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PulsnHerTa-eblatt n HUÜ1 dank« Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und V»»»*U Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz ELLA Bezirksanzeiger Anzetgen.Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeil- (Moffe'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50«/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzcigengebühren durch Klage oder in KonkurSsLllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Ni-dersteina, Weißbach, Ober, und Ni-d-rltchtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdors GrichSstsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Ar. 2 Druck und Berlag von S. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer IVI Donnerstag, den 2. Mat 1N2V 81. Jahrgang Amtlicher Teil. So««abe»d, de« 4. Mai 1S2S, vorm tt, ? N Uh? sollen 1« Oho»«, G a st hoszur «iche, zwangsweise gegen Barzahlung 1 Kutschwagen, 2 Ledersofa uns 1 Kletderschrank meistbietend öffentlich versteigert werden. Pulsnitz, am 2. Mal 19A. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Die Wünsche -er Kleinrentner . 3m Reichstag ist beim Haushalt des Reichsorbeitsministe» l innns zu den fortdauernden Ausgaben der Aenderungs- ! ^L^bracht worden, der Reichstag wolle beschließen, die Beteiligung des Reiches an der Kbeinwentnerfürforge von 35 Millionen Reichsmark auf 50 Millionen Reichsmark zu erhöhen. Von dieser Summe sollen 25 Millionen zur un. mittelbaren Beihilfe für die Kleinrentner verwendet werden. Wir wollen nicht die Not der Kleinrentner schildern, wir kennen sie. Wir wissen alle, daß die Inflationszeit Lie Spar- groschen des Mittelstandes nahm, Spargroschen, die oft in Generationen gesammelt worden waren. Es ist nicht richtig, wenn einzelne Stellen immer wieder behaupten, es handele sich um Spargeld Einzelner, die es anlegten — auf Häusern, in Sparkassen, meist mündelsicher und wie es schien, unan greifbar —, um im Alter ohne Not leben zu können. Das Geld der Kleinrentner sollte den Kindern dienen, es sollte ihnen im Lebenskampf helfen, es sollte ihnen das Studium ebenso ermöglichen wie das Ergreifen eines ihnen sonst ver- schloffenen höheren Berufes, es war das Geld der Familie, die aufstrebend von Generation zu Generation das Gut ver mehrte, das von den Vätern hinterlassen war. Nach der Inflationszeit kam die Aufwertung. Ein Auf atmen ging durch die Schar der Kleinrentner. Um so schwerer war die Enttäuschung, als die Aufwertung nicht die Entschädi gung brachte, die von den Verarmten erwartet worden war. Was man erhoffte, war eine gleichmäßige Entschädigung. Sie wurde nicht erreicht. Aufgewertet wurden nur Besitz tümer, auf die noch ein direkter Rechtsanspruch nachweis bar war. Nun hatten aber gerade die Aermsten ihre Gut haben schon in der ersten Zeit der Not von den Banken und Sparkassen abgehoben, sie hatten ihre Hypotheken veräußert. Die Aufwertung gab ihnen nichts. Und doch haben diese Armen — ebenso wie d>e Aus landgeschädigten — einen Rechtsanspruch an den Staat, der seine Schulden verlor, je mehr die Währung zer rüttet wurde. Es ist und bleibt ein kaum wieder gut zu machender Fehler, daß die Rechtsansprüche der Kleinrentner 'nicht geregelt wurden, bevor Deutschland das Dawcsabkommen unterzeichnete. Wollen nunmehr die Kleinrentner den Versuch eines neuen Vorstoßes unternehmen? „Endlich heraus aus der Fürsorge", war der Satz, unter dem die Bundesversammlung in Stuttgart stattfand. Und nichts anderes wollen sie als ihr Recht. Sie verlangen die Klärung der Frage, ob ein Rechts anspruch der Rentner an den Staat, ob die Möglichkeit be steht, ihn festzusehen. Das würde zunächst noch nicht bedeuten, daß den Rentnern Vorteile aus einer Anerkenntnis des Rechtsanspruches zukommen würden. Die Klärung ist um so notwendiger, als die letzten Be ratungen im Sozialausschuß des Reichstags über Las Rentnerversorgungsgesetz wieder gezeigt haben, wie schwierig der Kampf für die Kleinrentner ist. In den Ab stimmungen wurde die Reichsregierung ersucht, eine reichs gesetzliche Regelung für die Kleinrentnerfürsorge zu treffen. Es würbe auch der Antrag vr. Scholz u. Gen. angenommen, die Regierung möge dem Rentner unter Herausnahme aus der Fürsorge einen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Rente zu- sichcrn. Es wurde aber zugleich einem sozialdemokratischen Antrag zugestimmt, die Erhebung einer Sonderabgabe von den in der Inflation geretteten und neugebildeten Vermögen — mit angemessenen Sätzen — in Vorschlag zu bringen. Da- «mit war, da der sozialdemokratische Antrag nicht durchführbar ist, auch der Antrag Scholz in Wirklichkeit gefallen. Kriegs- und Jnflationsgewinnler aber erneut zu be reichern, liegt sicher kein Anlaß vor. In Kreisen der Klein rentner meint man, daß man vielleicht bei einer Regelung der Ansprüche den Tag Ler Kriegserklärung als Stichtag anseßen könne. Man schätzt die aus der Vorkriegszeit verloren gegan genen Vermögen auf 140—160 Milliarden. Das ist gewiß ein hohes, ein erschreckend hohes Kapital. Und keiner, der Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse hat, glaubt, daß eine derartige Summe — oder auch nur eine entsprechende Ver zinsung — je für die Kleinrentner zur Verfügung sichen könnte. Dagegen könnte man wohl verlangen, daß der Rechts anspruch im Kleinrentnerversorgungsgesetz verankert würde. Mige Mscicr« in Nell!« M Im MM I« Bertt« 8 Tote ««d 7S Verwundete Berliner Glimmnngsbild. Das Gesamtbild war das alltägliche. In den frühen Morgenstunden eilten die Nichtfeiernden zu ihren Beschäf tigungsstätten. Straßenbahnen, Autobusse und Ober- und Untergrundbahnen waren in vollem Betrieb. Erst in der zehnte Morgenstunde änderte sich das gewohnte Bild. In großen Scharen, mit roten Nelken im Knopfloch und roten Krawatten, eilten die feiernden Arbeiter in die Lokale, in denen die Maifeiern der Gewerkschaften stattfanden. 12 Uhr nachmittag war die kritische Zeit. Die Maifeiern waren zu Ende, und in großen Schwärmen ergoß sich das Volk auf die Straße. Jetzt begann die Hauptvktion der Polizei. Das Regierungsviertel und das Zeitungsviertel waren vollkom men durch Polizeiposten abgeriegelt. Drohend ragten Schil der mit der Aufschrift „Bannmeile" zwischen den zahlreichen Polizeiposten hervor. Ununterbrochen sausten die fliegenden Bereitschaften durch di« Straßen. Durch die eintretendc Mit tagspause verdichtete sich der Verkehr an den Hauptverkehrs- plützen immer mehr, und überall herrschte eine äußerst ner vöse Spannung. An allen Ecken standen große Dereit- schaftsautvs, die Wer und über mit Polizei besetzt waren, di« aber ruhig abwartete und die sich ansammelnden Demon stranten aufforderte, weiterzugehen. 13 000 Berliner Schupos in Uniform und sehr viel Kriminalbeamte boten den immer wieder an Ecken und Plätzen auftauchenden Demonstranten, schon durch ihr Vorhaben sein, Schach. Pfeifensignale, Autv- mobilhupen, kurze Kommandos und hin und wieder ein Hochruf oder Niederruf von jugendlichen Radaubrüdern? — dies war der Gesamteindruck an den Hauptverkehrsplätzen Berlins nachmittags um 1 Uhr, also zu einem Zeitpunkt, wo die Kommunisten angedroht hatten, in großen Demon strationszügen nach der Stadtmitte vorzustoßen. Blutige Zusammenstöße in der Neichshaupistadi. Die Kommunisten zeigten sich gemäß der von den Kom munisten ausgegebenem Kampfparole am 1. Mai gegenüber den Anordnungen der Polizei äußerst rabiat. Der sozial demokratische Polizeipräsident von Berlin, Zörgiebel, hatte für den 1. Alai Stroßendemonstrationen verboten, aber die Kommunisten wollten mit Gewalt die Straße er kämpfen, was ihnen nicht gelungen ist. Die Polizei, die nunmehr einen sehr schweren Dienst hinter sich hat, war stets Herr der Lage. Leider wurden bei Zusammenstößen am Vorabend des 1. Mai zwischen Kommunisten und Polizei beamten zwei pflichtgetreue Beamten von Kommunisten ver letzt. Ein Polizeiwachtmeister wurde von einer Kugel in die rechte Hand getroffen, während ein zweiter Beamter durch einen Messerstich im Hinterkopf verletzt wurde. Durch den Gummiknüppel und Schreckschüsse mußten die Kommunisten auseinandergetrieben werden. Der Gummiknüppel mußte in fast allen Gegenden der Reichshauptstadt in Kraft treten. In der Pankstraße, Ecke Gerichtstraße, mußte die Polizei mit dem Gummiknüppel gegen die Kommunisten vorgehen, da diese eine verbotene Demonstration veranstalten wollten. In der Kastanienallee am „Prater" versuchten Kommunisten eine sozialdemokratische Versammlung zu stören. Ein be sonders schwerer Zusammenstoß zwischen Kommunisten und der Polizei ereignete sich am Hackeschen Markt, wo ein kom munistischer Angriff von 5 Kommunisten unternommen wurde. Die Beamten machten in der Notwehr von der Schußwaffe Gebrauch, und es gab einen Toten (Bauchschuß) uud zwei Verwundete. Tausende von Menschen versuchten im Norden und Offen Berlins zu demonstrierend Auch hier wurde von der Polizei geschossen uud die Demonstranten mit den, Gummiknüppel auselnandevgetriebeu. In der ganzen Stadt wurden Kom munisten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt ver haftet. Hunderte von verhafteten Kommunisten wurden zum Berliner Polizeipräsidium ak^eführt. Den Kommunisten tft es incht gelungen, ihre Demonstrationen bis zum Mexanderplatz und dem Potsdamer Platz durchzufühven. Nach der Metallarbeiterversammlung im Sport-Palast ver suchten mehrere Tausend Kommunisten zum Potsdamer Platz vorzudringen. Sie wurden mit Gummiknüppeln aus einandergehauen und viele radaulustige junge Kommunist«« festgenommen. Auch in Neukölln, der Hochburg des Kom munismus, mußte die Polizei energisch vom Gummiknüppel Gebrauch machen wie in Friedenau, wo die kommunistischen Demonstranten vor den Gummiknüppeln der Polizei schleunigst die Flucht ergriffen. Unglaublich wüste Szenen spielten sich am Potsdamer Platz ab. Aber auch hier sicherte die Polizei mittels des Gummiknüppels den Verkehr, Ruh« und Ordnung. Hier wurde ein Tonfilmauto, das Aufnahmen Herstellen wollte, beschlagnahmt. Unter der verhafteten Be satzung befanden sich auch Russen. Im allgemeinen ließen es die Kommunisten nicht auf das Letzte ankommen und flohen vor der energisch oorgehenden Polizei. In Spandau überfielen die Kommunisten ein sozialdemokratisches Dev- sammlungslokstl. Die Polizei stellte aber die Ordnung wieder her und löste alle kommunistischen Demonstrationen aus. Im Laufe des Tages find mehrere Personen in die Unk versitätsklinik eingeliefevt worden, die bei Zusammenstößen! mit der Polizei Schußverletzungen, u. a. auch Bauchschüsse, davongetragen haben. Das Rettungsamt meldete nachmik tags 1 Toten, 19 Verletzte. i Noch immer Schießereien i» Neuköln Berlin, 2. Mai. Nm Mitternacht dauern die Schieße reien in Neuköln immer noch an. Die Polizei hält weiter das Gebiet Hermannflraße—Boddinstraße abgeriegclt. Von einem eigentlichen Kern der Demonstranten ist nicht zu sprechen. Vielmehr tauchen immer wieder größere oder geringere Trupps auf, die tätlich gegen die Polizei vorgehen. Von der Polizei sind zwei Sonderwsgen sPanzerwagen) mit Maschinengewehren nach Neuköln beordert worden, die durch die gefährdeten Straßen patrouillieren. Hin und wieder geben die Maschinengewehre Schreckschüsse ab, worauf alles in die Häusernieschcn flüchtet. Die Straßenbahnlinien durch die Hermannstraße nach Britz sind umgelritet worden. Die Unter- grundbahnstrecke Hermauplatz—Boddinstroße ist gesperrt. Auch in dem nichtab geriegelten Teil Neuköllns stehen überall er regte Gruppen umher. Es gibt Auseinandersetzungen zwischen SPD.-Leuten, die rote Nelken im Knopfloch tragen, und kommunistischen Elementen, denen die SPD Leute klar zu machen versuchen, weshalb Kühn gezwungen war, die De monstrationen zu verbieten. Kleinere Trupps von Rotfront kämpfern, unter ihnen besonders viele Frauen in Windjacken und mit rmm Schlipsen fallen auf. Auffällig zahlreich sind die Krankenwagen, die zu den Krankenhäusern Neuköln, Buckow und Britz fohrcn. Wie man hört, sind die auf der Strecke Gebliebenen von den Kommunisten und Rotfrontleuten selbst zum großen Teile abgeschleppt worden. Bisher wurden im ganzen 8 Tote und 76 Verwundete geborgen. Auch nach Mitternacht hörte man unentwegt in mäßigen Abständen Schüsse. 2 Mik Feuerspritzen gegen die Demonstranten. Di« Schulen des Lyzeums und Realgymnasiums in Weißensee mußten wegen der Mai-Unruhen am Anionplatz geschlossen werden. Am Alexanderplatz machte die Polizei, um über die Demonstranten Herr zu werden, von Feuer wehrspritzen Gebrauch. Sämtliche Geschäfte am Alex- anderplatz, Tietz, Wertheim usw. hatten geschlossen. Auto busse und Straßenbahnen durften auf dem Alexanderplatz nicht halten. Ein Zwischenfall ereignete sich in Kliems Festsälen in der Hasenheide. Dort hatten Rohrleger eine Versammlung abgLhalten. Nach deren Beendigung versuchten etwa 200