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ELLA Bezirksanzeiger Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Im Falle höherer «len alt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welche: Störung de« Betriebes der Zü'ung oder der BeförderungSeinrtchtungen, hat d« Bezieher keinen Ani- uch »u, Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung de» Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bet freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich V.55 RM; durch die Post monatlich 2.80 RM freibleibend Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 «m breite Zeile (Mosse'S Zeilenmefler 14) Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 <S^; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50»/. Aufschlag. — Bei zwangswelser Einziehung der Anzetgengebühren durch Klage oder in KonkursiLllen L ^in"°ll' Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. BlS V'10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme PulsuHerFa-eblatt Fernfpracher 18. Tel. »Adr.: Tch » Postlcheck-Konto Dresden 2138. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das rur Beröffenttichung der amttichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderüte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt tzauptblatt und Llteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtsbeztr«: Pulsnitz, PulSnch «. S., Großröhrsdorf, BreMig, Hanswalde, Ohorn, Oberstetna, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichbmau, FriäerSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf »r;chLft«stellr: Pulsnitz, Allvertstraße Nr. 2 Druck und Berlag von L. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer SS Montag, den 2». April 1S2» 8t. Jahrgang Das Wichtigste Da- Hamburger Motorschiff „Erna Wendt" ist auf der Fahrt nach Kiel au- bisher noch nicht bekannter Ursache am Donnerstag westlich von Cap Arroua gesunken. Der Chef der deulschen Heeresleitung General Heye, der sich seit dem 23. Februar d. I. aus einer privaten Studienreise in Südamerika befand, ist Sonntag vormittag in Hamburg eingetroffen. General Heye reiste Sonntag mittag nach Berlin weiter. In Frankreich find die Maifeiern verboten. Am Sonnabend ist da« polnische Dors Kamsonka in der Wojwodschaft Byalistock durch ein Großfeuer ze>stört worden. Den Flammen sielen nicht weniger al« 56 Gehöfte zum Opfer. ! Landwirtschaft und Reparationen. Don Friedrich Fnes. Eine der un-mittelbarstem., freilich vom Ausland nicht beabsichtigten Folgen der Pariser Sachoerständigenkonferenz ist die allgemeine Erkenntnis, daß die Hauptursache unserer deutschen Wirtschaftsnot unsere Tributversklavung an das Ausland ist. Jeder c werbstättge Deutsche, gleich, gültig ob er in Industrie oder Landwirtschaft, in Handel oder Gewerbe tätig ist, gleichgültig ob er als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer im Wwffchvftskamps steht, muh zu seinem Teil zur Ausbringung der die deutsche Leistungsfähigkeit weit übersteigenden Reparationen beitragen. Der ost er- Hoden« Einwand, die Landwirtschaft sei durch die Tridut- lasten am wenigsten betroffen, da sie ja nicht, wie Industrie und Eisenbahn, zur Aufbringung unmittelbar herangezogen wird, beruht auf einer Verkennung der Tatsachen. Kürzlich erst bewies der Reichscrnührungsminister Dietrich durch einen Aussatz im Aprilheft der im Stollberg-Verlcig er scheinenden Zeitschrift „Wille und Weg" durch eine nüchterne Zahlenrechnung, „daß sich Ne Reparationsbelastung am schwächsten Punkt der deutschen Wirtschaft, in der Land wirtschaft, am bedenklichsten aus gewirkt hat". Bei nüchterner Betrachtung der gegenwärtigen politi schen und wirtschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland kann dieses Ergebnis nicht wunder nehmen. Zwei Drittel unseres Volkes leben in den Städten und sind Verbraucher landwirtschaftlicher Produkte. Da die Not drückt, wollen sie möglichst billige Lebensmittel haben. Da sie als die Mehr heit im parlamentarischen System auch die politische Macht haben, werden die billigeren ausländischen Lebensmittel ins Land hereingelassen und der Landwirtschaft ein die Er zeugungskosten sichernder Zollschuß verweigert. Schon des halb kann die Landwirtschaft nicht, wie die anderen Wirt schaftszweige, die auf sie entfallenden Lasten durch Preis erhöhungen weiter abwälzen. Den Letzten beißen aber bekanntlich die Hunde. Die Tributzahlungen müssen, wie wir wissen, ausgebracht werden durch Zölle und Steuern, durch die Eisenbahn und Lurch die Industrie, Ne fünf Milliarden Obligationen zu verzinsen hat. Steuern, Zölle, Frachtgebühren und Zins lasten sucht nun jeder Betroffene auf die Warenpreise auf zuschlagen. So hat sich die Industrie ihre Konzerne und Syndikate, der Handel seine Kartelle, das Handwerk seine Pveisinnungen geschaffen, um die Lasten auf Lie Preise auf- schlagen zu können. Auch die Arbcitnehmergewctkschasten wirken als Kartelle, die die Löhne, „den Preis für die Ware Arbeitskraft", wie es heißt, möglichst hoch zu halten. Da durch entsteht eine allgenreine Ueberteuerung der Waren preise, für Lie man auch den Ausdruck „innerer Zoll" ge prägt hat. Nur die Landwirtschaft kann hier nicht mit. Der Land- Wirt muß zwar für die Waren, die er braucht, den „inneren Zoll" bezahlen, er selber kann aber einen solchen Zoll nicht erheben. Da ein ausreichender Schutzzoll für Lie Landwirtschaft fehlt, liegt die Preisbildung der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte nicht in der Hand der deutschen Landwirte, sondern wird ihnen von der Lage des Weltmarktes vorgeschrieben. Dort bilden sich aber die Preise unter dem Einfluß der Landwirtschaften anderer Länder, die unter wesentlich günstigeren Wachstunis, und Arbeitsbedingungen produzieren. Deshalb sind die Preise für die landwirtschaftlichen Produkte gegenüber den Preisen anderer Waren immer mehr zurückgeblieben. Es entstand ine „P"-sschere, d Ileberteuerunq der Waren, die Ler Landwirt kaufen muß, gegenüber den Produkten, die er zu verkaufen hat, als? mittelbare Folge der Tributbelastung. Dazu kommt als un- mittelbare Folge der Tributbelastung die UeVerteue rung des Kapitalzinses dura Len infolge der Tributzahlungen immer stärker werdenden Mangel an flüfsi. gern Kapital. Der Landwirt, der sein Kapital nur einmal nn Jahre umsetzt, ist meist auf Kredite angewiesen, die ihm über die tote Zeit weghelfen sollen. Bei der niedrigen Aente, die Ne.Landwirtschaft jetzt erzielt, muß der Hobe Die Markwährung steht fest; Kei« Anlatz za Beunruhigung Der Stahlhelm fordert Aufrollung der Knegsschuldfrage — Riesenbrand in Rotterdam Reichsbankpräsident vr. Scha ch t beabsichtigt nach der Sitzung der Pariser Reparationskonferenz am Montag zur Tagung des Generalrats der Reichsbank nach Berlin reisen. Er wird am Donnerstag in Paris wieder eintveffen. Der Reichsbankpräsident kommt nach Berlin, um an den Sitzungen des Reichsbankdirektoriums und an einer Beratung des Generalrates der Reichsbank teilzunehmen. Natürlich kommt Ler diesmaligen Beratung des General rates der Reichsbank deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil im Augenblick der Devisenmarkt in Deutschland be unruhigt ist. Die Ursache ist nicht in irgendeiner ernsten Gefahr für die deutsche Währung zu sehen, sondern allein in Len Maßnahmen, die auf agitatorischem Gebiete in Paris kurz nach dem Scheitern der Sachverständigenverhandlungen getroffen wurden. Die deutsche Mark ist in ihrer Festigkeit durch die Gold- Deckung der Rsichsbank und gegenüber der Sicherung der deutschen Währung vor dem Kriege dadurch garantiert, daß mit dem Dawesplan, der internationalen Verknüpfung der Reparationsfrage und den Ausländsanleihen das Ausland selbst an der Festigkeit der deutschen Währung auf das stärkste interessiert ist. Deshalb hat man in Paris auch wieder die Agitation abgeblasen. Die englische Presse bei ruhig« gleichfalls die öffentliche Meinung. Da heute eine gewisse Beruhigung schon wieder ein- getreten ist, scheint sich Lie Rückwirkung Ler Beruhigungs- aktion in Paris, die dann später von Parker Gilbert und Dr. Schacht eingeleitet wurde, nunmehr auch in Berlin bemerkbar zu machen. Bei Len Beratungen des Generalrats der Reichsbank bei Besprechungen des Reichsbankpräsidenten mit Mitgliedern des Kabinetts wird man mit allem Nachdruck darauf auf merksam machen müssen, daß die Gefahr, die aus der Anlag« kurzfristiger Gelder vom Ausland dauernd sich ergeben kann, herabgemindcrt wird. In Italien ist in diesem Zusammenhang einVerbot gegen die Aufnahme von Aus- landsanleihen für Provinzen und Gemeinden, auch für produktive Zwecke, in diesen Tagen ergangen. In Deutsch land wird man vor ähnlichen ernsten Maßnahmen nicht zurückschrecken dürfen. Marksturz ««möglich Wie der „Montag" zu der Anwesenheit des Reichs- bankpräsioenten Dr. Schacht in Berlin erfährt, ist die frühere Abreise Dr. Schachts aus Paris aus rein persönlichen Grün den erfolgt. Irgendwelche Besprechungen hätten bisher in Berlin nicht stattgefunden. Von den Beratungen der Reichs bank am Mittwoch seien offizielle Erklärungen über die Festigkeit der deutschen Währung und gegen die von Frank reich betriebenen Machenschaften gegen die deutsche Mark zu erwarten. Der Generalrat werde auf jeden Fall feststellen, daß die strengen Vorschriften, die der Reichsbank für die Ausgabe von Banknoten gegeben sind, einen Sturz der Mark absolut unmöglich machen und daß die Reichsbank noch eine Milliarde Mark Spielraum für die Notendeckung habe. Der Stahlhelm fordert Aufrollung der Kriegsschuldfrage Unter Bezugnahme auf die feierliche Zurückweisung der Kriegsschuldlüge durch den Reichspräsidenten bei der Ein weihung des Tannenbergdenkmals, faßte der am Sonntag in Magdeburg versammelte Bundesvorstand des Stahlhelms unter Vorsitz des ersten Bundesführer Seldte einstimmig folgte Entschließung: „Da die Lüge von der deutschen Kriegs schuld die Grundlage der feindlichen Tributforderungen bildet, fordert der Bundesvorstand, daß die gegenwärtigen Tribut verhandlungen mit einer amtlichen Aufrollung der Kriegs- jchuldfrage zu verbinden sind. Der Bundesvorstand wendet sich mit Entrüstung gegen das landesverräterische Treiben deutscher Linlskreise, die erneut bereit sind, dem deutschen Volk auf Jahrzehnte hinaus untragbare Lasten aufzubürden, und fordert, daß nach den bisherigen deutschen Leistungen, die selbst über den Wortlaut und Sinn des Versailler Diktats hinausgehen, mit den Tributzahlungen Schluß gemacht und die deutsche Gegemechnung vorgelegt wird. Wir werden die Kriegsschuldfrage nicht ruhen lassen, bis wir unser Recht gefunden haben, und stehen in diesem Kampfe Schulter an Schulter mit den Kameraden vom Kyffhäuserbund." Soziale Reformvorschläge. Im Reichstag ist eine Entschließung eingebracht worden. Ne Neichsvegierung möge Vorschläge zur Förderung der berufsständischen Selbsthilfe auf den verschiedenen Gebieter» Ler Sozialpolitik vorlegen. Zunächst wird ein Gesetz zur Reform Les sozialen Wahlwesens verlangt, das an die Stelle Ler verschiedenartigen Wahl- und Berufsverfahren eine alle fünf Jahre wiederkehrende soziale Hauptwahl setzen will, um so das Kräfteverhältnis bei Arbeitgebern und Arbeit nehmern Lurch direkte und geheime Wahl zu ermitteln. Sollte- Nese Reform abgelehnt werden, wird eine Novelle zur», Arbeitsgerichtsgesetz gefordert, nach der Ne Wahl' der Arbeitsrichter nach dem Muster der Anyestellterwer- sicherungswahl eingeführt werden soll. Auch sollen besondere Kauftnannskammern bei allen großen Arbeitsgerichten er richtet und kleinere Arbeitsgerichte zusammengefaßt werden. Den in der Landwirtschaft beschäftigten An ge st e l l t e n soll die Möglichkeit eröffnet werden, auf Grünt» Ler Mitgliedschaft in einer Ersatz- oder Berufskrankenkaffe- . von der Mitzliedschaft bei einer Zwangskasse besreit- zu werden. Zur notwendigen Reform der Arbeiistosenfürsorge. Zur Frage der Reform der Arbeitslosen versicherung machte in einer Berliner Zeitung der demokratische Reichstagsabgeordnete Tantzen folgende interessante Ausführungen: „Die Versicherung soll durch geführt werden mit den durch die Krankenkassen ein gezogenen Beiträgen in Höhe von 3 Prozent des Grund lohnes, mit deren Mitteln kann im Durchschnitt des Jahres eine Zahl von 800 000 Arbeitslosen unterstützt werden«. Die Höchstziffer der Arbeitslosigkeit betrug im Winter 1928/29 2,5 Millionen und beträgt heute 1.6 Millionen. (Wiv glauben, daß Ne tatsächliche Arbeitslosigkeit bedeutend- größer in Deutschland ist. Die Red.) Die vom 20. Januar bis 1. April aus Reichsmitteln insgesamt zur Verfügung, gestellten Betrüge erreichen in kauni M Monaten die Höhe von 344 Millionen Mark und werden in den Monate» April bis 1. Juli weitere 150 Millionen erfordern, so daß in kaum sechs Monaten 500 Millionen an Zuschuß gezahlt werden müssen. Selbst bei einer günstigen Arbeits« Marktlage von Juni bis Ende des Jahres und eine« wesentlich geringeren Arbettslosenzahl als jetzt wird bei unverändertem Bestehenlassen der jetzigen gesetzlichen Be stimmungen ein weiterer Zuschuß aus Reichsmitteln von! 200 Millionen erforderlich werden, so daß im ganze» im Kalenderjahr 1929 700 Millionen Mark aus Neichsmitteln für die Arbeitslosenversicherung auf gewendet werden müssen. Das ist aus finanziellen Gründen weiter nicht tragbar und muß schon deshalb geändert wer- ." «M» Znnerpoliiische Schwierigkeiten. Die Sozialdemokratie hat die Forderung auf gestellt, daß an die Stelle der jetzigen Beiträge für die Ar beitslosenversicherung in Höhe von 3 Prozent des Lohnes Bei träge inHökevon4Prozent treten sollen. Das ver stößt gegen bas von den Regierungsparteien aufgestellte ge meinsame Etatprogramm und Ne Deutsche Volkspar te i hat im Reichstag bereits erklären lassen, daß sie Lie so zialdemokratische Forderung ablehne. Das Reichskabi nett steht also vor neuen Schwierigkeiten, in die sie Lurch die sozialdemokratische Forderung geraten ist. Die Lage des Kabinetts ist auch durch einen Beschluß des Zen trums erschwert worden, dem Reichstag einen Gesetzent wurf über ein Notprogramm für den Westen und für Ober schlesien vorzulegen, da dadurch erheblich neue Etatmittel not wendig werden und das gemeinsame Etatprogramm ebenfalls umgestoßen werden würde. Das Zentrum ist dabei den unge- wöhnlichen Weg gegangen, diese Tätigkeit seines GrenzlanL- ausschusses offiziell im Reichstag belanntzugeben. Die Be- fugnisse des Ministeriums für die besetzten Gebiete das der Zentrumsmann Dr. Wirty verwaltet, soll zuungunsten des Reichsinnenministeriums, das der Sozialdemokrat Seoe-i r^ng innehat, auf alle Grenzgebiete ausgedehnt werden.'