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Pulsnitzer Tageblatt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 140 Erscheint an jedem Werktag Im Falle höherer Gewast, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zeitung oder der Beförderuugscinnchtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 SM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 SM; durch die Post monatlich 2.60 M freibleibend irrKIUI4 Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und " »k V Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in H/: Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 Sh/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 Sh/; amtlich 1 mm 30 Sh/ und 24 H/; Reklame 25 Sh/. 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Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz 82. Jahrgang Amtlicher Teil * Pulsn itz, am 6. August 1930. Der Stadtrat Ankündigungen aller Art in dem „P ulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg Obftoerpachlung Die diesjährige Obstnutzung der Stadtgemeinde Pulsnitz soll Sonnabend, de« S. Au gust 1»S0, baumweise an hiesige Einwohner, welche nicht selbst Besitzer von Kernobft- bäumen find, öffentlich meistbietend versuchtet werden. Treffpunkt: Sonnabend, den 9. August 1930, nachm. 4 Uhr am Brauereiteich. MN WE Mk »Wiki M UMMM Preissenkung tut not — Dr. Stegerwald über Sozialpolitik — Kommunistische Schreckensherrschaft in China Köln, 6. August. In der Morgenausgabe der „Köl nischen Zeitung" kommt der preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff in dem Aufsatz „Ein Appell" auf die Stellung der neuen Staatspartei zur Sozialdemokratie zu sprechen und führt u. a. aus: Es wäre verderblich, wenn versucht werden sollte, unter dem Namen „Hindenburg- Block" alle die zusammenzufassen, die bei den letzten Aus einandersetzungen hinter Brüning und Dietrich gestanden hätten, zum Kampfe nicht nur gegen die radikalen Elemente, sondern auch zum Kampfe gegen die Sozialdemokratie. Bei den BcfreiungSfeiern in Koblenz hätten Hindenburg und Braun gemeinsam vor den Koblenzer Bürgern gestanden. Das sei ein Sinnbild dafür, daß Reichspolitik und preußische Politik jahrelang um die Befreiung des Rheinlandes gerungen hätten. Höpker-Aschoff führt dann den vor wenigen Tagen von der Rerchsregielung und der preußischen Staatsregierung beschlossenen Ausbau der Schinkelwache zu einer Gedächtnis st ätte für die Gefallenen, die letzte Notverordnung gegen das unbe fugte Waffentragen, die Zustimmung der preußischen Regie rung im Reichsrat zu allen Gesetzentwürfen, die von der Reichsregieruna im Reichsral vorgclcgt worden waren und die letzten Endes den Ausgangspunkt der jetzigen Notver ordnung gebildet hätten, die Einigung in der Grenz hilfe und andere Fälle an. Er fragt, ob man angesichts dieser Tatsachen wagen könne, eine bürgerliche Sammlung mit dem Ziele herbeizusühren, die preußische Koalition zu sprengen, der Sozialdemokratie den Namen einer staats bejahenden Partei avzusprechen und zum Kampfe gegen den Marxismus aufzurufen. Höpker-Aschoff fährt fort, wenn Reichskanzler Brüning und Ministerpräsident Braun in jo bedeutsamen Fragen sich zu gemeinsamer Arbeit zusammen finden, kann nicht der Zeitpunkt kommen, wo die Stunde der Not alle Kräfte, die jetzt sowohl hinter der Regierung Brüning wie hinter der Regierung Braun stehen, zu ge meinsamer Arbeit im Kampfe gegen die radikale Flut zusammenzwingt? Der Wahlkampf, der jetzt geführt werden muß, wird von uns auch gegen die Sozialdemokratie und für das Kabinett Brüning-Dietrich geführt werden. Aber hierum handelt es sich bei der augenblicklichen Aus einandersetzung nicht, sondern darum, ob ein Block errichtet werden soll mit dem Gedanken, nach vergeblichen Wah len auch mit verfassungswidrigen Mitteln zu regieren, und darum, ob die Sozialdemokratie als staats bejahende Partei anerkannt werden soll oder nicht. Preissenkung tui noi! Revision der kartcllmähig gebundenen Preise? Berlin. Am Dienstag trat der wirtschaftspolitische Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates zu den Beratungen über das Kartellproblem zusammen. Namens der Neichsregierung begründete Staatssekretär vr. Tren delenburg die Notwendigkeit beschleunigter Maßnahmen auf dem Kartellgebiet. Er wies auf die starke Unterschied- lichkeit in der Preisentwicklung der industriellen Rohstoffe und landwirtschaftlichen Erzeugnisse einerseits und der in- dustriellen Fertigwaren andererseits hin. Hierin sei eine wesentliche Ursache für die starke Unterbeschäftigung zu suckln. Die Auswirkungen dieser Weltkrise auf Deutsch land seien um so tiefer und nachhaltiger, als sie mit einer Krise der öffentlichen Finanzwirtschaft verbunden seien. Die Neichsregierung halte auf wirtschaftlichem Gebiete in erster Linie eine Senkung des Selbstkosten- und Preisniveaus für notwendig. In die Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles müsse das Deschaffungsprogramm eingeordnet werden. Die Reichsregierung sei entschlossen, mit allem Nachdruck dafür zu sorgen, daß dieses Programm zu einem Einbruch in das bestehende Preisfystem führe. Die Neichsregierung sei von der Notwendigkeit über- zeugt, daß gewisse Hemmungen beseitigt werden müßten, die noch der freien Auswirkung der natürlichen wirtschaftlichen Tendenz im Wege stünden. In diesem Zusammenhänge trete das Problem der k-a r t c l l m ä b i g gebundenen Preise in den Vordergrund. Die Verordnung des Reichs- Präsidenten biete der Neichsregierung die rechtliche Mög lichkeit, solche Bindungen aufzuheben, die die wirtschaftliche Handlungsfreiheit in volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigter Weise einschränke. Reichsminister Dr. Stegerwald über Sozialpolitik München, 6. August. Die Christlichen Gewerkschaften Münchens hielten am Dienstag abend eine große Vertrauens- männerversammlung ab, in deren Mittelpunkt eine Rede des Reichsardeitsministers Dr. Stegerwald stand. Der Minister führte u. a. aus: Wirtschafts-, Steuer- und So zialpolitik könnten nicht gesondert, sondern müßten als eine Einheit behandelt werden. Wir durchleben eine Welt wirtschaftskrise von ungeheurem Ausmaß. Man glaubte, die Weltwirtschaftslage stabilisieren zu können. Wenn Deutsch land sich nicht baldigst auf die internationale Preis lage umstelle, dann werde die Massenarbeitslosig keit zu einer Dauererscheinung werden. In derselben Stunde, in der sich die privatkapitalistische Ordnung in einer schweren Krise befinde, könne innerhalb dieser Ordnung nicht sozialistische Steuer- und Wirtschaftspolitik gemacht werden. Keine Zeit sei ungeeigneter für wirtschaftliche Experimente als die Gegenwart. Mit einer Diktatur könnten diese Dinge nicht in Ordnung gebracht werden. Das Bürgertum müsse sich klar sein, daß es für die deutsche Arbeiterschaft ein poli tisches und wirtschaftliches Zurück auf 1914 nicht mehr gebe. Nur über das Tempo des Ausstieges könne man streiten, nicht aber über den Ausstieg an sich Schließlich müsse die Arbeiterschaft sich bewußt werden, daß sie nur mit dem deut schen Volk im ganzen aufsteigen oder in eine große Elendsperiode hineingeführt werden könne. Der Wahl kampf gehe darum, die Staatsfinanzen auf eine dauernd ge sicherte Grundlage zu stellen, ein Steuersystem zur Einfüh rung zu bringen, bei dem die Körperschaften, die die Steuern beschließen auch für die Aufbringung der Mittel zu sorgen haben. Sparsame Wirtschaft sei notwendig auf der ganzen Linie mit der Maßgabe, daß an der Volksgesundheit der Volks kraft und der Volksmoral nicht Raubbau getrieben werde. Die Quelle der Sozialpolitik sei eine ge sunde Wirtschaft. Daher müsse nachdrücklichst an der Kräftigung der Wirtschaft gearbeitet werden. Keine größeren Herbstmanöver der Reichswehr Die diesjährigen Herb st Übungen der Reichswehr, die in Gestalt einer sogenannten Rahmen- Übung abgehalteu werden, finde« in der Zett vom 15. bis 18. September im Raum von Bamberg —Koburg — Meiningen —Kissingen statt. Die Hebungen stehen unter der Leitung von Generaloberst Heye. Die rote Partei führt General der Iusauterie Hasse, die blaue General der Kavallerie von Kaiser. Der Reichswehr- Minister wird o« de« Hebungen teiluehmen. Der Reichs- Das Wichtigste Ja den belgischen Badeorten Heyst und Knocke sind sieben Fälle von spinaler Kinderlähmung zu verzeichnen. Aus der Strafinsel im Herzen New Aorks, Wcllfare Island, brach ein Ausstand aus, an dem sich 100 Gefangene beteiligten. Die Polizei beherrscht die Lage. Zehn Gefangene wurden bisher verletzt. Präsident wirs sich vom 16. bis 18. September im Manöver- geländs aufhalteu und am 19. September bei Röhmhildt den Vorbeimarsch der an den Uebungen beteiligten Truppen eutgegennehmen. An den Uebungen ist nur eine Division der Infanterie und eine Kavallerie-Division beteiligt, während die übrigen sechs Infanterie-Divistonen und zwei Kavallerie-Divisionen nur kleine Geländeübungenin diesem Jahr ab halten. Das Reichswehrministerium hat die Uebungen aus finanziellen Gründen stark beschrankt. Im wesentlichen werden an den Uebungen nur die Stäbe aller Divisionen und die Nachrichtenabteilung beteiligt, so daß ein kriegsmäßiger Zustand nur für diese Stäbe durch» geführt wird. Die Truppen werden zum großen Teil durch Flaggen bezeichnet. Diese Methode der Fahnenübung für die höheren Stäbe ist zuerst von Generaloberst von Seeckt eingeführt, der die letzte Uebung dieser Art im Jahre 1926 abhielt. Während in Deutschland die Herbstmanöver in dieser Weise auf das äußerste beschränkt werden müssen, nehmen allein an den diesjährigen französischen Herbst- manövern fünf volle Infanterie- und Kavallerie-Divisionen, sowie noch zahlreiche andere zugeteilte Truppenverbände teil. Die kommunistische Schreckensherrschaft in China Loudon. Nach den in Tokio vorliegenden amtlichen Berichten dehnt sich die Schreckensherrschaft der Kom munisten in China immer weiter aus. Englische Privatmel dungen aus China berichten über schwere Uebergriffe gegen drei englische Frauen. Die Frau des englischen Chefingenieurs der Tientsin - Pukau - Eisenbahn, wurde in ihrem Hause von einem chinesischen Soldaten durch Bajonettstiche lebensge fährlich verletzt. Ferner werden zwei Missionarinnen, Fräulein Harrison und Fräulein Nettleton, die sich seit längerer Zeit in den Händen der Kommunisten befinden, mit dem Tode bedroht, falls von den britischen Behörden nicht innerhalb kurzer Zeit das verlangte Lösegeld in Höhe von 120000 M. gezahlt wird. Ein Chinese hat von Fräulein Harrison einen Brief erhalten, in dem die Martern geschildert werden, denen Fräulein Nettleton ausgesetzt wurde. Dew Briefe lag u. a. ein abgeschnittener Finger von Fräulein Nettleton bei. Die Kommunisten drohten, von beiden Frauen sämtliche Finger abzuschneiden, falls das Lösegeld nicht sofort gezahlt werde. Der Generalsekretär der englischen Missionsstation in China wartet gegenwärtig auf eine amtliche Bestäligung dieser Meldungen Sollten sie sich als richtig erweisen, so ist mit einem Eingreifen der englischen Regierung zu rechnen. Nach weiteren Meldungen wurden in Tschangtscha drei Matrosen des englischen Kanonenbootes „Teal" bei einem Geplänkel mit chinesischen Kommunisten verwundet. Das amerikanische Kanonenboot „Palo s" wurde in der Gegend von Tschangtscha zum zweiten Male von Kommunisten an gegriffen, wobei ein amerikanischer Matrose verletzt wurde. Auch italienische und japanische Kanonenboote wur den in der Gegend von Tschangtscha aus Maschinengewehren beschossen. Die Besetzung von Han kau durch die Kommunisten wird nun in aller Kürze erwartet. Die aus ländischen Mächte haben zum Schutze ihrer Staatsangehöri gen und deren Eigentum bisher elf Kriegsschiffe vor Hankau zusammengezogen. Die ausländische Kolonie in Hankau zählt 3000 Köpfe.