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NKMMer 11 Montag, den 14 Januar lSM 81. Jahrgang Illllttlli? benau MWt Md flchWt AngekgMetten — (Verlängerung der Aufbrauchsfrist für Briefumschläge mit unzulässigen Aufdrucken. Die Nachrichtenstelle der Oberpostdirektion teilt mit: Es wird erneut darauf hingewiesen, daß Briefumschläge, Streisbänder (für Drucksachen, Taschen für Warenproben), Anschriftszettel usw. mit unzulässigen Ausdrucken nur noch bis zum 31. De zember 1929 ausgebraucht werden dürfen. Bei der Her stellung neuer Briefumschläge ist zu beachten, daß die Absen- derbezeichnungen, Reklamen usw. auf das linke Drittel der Vorderseite der Briefumschläge, Streifbänder usw. und auf die Rückseite der Umschläge usw. (unter Freilassung eines mindestens 2'/, Zentimeter breiten Raumes am oberen Rande) beschränkt bleiben. — (Anschwellen der Wohlfahrtsausgaden der Gemeinden.» Angesichts der ungeheuren Steige rungen der Aufgaben der Sozialversicherung wird nur wenig die verhältnismäßig noch höhere Steigerung der Wohlfahrts ausgaben der Gemeinden erwähnt. Wie aus der vom Sta tistischen Rcichsamt veröffentlichten Finanzstatistik heroorgeht, stieg der Zuschußbedarf bei der wirtschaftlichen Fürsorge gegenüber der Vorkriegszeit von 158 auf 715 Millionen Reichsmark. Es haben sich also die Ausgaben vervierfacht, ja in den Städten mit 25000 bis 100000 Einwohnern sogar verfünffacht, während die daraus sich ergebenden Steuer lasten aus das Vierfache gestiegen sind. Bei der gesamten Wohlfahrspflege stieg der Zuschußbedarf der Gemeinden an teilsgemäß von 14 v. H. in der Vorkriegszeit auf 38 v. H. der Gegenwart. Am stärksten tritt diese Steigerung in den Großstädten mit 19 v. H. gegen 48 v. H. in Erscheinung, während sie in den Kleinstädten von 8—9v.H. auf 22—25 v. H- angewachsen ist. Allein bei der Jugendwohlfahrt ist eine Steigerung des Zuschußbedarfs von 125 auf 254 Mil lionen Reichsmark zu verzeichnen. Aus den Kopf der Be völkerung entfallen auf die Ausgaben für Jugend-, Wohl fahrt und Gesundheitswesen in den Großstädten 8,17 RM, in den Mittelstädten 4,54 RM, für das Wohnungswesen in den Großstädten 15 RM, in den Mittelstädten nicht ganz 10 RM für den Kopf, bei einer Gesamtausgabe von 450 Millionen RM. Dem standen in der Vorkriegszeit, ebenso wie dem jetzigen Zuschußbedarf von 112,5 Millionen RM der Erwerbslosensürsorge nur geringe Summen gegenüber. Bedenkt man dabei, daß die Steuerbefugniffe sowie die Steuerkraft der Gemeinden gegenüber der Vorkriegszeit sehr beschnitten ist, dann ist es erklärlich, daß der Etat der Ge meinden äußerst schwierig zu balanzieren ist. — (Sächsischer Militärvereinsbund.) Das Bundespräsidium des Sächsischen Militärvereinsbundes gibt bekannt, daß die diesjährige 56. Bundesversammlung am 29. und 30. Juni in Pirna stattfindet. — (Nur 35 Millionen für Kleinrentner.) Laut „Voss. Ztg" wird im neuen Reichsetat als einmalige Beihilfe für Kleinrentner ein Betrag von 35 Millionen ein gesetzt werden. Im vorigen Haushaltplan waren für diese Zwecke zunächst 25 Millionen, im Notetat aber dann weitere 25 Millionen bewilligt worden. Bei der angespannten Finanz lage des Reiches will man diesmal sofort einen etwas grö ßeren Betrag einsetzen, aber keinerlei Nachforderungen mehr genehmigen. Infolgedessen ist dem Blatt zufolge wohl auch das Schicksal des Rentnerversorgungsgesetzes, das von ver schiedenen Parteien gefordert wird, sehr zweifelhaft. Man hat im Reichsarbeitsministerium berechnet, daß sich im Jahre 1927 ungefähr 300 000 Kleinrentner in Fürsorge befanden, daß aber bei Annahme eines derartigen Gesetzes mindest-ns 300—400 Millionen erforderlich wären, um den Kleinrentnern eine jährliche Rente bezahlen zu können, selbst wenn durch den Gesetzanspruch, den die Rentner dann erhielten, eine Er sparnis von 75 bis 90 Millionen an Fürsorgemitteln einträte. Das Wichtigste Reichskanzler Hermann Müller ist am Sonntag von seinem Erholungs urlaub wieder in Berlin cingetroffen und wird an der am Montag statlfindenden Kabinettssitzung teilnehmen. Nach einer Meldung Berliner Blatter aus Mourtiers (Savoyen) wur den elf Touristen 550 Meter unterhalb der Spitze des Mont Jdvet von einer Lawine in die Tiefe gerissen. Drei von ihnen konnten nur als Leichen geborgen werden. Westdeutschlands Industrie über den Gilbert-Bericht bestürzt. Bochum. In der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer in Essen machte der Präsident, Generaldirek tor Tengeimann, bemerkenswerte Ausführungen zur Wirtschaftslage. Mit allem Nachdruck wies er darauf hin, daß die Wirtschaftskreise des rheinisch-westfälischen Industrie bezirks durch den letzten Bericht des Reparationsagenten aufs äußerste bestürzt seien. Dieser Bericht sei schon darum grundfalsch, weil er an der im Auslande be kannten Tatsache vorbeigehe, daß der Dawesplan bisher nur formal und lediglich deshalb funktioneirt habe, weil das Ausland ungeheuere Summen zur Bezahlung der uns auf- erlegten Lasten geliehen habe. Der Staat müsse durch ernste Inangriffnahme der Verwaltungs- und Steuerreform die unerträglich hohen Steuern abbauen, um insbesondere die Kapitalbildung anzuregen. poincars gegen Herabsetzung der Dawesiribuie. Vertrauensvotum der französischen Kammer für den Ministerpräsidenten. Paris. Die französische Kammer hat mit 325 gegen 251 Stimmen der Regierung PoincarL das Vertrauen aus gesprochen. Im Verlaufe der Kammersitzung hatte Poinrars eine Rede gehalten, in der er die Reparationsfrage behan delte und u. a. erklärte, wenn den französischen Forderungen keine Gerechtigkeit widerfahre, werde man auf den Dawes- plan zurückkommen, wenn die Sachverständigen dagegen eine dem französischen Standpunkt entsprechende Lösung finden, könne man das Problem der interalliierten Schulden unter einem neuen Gesichtswinkel betrachten. Poincare forderte, die Kammer müsse sich hinter ihn stellen, da sonst schwere Rückwirkungen wegen der Vor bereitung des Etats und der Sachverständigenberatungen die Folge wären. Frankreich habe bei irgendeiner Veränderung des Dawesplanes nichtszugewinnen, denn die gegen wärtigen Zahlungen ließen einen genügenden Ueberschuß für den Wiederaufbau. Die Gläubigerstaaten hätten Wert darauf gelegt, Deutschland über die Natur und die Bedeu tung ihrer Forderungen in Kentnnis zu setzen. Sie sind darin einstimmig zu der Auffassung gelangt, daß sie vorsichts- halber Deutschland mitteilen müßten, welches Minimum sie anzunehmen in der Lage seien. Poincarä ist also der Ueberzeugung, daß Deutschland auch ohne Wirtschaftsüberschüsse Jahrzehnte hin durch jährlich 2,5 Milliarden zahlen könne. Unter diesem Gesichtspunkte wären die Verhandlungen auf der Sachver ständigenkonferenz für Deutschland aussichtslos, Deutschland muß aber auf der Forderung der Herabsetzung der Dawcs- summe nach wie vor bestehen bleiben, da sonst die deutsche Wirtschaft gänzlich zum Erliegen kommt. Gehr schnelle Aniwort Rußlands an Polen. Moskau. Die Antwort der RSteregierung auf die dürftige und fadenscheinige Polennote ist bereits erfolgt, wobei die Schnelligkeit überrascht, die im Gegensatz zu der langen Zeit steht, die Polen für seine Stellungnahme ge braucht hat. Litwinow wirst Polen vor, daß es den Stand der Ver- Handlungen zwischen Warschau und Moskau über das Neu tralitätsabkommen ungenau dargestellt habe, und er überläßt Polen die alleinige Schuld an dem Stillstand der Verhand lungen. Gerade'weil Polen den Kellogg-Pakt unterzeichnet habe, ohne irgendwelche Klauseln zu verlangen, hätte man in Moskau gemeint, daß in Warschau gegen das Protokoll keine Einwände erhoben würden. Man scheine in Warschau, die Protokollunterzeichnung von der Teilnahme anderer Staa ten abhängig zu machen. , Bezüglich der Randstaaten teilt Litwinow mit, daß er auf diplomaitschem Wege ihre Stellung zum Kellogg-Pakt zu klären versucht habe. Litwinow erklärt sich für Rußland be reit, auch an Rumänien die direkte Aufforderung zum Beitritt zum Protokoll zu richten, sobald feststehe, daß Ru mänien den Kellogg-Pakt unterzeichnet habe. Allerdings könnten dadurch die bestehenden russisch-rumänischen Streitfragen nicht gelöst werden. In der russischen Note wird dann der polnische Hinweis als billiger Vorwand entlarvt, daß im Kellogg-Pakt selbst von irgendeiner Solidarität der Unterzeichner als Vor- aussetzung für dessen Inkrafattreten nicht die Rede sei. Lit winow betont zum Schluß, daß sein Vorschlag auf jeden Fall seinen Wert als ein Instrument der Friedenssicherung zwischen Moskau und Polen behalte, selbst wenn sonst kein anderer Staat beiträte. polnische Zoltmaßnahme gegen Deutschland. Warschau. Die polnisch« Zeitung „Expreß Poranny" weiß zu berichten, daß zwei längere Besprechungen zwischen vr. Hermes und dem polnischen Bevollmächtigten Twar dowski stattgefunden haben. Trotz erschöpfender Aus sprache sei es gelungen, eine Einigung in bezug auf das weitere Verhandlungsprogramm zu erzielen. Der Aufnahme konkreter Verhandlungen über den deutsch-polnischen Han delsvertrag ständen noch verschiedene Schwierigkeiten ent gegen. Der polnische Ministerrat hat den Beschluß gefaßt, einen Ausfuhrzoll auf polnisches Rohh-lz zu erheben. Diese Maß nahme richtet sich unmittelbar gegen Deutschland. Pierpont Morgan und Owen Poung die Vertreter Amerikas? Paris. Einer Privatinsormation des „New Bork Herold" zufolge werden John Pierpont Morgan und Owen Boung die amerikanischen Vertreter auf der Pariser Konferenz der alliierten und deutschen Sachverständi gen zur Lösung des Reparationsproblems sein. Thomas Nelson Perkins wird als Stellvertreter sowohl für Mor gan wie für Boung dienen. politischer Umsturz in -er Nor-mandschurei. Peking. Wie aus Tokio gemeldet wird, soll ein poli tischer Umsturz in der Nordmandschurei eingetreten sein. Tschanghsueliangsei gefangengenommen worden und das Waffendepot von Aufständischen besetzt, die angeblich vow dem ehemaligen Generalstabsches Tschangtsolin und dem letzten Generalstabschef Tschanghsueliangs, General Darmstadt. In einer Versammlung des Hessischen Land bundes sprach der Präsident des Neichslandbundes, Reichs tagsabgeordneter Hepp, über „Des Bauern Kampf nm sein Recht". Hepp kam auf den optimistischen Bericht des Reparationsagenten zu sprechen und sagte, daß er darin eine ungeheure Gefahr für die Gestaltung der kommenden Sachverständigenberatungen sehe. Wenn der Reparations agent die Lage der deutschen Landwirtschaft studiert hätte, so wäre er zu einem anderen Ergebnis gekommen. Die deut sche Wirtschaft stehe nichtaufgesunderGrundlage. Die Industrie verdanke ihre Scheinblüte fremdländi schen Krediten. Die Auffassung, als ob der Bauer bei den Reparationsfragen nicht mitzureden habe, sei falsch; denn der Bauer Habe mit seiner Verschuldung und Verarmung den größten Teil der auswärtigen Verpflichtungen abgetragen. Daher habe der deutsche Bauer aber auch weit mehr Recht als andere Berufsstände, bei den Reparationsfragen mitzu reden. Cs sei bedauerlich, daß bei der Ernennung der Sach verständigen keine Vertreter der Landwirtschaft berücksichtigt worden seien. Der Redner fragte dann: „Kann man von dem deut schen Volk, dessen Wirtschaftskörper zerrissen, dessen Vermö gen zerronnen ist und das bereits weit über 30 Milliarden Goldmark bezahlt hat, überhaupt noch weitere Leistungen verlangen?" Das heutige System des Paralmentarismus mit seinen Ueberspannungen und seinen Korruptionserscheinungen stehe vor einer schweren Krise. Wir hätten heute noch keine verfassungsmäßige Negierung und hätten die seltsamsten Schwankungen und Abstimmungen im Kabinett und Parla ment. Wir sind keine Anhänger dieses Systems, und wenn dieses System sich selber abwirtschaften will, so wollen wir es nicht daran hindern. Der Weg der Selbsthilfe der Land- Wirtschaft weise hin auf die Genossenschaften. Es fehle aller- dings noch an Genossenschaftsgeist. Rede des Reichslandbund - Prästdenle« Hepp Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt S-rptblatt und Atteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgettchtSbezirks: PulSnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißboch, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Ge;chSftSstelle: PulSnitz, Albertstraßr Nr. 2 Druck uns Verlag von S L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in P« Snitz VulsnHerIa-eblait l. Tel.»Adr.: Tageblatt Pulsnitz o Dresden 2138. Giro-Konto 148 Bank» Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und vTHDVkvT VTtA-H Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle PulSnitz Kernsorecher 18. 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