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L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 258 Dienstag, den 5. November LS2S 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Mittwoch, de« 6. November L92S, vorm. 11 Uhr sollen ia Pulsnitz, Sammelort der Bieter: Restaurant »zum Bürgergarten" 1 gebrauchte Hanomag.Zugmaschine mit LaftamhLugerwagen S Io meiftbietcnd gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. P u I s n i s, am s. November 1929 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Der Kurs Tardieu. Dem dritten Anwärter auf die französische Minister- Präsidentschaft ist es nach schweren Mühen gelungen, ein Kabinett zustande zu bringen. Der neue Ministerpräsident in Paris heißt Tardieu. Seine Ministerliste zeichnet sich durch besondere Buntheit und besonderen Umfang aus. Es geht die kleine Anekdote um, daß der Präsident der fran zösischen Republik, Doumergue, als ihm Tardieu das Massen- aufgebot seiner Minister vorführte, ausgerufen haben soll: „Genug, genug, der Hof ist ja schon voll!" Ist diser Aus spruch vielleicht auch nicht wahr, so ist er doch zum mindesten recht schön erfunden, und er ist sicherlich sehr treffend. Denn tatsächlich weist das Kabinett Tardieu 16 Minister und 11 Unterstaatssekretäre auf. Zweifellos zahlen mäßig ein Nekordkabinett. Aber diese Massenliste kenn- zeichnet gleichzeitig das neue französische Kabinett. Es galt, viele Meinungen unter einen Hut zu bringen, was in po litischem Deutsch heißt, möglichst viele Parteien durch Be rücksichtigung im Ministerium wohlgesinnt zu erhalten. Tardieu hatte von sich aus sicherlich nicht die Neigung, so viele Posten in seiner Regierung zu vergeben, denn bekannt lich trifft ja nirgend so gut das schöne Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verderben, zu, wie in der Politik. Aber Tardieu wollte sich von vornherein keine Partei zum ausgesprochenen Feind machen und stopfte, um dem Appetit unzufriedener und nörgelnder Parteien Rechnung zu tragen, mit Posten und Pöstchen möglichst allen den Mund. Schon in dieser Methode, so verständlich sie vom Lardreuschen Standpunkt aus ist, liegt die Gefahr für das neue Kabinett. Es sind eigentlich ungleiche Brüder, die beieinander sitzen und die sich bei der ersten auftretenden Schwierigkeit in die Haare geraten müssen. Schwierigkeiten gibt es aber in Frankreich ebenso wie bei uns. Es kann also gar -Wt lange dauern, bis der Streit in der französischen Regierung losgeht. Selbstverständlich hat Tardieu in der Hauptsache Leute seiner Partei auf die maßgebenden Ministersessel ge setzt. Er hat also den Schwerpunkt seines Kabinetts auf die Linksrepublikaner, deren Führer er ist, verlegt. Diese Partei hat fünf Minister und zwei Unterstaatssekretäre gestellt. Dann ist noch die Gruppe um den Arbeitsminister Loucheur stark im Kabinett vertreten. Drei Minister und drei Unter staatssekretäre haben die Loücheur-Anhänger ins Kabinett gesandt. Loucheur und seine Mitarbeiter gehören der Radi kalen Linien an. Die Linke hat somit im Tardieu-Kabinett das Uebergewicht. Aber sie ist machtlos, wenn sie nicht auf die rechte Opposition Rücksicht nimmt. Die Geneigtheit dieser Ovvosition glaubt sich Tardieu dadurch gesichert zu haben, daß er die Maringruppe mit in sein Kabinett nahm. Aller- dinas ist diese Gruppe gespalten, und nur ihr rechter Flüge! ba^einen Minister und zwei Unterstaatssekretäre in die Re- Keruna gesandt. Der Hauptvertreter dieser Gruppe ist der Ministe'-wr öffentliche Arbeiten, Pernot, unter dessen Fnh- rung^f^ der Maringruppe gegen den Willen ihres offiziellen Chefs für das Kabinett Brrand gesümmt hatte. Es bleibt abzuwarten, ob durch diesen Seitensprung Pernots eine Spaltung der Maringruppe erfolgt. Aber noch weiter nach rechts mußte Tardieu greifen, um nicht von vornherein zu scheitern. Innenpolitisch hatte er vielleicht mit den bisher erwähnten Gruppen arbeiten oder zum mindesten Kompromisse schließen können, aber außen politisch wäre ihm jeder Kurs durch die Rechtsparteien durch- treuzt worden. Daher eben der Name Maginot aus der Ministerliste Tardieus. Maginot hat das Kriegsministerium bekommen, er ist für Frankreich und für uns ja kein unbe schriebenes Blatt mehr. Wenn wir hören, daß seine Be- rufung zuni Kriegsminister auf der französischen Rechten eni Markstein Beifall ausgenommen ist, so können wir daraus ers^' E man ihn dort schätzt. Maginot ist nicht zum x Kriegsminister, er hatte vielmehr schon während -Ak unseligen Ruhrkrieges den gleichen Posten inne, mittet" hechten der zuverlässigste und entschiedenste Sicherheitsthese. Er hat ja be- kanntlich in der Frage der Räumung der Rheinlande immer ein sehr gewichtiges Wort geredet, ob er nun Minister war oder nicht, ^mmer klangen seine Erklärungen in die Forde rung üus, keine Räumung ohne Sicherheit. Diese Forderung wird er jetzt, da er in dem neuen Kabinett Immer mehr Konkurse! Das Gesamtergebnis der Eintragungen zum Volksbegehren — Frühere Einberufung des Reichstages Vor folgenschweren Ereignissen in Polen Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamis wurden im Oktober durch den „Reichsanzeiger" 840 neue Konkurse — ohne die wegen Massemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 350 eröffnete Vergleichsverfahren rekauntgegeben. Die entsprechenden Zahlen für de» Vor- nonat stellen sich auf 657 bzw. 364. Das Gesamtergebnis der Eintragungen zum Volksbegehren Berlin, 4. Nov. Nach Mitleilung des RcichswahlleiterS stand am Montagabend folgendes Ergebnis der Eintragungen für das Volks- begehren fest: Im ganzen sind 4147 725 Eintragungen erfolgt, das sind 10,05 "/» der Gesamtstimmbercchtigtcn. Das Ergebnis aus drei Gemeinden de« Stimmkreises Magdeburg steht noch aus. Frühere Einberufung des Reichstages? Berlin, 4. Nov. Wie der Demokratische Zeitungsdienst aus politischen Kreisen erfährt, wird in der Reichsregiernng erwogen, den Reichstag früher als zu dem ursprünglich vorgesehenen Datum, den 26. November, einzuberufen. Die Reichsregierung wolle den Volks» entscheid sobald wie möglich zum Abschluß bringen und gleich nach der Einberufung gemäß den Gesetzesbestimmungen das sogenannte „Frei- beltsgesetz" dem Reichstag vorlegen und ihre ablehnende Stellungnahme dabei zum Ausdruck bringen. Die endgültige Entscheidung über den Zusammentritt des Reichstages werde voraussichtlich in einer Bespre chung der Parteiführer vereinbart werden, die in den nächsten Tagen stattfinden soll. Bor folgenschweren Ereignissen in Polen? Warschau, 4. November. Angesichts der noch völlig unklaren Lage werden in parlamentarischen Kreisen mit ziemlichem Nachdruck zwei Gerüchte verbreitet. Das eine besagt, daß das Schicksal des Kabinetts Switalski bereits entschieden sei, und zwar in dem Sinne, daß für den entscheidenden Kampf mit der Opposition ein noch stärkerer Mann (das heißt wohl Marschall Pilsudski) an die Spitze der Regierung treten solle. Spätestens am Dienstag werde über die Veränderungen innerhalb des Kabinetts, die von langer Hand vorbereitet seien und nichts mit dem angekündigten Mißtrauensvotum der Opposition zu tun hätten, völlige Klarheit herrschen. Das zweite Gerücht will wissen, daß das Parlament um einen Monat vertagt werden solle. Ob in diesen von Mund zu Mund verbreiteten Nachrichten, deren Ausgangs punkt nicht zu ermitteln ist, ein wahrer Kern steckt, kann nur die Zeit lehren. Da sie aus einer außerordentlich erregten Atmosphäre stammen, sind die Gerüchte natürlich mit größter Vorsicht aufzunchmen. Am Montag? vormittag ist dem Sejm-Marschall Daszynski ein Brief des Staatspräsidenten übermittelt worden, der anscheinend am Sonntag abend geschrieben wurde. Der Brief stellt eine Antwort auf die Wei- gerung Daszynjkis dar, an einer Sitzung mit Marschall Pilsudski tell- zunchmcn. Der Staatspräsident stellt darin fest, daß er die Haltung des Sejm-Marschalls als Ablehnung auffasse, die Vorfälle vom 31. Okto ber in der von ihm vorgeschlagenen Weise durch eine gemeinsame Besprechung zu klären. Der Adjutant des Staatspräsidenten hat das Srjmgebäude verlassen, ohne auf diesen Bries eine Antwort zu erhalten. Gegen 12 Uhr mittags begann die angekündigte Sltzung des Aeltesten- rates, zu der der Vorsitzende des Regicrungsblocks vom Sejmmarschall keine Einladung erhalten hat. Die Uebergehung Oberst Slaweks steht im Zusammenhang mit dem vom RegierungSblock geplanten Mißtrauens- Votum geaen Daszynski. Dieser teilte den Frakttonssührern mit, daß er die nächste Sejmsitzung auf Dienstag 12 Uhr mittags angesetzt habe. Weiter gab er bekannt, daß verschiedene Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden sollten, um neue Zwischenfälle zu vermeiden. Ohne besonderen Ausweis werde niemand das Parlamentsgebäude betreten dürfen. Die zum Mittwoch einberufene Eröffnungssitzung des Senats ist auf den 12. November vertagt worden. Der umstrittene polenverirag. Warschau. Eine polnische Agentur meldet, daß in dem deutsch-polnischen Vertrag Polen auf das Wiederkaufsrecht der deutschen Rentengüter verzichtet habe, jedoch mit Aus nahme derjenigen Fälle, wo schlechte Bewirtschaftung des Bodens usw. vorliege. Diese Bestimmung des Polen- Vertraaes wäre sehr bedenklich: denn der Beariki der schlechten Bewirtschaftung ist sehr dehnbar und kann von Polen im deutschfeindlichen Sinne ausgenntzt werden. Die „Nationaldemokratische Partei" Polens hat im übrigen beschlossen, das deutsch-polnische Liquidations abkommen abzulehnen, und sich einer Politik des Verzichts auf die Rechte, die Polen durch den Versailler Vertrag ge währleistet sind, zu widersetzen. Aus der Stellungnahme der polnischen Presse geht weiter hervor, daß das Wiederkaufs recht gar nicht in Form eines Vertrages, sondern nur in der Form einer Information an die deutsche Regierung, in der die polnische Negierung die diesbezügliche Entscheidung mitteilt, erledigt wird. 4° Die Vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier nahmen auf einer Tagung in Beuthen eine Entschließung an, die Zentralleitung solle dahin wirken, daß deutsch-polnische Vereinbarungen wirtschaftlicher und politischer Ratur, d i e den deutschen Interessen zuwiderlaufen, adgelehnt werden und daß bei etwaigem Inkrafttreten des Doung-Plans aus den Ersparnissen des Reiches vorweg Mittel sichergestellt werden, aus denen die Ansprüche der noch nicht oder noch nicht genügend ent schädigten Flüchtlinge befriedigt werden können. Wiederaufnahme der Wirtschafts- Verhandlungen in Warschau Wie Berliner Blätter aus Warschau melden, sind die Verhandlungen über das deutsch-polnische Wirtschaftsabkommen am Montag in Warschau wieder ausgenommen worden, nach dem in den letzten Wochen Vorbesprechungen über Art und Umfang des Abkommen insbesondere unter Berücksichtigung schon früher erfolgter Uebereinstimmung stattgefunden hatten. Der Mittelstand im Abwehrkampf. Berlin. Die Wahlkreise Berlin, Potsdam I und Potsdam II der Neichspartei des deutschen Mittelstandes Wirts chaftspartei) veranstalteten in Berlin eine Kundgebung unter dem Motto: „Der Mittelstand im Ab wehrkampf gegen die Proletarisierung". Die Haupttagung eröffnete Rsichstagsabgeordneter Mollath. Er betonte sehr scharf, daß jetzt im Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzungen die Frage stehe: Privateigentum oder Sozialisierung? Alles werde augenblicklich getan, um den Mittelstand zu vernichten. Damit würden aber auch die Grundfesten des Staates er schüttert. Wie schlecht es dem Gewerbe gehe, zeige die Tat sache, daß fast 63 Prozent der sich selbst einschätzenden Gewerbe treibenden ein Jahreseinkommen von nur 1500—1650 M. Hätten, also wenigeralseinungelernter Arbeiter. In der Frage „Privateigentum oder Sozialisierung" gebe es kein Kompromiß, sondern nur eine klare Entscheidung. Und um diese Entscheidung handele es sich bei den bevorstehenden Gemeindewahlen. Reichstagsabgeordneter Colosser betonte, daß dis S.P.D. konsequent ihre auf Vernichtung der freien Wirt schaft und des selbständigen Mittelstandes gerichteten Ziele verfolge. Daraus ergäbe sich für den Mittelstand die Pflicht, sich mehr als bisher um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, sich seiner Rechte bewußt zu werden und sich durch Ausnutzung dieser Macht den notwendigen Einfluß auf Ge- setzgebung und Verwaltung in Staat und Kommune zu sichern. — Stadtverordneter K i n scher beleuchtete an Hand von Beispielen die Mßwirtschaft der jetzigen Berliner Stadt- verordnetenmehrheit. Wohin die userlose wirftchaftliche Be tätigung der öffentlichen Hand führen müsse, habe nament lich 'der' Sklarek-Skandal bewiesen.