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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diele Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpu. bei Lieferung frei Hans 50 Rpi. Postbezug monatlich 2.80 NM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstige! Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch aul Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag- Mohr Z- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Mohr. Verantwortlich kür den Heimatteil. Sport und Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. V.: 2250 Geschäftsstellen: Albertsvaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffenllickung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz 88. Jahrgang Nr. 135 Freitag, den 12. Juni 1936 Grotze Ziele bei Wrsster SMsmkeit Graf Schwerin von Krosigk über Finanz- und Wirtschaftspolitik Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigl führte in Rostock in einer Rede über Finanz- und Wirt schaftspolitik u. a. aus: Innerhalb der Unruhe, die die Welt erfülle, biete Deutschland das Bild friedlicher Arbeit und kraftvollen Aufbaus. In vcr Aufwärtsentwicklung, die seit 1933 in Deutsch land eingetrcten sei, habe sich noch kein Rückschlag oder Stillstand gezeigt. Die günstige Gestaltung der Arbeits- loscnziffern und der Steuereinnahmen in den letzten Mo naten beweise die Stetigkeit der Aufwärtsentwicklung auch im Jahre 1930. Die Stimmen, die m den vergangenen Jahren den bevorstehenden wirtschaftlichen und finanziel len Zusammenbruch Deutschlands prophezeit hätten, seien mehr und mehr vor der überzeugenden Sprache der Tat sachen verstummt. Diese staunenwerten Erfolge seien uns nicht als Ge schenke in den Schoß gefallen, sie seckn aber auch nicht das Ergebnis irgendwelcher Tricks oder Zauberkunststücke. Sie seien vielmehr der Ausdruck und die Folge der erst durch die Machtübernahme durch Adols Hitler möglich gewor denen, zielbewußten Ausnutzung und Zusammenfassung der gesamten finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Kräfte der Ration. Es sei die der deutschen Finanzpolitik auch für die Zukunft gestellte Aufgabe, die großen nationalen Auf gaben durch eine bewußte Konzentrierung aller finanziel len und Wirtschaftlichen Kräfte auf ein Ziel zu ermög lichen. Nur wenn die Ausgabcnpolitik der öffentlichen Hand, und zwar in allen ihren Teilen und Zweigen, sich dem Gebot schärfster Sparsamkeit unterordne und auf ein großes Ziel ausgcrichtet werde, könne sich dieses Ziel er reichen lassen. Diese Sparsamkeit habe sich nicht nur in der Achtung vor dem Steuergroschen zu erweisen, an dem Schweiß und oft genug Tränen des Steuerzahlers klebten, sondern vor allem auch in einer einfachen und zweckmäßigen, Doppelarbeit und Neben- und Gegeneinanderarbeiten ver meidenden Durchorganisation unseres gesamten öffent lichen Apparats. Dabei müsse man sich vor einer lebens fernen Zentralisierung hüten. Dem Wort: „Die Wirtschaft ist unser Schicksal" stellte »er Rcichsfinanzminiftcr die Worte Friedrichs des Großen entgegen, daß das Schicksal der Staaten auf den großen Männern beruhe, die ihnen zur rechten Stunde geboren würden. Der Führer in Wilhelmshaven In Begleitung von Blomberg und Raeder. Der Führer traf am Donnerstagvormittag in Beglei tung des Reichskriegsministers, Generalfeldmarschall von Blomberg, und des Generaladmirals Dr. h. c. Raeder in Wilhelmshaven ein. In seiner Begleitung befanden sich weiter u. a. Obergruppenführer Brückner, der Führer der Seibstandarte, SS.-Obergruppenführer Sepp Dietrich, und der Reichspressechef der NSDAP., Dr. Dietrich. Auf dem Lahnhof wurde der Führer vom Kommandierenden Ad miral der Nordseestation, Vizeadmiral Schultze, begrüßt. Unter den Klängen der Nationalhymne schritt der Führer die Front der von der Besatzung des Linienschiffes „Schleswig-Holstein" gestellten Ehrenkompanie ab. Der Bahnhofsplatz sowie alle Straßen, die der Führer passierte, waren von einer dichten Menschenmenge besetzt, die den Führer begeistert begrüßte. Anläßlich der Anwesenheit des Führers fand in Wil helmshaven eine Parade sämtlicher Marinetruppenteile ber Garnisonen statt. Ans der Fahrt vom Bahnhof bis zum Kasernenplatz am Mühlenweg sah sich der Führer »on einer Begeisterung ohnegleichen umjubelt. Die große Parade war ein auch in der Kriegsmarinestadl selten erleb tes militärisches Schauspiel. Die Marinctruppenteilc der Jadestädte in weißem Paradezeug, unter ihnen Abordnungen der Linienschiffe „Schlesien" und „Schleswig-Holstein", waren in einem großen Viereck angctreten. Schon von weitem hörte man auf dem Platz den anbrandcnden Jubel der Menge. Die Musik begann den Präsentiermarsch. Dann nahte der Führer, begleitet von Reichskricgsminister, Gencralfcld- marschall von Blomberg, und dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Raeder, zur rechten Seite den Kommandierenden Admiral der Nordsee, Vizeadmiral Schultze. Der Führer begrüßte zunächst die am rechten Flügel der Offiziere stehenden Hoheitsträger der Partei und ihrer Gliederungen im Gau Weser-Ems, die mit dem Gauleiter Karl Roever aus den Städten Bremen, Olden burg, Aurich usw. erschienen waren. Dann schritt er die lange Front der Truppensormationen ab. Nach dem Ab schreiten der Front formierten sich die Truppen zum Vor beimarsch. Nach der Parade begab sich der Führer zu einer kurzen Besichtigung der Marinewerft. Am Nachmittag stattete der Führer dem kleinen Fischerdorf an der Rord- seeküste, Horumersiel, einen Besuch ab, wo er im Strand hotel schon des öfteren während der Kampfzeit geweilt hat. Bekenntnis zur Gemeinschaft Reichsleiter Fiehler und die Reichssrauenführerin aus Burg Crössinsce. Berlin, 12. Juni. Reichsleiter Fiehler sprach in der Ordensburg Cröf- sinsee auf der Tagung der Kreiswalter der Deutschen Arbeitsfront über „Volksverbundene Gemeindeverwal tung". Als einer der ältesten Mitarbeiter des Führers, der Mitglied des Stoßtrupps „Hitler" war, hat er eines der wichtigsten Aufgabengebiete übernommen, die national sozialistische Gemeinschaft in der Gemeinde zu gestalten. Als Triebfeder einer nationalsozialistischen Gemeinde politik bezeichnete Reichsleiter Fiehler die Sorge um das Wohl der Gemeinschaft. Die Reichssrauenführerin, Frau Scholtz-Klink, gab, von stürmischem Beifall begrüßt, einen Gesamtüberblick über die deutsche Frauenarbeit. „Aus'dem Glauben an die Gemeinschaft", so betonte die Reichssrauenführerin, „be ruht unsere Weltanschauung. Wir müssen den Mut zu uns selbst und vor allen Dingen den Mut haben, niemals aus halbem Wege stehen zu bleiben und Kompromisse zu schließen Wir wollen mit unserer Arbeit dem deutschen Mann ein Geschlecht von Frauen formen, die wahrhaftige Kameraden des Mannes sind." Straßensammlmgen am 13. und 14. Mi Berlin, 12. Juni. Für den 13. und 14. Juni sind vom Reichs- und Preußischen Minister des Innern Haus- und Straßen- sammlungen dem Deutschen Roten Kreuz, der Inneren Mission und dem Caritas-Berband genehmigt worden. Dr. Schacht ln Belgrad Reichsbankpräsident Dr. Schacht stattete Donnerstag mittag in Belgrad dem Gouverneur der jugoslawischen Na tionalbank Dr. Radosavljecitsch seinen ersten Besuch ab. Der „Prawda" zufolge soll die Unterredung gewissen Fragen des deutsch-jugoslawischen Zahlungsverkehrs gegolten haben. Das gegenseitige Bestreben gehe dahin, die Handelsbeziehun gen möglichst eng zu gestalten. Deutschland stehe heute be reits an erster Stelle der jugoslawischen Ein- und Ausfuhr. Handelsminister Dr. Vrbanitsch gab Donnerstag mittag ein Frühstück zu Ehren Dr. Schachts, der am Nachmittag dem Ministerpräsidenten und Außenminister Dr. Stojadinowitsch einen einstündigen Besuch abstattete. Der Führer beglückwünscht Major von Stephani Berlin, 12. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat an Major von Stephani, den früheren Berliner Stahl» Helmführer, telegraphisch folgenden Geburtstagsglückwunsch ge sandt: „Zu Ihrem heutigen 60. Geburtstag spreche ich Ihnen in dankbarem Gedenken Ihres Kampfes um die nationale Erneuerung Les deutschen Bölkes meinen herzlichen Glück-, Wunsch aus. , (gez.) Adolf Hitler." Streikfieber auch in Belgien Vor einem neuen Versuch van Zeelands? Brüssel, 12. Juni. Nach der Konferenz der Parteiführer beim König, die ungefähr eine Stunde dauerte, wurde mitgeteikt, daß die von den drei Parteien für die Verhandlungen über die Regierungsbildung eingesetzten Ausschüsse nochmals zusammentreten werden, um zu prüfen, ob doch noch die Möglichkeit einer Verständigung besteht. Es verlautet in den Abendstunden, daß van Zee land nicht hartnäckig auf dem von ihm Donnerstag vor mittag ausgesprochenen Verzicht bestehen werbe und daß er vielleicht doch noch einmal einen neuen Versuch unter nehmen wolle. Da der erste Versuch van Zeelands an den maßlosen Forderungen der Sozialisten gescheitert ist, könne nach allgemeiner Auffassung ein solcher Versuch nur bann glücken, wenn entweder van Zeeland den Sozialisten mehr entgegenkommt ober wenn diese von ihren Forderungen Ab striche machen. Vorläufig find keine Anzeichen für ein Nach geben der beiden Partner zu sehen. — Der Generalrat der sozialistischen Partei hat Donnerstag nachmittag getagt und eine Entschließung angenommen, in der soziale Forderungen erhoben werden, die im Programm van Zeelands bis jetzt nicht enthalten waren. Die Aussprache, die in der Sitzung des Generalrates der sozialistischen Partei stattfand, hat bestätigt, baß die Sozialisten auf die außenpolitischen Punkte des Regierungsprogrammes diesmal ein stärkeres Gewicht liegen als in den früheren Jahren. Es fragt sich, ob sie wieder auf ihre lm Anfangs stadium der Krise entschieden betonte Forderung nach Besetzung des Außenministeriums durch Dandervelde, den langjährigen Vorsitzenden der zweiten Internationale und engeren Freund des französischen Ministerpräsidenten Dlum zurückkommen werde. Diese Forderung ist bis jetzt entschiedenem Wider stand begegnet, Nicht nur bei verschiedenen hohen Stellen, sondern auch bei Ler katholischen Partei. Inzwischen haben sich Vie Spannungen im Lande durch eine weitere Ausbreitung der Streiks, bei denen sogar schon Gendarmerie eingesetzt werden mußte, noch ver schärft. Im Gebiet vom Lüttich find Donnerstag zahlreiche Gruben in den Streik getreten. Die Streikenden haben nach dem Vorbild der französischen Revolutionäre die Gruben besetzt. Zur Räumung muhten starke Gendarmerieaufgebote eingesetzt werden. Die Kommunisten entfalten eine fieber haft« Tätigkeit, um den Streik eine möglichst große Ausdeh nung zu verschaffen. Die verworrene Lage, die durch das Ver halten ber der Regierungsbildung geschaffen wurde, kommt ihnen dabei sehr zustatten. Zuspitzung der Streiklage in Belgien Wie die „Libre Belgique" meldet, hat d«r Generalstreik im Lütticher Kohlenbecken einen eindeutig revolutionären Charakter angenommen. Die Arbeiter hätten auf einer Prube, die von ihnen besetzt worden sei, rote Fahnen ge hißt. Der sozialistische Bürgermeister von Herstal habe sich geweigert, Gendarmerie anzufordern, um die Grube M räumen. Man befürchtet, daß sich die Arbeiter der Metallindustrie der Streikbewegung anschließen werden. Im Hafen von Antwerpen ruht Lie Arbeit immer noch vollständig. In ber Diamantindustrie befinden sich 2000 Arbeiter im Streik.