Hillers enthält. Der Vorsitzende fragte ihn, was ihn veranlaßt habe, diese Rede als Reichs wehr-Sondernummer herauszugeben. Hitler erwiderte darauf: „Die Veröffentlichung erfolgte in dieser Form, weil sie unsere grundsätzliche Stellung zum Wehrprogramm enthält. Die Stellung zum Reichswehrprogramm ist nicht eine Sache der Reichswehr an sich, sondern eine Frage der politischen Partei, denn alle politischen Parteien haben ein wehrpolitisches Programm. Als Hitler erklärte, die Reichs wehr sei der politischen Einflußnahme nicht entzogen, wider sprach der Vorsitzende und stellte fest, daß die Reichswehr Instrument der Neichsregierung sei. Hitler entgegnete, die Reichswehr sei Exponent der politischen Parteien. Die politische Mehrheit im Reichstag bestimme und verfüge über Geist und Charakter der deutschen Wehrmacht. Staatssekretär Zweigert vom Reichsinnenministerium: Nach Adolf Hiller wurde Staatssekretär im Reichsinnen ministerium vr. Zweigert gehört. Der Zeuge erklärte, das Ministerium sei im Besitz von umfangreichem Material, aus dem sich nach seiner Ansicht ergebe, daß die N. S. D. A. P. schon seit ihren Anfängen umstürzlerische Ziele verfolge. Das Material sei einmal in der Denkschrift des Reichsinnenmini- sters niedergelegt, die eine Uebersicht über die Entwicklung der Partei und eine Zusammenstellung von Aeußerungen ihrer Führer enthalte, und sei weiter vorgebracht in dem Rechtsstreit zwischen dem Reiche und Thüringen in der Frage der Polizeikostenzuschüsse. Der Reichsinnenminister habe auch Material dafür, daß Hitler vor dem Putsch von 1923 den zuständigen bayerischen Stellen Lovalitätserklärunaen in