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Bis '/»10 Uhr vormittag» eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und Lüest« Zeitung in den Ortschaft« de« PulSnttza AmtSg-richttbezirtt: Pul»nttz, Pullnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und NtedrrKchtenau, Friedertdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstrahe Nr. 9 Druck und Verlag von E. L- Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Rammer 219 Freitag, den LS. September 1SS0 82. Jahrgang M WWWWk W iw SMk WMl Festes Instrument in der Hand des Reichspräsidenten Briand bei Curtius — Staatspartei und Demokraten — Die Lebensmittelkrije in Rußland Bad Kisfingen. Reichswehrminister Groener hatte am Donnerstag abend nach Abschluß der Reichswehrmanöver eine Reihe von Regierungsvertretern, Abgeordneten, Wirt schaftsführern und Pressevertretern in den Prinzregentenbau de Kissinger Kuranlage geladen. Im Verlauf des Abends hielt Reichswehrminister Groe- n er eine Ansprache, in der er unter anderem ausführte: Die Möglichkeiten, die wir haben, um Rechenschaft von der Ar beit der Wehrmacht abzulegen, sind gering. Ich wünschte, daß wir öfter solche Gelegenheiten geben könnten. Die schwere Wirtschaftslage des Reiches zwingt aber zu einer Einschränkung der Hebungen des Heeres und der Marine auf das Allernotwendigste. Er habe sich, so erklärte der Reichswehrminister, schon im vorigen Jahre schweren Herzens entschließen müssen, die vor gesehenen Herbstübungen ausfallen zu lassen. Auch in diesem Jahre habe es nur zu einer „Rahmenübung" gereicht. Reichswehrminister Groener führte dann weiter aus: Schon diese Beschränktheit unserer Verhältnisse hat ein nur prklares Bild davon gegeben, bis zu welchem Grade die Ab» rüstung Deutschlands tatsächlich durchgeführt ist. Während unsere westlichen Nachbarn in den letzte« Wochen zwei große Manöver durchgeführt haben, an denen st etwa 58 000 Mann, also so viel wie die ganze Reichs wehr, teilnahmen, während bei dem letzten dieser beide» Manöver, dem in Lothringen, allein vier vollständige In- fanterie-, zwei vollständige Kavallerie-Divisionen, mehrere Tankbataillone, fünf Regimenter schwerer Artillerie und fünf Fliegerregimenter zum Einsatz kamen, haben Sie bei uns eine einzige Infanterie- und eine Kavallerie-Division, haben Sie Tankattrappen und Holzgeschütze, haben Sie kein schweres Geschütz und keine Flieger gesehen. Diese Gegen überstellung straft schon alle diejenigen Lügen, die in der deutschen Armee eine Bedrohung für irgendeinen ihrer Nachbarn sehen wollen. Sie haben gleichzeitig bei dieser Uebung sehen können, welche Anforderung die moderne Taktik an Führung und Truppen stellt und welch vielseitige Ausbildung notwendig ist, um heutzutage eine Truppe gefechtsfähig zu machen. Um so unsinniger ist die im Auslande verbreitete Be- hauptung, Deutschland könne durch die Heranziehung von Reserven binnen kurzem ein großes Heer - aufstellen. Ebenso l ä ch er l i ch sei die Annahme, Deutschland könne mit Hilfe ausländischer Stellen seine Rüstungen erweitern. Auf das schärfste, so fuhr der Reichswehrminister fort, weise ich alle diese Gerüchte zurück, die der Reichswehr unter schieben, sie triebe eine besondere Außenpolitik. Diese wird einzig und allein vom Reichskanzler und vom Reichsaußenminister bestimmt. Die Reichswehr hat sich stets rückhaltlos in die Zusammen hänge der deutschen Politik eingefügt. Die deutsche Wehrmacht ist es nicht, die den Frieden Europas bedroht. Wir sind abgerüstet und fordern mit dem größten Nachdruck, wie es auch der englische Außenminister in Genf petan hat, daß auch die anderen Staaten der von ihnen feierlich übernommenen Verpflichtung zur Abrüstung endlich nachkommen. Die schwierige militärpolitische Lage Deutschlands, die in diesen Feststellungen zum Ausdruck kommt, soll uns aber nicht den Blick trüben für die Leistungen unserer Truppe. Sie legen Zeugnis von der ernsten Arbeit des Heeres ab. Wirstreben danach, das kleine Heer, das uns geblieben ist, unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten des Versailler Vertrages dazu zu befähigen, die Auf gaben des Landschutzes zu erfüllen. Reichswehrminister Groener wies dann auf die viel seitige Berufsarbeit der Reichswehr hin. Die Anerkennung dieser Berufsarbeit komme zum Ausdruck in der verständnis vollen Würdigung durch weite Kreise unseres Volkes, aber auch durch gehässige und verleumderische Kritik von radikaler Seite. Was ist, so erklärte der Reichswehrminister, in den letzten Monaten nicht alles über die Reichswehr zusammen- - gelogen worden, über diktaturlüsterne Generale, politische Unzuverlässigkeit usw. Aber sind nicht diese Angriffe auf die zahlenmäßig kleine Reichswehr eine Be stätigung und Anerkenntnis der wachsenden Bedeutung der Wehrmacht im Staate. Nachdem der Reichswehrminister den beiden Minister präsidenten seinen besonderen Dank für die bereitwillige Hilfe ausgesprochen und in diesen Dank auch die Bevölkerung des Manövergebietes einbezogen hatte, beendete er seine An sprache mit den Worten: „Es ist das Ziel meines Strebens und mein inniger Wunsch, daß es gelingen möge, die Wehr macht vollkommen herauszuheben über den Streit der Parteien. In ihr sind alle Gegensätze durch Selbstzucht und Gehorsam überwunden. Sie ist und will nichts anderes sein, als ein zuverlässiges Werkzeug der Reichsgewalt in der Hand des Reichspräsidenten." Vor neuen deutschen Vorschlägen in der Minderheitenfrage. Genf. Die Außenminister der Kleinen Entente sind in den letzten Tagen wiederholt zu Besprechungen zusammen getreten, in denen insbesondere zu den angekündigten deut schen Minderheitenanträgen Stellung genommen worden ist. In diesen Besprechungen soll beschlossen worden sein, sich jedes Versuches einer Aenderung des gegenwärtigen Minder- heitenversahrens beim Völkerbund zu widersetzen. Auf deut scher Seite besteht entsprechend den Ankündigungen in der Rede des Außenministers die Absicht, in den Verhandlungen des politischen Ausschusses der Vollversammlung des Völker bundes eine Reihe praktischer Anträge zu stellen, die sich auf die Verbesserung und den Ausbau des bisheri gen Beschwerde verfahrens und die Weiterentwick lung der Madrider Ratsbeschlüsse beziehen. Man erwartet allgemein, daß der deutsche Vertreter im politischen Ausschuß den grundsätzlichen deutschen Standpunkt in der Minderhei tenfrage noch einmal zum Ausdruck bringen wird. Ser Kampf um den Minderheitenschutz. Die Gegner der deutschen Minderheiten anträge. Der Antrag der deutschen Regierung, die Minder heitenfrage im Politischen Ausschuß der Völkerbunds versammlung zur Verhandlung zu stellen, stößt auf star ken Widerstand der Regierungen, die sich bisher jeoer Er weiterung des Pflichtenkreises des Völkerbundes in der Minderheitenfrage widersetzt haben. Die Regierungen von Polen, Griechenland, Rumäni.n, Südslavien und der Tschechoslowakei haben, wie ver- lautet, vereinbart, bei den am Freitag beginnenden Min-- derheitenvcrhanolungen im politischen Ausschuß eine ge schlossene Front einzunehmen und den Antrag auf Ver besserung der Behandlung der Minderheitenfrage im Völ kerbund abzulchnen. Auf deutscher Seite wird die Auffassung vertreten, daß die Völkerbundsversammlung sich pflichtgemäß jedes , Jahr mit dem Ausbau der Behandlung der Minderheiten- i angelegenheiten zu befassen hat. Die Anträge der deutschen Abordnung sehen u. a. den Ausbau der bisherigen Be schwerdebehandlung durch den Völkerbund vor, werfen je doch die von Dr. Stresemann in Madrid berührte grund sätzliche Frage der Schaffung eines ständigen Minderheiten- ausschusses beim Völkerbund nicht auf. Briand bei Curtius Der französische Außenminister Briand stattete nach einer Meldung Berliner Blätter aus Genf am Donnerstag dem deutschen Außenminister Dr. Curtius einen Gegenbesuch ab. Im Laufe des Gespräches wurden die auf der dies jährigen Völkerbundstagung behandelten Fragen erörtert, ins besondere die Weiterbehandlung des Paneuropaproblems in dem dafür eingesetzten Studienausschuß. Dabei wurde auch die allgemeine politische Lage besprochen. Staatspartei und Demokratie Unter der Ueberschrift „Der Kampf beginnt" weist der „Jungdeutsche" darauf hin, daß ein Teil der Demokraten sich gegen die Staatspartei erklärt und die „Unabhängige demokratische Vereinigung" gegründet habe. Von dieser Seite sei die Weisung gegeben worden, in der Deutschen Staats partei Wirkungsmöglichkeiten zu suchen, um den jungdeutschen und volksnationalen Kräften in der Deutschen Staatspartei enlgegenzutreten. Bei der nun beginnenden Organisations arbeit werde es innerhalb der Deutschen Staatspartei Klärungskämpfe geben müssen. Die Versuche der „Un abhängigen Demokraten", die Führcrstellung Arthur Mahrauns anzugreifen, seien erfolglos. Die Angriffe von dieser Seite nützten unbedingt der Klärung. Die Aktivität der junge deutschen und volksnationalen Bewegung und die geistig- Verbundenheit mit den 48 er Demokraten biete genügend Gewähr, daß der der Staatspartei wesensfremde Geist, der sich bei den „Unabhänigen Demokraten" sammle, recht bald seinen Auszug vollziehe. Es gelte also, überall Klärung zu schaffen und die belastenden Momente zu beseitigen. — In einem anderen Artikel erklärt der „Jungdeutsche", daß die Demokratische Partei bei einem selbständigen Vorgehen be stimmt nicht einmal die Fraktionsstärke erreicht hätte. Die Lebensmittelkrise in Ruhland Kowuo, 19. September. Wie aus Moskau gemeldet wird, besagen die letzen amtlichen Veröffentlichungen, daß die Herbstaussaat nach wie vor außerordentlich ungenü gend verläuft. In der ersten Hälfte des Septembers sind nur 32 v. H. des Monatsplanes durchgeführt worden, wäh rend der Gesamtaussaatsplan bis zum 10. d. M. nur in einem Umfange von 34 v. H. erfüllt worden ist. Die Be hörden wenden den schärfsten Druck an, um die Aussaat zu beschleunigen, von deren Ausgang bei den geringen Ergeb nissen der bisherigen Brotablieferung in großem Maße die Ernährungslage im kommenden Winter abhängig ist. OerMches »«d SSchsisches — Roggenbrot-Werbung und Brotgesetz. Am 15. August 1930 ist das vom Reichstag noch kurz vor seiner Auflösung beschlossene Brotgesetz, das eine vermehrte Verwendung von Roggenmehl im Bäckergewerbe zum Ziele hat, in Kraft gesetzt worden. Nach den bisherigen Erfah rungen scheint das Publikum mit den neuen Brotarten sehr zufrieden zu sein. Es wird Sache der kaufenden Hausfrau bleiben, über die einwandfreie Lieferung eines wohlschmecken den, bekömmlichen und schnittfähigen Roggenbrotes durch ihren Bäcker zu wachen. Fest steht jedenfalls, daß sich nach den im Gesetz bestimmten Misch- und Ausmahlungsverhält nissen Brotarten Herstellen lassen, die in jeder Weise den berechtigten Ansprüchen des brotkaufenden Publikums ge nügen können. Es gilt also, den Kampf der Aufklärung gegenüber den vermeintlichen Vorzügen des Weizenmisch brotes und der einseitigen Bevorzugung reinen Weizenbrotes und -gebäcks fortzusühren. So hat auch der Preußische Landwirtschaftsminister kürzlich die Regierungspräsidenten er neut ersucht, mit Inkrafttreten des Brotgesctzes die bereits eingeleitete Roggenbrotweibung mit größtem Nachdruck fort- zusetzen. Mit dem Landwirt hofft jeder nachdenkende Deutsche, daß das Volk wieder zu dem kraftvollen Brot seines Bodens zurückkehren wöge, und das künftig nicht mehr ungeheure Millionensummen für überflüssige Weizeneinfuhr ins Ausland wandern. — Einheitsorganisation der Gastwirts verbände. Die in Leipzig zusammengetretene, von etwa 600 Delegierten besuchte Hauptversammlung des Deutschen Gastwirteverbandes beschloß nach eingehender Aussprache die Schaffung einer Einheitsorganisation aller gastgewerblichen Verbände, also den Gastwirte, Hoteliers und Kaffeehausbesitzer. — NachtferngesprächemitkleinerenOrten Vom reisenden Publikum, besonders auch von den Geschäfts reisenden, wird oft bedauert, daß es von kleinen Orten aus nicht möglich ist, nach 8 Uhr abends mit größeren Plätzen Ferngespräche zu führen, weil der Dienstschluß an kleineren Aemtern um 20 Uhr erfolgt. Wie der „Gewerkschaftliche Pressedienst" von der Reichsvereinigung der Reisenden und Vertreter im Gewerkschaftsbund der Angestellten erfährt, be stehen jetzt Möglichkeiten, mit kleineren Orten Nachtfern gespräche zu führen. Die Hotels an solchen Plätzen können sich sogenannte Dauernachtverbindungen einrichten lassen, die es ihnen gestalten, die ganze Nacht hindurch sowohl Ge spräche aus größeren Städten entgegenzunehmen, wie auch mit diesen bezw. mit einzelnen Teilnehmern verbunden werden zu können. Die Gebühren für die Dauernachtverbindungen