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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn 88. Jahrgang Nr. 38 Freitag, den 14. Februar 1936 Der Führer als Olympia-Gast und Zwangsvergletch wird ter für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlatz hinfälÜU Anzeige« sind an den Erschetnungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Berlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'« Erbe» Verantwortlich für Oertltches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSultz, D. A. I.; 2250. Geschäftsstellen: Albertsti.2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 5SL Diete Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Rps., bei Lieferung frei Haus 80 rkpi. Postbezug monatlich 2.30 RM. 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An dritte Stelle gelangte das Warnung vor Moskau Sowjetpakt enthält mehr Gefahrenmomente als Friedensgarantien — Paris, 14. Februar. Die französische Kammer sprach sich bei der Erörterung Aes Wahlresormvorschlags gegen die Verhältniswahl aus. Ministerpräsident Sarraut gab eine Erklärung zu dem roya- Wischen Angriff auf den Marxistenführer Leon Blum ab. «r erklärte, die Regierung werde nicht mehr zögern, ener gisch einzugreifen. Bei dem Vorgehen gegen Blum handele 's sich um einen organisierten Anschlag. Augenblicklich seien Hwei Untersuchungen im Gange. Dann wurde die Aussprache Uber den französisch-sowjetrussischen Pakt fortgesetzt. Der linksunabhängige Abgeordnete Montigny (Mitte) ^klärte, die Aussprache könne den Bestand des französischen Goikes aufs Spiel setzen. Der Pakt erhöhe die weitreichen- °en Verpflichtungen erheblich, die Frankreich Sowjetrußland gegenüber dadurch übernommen habe, daß die Sowjetunion 'N den Völkerbund eingetreten sei. Der gegenseitige Bei standspakt setze Frankreich der Gefahr aus, daß es im Osten Europas allein handeln müsse. Es handele sich also nicht snehr um eine Frage der kollektiven Sicherheit. Montigny nagte weiter, ob zwischen Frankreich und der Sowjetunion Mlitärverträge abgeschlossen seien. Derartige militärische Verpflichtungen wären gleichbedeutend mit den alten mili- irische« Bündnissen. , Der Berichterstatter Torres erklärte, daß Frankreich 'elbst über die Form des Beistandes befinden könne. Frank reich habe Sowjetrußland gegenüber nicht mehr Nerpflich- Angen als Polen und der Tschechoslowakei gegenüber. Außenminister Flandin bemerkte, er werde auf die einzelnen Einwände erst am Schluß der Aussprache antworten. . Zum Schluß erklärte Montigny zusammenfassend, daß französisch-russische Vertrag mehr Gefahrenmomente als Friedensgarantien bringe. Die Kammer müsse den auslän- "'Ichen Mächten, die bestrebt seien, die Ratifizierung des Vertrages durchzusehen, Widerstand leisten, da dieser ver mag für Frankreich die Verpflichtung zur Folge haben wnnte, in einen Krieg verwickelt zu werden, den es vermei den könne. Als ehemaliger Kriegsteilnehmer fordere er die Legierung auf, unverzüglich mit Deutschland zu verhan deln. Dieser letzte versuch müsse gemacht werden, um eine stolaslrophe zu verhindern. r» Der elsässische Abgeordnete Rosso erklärte, seine Meunde würden gegen die Ratifizierung stimmen. Die ^Ursprache wurde danach auf Dienstag vertagt. fr an- Royalisten verprügeln Leon Blum Eine folgenreiche politisch« Tat 13. Februar. Als der sozialdemokratische . tq-VA Abgeordnete Leon Blum nach Abschluß der Dormit- Et I?""? der Kammer in seinem Kraftwagen den Boulevard be« h.rmE entlang fuhr, wurde sein Wagen in der Nähe Kyl.,» ^Ministeriums von einer Grupp« Royalisten ang«- bes « we. ssch dort versammelt hatten, um der Beisetzung b^^°balist«n «nd Akademiemitgliedes Jacques Bainville »hnen. Die jungen Royalisten schlugen mit Stöcken di« K k b«" des Wagens ein und verletzten Leon Blum Nachspiel zu dem Angriff auf Lean Blum tätliche Angriff auf den Marxistenführer Leon Kloben hat bereits eine gerichtlich« Untersuchung nach sich Es wurde fest gestellt, daß Blum mehrere Wunden im Gesicht und auf dem Kopf drvongetragen hat, die von Schlä gen mit einem harten Gegenstand herrühren. Einer dieser Schläge hat die Schläfengegend verletzt und ein Blutgefäß zer rissen, was zu einer inneren Blutung geführt hat- Ein kleiner chirurgischer Eingriff war notwendig geworden. Leon Blum hat in den Nachmittagsstunden des Donners tag das Krankenhaus verlassen können und ist in seine Wohnung übergeführt worden. Wie erst jetzt bekannt wird, wurde auch die Fran des Abgeordneten Monnet, die sich ebenfalls in dem Auto befand, niedergeschlagen und verletzt. Oie „Aciion Francaise" ver-oien! Der französische Winisterrat trat zu einer außerordent lichen Sitzung zusammen, in der die Auflösung der Liga der Action Francaise, des Sludentenverbandes der Action Fran caise und der sogenannten Lamelots du Roy, der eigent lichen Kerntruppe der Aclion Francaise beschlossen wurde. Ministerpräsident Sarraut hat auf Grund des Gesetzes vom 10. Januar 1936 eine entsprechende Verordnung dem Prä sidenten der Republik zur Unterzeichnung vorgelegl. An schließend fand eine Haussuchung bei der Liga der Action Francaise statt. Die Haussuchung bei der Action Francaise Di« Haussuchung bei d«r Action Francaise dauerte gegen 22 Uhr (MEZ.) noch au. In dem Gebäude der Action Frau- caise befinden sich das Ehepaar Daudet, Charles MaurraD und die Führer der Camelot du Roy. Der Polizeikommissar und der Untersuchungsrichter werden durch 60 Polizeiinspek toren' unterstützt, während di« Umgebung von einem scharfen Ordnungsdienst überwacht wird. Im Verlaufe des Abends sind an zahlreichen Stellen der Stadt bedeutende Polizeikräfts zusammengezogen worden, Zwischenfälle werden jedoch bisher nicht gemeldet. < - Der Hauptschriftleiler der „Action Francaise", Pujo, erklärte einem Pressevertreter gegenüber, daß das Ergebnis der Haussuchung der Action Francaise in keiner Weis« ab träglich sein könne. Man habe eine alte List« von Mit gliedern der Action Francaise vor dem Krieg« beschlagnahmt, die keinerlei Wert habe. Di« Aufforderung, di« Namen der gegenwärtigen Camelots und der Mitglieder der Liga Mitzu teilen, habe er abgelehnt, ebenfalls die Auslieferung der Rechnungsbücher. Man könne Männer verhaften, Bünde a^lösen, aber nie werde es gelingen, eine Idee zu unterdrücken. Die Mitglieder der Action Francaise feien Monarchisten seit 30 Jahren, und ihre Haltung sei genau bekannt. Di« Action Francaise stell« keinen Bund im Sinne des Gesetzes dar. Er sei also über den Ausgang der Untersuchung völlig be ruhigt. Verfahren wegen Aufforderung zum Mord gegen Chr -les Maurras eingeleitet In der Umgebung des Ministerpräsidenten versichert man, Sarraut sei entschlossen, dafür zu sorgen, daß die Auflösung der Action Francois« nicht nur auf dem Papier stehe. I<de öffentliche Kundgebung der Camelots du Roi werde künftig nicht nur verboten, sondern unterdrückt werden. Zur Zeit sei kein: R«d« von der Verhaftung politischer Persönlichkeit««, Die Regierung werde erst zusehen, wi« das Gesetz befolgt werde < und entsprechend handeln. Das gerichtlich« Erfahren fei «m- qeleitet worden und müfs« erst abgeschlossen werden. ' Das Pariser Gericht hat gegen Charles Maur r a s und den Herausgeber der Tageszeitung „Action Francaise «in Verfahr«« weq«n Aufforderung zum Mord auf Grund eines am 13. Januar, und zwar unmittelbar nach Verabschiedung des Geßetzes über dl« Bestrafung solcher Her ausforderung erschienenen Artikels eingeleitet. Chiles Kamps gegen den Kommunismus Santiago de Ehil«, 13. Februar. Die Streikbewe gung flaut immer mehr ab. Die Regierung hat geg«« die Aufrührer erneut m mehreren Fällen Verbannung«» ver hängt. ' Di« Marxist«» haben als Protest gegen bas tatkräftig« Vorgehen der Regierung eine chilenische Zweigstelle der „Ligw für Menschenrecht«" gegründet. Die chilenische Presse setzt sich immer mehr für die Grun duna einer füdamerikanlfchen Einheitsfront gegen den Kommunismus ein. Di« Blätter erklären, Chile, Bra silien, Argentinien, Peru, Uruguay und Paraguay müßten sich gegen -den gemeinsamen kommunistischen Feind zusammen schließen. Kronrat in Athen Vor der Bildung eines Koalitionskabiuetts Athen, 13. Februar. Unter Vorsitz König Georg L tagte den ganzen Donnerstag hindurch «in Kronrat, an dem neben Ministerpräsident Demerdzis di« Führer fast sämtlicher Parteien teilnahmen. Der König schildert« «ingehsnd di« politische Lage, wie sie sich nach seinen Beratungen mit den verschiedenen Partei führer« darstellt. Der König appelliert« an die Vaterlands liebe der Versammelten und fordert« sie auf, dem Lande ein« dauerhafte Regierung zu geben. Er wies hierbei auf di« gespannte internationale Lag« Hin, di« es nicht gestatte, wiederum zu Neuwahlen zu schreiten. Am Schluß der Sitzung wurde die Möglichkeit einer Re gierungsbildung unter Teilnahme der Volkspartei, der Venizelisten und -der Partei Metaxas erörtert, hier bei ergab sich zwischen Tsaldaris und Sophulis ein« so weit gehende Uebereinstimmung, daß im Anschluß an den Kronrat sofort Verhandlungen über die Regierungsbildung eröffnet wurden. l Di« Verhandlung«« gestalteten sich uin so einfacher, als die Venizelisten di« Militärfrage nicht mehr anschnitt«n. Am späten Abend waren di« Besprechungen so weit gediehen, daß bereits Einzelheiten über die Zusammensetzung des künftigen» Kabinetts bekannt wurden. So verlautete, daß als Minister präsident eine außerhalb des Parlaments stehend« Per sönlichkeit in Betracht komm«. Man denkt hierbei vor allem an Demerdzis. Metaxas ist augenscheinlich als Kriegs- mimster, Maximos als Außenminister vorgesehen. Ein frisches Gowatenwori General Hamilton gegen den Bischof von Durham. Der bekannte englische General Sir Ian Hamilton wendet sich in der „Time s" gegen den Bischof von Dur ham, der mit anderen zusammen dafür Stimmung machen wollte, daß die Einladung zu- 550. Gründungsfeier der Uni versität Heidelberg von den englischen Universitätskrei sen nicht angenommen wird. General Hamilton schreibt: „Ich möchte als alter Soldat der Hoffnung Ausdruck geben, daß die wackeren Vertreter unserer Universitäten den Brie fen des Bischofs von Durham und Norman Beatwichs nicht die geringste Beachtung schenken. Vor kurzem, als es be kannt wurde, daß ich einige deutsche Frontoffiziere zu Gast haben werde, erhielt ich Briefe, die in demselben Geiste wie die Zuschrift des Bischofs gehalten waren. Man verlangte von mir, daß ich bei dieser Gelegenheit meinen Gästen wegen ihres „brutalen und unnatürlichen Benehmens" Vor haltungen machen solle. Die Briefschreiber erkannten oder verstanden nicht, daß meine Gäste mich dann wegen der Elendsviertel von Glasgow oder der Trostlosigkeit von Durham tadeln würden. Vermutlich würde ein Deutscher init einer Wurst auf. mich losprügeln. Ich würde ihm einen schottischen Fleischpuddinü an den Kopf werfen, und dann wären beide Länder im Krieg — oder zum mindesten einen Schritt näher daran, hochachtungsvoll Ian Hamilton."