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Kerr-sicher 18. Tel..! Postjch»ck»Kouto Dresden PülSnitz und ilteste Zeitung in den Ortschoste» d«S Pulsnitzer AmtSgerichtSbeztrkS: Pulsnitz, Pulknitz Niederlichten«», KriederSdorf, Thiemendorf, Mtttelbuch, Schriftleiter: I. W. Mohrin Pulsnitz Druck und Berlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Pe;chLft»stelle: Pulsnitz, «lbertstreße Nr. 2 81. Jahrgang Dienslag, den 6. August 1839 Rammer 181 Amtlicher Teil Welge« PMWÄM» Mei W» Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderSte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt l M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober» und ,, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdors Das Amtsgericht V. Tcheibuer, Amtsgerichtsdirektor Pulsnitz, am 6. August 1929. Der Stadtrat Sladtrat Beyer, stellv. Bürgermeister Das Wichtigste Von dem Observatorium in Johannisburg ist ein neuer Komet ent deckt worden. Die bisher herzest Rten Photographien sollen bestä tigen, daß eS sich um einen Kometen und nicht, wie man zuerst annahm, um irgendeine andere Erscheinung handelt. Die Londoner Süd-Eisenbahngesellschaft beginnt einen Frachtsonder« dienst, um damit den Wettbewerb der Kraftwagentransporte zu bekämpfen. Erste Fühlungnahme im Haag. Englands Sachverständiger in Paris sagt: Young-Plan t brauchbar. Die Delegationen der Länder sind nunmehr in der Kon-' «renzstadt Haag versammelt. Die Konferenz wird einen be» i onderen Kamps Wischen England und Frankreich bringen. Venn inzwischen ist das Konto des verflossenen englischen Außenministers Chamberlain im Hauptbuch Frank» reichs gelöscht worden und MacDonald und Hender» i o n sind in England die entscheidenden Personen geworden. Leider haben sie noch nicht einen genauen Ueberblick über )en Stand der Dinge, und so kann man sogen, daß die Kon- -erenz im Grunde genommen zu früh für Deutschland tattfindet. Die ganze englische Presse stellt folgende englische For derungen auf: Der Young-Plan sei für England nur an nehmbar, wenn er in drei Punkten geändert werde. Vvr» sicht auf den Verteilungsschlüssel von Spa, Aenderung der bestimmungen über die deutschen Sachliefcrungen in einem England genehmen Sinne und Aenderung der Bestimmun gen, die Zugeständnisse an gewisse europäische Staaten, in erster Linie Italien und Frankreich, in sich bergen. — Nach nn Aeußerungen der Londoner Blätter ist eine glatte Ablehnung des Young-Planes durch England n seiner gegenwärtigen Form zu erwarten. Frankreich und Italien erhielten die geschützten Tribute, England die unge- chützten. Jene hätten sich den Löwenanteil gesichert, Entz ünd gehe leer aus. Aber ganz undeutlich ist die Haltung Ser englischen Presse in den Fragen der Rhcinlandräumung, »er Rheinlandkomnnssion und der Saar. Hier beschränkt nan sich auf Andeutungen der Art, daß die Besatzung einen Skandal darstelle. Man scheint also vorerst die hartnäckige öaltuna Frankreichs zu Wrchten. Mittwoch, de« 7. August 1S2S, vormittags 11 Uhr. sollen in Pulsuitz, Restau rant zum Bürgergarten 10 Paar Herrenschuhe, 37 Packungen Schokolade-Fondant, nachmittags 3 Uhr, Sammelort der Bieter Bahnhofs-Restaurant, 2 Autoreifen, 1 Schreibtisch, 1 Schreibmaschine, 1 Magnet, 1 Bücherschrank, 1 große Bank, 2 Pferde meistbietend gegen Barzahlung öffentlich oersteigert werden. PuIsnitz, den 6. Aug. 1929 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenweiser 14) 1 mm Höhe 10 O/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme - - - » rsch «i«t a»i«» » « Werktag Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung btt Betriebes der Z^ung oder der BeförderungSeinrtchtungrn, hat der Bezieher keinen Ani, uch «vf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rück zahlung des ^ezu;spttiskE-Wöchentlich 0.85 RM bet freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Der Widersinn -es polnischen Korridors. Aus Marienwerder kommt tue Nachricht, baß die Weichselbrücke bei Münsterwalde jetzt von der deutschen Seite aus bis zur Hälfte abgebrochen ist. Dw Ent fernung des übrigen Brückentorls soll noch vor dem Einbruch des Winters erfolgen; die ganze Drücke wird dann spater bei Thorn wieder aufgebaut wenden. Diese Nachricht ist in Deutschland fast mit Stillschweigen übergangen worden, trotzdem sie erneut die unhaltbaren Zustände im polnischen Korridor beleuchtet. Nach den Verträgen sollte uns ja ein ungehinderter und freier Durchgang durch das jetzt polnische Gebiet nach dem abgetrennten Ostpreußen auf allen vor handenen Wegen zustehen. Wie schwer der unberechtigte Ab bruch dieser Brücke, die eine wichtige Verbindung über die Weichsel herstellte, unsere Derkehrsverhältnisse nach Ost preußen belastet, ist oft genug betont worden. Es hat fast den Anschein, als ob sich bei uns weite Kreise nach und nach mit dem Zustand des polnischen Korridors absinden wollten. In anderen Ländern beschäftigt man sich beinahe starker m.t der Unhaltbarkeit der jetzigen politischen Grenzen im Mn Dcut chlands Sogar in Frankreich, das ja sonst mit Polen durch dick und dünn geht, sind schon des öftere Stimmen laut geworden, die eine Aenderung der Verhältnisse befürworten, vor allem aber in England hat man sich in der letzten Zeit mit dem Korridorproblem be- ^^^Mzeichnend ist dabei, daß man nicht nur die gegen wärtige Lage kritisch betrachtet, sondern auch mit Ernst und gutem Willen Vorschläge für eine wirkungsvolle Abhilfe macht. Es ist nicht gesagt, daß mit laichen Plänen allen be rechtigten deutschen Wünschen Rechnung getrogen wird, es verdiente aber bei uns doch eine erheblich größere Beachtung und Unterstützung, daß überhaupt solche Erörterungen in anderen Ländern an die Oeffentlichkeit dringen. Zwei Vorschläge sind es vor allem, die in letzter Zeit in England zur Sprache kamen und den ganzen Widersinn des Korridors schlagartig beleuchten. Der eine geht von der Londoner Monatsschrift „Fortnigthly Review" aus und fordert im einzelnen folgendes: Unantast. /barkeit der Grenze, aber Entmilitarisierung des Korridors, Rückgabe Danzigs an Deutschland und Errichtung eines pol nischen Freihafens, sofortiger Abschluß eines deutsch-polm- eschen Wirtschaftsabkommens mit weitgehenden Verkehrs- erleichterungcn zwischen Ostpreußen und dem Reiche. Man hat in Polen versucht, diesen Plan als deutschen Versuchs ballon zu bezeichnen. Das ist natürlich nicht der Fall, denn sur uns wäre die Erfüllung dieser Vorschläge noch immer keine endgültige Regelung. Immerhin verdient die englische Ucußerung als Ausfluß einer allmählichen Sinnesänderung festgchalten zu werden, gerade unter dem Gesichtspunkt des starken englischen Einflusses in Osteuropa. Wesentlich weiter geht Sir Robert Donald in einem so eben erschienenen Buch „Der polnische Korridor und seine Folgen". Schon einmal hat der englische Oberst Hutchison in seinem Buch „Schlesien wiederbesucht" auf die Gefahrenquelle der gegenwärtigen Grenzziehung aus eigener Anschauung Verfassungsfeier. Die Verfassungsfeier der unterzeichneten Behörden findet Sonntag, den 11. August 1929, vorm. 11 Uhr Im oberen Saale des Ratskellers in Pulsnitz statt. Die Einwohner, Männer und Frauen unserer Stadt und des Amtsgerichtsbezirks, die Behörden, die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Innungen, sowie die Verbände der Beamten und Angestellten werden hierzu herzlichst eingeladen. MMI les „W! ZkMU' n MM Amerikas begeisterter Empfang der Zeppelin-Leute Spannung, die man überall vor der Ankunft hat. Und als am Sonntag nachmittag der Ruf „Land" ertönte, da standen die Passagiere allesamt unter der Großartigkeit des Ein drucks, mit einem Luftschiff innerhalb von 3 Tagen 23 Stun den und 23 Minuten von dem kleinen Dodenseestädtchen Friedrichshafen aus im Flug über das Weltmeer nach der Riesenstadt New York gelangt zu sein. * Reichspräsident v. Hindenburg hat an vr. Eckener folgendes Telegramm gesandt: „Meine herzlichsten Glück- wünsche zum erfolgreichen zweiten Amerikaflug des Lust- schiffes ,Gras Zeppelin'. Ich wünsche auch weiterhin guten Erfolg. Mit freundlichen Grüßen v. Hindenburg, Reichspräsident." Der enttäuschte blinde Passagier. Philadelphia. Der blinde Passagier auf dem „Graf Zeppelin", Albert Buschko, ist in der Einwanderungs- station Gloucester (New Jersey) interniert worden. Hier soll er bis Mittwoch bleiben. Dann soll er auf einem Hapag- Dampfer nach Deutschland abgcschoben werden. Buschko er klärte den amerikanischen Behörden gegenüber, daß er in Witten an der Ruhr geboren sei; sein Vater sei bereits ver storben, seine Mutter wohne in Werne (Westfalen). Ueber den Grund seiner abenteuerlichen Reise befragt, erwiderte „Ach habe so mel über Amerika gelesen, daß ich das Land unbedingt.sthen wollte. Diel wird er nun allerdings mm Amerika nicht zu sehen bekommen. Wieder hat das Luftschiff »Graf Zeppelin" eine Amerikafahrt vollendet. Obwohl das Wetter nicht sehr gün stig war und das Schiff oft mit schweren Gegenwinden zu kämpfen hatte, wurde das amerikanische Festland in den Nach mittagsstunden des Sonntags erreicht. Das Luftschiff wandte sich zunächst dem Flughafen L a k e h u r st zu, wo es 6.49 Uhr amerikanischer Zeit (23.59 Uhr Berliner Zeit) über dem Flug platz eintraf. Die wartenden Menschenmassen brachen in einen ungeheuren Jubel aus, sie schwenkten Tücher, warfen Hüte in die Luft und riefen dem Führer und den Passagieren des Luftschiffs herzliche Willkommensgrüße zu. Aber vr. Eckener wollte noch nicht an eine Landung denken, da er die Abendstunden abwarten wollte, um einen unnötigen Verlust an Gas, das man bei der heißen Witterung unbedingt hätte ab lassen müssen, vorzubeugen. Das Luft schiff flog deshalb in der Richtung>nach NewYork davon und machte unter dem Jubel der Weltstadt einige Schleifen über der Stadt. Ein ohrenbetäubendes Geheul von Schiffssirenen brachte dem Luftgast ein Begrüßungskonzert. Um 8.30 Uhr abends amerikanischer Zeit (2.30 Uhr nachts Berliner Zeit) traf dann das Luftschiff wieder Wer dem Flughafen Lake- hurst ein und zeigte die Landungsflagge. 2.51 Uhr morgens Berliner Zeit berührte „Graf Zeppelin" den Boden. Nach zwei Minuten war die Landung glatt vollzogen. Unter brausendem Hochruf der vielen Tausenden von Zuschauern entstiegen die Passagiere und vr. Eckener dem Luftschiff. Bei einem Presse-Empfang teilte vr. Eckener, der von 200 Reportern umringt war, mit, daß sofort mit der Ueber- holung -es Luftschiffes begonnen würde und die Gas- und Brennstoffvorräte ergänzt würden. Er beabsichtige, am Mittwoch abend die Rückreise anzutreten, und hoffe, am Sonnabend oder Sonntag in Friedrichshafen zu landen. Aber noch war der Wissensdurst der amerikanischen Reporter kei neswegs zufriedengestellt. Vor allen Dingen wollte man wissen, was das für eine Sache mit dem blinden Passagier gewesen sei. Sehr ernst erklärte vr. Eckener, daß dieser blinde Passagier ein 17 Jahre alter Bäckerlehrling aus Westfalen, namens Albert Buschko, sei, der durch sein unüberlegtes Handeln die Passagiere in eine äußerst gefährliche Lage gebracht habe. Man habe den blin den Passagier während der Fahrt in einen besonderen Raum einaeiverrt, und vr. Eckener wird daraus dringen, daß der Störenfried den deutschen Behörden zur strengen Strafe übergeben wird. Mit der Rückfahrt des „Graf Zeppelin" im engeren Rahmen, genau so wie in den Räumen eines großen Ozeandampfers ab. Besonders war es der Schwei zer Industrielle Werner Stauffacher aus Basel, der trotz sei ner 61 Jahre durch seine vorzügliche Stimmung die Passa- giere unterhielt. Er war es, der wohl als erster 200 Meter über dem wogenden Ozean das alte deutsche Studentenlied „Gaudeamus" anstimmte, in das dann die Passagiere im Chor freudig ein fielen. Auch die beiden Affen überstanden die Fahrt vor züglich. Nur das Taubenpaar, das die chinesische Filmschau spielerin May-Wong der Besatzung überreicht hatte, gebär dete sich unvorschriftsmäßig, denn der wütende Täuberich scheute sich nicht, während eines Ehezwistes seinem Ehe- gespons ein Auge auszuhacken. Und da wird immer be hauptet, daß Tauben friedliche Tiere seien. Die letzten Stunden vor Erreichung der amerikanischen Küste brachten an Bord die nervöse und erwartungsvolle