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Bis r/,10 Uhr vormittag» eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Vas Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Haupt«»« und «teste Zeitung in den Ortschaften dr« Pulsnitzer AmtSgeriLtSbezir»: Pulsnitz, Pnltut- M. G., Großröhrsdorf, Bretnig, H-u-walde, Ohorn, Oberstein«, Riedersteina, Weißbach, Ober» vrd Mederüchttnau, ArtederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf GelchöftSstelle: Pulsnitz, Albertftraß« Ar. 2 Druck »ad «erlag von «. L. Körst« r« Erben (Inh. I. W. Mohr) Tchriftletter:J. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 108 Sonnabend, de« 10 Mai SS« 82. Jahrgang Muttertag! Zum 11. Mai. Mitten hinein in Lenzesblühen und in das Liebeswerveu in der Natur hat man den Tag gelegt, an dem ein jeder an den Ursprung seines Seins, an seine Mutter, gemahnt wird. Eine raschlebige, allzu nüchterne Zeit, die tiefen Ge danken abhold ist und sie für unnützen Ballast hält, braucht auf ihrem Wege Schranken, an denen sie zu einem „Halt" gezwungen wird. Solch eine Schranke ist der Muttertag. Ist es denn überhaupt notwendig, daß dem Menschen die Blutter nahe gebracht werden muß? Ist nicht in jedem Menschenherzen ein Altar der Mutter gebaut, an dem er kniet, wenn er beten will? Wissen wir nicht alle, daß in dem Wort „Mutter" die wundersame Geschichte der Schöpfung liegt? Einem lebengebenden Schoß ist alles entsprossen, was da lebt und webt. Die „Mutter Erde" liegt alle Jahre in den Geburtswehen jungen keimenden Lebens, und wenn ihre Zeit gekommen ist, dann drängt es ans Licht und predigt mit allgewaltigen Worten von der Liebe, die nimmer auf hört, so lange die Erde besteht. In derselben Zeit erwacht in der Tierwelt das Liebeslcben. Im Schrei des Hirsches, im Balzen des Auerhahns, im Lockruf der kleinen gefiederten Sängerschar hören wir das Schöpferwort: „Es werde!" und des: „Seid fruchtbar und mehret euch!" . . . Dies Allgewaltige liegt also in dem Wort „Mutter", das Hohe, Heilige der Erfüllung legte ein Gott in ihren Schoß. Darum wollen und sollen wir mit sauberen Gedanken und reinem Herzen an dem Tage der Mutter, der Leben gebenden unser Danken und Denken weihen. — In langen Reihen ziehen sie an uns vorüber, die Mütter, in ihrer ganzen mannigfachen Gestalt: Bescheiden schreitende, den Glanz der inneren Größe und Reinheit auf der Stirn und in den Augen — mit einer Dornenkrone und von Geißelhieben zerfleischtem Rücken, gleich dem Heiland ein schweres Kreuz schleppende und oft zusammenbrechende — leichtfertige, im kokett geschürzten Kleid, nach bewundernden Blicken haschend, die ein bemaltes Schild tragen mit der Aufschrift: „Nie wieder Mutter!" — und solche, die ein arm selig Häuflein Kinder immer um sich haben und ängstlich acht geben, daß keines von ihnen zu Schaden oder zu Fall kommt. Dann sieht man die, die ein Opfer der Leiden- schäften wurden, die ratlos und hilflos ein Kindlein der Mitwelt anbieten. Und auch die fehlen nicht, die, verlassen von allen und auch verlassen von ihrem guten Geist, ihr Kind umbrachten . . . Sic alle wurden „Mutter". — Doch nicht alle verstehen die Hoheit dieses Wortes. Menschen, die im Sumpf leben und das Gift dieses Sumpfes in ihren Kleidern tragen, haben es verstanden, der Heiligkeit des Mutterwerdens das Symbol zu nehmen und haben in Worten und Taten aus dem Hohenlied der Liebe eine erbärmliche Zote gemacht. Was Wunder, wenn die Scheu, die Ehrfurcht vor der Mutter schwand. — Von allen Kulturwerten, um die wir ringen, soll der Kampf um die saubere Wertung des Wortes „Mutter" an. erster Stelle stehen. Mit der Achtung vor der Menschwerdung werden wir sichtlich reiner, und ein sittlich reiner Mensch wird immer ein Aufbauender und kein Zerstörer sein. Es find aus allen andern Motiven, nur nicht aus dem der Notwendigkeit heraus, Frauen zu Königinnen gekrönt worden — Modeköniginnen — Schönheitsköniginnen usw. — ein Spiel — ein Zeitvertreib — ein Etwas, das den Wert der Frau nicht um ein Iota erhebt. An den vom Schicksal gekrönten Frauen, an den Müttern, mit der reinen Stirn mrd an denen mit der Dornenkrone ging man vorbei. Diese Mütter sind auch nicht zur Kurzweil da, ebensowenig wie jene, die in ihren Kindern von neuem leben, in unbegrenz ter Liebe. Der faden Errungenschaft einer Schönheits oder Modekönigin wird so viel Aufmerksamkeit geschenkt; von dem übermäßigen Heldentum mancher Mutter kündet kein Bericht, es sei denn der traurige Abschluß einer dem Lebenskampf erlegenen Frau unter der Ueberschrift: „Die Verzweiflungstat einer Mutter." Der Muttertag muß seine Bedeutung dadurch rechtfer tigen, daß das Wort Mutter jenen Klang erhält, der wie aus heiligen Hainen uns grüßt, der Geborgensein und Frieden und Ruhe bringt. — Sehnen wir uns nicht letzten Endes doch noch — auch wenn wir noch so alt sind — nach der Mutter Hand, die beruhigend unseren Scheitel streicht? Haben wir nicht am besten in der Mutter Arm geruht, war nicht dort aller Kummer, alles Leid wie sortgewischt? Wer faltete uns die Hände zum Gebet? Wer führte uns in die bunte, schillernde Märchenwelt? Wer gab den Festen ihr Gepräge? Wer hatte dem Weihnachtsmann unsere ganzen Ungezogenheiten erzählt, und wer suchte uns zu er- Kein Beamtenabbau, aber Rationalisierung Empfang der Spitzenorgauisatioaen beim Reichsfiaanzmiaister Reichskanzler Dr. Brüning in Breslau — Grandi über Haag und London Die „Deutsche Beamtenbund-Korrespon- denz" teilt mit: Neichsfinanzminister Or. Molden- Ha u e r hat in seiner Etatsrede vom 2. Mai das Ausgaben senkungsgesetz angekündigt und damit eine Verminderung der Zahl der Reichsbehörden durch allmähliche Auflösung oder Zusammenlegung bestehender Behörden, ferner Vorschriften, die auf dem Gebier der Sonderzuschläge, der Urlaubsrege lung und der Pensionskürzung eine Verminderung der Ge samtausgaben erreichen sollen, schließlich auch noch ein Be soldungssperrgesetz. Die Ankündigungen des Reichsfinanz- ministers, die im einzelnen nicht spezialisiert waren, haben in der gesamten Beamtenschaft große Beunruhigung hervor- gcrufen. Aus Anregung des Deutschen Beamtenbunües hat Neichsfinanzminister Or. Moldenhauer am Freitag die Ver treter der Spitzenorganisationen empfangen und eingehend zu seinen Ankündigungen Stellung genommen. Dabei er klärte der Reichsfinanzminister, er beabsichtige keinen Beamtenabbau nach dem alten Muster von 1924, aber eine gewisse Rationalisierung. Die beabsichtigten Maßnahmen sollten ohne unnötige Schür fen und .Härten auf dem Wege des natürlichen Abganges durchgeführt werden in einer Form, die auch für die Beam tenschaft tragbar sei. Der Reichsfinanzminister erklärte wei ter, daß die Rechte der Beamtenschaft nicht ge schmälert werden dürfen und die materiellen Grundlagen der Beamten erhalten bleiben müssen. Gewisse Ersparnisse auf organisatorischem Gebiet ließen sich aber nicht vermeiden. Oie Wirtschaftspolitik vor dem Haushaltsausschuß. Der Haushaltsausschuß des Reichstages beriet nm Freitag über den Haushalt des Reichswirtschafts mini st e r i u m s. Zunächst schlug Abg. v. Raumer (D. Rp.) vor, an Stelle der vom Reichsrat für die Leipziger Messe be- willigten 800 000 M. 400 000 M. einzusetzen, dafür aber für das übrige Messewesen 100 000 M. zu bewilligen. Die Beihilfe für die Amerika-Studenten solle von 50 000 auf 100 000 Mark erhöht werden. Für die fremdsprachliche Ausbildung der Beamten im Ministerium seien 10 000 M. einzusetzcn. So könne man im ganzen 636 000 M. ersparen. — Or. Köhler (Ztr.) stellte aus den Erläuterungen des Etats mit Bedauern fest, daß die Saar verhandlungen nicht den erhofften schnellen Fortgang genommen hätten. Or. Köhler und Or. Reichert (Dnat.) verlangten Ersparnisse in der Stellenbesetzung. Die Betriebe der öffentlichen Hand müßten auf das Mindestmaß beschränkt werden und dürften keine steuerlichen Begünstigungen bekommen. Sehr bedeutsam sei die Feststellung des Arbeitsministers Or, Stegerwald, daß 12 Mil lionen Deutsche, also ein Fünftel, Zuwendungen aus öffentlich- rechtlichen Mitteln erhielten. Die Zahlungen verteilen sich fol- gendermaßen: Zahlungen an Arbeitslose 4200 Mill. M-, Invali den- und Knappschaftsrcntcn 3 800 Mill. M., Zahlungen an Kriegsbeschädigte 2400 Mill. M., Wohlfahrtspflege 1500 Mill. M., Zahlungen an Unfallrenten 1000 Mill. M., Pensionäre 1000 Mill. Mark. Die Zuwendungen betrügen also 13,9 Milliarden Mark im Jahre. Das sei die wichtigste Charakterisierung der gegen wärtigen Wirtschaftslage. — Äbg. v. Raumer (D. Vp.) er klärte, die Genfer Zollfriedensbcstrebungc» könnten wir nicht mit machen. Festhalten sollten wir an dem System der Export förderung. Die Subventionspolitik habe sich totgelaufen. — Abg. Tarnow (Soz.) bestritt, daß die Starrheit der Lohntarife die Besserung der Wirtschaftslage hindere. Die jetzige Depression zeige den unheilvollen Einfluß aus die Preise. — Frau Or. Lüders (Dem.) verlangte die Vorlegung der Handelsverträge mit Oesterreich und Polen und Auskunft über die Verhandlungen mit Rumänien und Ungarn. Sie wandte sich gegen das System der Meistbegünstigung und forderte Förderung des Masscwescns, verlangte 400 000 Mark für Leipzig und 200 000 Mark für die übrigen Messen. ReichLwirtschafLSminister Dietrich stimmte den Anträgen des Berichterstatters v. Raumer zu. Er teilte dann mit, daß eine Kommission unter Führung des Abg. Dernburg zur Reform des Reichsstatistischen Amts gebildet werden solle. Die Präsidentenstelle im Reichswirtschaftsgericht werde man nur provisorisch besetzen, um zu größerer Rcchtseinheitlichkeit zu kommen. Unser Zollsystem sei durch den Vertrag mit Amerika bis zum 1. Oktober 1935 gebunden. Nach diesem Zeitpunkt müßten wir freie Hand erhalten. Die Exportförderung gehe in Richtung der überseeischen Länder, die Exportgarantie in Richtung der Ostseestaaten. In diesem Zusammenhang beschäftigte sich der Minister mit dem Maismonopol und mit den Wirtschaftsbeziehun gen zu den Donaustaaten. Die Verträge mit Oe st erreich und Polen, die zur Zeit im Reichsrat lägen, würden dem nächst dem Reichstag zugehen. Sorge mache uns der Vertrag mit Finnland. Das Urteil über die Subventionspolitik sei zu unterschreiben. Die O st h i l f e solle auch dem Gewerbe, dem Handel und der Industrie zugute kommen. Kernproblem dar Wirt schaft sei die Arbeitslosenfrage. Unerträglich sei es, jedes Jahr über eine Milliarde ohne jeden Gegenwert auszugeben. Or. Dessauer (Zentrum) verlangte eine stärkere Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung zur Förderung der Wirtschaft. Deutschland brauche eine planmäßige Organisation für die Herein nahme von Auslandskapital und für die Wiederhereinholung des deutschen, ins Ausland abgewanderten Kapitals. Abgeordneter Sachsenberg (W. P.) verlangte eine Zusammenlegung des Neichsarbeits- und des Reichswirtschaftsministeriums. Er beschäf tigte sich vornehmlich, mit der Notwendigkeit, das Handwerk zu fördern. Deutschlands Wirtschaft sei auf Qualitätsarbeit angewiesen, um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Abg. Wienbeck (Dnat.) verlangte größere Förderung des Mittelstandes, trat für die Belebung desBaumark- tes und für das Kleingewerbe ein. Graf Westarp (Dn.) betonte, daß Deutschland neue Bindungen auf neue Zeit in den Handelsverträgen nicht eingehen dürfe. — Or. Hilferding (Soz.) äußerte sich demgegnüber, daß' die Sozialdemokraten einer Aufhebung des jetzigen Systems der Meistbegünstigung den stärk sten Widerstand entgegenstellen würden. — Abg. Rauch (Bayer. Vp.) betonte, daß Deutschland in seiner jetzigen Lage seine Wirtschaft nicht der Doktrin des Freihandels zum Opfer bringen dürfe. — Abg. Pfeiffer verlangte Prüfung der Frage, ob die Stille gungsverordnung in dem jetzigen Ausmaß ohne Schädigung der Wirtschaft weiter durchgeführt werden könne. 2n der Einzclberatung begründete Abg. Tarnow (Soz.) eine Entschließung, in der es u. a. heißt: Der Zuschuß von 500 000 Mark an das Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit wird mit der Maßgabe bewilligt, daß das Reichskuratorium gehalten ist in seinem Vor stand und seinen Ausschüssen eine stärkere Beteiligung von Arbeit nehmervertretern herbeizufiihren, den Fragen der Rationalisie rung auch hinsichtlich der sozialen und gesundheitlichen Auswer tung stärkere und dauernde Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das Rcichswirtschaftsministerium wird aufgefordert, den Rechnungs hof zu ersuchen, die Verwendung der Reichsmittel durch das Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit im Etatsjahr 1gM and- 1930 eingehend und bis ins einzelne durchzuprüfen und bi« zur Etatsberatung für 1931 einen Plan zur Umorganisierung de« Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit im Sinne einer gentra- liesierung aller deutschen Rationalisierungsaufgaben bei dieser Stelle unter Umwandlung des Reichskuratoriums in ein Auf sichtsorgan, etwa im Sinne der Deutschen Forschungsgemeinschaft, vorzulegen. Die sozialdemokratische Entschließung wurde ange nommen. Zum Kapitel Reichswirtschaftsgericht erklärte der Minister, daß die Einrichtung abgebaut werde. Ein Betrag von 500 000 M., der zur Förderung des deutschen Außenhandels durch Zinsver billigung für Darlehen an deutsche Exporteure eingesetzt war, wurde auf 13 000 M. vermindert, nachdem fest gestellt war, daß im vergangenen Jahre nur 13 000 M. ver braucht worden waren. — Zum Schluß wurde der Haushalt des Reichswirtschaftsministeriums und des Reichswirtschaftsrats mit den eingangs erwähnten Abänderungen gemäß dem Vorschlag des Berichterstatters, des Abg. v. Raumer, bewilligt. Nicht ein bezogen wurden die Forderungen für die Messen, die an anderer Stelle erledigt worden waren. Reichskanzler Dr. «Brüning in «Vreslau Breslau, 9. Mai. Reichskanzler Dr. Brüning hielt am Freitag in Breslau eine Rede vor einer Vertrauens- männer-Versawmlung der Zentrumspartei Niederschlesiens. Dr. Brüning traf gegen 12 Uhr in Breslau ein und begab sich zunächst zum Fürstbischöflichen Palais, um den Kardi nal Bertram seine Aufwartung zu machen. Die Versamm lung fand im kleinen Saal des Vinzenz Hauses statt und wurde vom stellvertretenden Kanonikus, Dr. Otto, eröffnet. Der Abgeordnete Dr. Perlitius wies darauf hin, daß der schlimmste Zustand in der wirtschaftlichen Lage Deutschlands erreicht sei und daß man aus manchen Anzeichen auf einen Konjunkturausschwung in nächster Zeit schließen könne. Nach