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Anzeigcn-Grundzahlen tn H/: Die 41 mm breite Zeile (Moffe's Zeilrnmeffer 14) 1 mm Höbe 10 in der AmtShauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 ReName 25 Tabellarischer Satz 50°/. Aufschlag. — L ei zwang-wetser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSfSllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme — — — a» t«»«« — — — I» Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik -der sonstiger irgend welcber Störung der Betriebes der Zeitung oder der BeförderungSeinrichtungrn, hat der Bezieher keinen Anspruch »uf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Aezuzspr-ts-S. — Wöchentlich 0.S5 «M bei freier Zustellung, bei Abholung wöchentlich 0.55 NM; durch die Post monatlich 2.60 LiM freibteibend VulsuitzerD»-eblait WILL Bezirksanzeiser Wochenblatt Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt tzauptblatt und «teste Zeitung in den Ortschaften de« Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirk»; Pulsnitz, PulSnitz «. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald«, Ohorn, Oberstein-, Ntedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Arietektdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf AeichSftSstelle: PulSnitz, Alb-rtstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S- L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 23« js Mittwoch, den 2. Oktober ES 81. Jahrgang Die Sozialreform bleibt stecken Die Berliner Presse zur Krisenstimmung im Reichstag MW Md WWt ÄWltMUhtittn Herbstwetter? Der Regen, der in verschiedenen Gegenden des Reiches eingesetzt hat, soll, wie die Oeffentliche Wetterdienststelle Ber lin erklärt, der Uebergang zu regnerischem, kühlem Herbst- weiter sein. Kühle Luftmassen, die von England nach dem Osten strömen, haben Deutschland erreicht und dringen bis tief nach dem Süden vor. Das herbstliche Wetter werden Ost- und SUddeutschland haben, da sie im Zentrum der kühlen Lustzone liegen. Die Temperaturen werden mit durchschnitt, lich 17 Grad angegeben^ Sia Wien aber nach Ansicht de- Oeffaütp^s WottoEichstesl« nur 14 bis 15 Grad erreichen. — (Der Monat Oktober.) Wenn einmal der Oktober da ist, dann eilt das Jahr mit Riesenschritten ab wärts. Schöne Oktobertage bringen das letzte Neiglein Sonnengold, das im Becher des Jahres für uns funkelt. Während der Landmann aus den Feldern Kartoffeln, Kraut und Rüben als die letzten Früchte des Wachsjahres ein- heimst und der Ackerfurche die Kornsaat für das neue Jahr anvertraut, geht in den Weingegenden mit fröhlichem Drum und Dran die Weinlese vor sich und in den Obstgärten werden schmackhaft ausgereifte Aepsel und wohlschmeckende Birnen von den fruchlschweren Bäumen genommen. In den Gärten leuchten die letzten Blumen, bis der Reif sie knickt, und über die Buchen hin brennt und- flammt, funkt und leuchtet der lohende Farbenbrand des Herbstes. Es ist das letzte Ausjauchzen, die letzte stimmberedte Svmphonie vor dem Vergehen. Nur zu schnell ist das Kirchweihfest, das dem Oktober sein jahreszeitliches Gepräge gibt, gekommen, und dann führt der Weg immer tiefer hinein in kurze, son nenarme Tage und endlos lange Nächte. Volle anderthalb Stunden Tageslicht raubt uns schon der Oktober, in dessen herbstlicher Melancholie sonst noch so manche heitere Note eingeflochten ist. Nun tritt der Abend, die Häuslichkeit, die Familie wieder in ihre Rechte. Wohl denen, die dies Be hagen auch in unserer Zeit zu schätzen wissen! — (Gründung eines Sächsischen Jagd- Pächt erb und es.) Im August wurde in Dresden ein Sächsischer Jagdpächterbund mit dem Sitz in Dresden ge gründet. Der Zweck des Vereins ist: Zusammenschluß der sächsischen Jagdpächter, Vertretung ihrer Interessen bei den Behörden, Gerichten und jagdlichen Organisationen, Unter stützung der Mitglieder bei Jagdpachtungen, Vermittlung von zuverlässigen Jagdschutzbeamten, Nachweis von Jagdpachtoer- ständigcn, Rechtsberatung der Mitglieder, Schaffung einer staatlichen Vertretung der Jagdpächtermteressen. 1. Vor- sitzender ist Stadlrat a. D. Emil Ahlhelm, Johanngeorgen- allee 25, der Anmeldungen entgegennimmt. Dresden. (D -nksch rift ü b-r di° Ein h-ltSbcw -r- tung des landwirtschaftlichen Der Reichsfinanzminister hat dem Reichstag eine Denkschrift über die Em- heitSbewertung »es landwirtschaftlichen Vermögens und der zwangsbe- wirtschafteten Grundstücke auf den 1 Januar 1928 übermittelt. Darin wird zujammenfassend festgestelll, daß keineswegs die Rede davon sein könne, daß die Einheitswerte willkürlich übermittelt seien. Ber jeder Steuerbewertung, in der Millionen von Objekten erfaßt werden, würden Fälle Vorkommen, in denen die Anwendung der vorgeschriebenen Be- wertungswcthode zu gewissen Unzuträglichkeiten führen. Es sei jedoch nicht zu rechtfertigen, wenn diese Fälle verallgemeinert würden und hieran die Forderung geknüpft werde, di- ganze Bewertung aus neuer Grundlage zu revidieren. Die Gruppen von Fällen, in denen die Bewertung zu hoch erscheine, und deren Zahl gegenüber der Millionen zahl der bewerteten Objekte unbedeutend ist, dürften nicht zu der For- dervng führen, em richtiges Bewertungssystem zu verlassen und, wie es z. B. mit dem Anträge, die Einheitswerte zu halbieren, geschehen sei, Steuerwerte sestzusitzen, die zu den wirtschaftlichen Werten völlig im Widerspruch stehen und den Steuerpflichtigen selbst durchaus nicht immer erwünscht sind. Hierauf glaube die Reichsregierung auch gegen über der Entschließung Hinweisen zu müssen, in der für die Landwirt schaft eine Herabsetzung der Vermögenssteuer aus die Hälste gefordert werde. Das Steuerauskommen würde dadurch um etwa 50 Millionen finken. Wenn somit die Beschwerden über die Einheitswerte grund sätzlich nicht als gerechtfertigt anerkannt werden können, so könne doch andererseits nicht übersehen werden, daß in gewissen Gruppen von Fallen die Erhebung der Vermögenssteuer auf Grund der festgesetzten Einheitswcrte zu unbilligen Härten führen könne. Die Finanzämter seien daher für oiese Fälle zu einem „Entgegenkommen aus Billigkeits- gründcn" angewiesen worden. Riesa. (Schwerer Verkehrsunfall.) Ein furchtbares Autounglück ereignete sich auf der Pausitzer Straße von den Toren der Stadt. Auf bisher ungeklärte Weise fuhr das mit vier Personen besetzie Auto des Oer Reichskanzler als Vermittler. Reichskanzler Müller legte am Dienstag vormittag den Fraktionsführern einen Dermittlungsvorschlag vor, der, wie es heißt, auch die Billigung des Außenministers fand. Der Kompromißvorschlag sah folgendermaßen aus: Das Hauptgesetz für die Abänderung der Arbeitslosenver sicherung und die Bestimmung über die Verlängerung der Wartezeit sollten aus dem Sondergesetz, das die einschneiden, den Bestimmungen bringt, herausgenommen und mit einem Vorschlag verbunden werden, der eine Verlängerung der Wartezeit, vor allem bei erstmaliger Arbeitslosigkeit, vor- sicht. Diese Verlängerung der Wartezeit sollte von den Re- gwrungsparteien beschlossen werden. Die Erhöhung der Beiträge, also der eigentliche Streitpunkt, sollte zurück geste l lt werden. Es verlautet, daß der Reichskanzler vorgeschlagen habe, daß sich die hinter der Regierung stehenden Fraktionen verpflichten sollten, die Beitragserhöhung nach der Erledigung des Doung-Plans in Verbindung mit der Finanzreform anzunehmen. —Diele Vorschläge des Kanzlers waren Gegen stand mehrstündiger Beratungen der Fraktionen. Nachdem die Deutsche Volkspartei den Kompromißvor schlag des Reichskanzlers in seiner ursprünglichen Form ab gelehnt hatte, griff der Reichskanzler zu dem Ausweg der Auslegung. Die Deutsche Volkspartei soll an eine Beitrags erhöhung nicht gebunden sein, und vorläufig sollen nur einige nebensächliche Reformen in der Arbeitslosenversiche rung angenommen werden, im übrigen soll das ganze Problem auf zwei Monate vertagt werden. Am Dienstagnachmittag fanden noch fortlaufend Be sprechungen mit den Führern der Regierungsparteien statt, um im einzelnen das Kompromiß festzulegen. Der Versuch der Reform der Arbeitslosenversicherung ist also stecken geblieben. Die Kasse der Reichs ist für weitere Monate mit den Verpflichtungen für die Arbeitslosenversiche rung belastet. Man glaubt nun auch nicht mehr an eine Krisis der Regierung. Die Pläne zur Kinanzresorm. Im Zusammenhang mit der Frage der Arbeitslosenver sicherungsreform werden bereits Pläne für die Finanzresorm erörtert. Wenngleich diese Pläne vorerst noch in der Theorie bestehen, so nehmen sie doch schon bestimmte Richtung an. Es verlautet, daß die Regierungsparteien eine Senkung der Einkommensteuer insbesondere für die unteren Grup pen durch die Erhöhung der steuerfreien Grenze vorsieht. Seit längerer Zeit werden auch Pläne über eine neue orm der Gemeindesteuer, über eine Getränke teuer für die Gemeinden, über die Beseiti gung oder gar Herabsetzung der Kapital ertragsteuer und über verschiedene Monopolpläne erörtert. Diesen Plänen stehen allerdings noch erhebliche Schwie rigkeiten im Wege. So würde den Gemeinden im Falle der Senkung der Realsteuern irgendein Ersatz für ihre wesent lichste Einnahmequelle geboten werden müssen. Dazu wird aon gewisser Seite empfohlen, eine Gemeindegetränkestcuer einzuführen, die den Gemeinden hohe Einkünfte zusichern soll. — Alle Meldungen über die beabsichtigte Einfüh- rung eines Tabak- und Biermonopols eilen zum mindestens den Tatsachen weit voraus. — Letzten Endes sind ja all diese Entscheidungen von dem Young-Plan ab- zängig. Iuviläumssihung -es Reichstags vor leerem Hause. 10 0. Sitzung, Dienstag, den 1. Oktober. Im Reichstag brachte Vizepräsident Esser dem Reichs gericht, das sein 50. Jubiläum feiert, die herzlichsten Wünsche der deutschen Volksvertretung dar. Dann trat das Haus in die zweite Beratung der Vorlagen über die Arbeitslosenversiche rung s re form ein. Als Berichterstatter sprach Abg. Riesen-r (Zentr.) zunächst über die Ausschußverhandlungen. Da die einzelnen Fraktionen Fraktionssitzungen cinberufen hatten, um zu den neuen Vorschlägen des Reichskanzlers Stellung zu nehmen, war das Haus fast leer. Die Kommunisten verlang ten darauf die Herbeirufung des Reichsarbeitsministers. Mit den Worten: „So wollen wir das Vakuum in ein Plenum verwan deln", setzte Vizepräsident Graef die Signalapparate in Be wegung. Der Plenarsaal füllte sich rasch. Das kommunistische Begehren wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag, die Sitzung zu vertagen. Bor sich wieder leerendem Hause erklärte Abg. Ja eck er (Soz.) nochmals den Willen seiner Partei, Mißbräuche in der Arbeitslosenversicherung zu beseitigen. Er richtete Angriffe gegen die Landwirtschaft, die lieber polnische Wanderarbeiter als erwerbslose Landarbeiter beschäftige. Abg. Schumann-Leipzig (Komm.) beschwerte sich über die Haltung einzelner Beamter in den Arbeitsämtern. Abg. Stöhr (Natsoz.) warf den Sozialdemokraten vor, daß sie ein Stück des deutschen Volksvermögens nach dem anderen verhökerten. Der Young-Plan müsse automatisch zu einem weiteren Abbau der Sozialpolitik führen. Frau Arendsee (Komm.) griff die Nationalsozialisten an. vr. Agcna (Deutschnatl.) betonte, man werde im Lande kein Verständnis dafür haben, daß die Reichstagsmehrheit in der Arbeitslosenfrage völlig versage. > Abgeordneter Behrens (Deutschnatl.) warf den Sozial demokraten vor, sie hätten die Lage der Landarbeiter verschlechtert. Abg. Litke (Soz.) beschwerte sich, daß Kommunisten und Natio nalsozialisten Line gemeinsame Front gegen die Sozialdemokratie bildeten. Im weiteren Verlauf seiner Rede mußte ein Tribüncn- bcsuchcr, der ihm Beifall spendete, aus dem Hause entfernt werden. Bei der nunmehr folgenden Beratung des befristeten Gesetzes kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Rechtsopposition und der Regierung. Graf Westarp erhob Einspruch gegen das bisher beliebte Ver fahren. Die Regierung sage nichts, was eigentlich werden solle. Auch über die finanzielle Seite sei nichts bekannt geworden. Die Neichskasse werde, wenn man die Krisenfürsorge entschließe, mit 500 Millionen belastet. Seit Monaten rede man davon, daß man das Defizit beseitigen wolle. Hier zeige sich ein neues Vakuum. Graf Westarp forderte Auskunft vom Finanzminister, ob dieses Defizit von der Reichskaffe weiter getragen werden solle. Neichsfinanz Minister Or. Hilferding wich auf diese Anfrage aus. Er meinte, daß die finanziellen Wirkungen dec Vorlage schon früher erläutert worden seien. Die Auswirkungen von Aendcrungsanträgen könne man erst — nach ihrer Annahme berechnen. Graf Westarp erklärte demgegenüber, die Antwort des Reichs finanzministers entspräche weder der Achtung, auf die der Reichs tag Anspruch hab«, noch den notwendigen Anforderungen an ein« sachgemäße Auskunft. Er beantragte Aussetzung der Ver handlungen, bis der Reichsfinanzminister in der Lage sei, Aus kunft über di« finanziellen Wirkungen der Aendcrungsanträge zw geben. Die Regierungsparteien lehnten diesen Antrag ab. Als dann noch vom Präsidium einige Anträge bekanntgegeben wurden, die von der Weimarer Koalition gestellt worden waren, denen sich die Bayerische Volkspartei angcschlossen hatte, verlangte Graf Westarp im Hinblick auf die ungeklärte Sachlage erneut Vertagung. Das Haus beschloß demgemäß, so daß die Rcichs- tagssitzung auf eine Stunde unterbrochen wurde. . Nachdem die Sitzung wieder eröffnet worden war, kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Zentrum und der Deutschen Volkspartei. Für das Zentrum ergriff der Abgeordnete Esser das Wort. Lr beschäftigte sich einleitend mit den Rationalisierungsmaß- mhmen in der Industrie und mit dem Abbau von Arbeitern. Dann ging er auf die Erfahrungen, die man mit dem Gesetz zemacht habe, ein und meinte, daß das Gesetz nicht so schlecht «ei wie die Menschen, die cs gebrauchen. Das Gesetz sei än Ehrendenkmal der deutschen Sozialpolitik. Das Zentrum sei »urch die Anträge der Deutschen Volkspartei überrascht. Unter „roher Unruhe bei der Volkspartei schloß der Redner mit den Worten, daß sich solche Parteipolitik nicht rechtfertigen ließe. Ab geordneter Hu eck (D. Dp.) entgegnete, daß unbedingt eine An passung der Leistungen und Bedingungen der Reichsanstalt an die wirtschaftlichen Verhältnisse erfolgen muffe. In den Verhandlungen zwischen den. R egieru n g s- Parteien und der Regierung erklärte sich kue Zen- trumssraktion schließlich damit einverstanden, die Losung der Arbeitslosenreform auf der Grundlage ftstzulLgen.daß Hauptgesetz und Sondcrgcsetz, soweit es vom Sozialpolitischen Ausschuß angenommen wurde, in ein Gesetz zusammengefaßt werden sollen. Von der einhalbprozentigen Beitragserhöhung soll Abstand genommen werden. Das Zentrum hat den