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Bis 'MO Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der-Amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeittdAäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in dm Ortschaften des Pulsnitzer AmtsgeviHtSbeziM: PuKnitz, Pulsnitz M. S-, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedensdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck «nd Verlag vvn'E. L. Försters Erben <Znh. Z. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 137 II n Montag, de« 16. Juni lSSS 82. Jahrgang Das Wichtigste Die Entscheidung darüber, ob Schmeling endgültig als Weltmeister er kannt wird, soll erst am kommenden DienStag in der Sitzung der obersten amerikanischen Boxbehörde gefällt werden. An der deutsch polnischen Grenze hat sich im Kreis Marienwerder ein neuer Grenzzwischenfall ereignet. Im Matjchek-Prozetz wurden von 24 Angeklagten 14 verurteilt und 10 freigesprochen, darunter auch Dr. Matschek. Der schweizerische Anteil der Jounganleihe im Betrage von 02 Mil lionen Franken ist bereit- kurz nach der Auflegung stark überzeich net worden. Im Auswärtigen Ausschuß des französischen Senat- verdächtigte Senat Eccard Deutschland erneut geheimer Rüstungen. Im Recht-au-schuß des amerikanischen Repräsentantenhauses wurde er klärt, daß die Ziffer der Arbeitslosen in Amerika 6,6 Millionen betrage. Wie au» Washington gemeldet wird, hat nun auch Präsident Hoover die Erklärung abgegeben, daß er die neue Zolltartsvorlage, die be reits vom Senat und Repräsentantenhau- angenommen wurde, unterzeichnen werde. Die Lage in Bombay hat sich durch die vom Indischen Nationalkim» gretz «»gekündigte große Boykotlbewegung stark verschärft. MlliA und WWe Angelegenheiten -Vorsicht beim Eiseffen! Speiseeis, Konditoreis, in Waffeln und Portionen! — Wer könnte -dieser Lockung in den Tagen sommerlicher Hiße wohl widerstehen? Es ist nicht zu bestreiten, daß gutes, d. h. aUs einwandfreien Zutaten hergestelltes Speiseeis, ffür Ge- sunde wie auch für Kranke ein angenehmes und bekömmliches Nahrungsmittel darstellt. In den letzten Wochen find in dessen durch die Zeitungen Nachrichten gegangen von Massen vergiftungen durch Speiseeis, so daß es ratsam erscheint, doch auch auf die Gefahren hinzuweisen, die beim Eisgenuß ge legentlich in Erscheinung treten. — Wer sich vor Krankheit durch Eisgenuß schützen will, der wird gut daran tun, nur solches Eis zu verzehren, das aus Sahne und aus sonstigen Zutaten hergestellt ist, deren Her kunft und tadellose Beschaffenheit sich leicht kontrollieren läßt. Das wird fast stets in Bäckereien, Konditoreien, Cafös und dgl. der Fall sein. Die Herkunft des auf der Straße durch den sogenannten „Eismann" zum billigen Press an- gebotenen Speiseeises ist manchmal etwas fragwürdiger Natur. Deshalb wird hier besonders Vorsicht geboten erscheine». Beim Eisessen auf der Straße läßt cs sich weiterhin kaum vermeiden, daß die, in gesundheitlichem Sinne sicherlich nicht immer einwandfreien Hände des Verkäufers und des Ver zehrers mit dem Eis in Berührung kommen. Dadurch ist gleichfalls die Gefahr von Erkrankungen gegeben. Weiterhin sei darauf hingewiesen, .daß ohne Schaden für Magen und Darm Eis stets nur langsam und in kleinen Bissen genossen werden darf. Auch hier wird beim hastigen Ver- zehr auf der Straße, besonders von Kindern, viel gesündigt. Schließlich gerät beim Eisessen auf der Straße auch leicht Staub und Schmutz in das Speiseeis und schafft somit eben falls die Möglichkeit bakterieller Erkrankungen. Es wäre natürlich falsch, aus übertriebener Furcht den Genuß von Speiseeis ganz zu unterlassen; aber nichtsdestoweniger sei -allen Liebhabern von Speiseeis .„Vorsicht beim Eisessen" LN- aeraten. Pulsnitz. Die Mütterberatung findet am Freitag, den 26. Juni 1930, nachmittags 3—4 Uhr, im Rat hause — 1 Treppe — statt. — Warnung vor Jnzahlurrgsnahme fal scher Fünfmar stücke. In Dresden hat ein unbekannter Mann durch eine« 12jährigen Schulknaben falsche Fünsmark- stücke der Ausgabe 1927, Münzzeichen E -verbreiten lassen. Der Unbekannte ist etwa 19 bis 20 Jahre alt, 1,80 m groß, hat dunkelblondes, nach hinten gekämmtes Haar, starke Au- grnbraunen, gesundes Aussehen. Bekleidet war er mit brau nem Anzug, braunem Hut, braunen Schuhen, weißem, gestreif tem Oberhemd, ohne Kragen. Aus seiner Brusttasche hing «in weißes Taschentuch mit grünem Rand und eine Uhrkette. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß der Unbekannte versuchen wird, auch in anderen Städten auf die gleiche Weise falsche Fünfmarkstücke in Umlauf zu bringen, wird vor ihm nach drücklich gewarnt Angaben zur Ermittlung seiner Person werben an die Kriminalpolizei Leipzig oder Dresden erbeten. — Trinkt kein Wasser auf Kirschen, ver schluckt nicht Kirschkerne und spuckt Kirschkerne nicht auf die Straße! Diese kurze Mahnung bringen wir unseren Verehr- Lesern und Leserinnen zeitgemäß in Erinnernng. s MIWA IW WWW RWMM 925 Millionen Reichsbürgschaft — 225 Millionen Bürgschaft Prentzens Memu gügen jede Revision der Friedensverträge — Politische Zusammenstöße in Eythra — Sharkey für die Anerkennung Schmelings als Weltmeister Der Reichscat beschäftigte sich in seiner Vollsitzung am Sonnabend mit dem Osst hilfsgesetz. Den Bericht der Ausschüsse erstattete Ministerialdirektor v. Imhoff. Die Neichsbürgschaft soll 926 Millionen Mark betragen. Preuße» nürd voraussichtlich 225 Millionen übernehmen. Der jähr- llüchce _Reichs zuschuß ist mit 126,3 Millionen a»ges«tzt. Die.Mittel für die Siedlung sollen durch in- und illuslönLische Darlehen unter Reichsbürgschaft beschafft werden. Zu diesem Zweck soll ein zentrales Fiuou- zärT um g s i n st i.tu.t gebildet werden. Dir.Finanzrerungsfrage wird in einem besonderen Ge- Mentwuxf.über die Deutsche Ablösungsbank behandelt. Die KrseDLst w ü:rMi g.k.enrt der in Frage kommenden Betriebe . soll gL p.r üffck w e rb e n. Die Reichsratsausschüsse haben der Regierungsvorlage zugestimmt. Eie beantragen, die Regierung möge weitere Mittel zur Förderung des Baues von Eisenbahnen im östlichen Grenzgebiet zur Verfügung stellen. Der Vertreter der Provinz Ostpreußen erklärte darauf, daß die VMväwge .nur eine Teillösung sei. Er fragte dre Negierung, mb die noch nicht verbrauchten Mittel aus dem Gesetz wun 1929 .der Provinz Ostpreußen in vollem Umfang zugute kommen sollen. Reichsinnenminister ! vr. Wrrtch bejahte die Frage. Die Vertreter von Brandenburg, Mecklen- : bürg - Schwerin, Mecklenburg - Strelitz, ; S ch leswig-Hsl stein und Oldenburg verlangten, . daß die im Gesetz zugelassenen Hilfsmaßnahmen für ihre Länder und Provinzen .angewendet würden. Die Ver treter der beiden schlesischen Provinzen forderten stärkere Berücksichtigung. Das Ophilssgesetz wurde schließlich einstimmig, das (Gesetz über die Ablösungsbank bei Stimmenthaltung Bayerns angenommen. Dann wurde der Ausschuhent- Mießung über Lisenbahnbauten zugestimmt. Der Reichsrat stimmte nunmehr der Ergänzung des Etats für 1930 ZU, ; die durch die Grenzhilfe notwendig geworden ist. Der säMsche Gesandte verlangte Berücksichtigung des Freistaates Sachsen bei der Verteilung der -Grenzhilfe. Ein Antrag des Vertreters der Rheinprovinz auf Vorlegung eines W e st - hilfSgesetzes, das die Schäden der Besatzung beheben soll, wurde angenommen. Das W^ st Hilfsgesetz soll unmittelbar im Anschluss an die Osthilfe » erledigt werden. Darm wurde dem Weingesess mit einigen Abände rungen Mgestimmt. Schließlich wurde das Gesetz über die Fälligkeit und Verzinsung der Aufwertungshypo- st Hele n Wif preußischen Antrag und unter Widerspruch der »Relchsregskaung an die Ausschüsse zurückverwiesen. Preußen ließ erklären, daß es die Vorlage ablehnen müsse, weil darin auch die Tilgungshypotheken einbczogen seien. Die Sisyphusarbeit dss Reichstags. Die Sommer-Sitzungsperiode wird für dai Ri e senpro gramm nicht ausreichen. Abgesehen von den außerordentlich große« politische« Schwierigkeiten, die für die Reichstagssessio«, di« wieder begonnen hat, z« erwarten sind, hat das Parlament auch l« rein technischer Hinsicht ein Aufgabenprogramm zu bewäl tigen, das es ganz ausgeschlossen erscheinen läßt, daß ma« auch nur annähernd vor Mitte Juli damit fertig werde« könnte. Das Arbeitsprogramm des Reichstags sieht u. a. fol- gende Hauptgegenstände der Beratungen vor: Den Etat mit den gesamten Deckungsgesetzen, also das Not opfer, die Ledigensteuer und die Aenderung des Tabaksteuergesetzes; ferner die Reform der Arbeitslosenversicherung, die Reform der Krankenversicherung, das große Osthilsspro» gramm, die parlamentarische Erledigung der Handels verträge mit Polen, Oesterreich, Finnland, Portugal und eventuell auch mit Rumänien, weiterhin das sehr wichtige Gesetz über die Fälligkeit und die Verzinsung der Ä b - lö sun gshy p oth«ken, weiterhin das Weinaeked unv einige andere agrarische Vorlagen, darunter das Br oll. gesetz, das Mrlchgesetz und das Gesetz über die Ver mahlung von Inlandsweizen. An sonstigen Vorlagen sind zu nennen die Grundsätze für den Kleinwohnungsbau und die international wichtige Aenderungsvorlage für den Haager Schiedsgerichts. Hof. Zurückstelleu dagegen will man das zur Zeit so dring- liche Ausgabensenkungsgesetz einschließlich d« Sperre für die Wiederbesetzung der freiwerdenden Beamten stellen sowie die ebenso dringliche Verwaltungs- ceformvorlage, die wahrscheinlich im Anschluß an di« bevorstehende Ausschußsitzung der Länderkonferenz aus gearbeitet werden soll. Der Gesetzentwurf über Erhebungen zur Frage der Besteuerung öffentlicher Betrieb« ist jetzt dem Reichstag zugegangen. Danach sind zur Prüfung der Frage, wie die Besteuerung der Betriebe der öffentlichen Hand volkswirtschaftlich, finanz; .itisch und sozialpolitisch wirken würde, die Körperschaften des öffentlichen Rechts hin sichtlich der von ihnen unterhaltenen Betriebe, die Betriebe mit eigener Persönlichkeit des öffentlichen Rechts und die Unternehmungen, deren Erträge ausschließlich Körperschaften »es öffentlichen Rechts zufließen, verpflichtet, auf Verlangen iber ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse Aus- !unft zu erteilen und Einficht in die Bücher zu ge » vähren. Soweit bei dieser Prüfung ein Vergleich der Verhältnisse von Betrieben der öffentlichen Hand mit den Verhältnissen privater und gemischt-wirtschaftlicher Betriebe gleicher Art erforderlich ist und hierfür die bei den Steuer- alten befindlichen Unterlagen nicht ausreichen, gilt die Ver- Mchtung auch für solche Betriebe. Deutsche Ausgabe -er Reparationsanleihe überzeichnet. Berlin. Nach den vorliegenden Ergebnisse« der Zeich nung auf den deutsche« Anteil der Anleihe der B.I.Z. ist der aufgelegte Betrag von 3 6 Milito««» Reichsmark er heblich überzeichnet worden. Die Gesamtsumme der Zeich nungen beträgt «ach den bisherigen Feststellungen etwa 98 Million«« Reichsmark. Es muß deshalb eine Kürzung der gezeichnete« Beträge stattfi«den. Die Zuteilung an die Zeichnungsstelle« erfolgte noch im Lause de» Sonn abend durch die Leitung de« Konsortiums. Die Bezahlung der zugeteilten Beträge durch die Zeichner hat «ach de« Zeichnungsbedingunge« i« der Zett vom 16. bi» 25. d. R. tu erfolge». Neuer Grenzzwischenfall an der deutsch-polnischen Grenze. Berlin. Am Freitag begab sich bei Kanitzken (Kreis Marienwerder) die Ehefrau des deutschen Reichsangehörigen Schachtmeisters Szuchaschewski, die mit einem ord nungsmäßigen Wirtschaftsausweis versehen war, in Beglei- tung einer Verwandten über die deutsch-polnische Grenze auf das von ihrem Ehemann gepachtete Außendeichland, das auf polnischem Gebiet liegt, um, wie üblich, ihre dort weidenden Kühe zu melken. Sie wurde dabei von einem polnischen Grenzposten angehalten und nach ihrem Ausweis gefragt. Obwohl sie den Ausweis vorzeigts, erklärte der Beamte, sie verhaften zu müssen. Er lud dabei sein Gewehr, pflanzte das Bajonett auf und versuchte, Frau S. mit Gewalt nach der Weichsel zu schleppen, wobei sie zu Boden fiel. Auf das von den beiden Frauen erhobene Hilfegeschrei eilte der Ehe- mann der Frau S. aus seinem einige hundert Meter entfernt liegenden Haus auf den auf deutschem Gebiet gelegenen Deich und feuerte, um seiner Frau beizustehen, einige Schreckschüsse aus einer alten Schrotflinte, die er in der Erregung ergriff, in Richtung nach der Weichsel in die Lust. Der Grenzbeamte ließ darauf von den beiden Frauen ab, die über die Grenze noch Hause flüchteten. Der deutsche Gesandte in Warschau ist beauftragt worden, wegen des Verhaltens des polnischen Grenzsoldaten gegenüber wehrlosen Frauen unverzüglich Vorstellungen bei der polnischen Regierung zu erheben.