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AnzetgeN'Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosie'S Zeilenmesier 14) 1 mm Höhe 10 O/, in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkursfLlle» gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme yulsmtzerTayebtait tzALL Bezirksanzecher Wochenblatt «7,. Im Falle höverer ^eualt, Krieg, Gtrrtt oder sonstiger irgend welcher Störung -deS Betriebe; d.r Z i'ang oder der BefördrrungseinrichMngen, hat der Bezieher keinen Ans- uch »nf Lieferung oder Aach lies-rung der Zeitung oder aus Rück- zahlung des ->«uzrpceiseS. — Wöchentlich O.öö RM bei freier Zustellung > bei Abholung wö bentlich 0.55 RM; durch di^Pofi monatlich 2.60 RM freibleibend Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptdlatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de- Pulsnitzer «mtSgerichtsdezirk«: Pulsnitz, Pulsnitz M. E., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstetna, Weißbach, Ober« und Riederlichtenau, Frtüersdorf, Thiemendorf, Mttelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kletn-DittmannSdors «e;chSftSstelle: Pulsnitz, «lbertstraße Rr. 2 Druck und «erlag von S. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in "ulsnitz Nummer 174 Montag, de« 29. Juli 1929 81. Jahrgang Das Wichtigste Das japanische Kabinett hat, nach Ausführungen des japanischen Blattes „Tokio Asachi", beschlossen, das Parlameut auszulösen und Neu wahlen auszuschreiben. Diese werden voraussichtlich schon im August stattfinden. Der amerikanische Fliegerleutnant Harold Bromely ist am Sonntag morgen bei dem Start zu seinem Dauerflug von Stacama im Staate Washington nach Tokio abgestürzt. Bromely selbst blieb unverletzt, während die Maschine, d.e Feuer gefangen hatte, erheblich beschädigt wurde. Die amerikanischen Flieger Jackson und O'Brien sind in ihrem Flug zeug „Saint Louis Robin" nunmehr 357 Stunden in der Luft. Der Motor arbeitet nach wie vor vollkommen einwandfrei. Sntlicht md sWscht LWltWhtiten — (Ergebnisse der Betriebsratswahlen 1929.) In Nr. 13 der „Deutschen Handelswacht" vom 7. Juli 1929 veröffentlicht der Deutschnationale Handlungs- gehilfen-Verband das Ergebnis der Wahlen zu den Ange stellten Betriebsräten aus 4151 Betrieben. Hiernach ist die Kräfteverteilung jetzt wie folgt: Gesamtzahl 15580 Betriebs- Vertreter; hiervon DHV529I, sonstige Gedag-Verbände 1505, Afa 3757, GDA 2119, Fachverb. 1109, Gelbe 59, Unor ganisierte und Vela 1740. — (Die ältesten sächsischen Militärver- eine.) Der älteste sächsische Militärverein ist der zu Neu gersdorf, er wurde 1826 gegründet. Ihm folgten 1839 Chemnitz und Schönau bei Chemnitz, 1841 Frankenberg,- 1843 Zschopau, 1844 Döbeln, Marienberg, Meißen und Oederan, 1845 Reichenbrand. Der Müitärverein I Großenhain wurde 1848 gegründet. Er feierte im Vorjahre sein 80jäh- riges Bestehen. — (Soldaten für Erntearbeiten.) Sofern in einzelnen Arbeitsamtsbezirken sich zur Einbringung der Ernte ein stärkerer Mangel an Arbeitskräften bemerkbar macht, der auch im Wege des zwischcnbezirklichen Ausgleichs nicht zu decken ist, wird den Arbeitsämtern anheimgestellt, sich mit den Kommandeuren der Reichswehrtruppenteile in Verbindung zu setzen, um eine rasche und reibungslose Gestellung von Reichs wehrangehörigen zu Erntearbeiten zu ermöglichen. Im Ein vernehmen mit dem Wehrkreiskommando IV kommen für die Arbeusamtsbezirke oer Lausitz die Garnison Bautzen, für die des Elbtales einschließlich Dippoldiswalde die Garnison Drs- den, für die in Mittelsachsen die Garnison Leipzig (Döbeln) und für die des Erzgebirges die Garnison Freiberg in Betracht. In den Vereinbarungen mit den einzelnen Reichswehrtrup penteilen muß sichergestellt werden, baß die Ernteurlauber nicht als billige Arbeitskräfte zu geringeren als den üblichen Löhnen herangezogen werden. Die Soldaten sollen für ihre Arbeit den vollen lariflichen und ortsüblichen Lohn erhalten. — »Ermächtigung an die Bauämter.) Wie aus Dresden gemeldet wird, hat das Finanzministerium die Straßen- und Wasserbauämter und die Neubauämter ermäch tigt, bei einer Gedingesumme bis zu 5000 LM unbeschränkt, bei mehr als 5000 EL bis zu 50000 M/L dann den Zu schlag zu erteilen, wenn das billigste Angebot angenommen wird. Obersteina. (Kinderturnen.) Aus der letzten Sitzung des Kinder-Turnausschusses dürfte für die Allge meinheit folgendes von Wichtigkeit sein: 1. Die Zahl der turnenden Kindes hat eine bisher noch nicht dagewesene Höhe erreicht. Gewiß ein Beweis dafür, daß der Turnverein Öl', mit seiner Betriebsweise auf dem richtigen Wege ist. 2. Bei Festlegung des Haushaltplanes war es möglich, die Beiträge der Kinder von monatlich 10 Pfg. beizubehalten und erneut Mittel für die unerläßliche Aus- und Weiterbildung der Vorturnerschast bereitzustellen. Auch wurde der Kauf von zwei schwedischen Turnbänken, ein für das Kinderturnen Äußerst wertvolles Turngerät, erwogen. 3. Anstelle des im Arbeitspläne vorgesehenen Wandertages wird auf ausdrück- llchen Wunsch der Elternvertreter Sonntag, den 1. Septem ber ein Sommerfest der Kinderabteilung abgehalten. Die vorbereitenden Arbeiten wurden dem Ausschußvorsitzenden übertragen, der das Fest dank seiner schöpferischen Talente und mit Unterstützung einiger bewährter Mitarbeiter sicher wieder zu einem Erleben für Obersteinas Öl', begeisterte Jugend, zu einem Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes gestalten wird. we Briand Rachfolger Poincarss Mißtrauen der französischen Rechtsblätter gegen Briand Moskau begrüßt den Rücktritt Poincares Paris. Außenminister Briand ist vom Präsidenten der Republik mit der Bildung der neuen französischen Re. gierung betraut worden «nd hat den Auftrag sofort ange- nommen. Sämtliche in Betracht kommende Parteiführer, Kom- missionsvorsitzende, sowie die Präsidenten der Kammer und des Senats bezeichneten dem Präsidenten der Republik mit spontaner Einmütigkeit Briand als den allein möglichen Nachfolger Poincarss. Mißtrauen der französischen Rechts blätter gegen Briand Paris, 29. Juli. Der „Temp s" schreibt zu Briands Ernennung u. a. folgendes: „Briand ist zum Nachfolger Poincares berufen, weil die Politik Poincares, der Briand sich tatkräftig beigestellt hat, niemals vor dem Parlament eine Niederlage erlitt. Die bisherige Mehrheit kann unter der Bedingung nach links erweitert werden, daß sie nach rechts nicht beschnitten wird. Das Versagen von 16 gemäßig ten Republikanern, bei der Ratifizierung der Schuldenabkom men rechtfertigt auch ihren Ausschluß aus dem neuen Kabi nett." Das Journal de Debats sagt, die Kabinetts bildung werde durch die Haager Konferenz und die Rhein landfrage beherrscht. Briand erscheine bald als Friedensapostel, bald als Minister, der sich um positive Garantien bemühe. Als Ministerpräsident und Außenminister gehe er auf die internationale Konferenz mit einer Art Blankvollmacht. Ob die Kammer sie ihm geben werde, hänge von der Zusammen setzung des Ministeriums und der Politik ab, die sich aus seiner Zusammensetzung ergebe. Der Jntransiegeant schreibt, das Land habe bei der Liquidation des Krieges da mit gerechnet, daß Poincare mit seinem starken Willen Frankreich auf der Konferenz verteidigen würde. Mit Be kümmernis und Furcht denke man jetzt an das was Frank reich auf der Konferenz erwarte. Moskau begrüßt den Rücktritt Poincares K»W«o, 28. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, schreibt die „Jsvestija" zu dem Rücktritt Poincares, daß Poincarö der böse Geist Europas gewesen sei. Briand werde zu Anfang die Politik Poincares fortsetzen müssen, jedoch würde jedes französische Kabinett die Politik Poincares nicht in derselben Gestalt weiterführen, wie Poincare es bisher selbst getan habe. Die Mehrheit Europas begrüße den Rück tritt Poincares. Für den Frieden Europas bedeute der Rück tritt Poincares einen Erfolg. Briands schwierige Verhandlungen mit den Radikalsozialisten Paris, 28. Juli. Briand nahm am Sonntag nach mittag die Besprechungen über die Bildung des neuen Kabi netts wieder. Für den Fall einer Einigung Briands mit den Radikalsozialisten setzte man am Sonntag abend eine Ministerliste in Umlauf, die etwa folgende Namen umfassen würde: Briand: Ministerpräsident und Aeußeres Steeg oder Tardieu: Justiz- und Stellvertreter des ' Ministerpräsidenten Cheron: Finanzminister Daladier: Krieg Tardieu oder Durand: Inneres Loucheur: Arbeitsminister Herriot oder Marraut: Unterricht Quelle oder Lamoureux: Landwirtschaft Forgeot oder Laval: Oeffentliche Arbeiten Laurant-Eynac: Luftfahrt Sollten di- Verhandlungen mit den Radikalsozialisten schei tern, dann rechnet man mit- der Wahrscheinlichkeit, daß Briand nur das Ministerpräsidium des zurückgetretenen Kabinetts Poincare übernimmt und zwei neue Unterstaatssekretariate geschaffen werden. Oer Kampf um den tzoungplan. Konferenzbcginn erst 16. August? — Französisch - englische Gegensätze. Die Parlamente sind jetzt auch in Frankreich und in England in die Ferien geschickt worden. Jedoch ist von poli- üscher Ruhe nichts zu spüren. Innerpolitische Schwierigkeiten m Paris und die ägyptische Frage in London schafften neue Sorgen für die politischen Kreise. Aber über alles wirft der Kampf um den Poungplan seine Schatten voraus, )a nun mit jedem Tage die Rcparationskonferenz näherrückt. Wann, steht noch nicht genau fest. Aus London hört nan, daß die Reparationskonferenz erst am 16. A u g u st wahrscheinlich im Haag zusammentreten werde. Es scheint also, als ob auch die Konferenz im Haag noch unter Kriegspsychose tehen wird, daß man auch auf dieser Konferenz Deutschland roch als den „Schuldigen am Weltkriege" anzusehen qe- villt ist? Poincare, der an einer schweren Darmkrankheit leidet, scheidet im Haag als Gegenspieler Deutschlands aus. An einer Stelle wird Briand nicht schlechter die Interessen Frankreichs vertreten. Frankreich wird sich aber besonders (egen England zu wenden haben, da die englische Regierung ich nicht verpflichtet fühlt, nach einer Erklärung des cng- tschen Schatzkanzlers Snowden, den Poungplan anzu- ichmen, und auch nicht den Zusammenhang zwischen Rhein- andräumung und Tributfrage anerkennt. Bevbissen dringt England auf eine Aenderung des Verteilungs- Schlüssels für Sachleistungen, um dadurch Er- eichterungen für die englischen Steuerzahler herbeizuführen, öiese Nebenfragen bewegen uns Deutsche nicht. Mit Sorgen ehen wir der Haager Konferenz entgegen, auf der neue Be- timmungen getroffen werden sollen, nach denen Deutschland auf zwei Generationen weitere 112 Milliarden ahlen soll. Der „Ausschuß für das deutsche Volksbegehren", sas allgemach die deutsche Oesfentlichkeit zur Stellungnahme iwingt, hat nun in Münster eine neue Kundgebung veran- taltet. Und es ist beachtlich, wie immer mehr im deutschen Volke die Stimmung gegen Poungplan nächst. Seien wir uns doch klar darüber: Das deutsche Volk war einig, als die Entente die Auslieferung der „Kriegs- Verbrecher" verlangte. Verzicht der Gegner war d i e folge. Das einmütige Nein anläßlich des Ruhrein- narschcs brachte einen weiteren deutschen außenpolitischen Lrfolg. Hieraus sopt uns der Mut erwachsen, auch diesmal an den Erfolg eines ehrlichen Nein zu glau ben, wie cs der Zentrumsparteivorsitzende vr. Kaas letzt hin des öfteren betont hat. Unmögliches verlangt die Entente von dem aosgepreßten und verarmten Deutschland mit ihrer 112 Milliardenforderung. 1871 zahlte Frankreich 5 Milliarden und verlor Elsaß-Lothringen. Der Wilfonsche „Dersöhnungssrieden ohne Annexionen, Kontributionen und Strafhandlungen" von 1918/19 nahm uns nicht nur Elsaß- Lothringen, die Ostgebiete, Novdschleswig und die Kolonien, sondern außerdem an Geld und Gut bisher über 50 Milliarden. Aus den Kreisen der Wirtschaft wird immer wieder betont, daß die Younglasten weit über den unerträglichen Versailler Vertrag hinausgehen und daß wir durch erhöhte finanzielle Leistungen uns auch nicht die politische Freiheit erkaufen werden. Sanktionen in Ost und West und die Zerstörung unserer Wirtschaftskraft droht nach wie vor als Endergebnis. Der finstere Ge danke in der französischen Presse, die Räumuna der Rheinlands mit einer verdeckten Preisgabe deutscher Saarinteressen zu erkaufen, wird heute in der deutschen Oesfentlichkeit noch viel zu wenig beachtet. Ein Appell an die Selbstbesinnung eines jeden ein- .zelnen Deutschen, wie sie durch das Volksbegehren geplant ist, ist daher in bezug auf den Doungplan nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen. Russisch-chinesische Ausgleichsverhandlungen in Berlin. New Bork. Der chinesische Gesandte in Washington teilte dem Staatsdepartement im Auftrage seiner Regierung mit, daß China und Rußland übereingekommen seien, die Verhandlungen über die Regelung d«r Streitigkeiten in Berlin stattfinden z« lassen.