Volltext Seite (XML)
Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Z«tM«g erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Donn- «mb Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 46 Rps., bet Lieferung frei HauS SV Np:. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung ober SUiltrahlnug de« Bezugspreise». - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bet Wieder holungen «ach Preisliste Nr. 8 st« unsere« Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs . und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. A Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — i Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Mohr. / Verantwortlich für den Heimatteil, Sport und Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz, / für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. V.: 2280. Geschäftsstellen . Albertsttaße 2 und Adolf-Hitler-Str atze 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur .Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrater zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 147 Freitag, den 26. Juni 1936 88. Jahrgang VerttliilWttkllirMg im Pariser 6em Paris rechnet mit der Möglichkeit einer deutsch-französischen Verständigung Im französischen Senat erklärte der Vorsitzende des Auswärtigen Senatsausschusses, Henri Berenger, daß die Regierung mit der Möglichkeit einer deutsch-französischen Verständigung rechne; er persönlich warte seit langem dar auf, weil sie für den europäischen Frieden unerläßlich sei. Senator Lamery begrüßte es, daß die Regierung die Notwendigkeit einer französisch-italienischen Freundschaft unterstrichen habe. Nach einer Kritik des französisch-russi schen Paktes, der Frankreich in einen Krieg mit Deutschland stürzen könne, bezweifelte Lameri) die Hoffnungen, die die Regierung m eine Abrüstung setze. Nachdem Ministerpräsident Leon Blum auf einige Aeu- ßerungen geantwortet hatte, wies auch Außenminister Del- bos darauf hin, daß die Regierung nach kollektiver Sicher heit strebe. Auf Deutschland übergehend erklärte er, zwischen Frankreich und dem Reich gebe es seit dem 7. März eine ernste Meinungsverschiedenheit, die sich noch durch die „ir- tensive Ausrüstung Deutschlands, die aber niemanden be drohe", verschlimemrt habe. Der von Deutschland begangene Fehler (?), der diese Meinungsverschiedenheiten heraufbe schworen habe, sei um so schlimmer, als es zwischen den Auffassungen der beiden Länder nichts Unvereinbares gebe. Reichskanzler Hitler habe betont, daß er keine territorialen Forderungen mehr zu stellen habe, und keines der beiden Länder dürfe sich zum Richter des Regimes im anderen aufwerfen. Frankreich könne aber nichl den Grundsatz an nehmen, wonach der gegenseitige Beistand nur für gewisse Gebiete gelten solle. Man müsse zur Feststellung kommen, daß eine Uebereinstimmung der Auffassungen, insbesondere auch hinsichtlich der Achtung vor der Unabhängigkeit aller Staaten möglich sei. Der Senat nahm mit 185 zu 58 Stimmen eine radikal sozialistische Vertrauenserklärung für die Regierung an. Streik aus den Marinewerften Oie Arbeiter besehen die Werftanlagen Paris, 26. Juni. Nunmehr ist auch die französische Kriegsmarine durch die Streikbewegung in Mitleiden schaft gezogen worden. Etwa 300 Arbeiter der Werst von St. Denis bei St. Nazairc, die an Bord zweier Kreuzer und an Bord von vier Unterseebooten Ausbesscrungs- arbeiten durchführen, haben die Arbeit niedergelcgt. Die Arbeiter wollten zuerst au Bord der Schiffe bleiben und sic nach bekanntem Vorbild „besetzen". Später entschlossen sic sich aber, zwei in der Nähe der Werft liegende Hallen zu besetzen, dort die rote Fahne zu hissen und hier die Erfüllung ihrer Forderungen abzuwarten. Streik-Ende in Marseille? Der Seemannsstreik in Marseille kann als be endet angesehen werden, wenn keine neuen Schwierigkeiten auftauchcn. Am Mittwochabend fand eine Verhandlung des Ministerpräsidenten und des Unterstaatssekretärs für die Handelsmarine mit einer Abordnung der Streikenden statt. Noch während ihres Verlaufes traf ein Telegramm ein, wonach die Reeder sämtliche Forderungen der See leute annehmen. Daraufhin setzte sich der Ministerpräsi dent bei der Abordnung persönlich für sofortige Arbeits aufnahme ein. In der ersten Stunde des Donnerstag ertönten dann von sämtlichen Schiffen im Marseiller Hafen eine Viertelstunde lang die Sirenen, um der Be völkerung von Marseille den „Sieg" der streikenden Ma trosen zu verkünden. Wie inzwischen bekannt wird, hat der Streik der Marseiller Matrosen sich besonders für die Insel Kor sika zu einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit aus gewirkt, da durch das erzwungene Ruhen des Schiffahrts verkehrs keine Medikamente mehr dorthin verschickt werden konnten. Ebenfalls ist für Algerien die Stockung im Handelsverkehr mit dem französischen Mutterlande von weittragender Bedeutuna. wie aus einem drinaenden Appell der dortigen Unternehmerverbände an die Regie rung hervorgcht. Oie Handelskammern werden vorstellig Das Andauern der Streikbewegung — in ganz Frank reich werden noch fast 200 000 Streikende gezählt — hat in den französischen Wirtschaftskreisen stärkste Beunruhi gung hervorgerufen. Der Vorstandsausschuß der franzö sischen Handelskammern hat in einer Besprechung dem Ministerpräsidenten Leon Blum die Befürchtungen des Handels und der Jndustr-e wegen der durch die Fortfüh rung des Streiks und der Besetzung zahlreicher Fabriken drohenden Gefahren unterbreitet. Der Vorstandsausschuß der Handelskammern Frankreichs ersuchte weiterhin den Ministerpräsidenten uni sofortige Maßnahmen zum Schutz des Binnenmarktes. Auch auf den Schiffahrtsstreik in Marseille wurde hingewiesen. Ministerpräsident Blum soll versichert haben, daß er die klare Ueberzeugung einer fort schreitenden Beruhigung der Lage habe, und daß in Zu kunft keine Besetzung von Fabriken mehr geduldet wer den würde. Verstaatlichung der Kriegsindustrie Der französische Kabinettsrat hat einen vom Landes verteidigungsminister eingebrachten Gesetzentwurf gebil ligt, der die Verstaatlichung der Kriegsindustrie Vorsicht. Der Ministerpräsident wurde ermächtigt, einen Gesetzent wurf zur Eröffnung von Krediten für öffentliche Arbeiten zur Verbesserung der wirtschaftlichen Ausrüstung Frank reichs vorzulegen. Außerdem plant der Kabinettsrat Maßnahmen zur Bekämpfung der Preissteigerung. Auf Vorschlag des Ministers für Landesverteidigung, Daladier, hat der Kabinettsrat beschlossen, vom Parla ment die notwendigen Kredite anzufordern, um eine Ver doppelung der Löhnung der Soldaten und der Matrosen der Kriegsmarine zu ermöglichen und um die Auswendungen für die Verpflegung in der Armee und in der Flotte zu erhöhen. Die Löhnung betrug bisher täglich nur 25 Centimes (etwa 4 Pfennig). Künftig wer den die Soldaten also 50 Centimes (8^ Pfennig) täglich erhalten. LmMM «M in »er MWw« Aufschlußreiche Warschauer Enthüllungen Warschau, 25. Ium. Der „Jlustrowany Kurjer Cod- ziennh" befaßt sich in einem Artikel mit der schon wiederholt gemeldeten Tatsache, daß die Tschrchoslawakei sich anschicke, die Opepaionsbajis für die Armee der Sowjetunion zu bilden. Die Darlegungen des polnischen Blattes werden mit ver schiedenen Einzelheiten belegt. Namen, Dienstgrad und Forma tion sowie das Standguartier der einzelnen in der Tschecho slowakei befindlichen Sowjetoffiziere werden genau angegeben. Allem im Mai d. 2-, schreibt das Blatt, seien 48 Sowjet- vssiziere in Mährisch-Ostrau und in Nitra eingetroffen, von denen vier der Prager Kriegsschule zugeteilt wurden, wäh rend die anderen Flieger- und Nachrichtenformattonen zuge wiesen wurden. Das Blatt schreibt weiter, daß in der Tschechoslowake eine große Spiouage- organisasion der Sowjetunion aufgezogen wurde, die ihre Tätigkeit auch auf Polen erstreck«. Das polnische Blatt stellt weiter fest, daß die Tschechoslowakei als Operationsbasis für Moskau nach zwei Richtungen diene: .,a) als Hilfsstelle der sowjetrussischen Aufrüstung und der russischen Expansion, die sich nicht nur gegen Deutschland, sondern auch gegen Polen richtet, b) als starke Organisations basis für die Tätigkeit der Komintern in Polen, Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Oesterreich und teilweise auch in Deutschland." Man müsse sich die Frage stellen, was die Tschechoslowakei für Ziele verfolge, da im Zusammenhang mit diesen unbestreitbaren Tatsachen auch in der Tschechoslowakei namentlich unter dem Militär sich eine starke kommunistische Propaganda bemerkbar mache. Der tschechischen Oeffentlichkeit werde von amtlicher Seite gesagt, daß die Zusammenarbeit mit den Sowjetoffizieren sozusagen auf Wunsch Frankreichs geschehe. Angeblich soll der französische General Speisgut dem Derteidigungsministerium zu verstehen gegeben haben, daß der französische Generalstab es gerne sehen würde, wenn Offiziere der Roten Armee bei den tschechischen Fliegertruppen als Instrukteure eingestellt würden. Selbsttäuschung in Prag Im Auswärtigen Ausschuß des Prager Abgeordneten hauses beantwortete Außenminister Dr. Krofta in der Aussprache über seine letzte außenpolitische Rede die geäu- zerten Anfragen und Einwände. Auf einige Bedenken hin- ichtlich möglicher ungünstiger Folgen des Freund- chaftsverhältniffesder Tschechoslowakei zuSow- etrußland erwiderte der Minister, daß die tschech" w- wakische Außenpolitik, obwohl sie aus ihrer Gegnerichaft gegen den Bolschewismus niemals ein Hehl gemacht habe, die Furcht vor einer bolschewistischen Gefahr nicht befürch ten, so erklärte Dr. Krofta, geschieht das nicht au/ :mer Begeisterung für den Bolschewismus sondern aus umecrm festen Glauben an die unüberwindliche innere Stärke unse res eigenen Regimes. Äuck aus das Verhältnis zu Polen ging der Minister ein. In der Aussprache sei erklärt worden, daß kein pol nischer Regierungsfaktor je eine Erklärung abgegeben habe, aus der sich schließen ließe, daß der polnischen Außenpolitik Pläne zur Aufteilung der Tschechoslowakei nicht fremd seien; das genüge aber nicht. Wir vermissen vielmehr, erklärte Dr. Krofta ausdrücklich, daß bisher kein für die polnische Politik verantwortlicher Regierungsfaktor sich entschieden und klar gegen diese Pläne ausgesprochen hat. Auf die Anfrage eines Abgeordneten der Sudetendeut schen Partei über eine Neutralisierung der Tschechoslowakei nach schweizerischem Muster erklärte der Minister: Wir müssen mit der Tatsache rechnen, daß eine neutralisierte Tschechoslowakei, die sich die Möglichkeit einer entsprechenden Landesverteidigung verscherzt hätte in kurzer Zeit ein Zank apfel in Europa würde. Dem Frieden in Europa, erklärte Dr. Krofta, werden wir am besten dadurch dienen, wenn wir die bisherige Politik fortsetzen und unsere Verteidigung gewissenhaft ausbauen. Henleins Zeitung verboten Die „Rundschau, Sudeten deutsche Wochenzeitung", her ausgegeben von Conrad Henlein, wurde am Donnerstag a «f sechs Monate verboten. Die Verfügung erfolgte auf Grund des tschechoslowakischen Republikschutzgesetzes; nach den gesetzlichen Vorschriften gibt es dagegen kein Rechts mittel. Die „Rundschau" enthält die parteiamtlichen Ver lautbarungen der Sudetendeulschen Partei. politische Rundschau Sudetendeutsche Realschule abgebaut. Die deutsche Staatsrealschule in Mährisch-Ostrau soll entsprechend einem Auftrage des Prager Unterrichtsministeriums be ginnend mit dem Schuljahr 1936/37 nach und nach ab gebaut werden, so daß im Jahre 1940 die Anstalt nach 59jährigem Bestehen ihre Pforten schließen wird. Die Real, schule ist die einzige Schule dieser Art für das Sudeten deutschtum im gesamten nordmährisch-schlesischen In- dustriegebiet. Das neue polnische Vollmachtsgesetz angenommen. Der polnische Senat hat das neue Vollmachtsgesetz für den Staatspräsidenten ebenso wie vor einigen Tagen der Sejm mit allen Stimmen gegen die Stimmen der jüdi schen Minderheit angenommen.